2. Die Wasser-Benedictenwurtzel/ Ca- ryophyllata aquatica nutante flore, C. B. aqua- tica flore rubro striato, J. B. vergleicht sich der ersten mit ihrem stengel und blättern/ also daß sie beyde schwerlich zu unterscheiden sind. Allein ist ihre wurtzel drey quer hand lang/ braun-roth und fingers-dick/ sie hat wenigere zaseln/ und gibt einen bitterlichten geschmack/ und kein starcken nägelein-geruch von sich. Jhre blumen erscheinen bleichlicht/ mit etwas wenigs purpurfarb vermischt/ und werden einer schellen ähnlich. Endlich verursacht der haarige same ein grösser knöpf- lein als am ersten/ welches gemeiniglich nach abfallung der blumen auff einem braun-rothen kelchlein sitzet. Sie wächßt in den wäldern/ sumpffichten orten/ und auff den feuchten matten/ fürnemlich in Braband und Engelland. Jst Hieronymo Trago erst- lich auß dem Gengebacher-wald hinder Of- fenbu[u]g zukommen. Man findet noch ein art mit gefüllten blumen/ so allhier neben den einfachen abgebildet ist; Caryophyllata aquatica flore multiplici altera, C. B.
[Abbildung]
Berg-Benedictenwurtzel.Caryophyl- lata montana.
3. Die Berg-Benedictenwurtzel/ Caryo- phyllata motana, Ger. alpina lutea, C. B. montana flore magno luteo, J. B. hat wurtzen mit wenige- ren zasein/ und riecht auch nicht so starck als die erste/ ist am geschmack herb und trocken/ wächßt fingers-und bißweilen daumens-dick/ die blätter vergleichen sich auch den vorigen/ allein daß sie runder/ liecht-grüner/ und drey oder viermahl grösser sind: ein jedes blat wird gemeiniglich in drey spalten zertheilt/ und mit kleinen schnittlein umkerfft. Der stengel wird rund/ fast anderthalb elen lang/ und wie das gantze kraut mit raucher wolle überzogen/ auff welchem schöne gelbe/ selten aber braun-rothe oder weisse blumen von sechs blättern/ wie Cisten-rößlein erscheinen/ [Spaltenumbruch]
denen ein schwartzlichter same nachfolget. Sie wächßt auff den bergen an grasichten orten/ als im Vesch-gebürg/ Waßgaw/ in Oestereich/ Ungarn/ Normandey und Engelland. Petrus Andreas Matthiolus hat sie erstlich in Böhmen auff dem Berg Cor- comos angetroffen/ allwo der Elbfluß ent- springet. Man pflantzet sie auch in die Gär- ten. Es hat noch ein kleinere art dieses Ge- schlechts/ Caryophyllata Alpina minor, C. B.
4. Die Bündnerische Benedieten-wurtzel/ Caryophyllata Alpina quinquefolia, C. B. pen- taphyllata, J. B. Wächßt auff den Bündne- rischen Alp-gebürgen nicht weit von Cleven.
5. Die Benedicten-wurtzel mit Gundel- räb-blättern/ Caryophyllata foliis Hederae terrestris, C. B.
6. Die Jtaliänische Benedicten-wurtzel/ Caryophyllata Alpina Apii folio, C. B.
Eigenschafft.
Die Wurtzel von diesem Gewächs wird allein in der Artzney gebraucht/ und deßwe- gen in dem Mertzen und Aprill bereits auß- gegraben. Führet ein balsamisches/ milt- flüchtiges/ mit irdischen theilen wolvermisch- tes Saltz/ und hat daher die eigenschafft zu eröffnen/ gelind zu wärmen/ zu tröcknen/ anzuhalten oder zusammen zu ziehen/ Flüs- se zu verhüten/ das Haupt/ Hertz/ Miltz und Magen zu stärcken/ gerunnen Blut zu zer- theilen und zu heilen.
Gebrauch.
Die Benedicten-wurtz stärcket das schwa-Schwa- ches Haupt und He[r]tz/ blödes Ge- sicht/ grim- men/ Mut- terweh/ kalter ver- schleimter magen/ ge- schwär der Lungen/ verstopf fung der Le- ber/ verseh- rung iner- licher glie- der/ blut- speyen/ blut- harnen/ melancho- ley/ närri- sche Phan- tasey/ un- sinnigkeit. Geschwär und löcher im Halß. Zahnweh. Weisser weiber-fluß che Haupt und Hertz/ ist gut wider das blöde Gesicht/ vertreibet das Grimmen und Mut- terweh/ bekommet wol dem kalten verschleim- ten Magen/ bessert die Däwung/ reiniget die Geschwär der Lungen vom Eyter/ eröffnet die Verstopffung der Leber/ und heilet die Versehrung aller innerlichen Glieder/ so man ein loth in einer maß weissen Wein sie- det/ und nach belieben davon trincket. Also gebraucht/ ist sie auch gut wider das Blut- speyen/ Blutharnen/ Melancholey/ närri- sche Phantasey/ und behütet vor der Unsin- nigkeit.
So man Geschwär oder Löcher im Halß hat/ soll man Benedicten-wurtzel und Kraut in halb Wasser und weissen Wein sieden/ und den Mund offt damit gurgeln.
Der Rauch der Benedicten-wurtzel in den Mund gelassen/ stillet das Zahnweh.
Benedicten-wurtzel gepülvert und den dritten theil einer Ducaten schwer in rothem Wein genommen/ stillet den weissen Weiber- fluß.
Ein nutzliches Wundtranck zu frischenFrische und alte Wun- den/ Ge- schwär/ Fi- stel. und alten Wunden/ Geschwären und Fi- steln. Nim Benedicten-wurtzel zwey loth/ Benedicten-kraut/ Sanickel/ Ehrenpreiß/ Wintergrün/ Heidnisch Wundkraut jedes ein handvoll/ zerschneide alles klein/ thue es in ein saubere kanne/ schütte darüber ein maß weissen Weins und frisch Brunnwas- sers/ verbinde die kannen wol/ stelle sie in ei- nen kessel mit siedendem Wasser/ lasse es darinn sieden/ alsdenn thue die kanne herauß/ wenn es kalt worden ist/ seihe es durch ein sauber tuch/ behalte den tranck auff/ und gib dem krancken morgens und abends ein glaß voll davon zu trincken.
Bene-
N n n n n
Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch]
2. Die Waſſer-Benedictenwurtzel/ Ca- ryophyllata aquatica nutante flore, C. B. aqua- tica flore rubro ſtriato, J. B. vergleicht ſich der erſten mit ihrem ſtengel und blaͤttern/ alſo daß ſie beyde ſchwerlich zu unterſcheiden ſind. Allein iſt ihre wurtzel drey quer hand lang/ braun-roth und fingers-dick/ ſie hat wenigere zaſeln/ und gibt einen bitterlichten geſchmack/ und kein ſtarcken naͤgelein-geruch von ſich. Jhre blumen erſcheinen bleichlicht/ mit etwas wenigs purpurfarb vermiſcht/ und werden einer ſchellen aͤhnlich. Endlich veꝛurſacht der haarige ſame ein groͤſſer knoͤpf- lein als am erſten/ welches gemeiniglich nach abfallung der blumen auff einem braun-rothen kelchlein ſitzet. Sie waͤchßt in den waͤldern/ ſumpffichten orten/ und auff den feuchten matten/ fuͤrnemlich in Braband und Engelland. Jſt Hieronymo Trago erſt- lich auß dem Gengebacher-wald hinder Of- fenbu[u]g zukommen. Man findet noch ein art mit gefuͤllten blumen/ ſo allhier neben den einfachen abgebildet iſt; Caryophyllata aquatica flore multiplici altera, C. B.
[Abbildung]
Berg-Benedictenwurtzel.Caryophyl- lata montana.
3. Die Berg-Benedictenwurtzel/ Caryo- phyllata mõtana, Ger. alpina lutea, C. B. montana flore magno luteo, J. B. hat wurtzẽ mit wenige- ren zaſein/ und riecht auch nicht ſo ſtarck als die erſte/ iſt am geſchmack herb und trocken/ waͤchßt fingers-und bißweilen daumens-dick/ die blaͤtter vergleichen ſich auch den vorigen/ allein daß ſie runder/ liecht-gruͤner/ und drey oder viermahl groͤſſer ſind: ein jedes blat wird gemeiniglich in drey ſpalten zertheilt/ und mit kleinen ſchnittlein umkerfft. Der ſtengel wird rund/ faſt anderthalb elen lang/ und wie das gantze kraut mit raucher wolle uͤberzogen/ auff welchem ſchoͤne gelbe/ ſelten aber braun-rothe oder weiſſe blumen von ſechs blaͤttern/ wie Ciſten-roͤßlein erſcheinen/ [Spaltenumbruch]
denen ein ſchwartzlichter ſame nachfolget. Sie waͤchßt auff den bergen an graſichten orten/ als im Veſch-gebuͤrg/ Waßgaw/ in Oeſtereich/ Ungarn/ Normandey und Engelland. Petrus Andreas Matthiolus hat ſie erſtlich in Boͤhmen auff dem Berg Cor- comos angetroffen/ allwo der Elbfluß ent- ſpringet. Man pflantzet ſie auch in die Gaͤr- ten. Es hat noch ein kleinere art dieſes Ge- ſchlechts/ Caryophyllata Alpina minor, C. B.
4. Die Buͤndneriſche Benedieten-wurtzel/ Caryophyllata Alpina quinquefolia, C. B. pen- taphyllata, J. B. Waͤchßt auff den Buͤndne- riſchen Alp-gebuͤrgen nicht weit von Cleven.
5. Die Benedicten-wurtzel mit Gundel- raͤb-blaͤttern/ Caryophyllata foliis Hederæ terreſtris, C. B.
6. Die Jtaliaͤniſche Benedicten-wurtzel/ Caryophyllata Alpina Apii folio, C. B.
Eigenſchafft.
Die Wurtzel von dieſem Gewaͤchs wird allein in der Artzney gebraucht/ und deßwe- gen in dem Mertzen und Aprill bereits auß- gegraben. Fuͤhret ein balſamiſches/ milt- fluͤchtiges/ mit irdiſchen theilen wolvermiſch- tes Saltz/ und hat daher die eigenſchafft zu eroͤffnen/ gelind zu waͤrmen/ zu troͤcknen/ anzuhalten oder zuſammen zu ziehen/ Fluͤſ- ſe zu verhuͤten/ das Haupt/ Hertz/ Miltz und Magen zu ſtaͤrcken/ gerunnen Blut zu zer- theilen und zu heilen.
Gebrauch.
Die Benedicten-wurtz ſtaͤrcket das ſchwa-Schwa- ches Haupt und He[r]tz/ bloͤdes Ge- ſicht/ grim- men/ Mut- terweh/ kalter ver- ſchleimter magen/ ge- ſchwaͤr der Lungen/ verſtopf fung der Le- ber/ verſeh- rung iner- licher glie- der/ blut- ſpeyẽ/ blut- harnen/ melancho- ley/ naͤrꝛi- ſche Phan- taſey/ un- ſinnigkeit. Geſchwaͤr und loͤcher im Halß. Zahnweh. Weiſſer weibeꝛ-fluß che Haupt und Hertz/ iſt gut wider das bloͤde Geſicht/ vertreibet das Grimmen und Mut- terweh/ bekommet wol dem kalten verſchleim- ten Magen/ beſſert die Daͤwung/ reiniget die Geſchwaͤr der Lungen vom Eyter/ eroͤffnet die Verſtopffung der Leber/ und heilet die Verſehrung aller innerlichen Glieder/ ſo man ein loth in einer maß weiſſen Wein ſie- det/ und nach belieben davon trincket. Alſo gebraucht/ iſt ſie auch gut wider das Blut- ſpeyen/ Blutharnen/ Melancholey/ naͤrꝛi- ſche Phantaſey/ und behuͤtet vor der Unſin- nigkeit.
So man Geſchwaͤr oder Loͤcher im Halß hat/ ſoll man Benedicten-wurtzel und Kraut in halb Waſſer und weiſſen Wein ſieden/ und den Mund offt damit gurgeln.
Der Rauch der Benedicten-wurtzel in den Mund gelaſſen/ ſtillet das Zahnweh.
Benedicten-wurtzel gepuͤlvert und den dritten theil einer Ducaten ſchwer in rothem Wein genommen/ ſtillet den weiſſen Weiber- fluß.
Ein nutzliches Wundtranck zu friſchenFriſche uñ alte Wun- den/ Ge- ſchwaͤr/ Fi- ſtel. und alten Wunden/ Geſchwaͤren und Fi- ſteln. Nim Benedicten-wurtzel zwey loth/ Benedicten-kraut/ Sanickel/ Ehrenpreiß/ Wintergruͤn/ Heidniſch Wundkraut jedes ein handvoll/ zerſchneide alles klein/ thue es in ein ſaubere kanne/ ſchuͤtte daruͤber ein maß weiſſen Weins und friſch Brunnwaſ- ſers/ verbinde die kannen wol/ ſtelle ſie in ei- nen keſſel mit ſiedendem Waſſer/ laſſe es darinn ſieden/ alsdenn thue die kanne herauß/ wenn es kalt worden iſt/ ſeihe es durch ein ſauber tuch/ behalte den tranck auff/ und gib dem krancken morgens und abends ein glaß voll davon zu trincken.
Bene-
N n n n n
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[833/0849]
Von den Kraͤuteren.
2. Die Waſſer-Benedictenwurtzel/ Ca-
ryophyllata aquatica nutante flore, C. B. aqua-
tica flore rubro ſtriato, J. B. vergleicht ſich der
erſten mit ihrem ſtengel und blaͤttern/ alſo
daß ſie beyde ſchwerlich zu unterſcheiden
ſind. Allein iſt ihre wurtzel drey quer hand
lang/ braun-roth und fingers-dick/ ſie hat
wenigere zaſeln/ und gibt einen bitterlichten
geſchmack/ und kein ſtarcken naͤgelein-geruch
von ſich. Jhre blumen erſcheinen bleichlicht/
mit etwas wenigs purpurfarb vermiſcht/
und werden einer ſchellen aͤhnlich. Endlich
veꝛurſacht der haarige ſame ein groͤſſer knoͤpf-
lein als am erſten/ welches gemeiniglich
nach abfallung der blumen auff einem
braun-rothen kelchlein ſitzet. Sie waͤchßt in
den waͤldern/ ſumpffichten orten/ und auff
den feuchten matten/ fuͤrnemlich in Braband
und Engelland. Jſt Hieronymo Trago erſt-
lich auß dem Gengebacher-wald hinder Of-
fenbuug zukommen. Man findet noch ein
art mit gefuͤllten blumen/ ſo allhier neben
den einfachen abgebildet iſt; Caryophyllata
aquatica flore multiplici altera, C. B.
[Abbildung Berg-Benedictenwurtzel. Caryophyl-
lata montana.
]
3. Die Berg-Benedictenwurtzel/ Caryo-
phyllata mõtana, Ger. alpina lutea, C. B. montana
flore magno luteo, J. B. hat wurtzẽ mit wenige-
ren zaſein/ und riecht auch nicht ſo ſtarck als
die erſte/ iſt am geſchmack herb und trocken/
waͤchßt fingers-und bißweilen daumens-dick/
die blaͤtter vergleichen ſich auch den vorigen/
allein daß ſie runder/ liecht-gruͤner/ und drey
oder viermahl groͤſſer ſind: ein jedes blat
wird gemeiniglich in drey ſpalten zertheilt/
und mit kleinen ſchnittlein umkerfft. Der
ſtengel wird rund/ faſt anderthalb elen lang/
und wie das gantze kraut mit raucher wolle
uͤberzogen/ auff welchem ſchoͤne gelbe/ ſelten
aber braun-rothe oder weiſſe blumen von
ſechs blaͤttern/ wie Ciſten-roͤßlein erſcheinen/
denen ein ſchwartzlichter ſame nachfolget.
Sie waͤchßt auff den bergen an graſichten
orten/ als im Veſch-gebuͤrg/ Waßgaw/
in Oeſtereich/ Ungarn/ Normandey und
Engelland. Petrus Andreas Matthiolus hat
ſie erſtlich in Boͤhmen auff dem Berg Cor-
comos angetroffen/ allwo der Elbfluß ent-
ſpringet. Man pflantzet ſie auch in die Gaͤr-
ten. Es hat noch ein kleinere art dieſes Ge-
ſchlechts/ Caryophyllata Alpina minor, C. B.
4. Die Buͤndneriſche Benedieten-wurtzel/
Caryophyllata Alpina quinquefolia, C. B. pen-
taphyllata, J. B. Waͤchßt auff den Buͤndne-
riſchen Alp-gebuͤrgen nicht weit von Cleven.
5. Die Benedicten-wurtzel mit Gundel-
raͤb-blaͤttern/ Caryophyllata foliis Hederæ
terreſtris, C. B.
6. Die Jtaliaͤniſche Benedicten-wurtzel/
Caryophyllata Alpina Apii folio, C. B.
Eigenſchafft.
Die Wurtzel von dieſem Gewaͤchs wird
allein in der Artzney gebraucht/ und deßwe-
gen in dem Mertzen und Aprill bereits auß-
gegraben. Fuͤhret ein balſamiſches/ milt-
fluͤchtiges/ mit irdiſchen theilen wolvermiſch-
tes Saltz/ und hat daher die eigenſchafft zu
eroͤffnen/ gelind zu waͤrmen/ zu troͤcknen/
anzuhalten oder zuſammen zu ziehen/ Fluͤſ-
ſe zu verhuͤten/ das Haupt/ Hertz/ Miltz und
Magen zu ſtaͤrcken/ gerunnen Blut zu zer-
theilen und zu heilen.
Gebrauch.
Die Benedicten-wurtz ſtaͤrcket das ſchwa-
che Haupt und Hertz/ iſt gut wider das bloͤde
Geſicht/ vertreibet das Grimmen und Mut-
terweh/ bekommet wol dem kalten verſchleim-
ten Magen/ beſſert die Daͤwung/ reiniget die
Geſchwaͤr der Lungen vom Eyter/ eroͤffnet
die Verſtopffung der Leber/ und heilet die
Verſehrung aller innerlichen Glieder/ ſo
man ein loth in einer maß weiſſen Wein ſie-
det/ und nach belieben davon trincket. Alſo
gebraucht/ iſt ſie auch gut wider das Blut-
ſpeyen/ Blutharnen/ Melancholey/ naͤrꝛi-
ſche Phantaſey/ und behuͤtet vor der Unſin-
nigkeit.
Schwa-
ches Haupt
und Hertz/
bloͤdes Ge-
ſicht/ grim-
men/ Mut-
terweh/
kalter ver-
ſchleimter
magen/ ge-
ſchwaͤr der
Lungen/
verſtopf
fung der Le-
ber/ verſeh-
rung iner-
licher glie-
der/ blut-
ſpeyẽ/ blut-
harnen/
melancho-
ley/ naͤrꝛi-
ſche Phan-
taſey/ un-
ſinnigkeit.
Geſchwaͤr
und loͤcher
im Halß.
Zahnweh.
Weiſſer
weibeꝛ-fluß
So man Geſchwaͤr oder Loͤcher im Halß
hat/ ſoll man Benedicten-wurtzel und Kraut
in halb Waſſer und weiſſen Wein ſieden/
und den Mund offt damit gurgeln.
Der Rauch der Benedicten-wurtzel in
den Mund gelaſſen/ ſtillet das Zahnweh.
Benedicten-wurtzel gepuͤlvert und den
dritten theil einer Ducaten ſchwer in rothem
Wein genommen/ ſtillet den weiſſen Weiber-
fluß.
Ein nutzliches Wundtranck zu friſchen
und alten Wunden/ Geſchwaͤren und Fi-
ſteln. Nim Benedicten-wurtzel zwey loth/
Benedicten-kraut/ Sanickel/ Ehrenpreiß/
Wintergruͤn/ Heidniſch Wundkraut jedes
ein handvoll/ zerſchneide alles klein/ thue es
in ein ſaubere kanne/ ſchuͤtte daruͤber ein
maß weiſſen Weins und friſch Brunnwaſ-
ſers/ verbinde die kannen wol/ ſtelle ſie in ei-
nen keſſel mit ſiedendem Waſſer/ laſſe es
darinn ſieden/ alsdenn thue die kanne herauß/
wenn es kalt worden iſt/ ſeihe es durch ein
ſauber tuch/ behalte den tranck auff/ und gib
dem krancken morgens und abends ein glaß
voll davon zu trincken.
Friſche uñ
alte Wun-
den/ Ge-
ſchwaͤr/ Fi-
ſtel.
Bene-
N n n n n
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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 833. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/849>, abgerufen am 21.11.2024.
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