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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Kräuteren.
[Spaltenumbruch] ten/ blühet im Sommer/ und bringt den
reiffen samen im Augstmonat. Die wurtzel
dieses Krauts bleibt wol biß in die 12. Jahr
unversehrt im erdreich/ alle Jahr schlägt sie
wider im Frühling auß/ und vergleichen sich
die ersten blättlein der jungen Angelica/ her-
nach aber werden sie je mehr und mehr dem
Eppich-kraut ähnlicher. Liebt von natur
einen schattichten ort. Die wurtzel/ wenn
sie mit einem Messer oder anderm Jnstru-
ment verwundet wird/ gibt einen wolrie-
chenden/ braunen Safft wie Hartz/ von sich.

[Abbildung] Frembder Liebstöckel. Ligusticum
Dioscoridis.

Der frembde Liebstöckel/ Ligusticum Di-
oscoridis verum, Tab. Ligusticum, quod Sese-
li officinarum, C. B.
Wächßt viel in Jtalien
in der Landschafft Ligurien auff den Apenni-
nischen Bergen/ gemeiniglich am schatten
und bey den wasseren. Er bringt ein schma-
len stengel/ ist mit den gewerben der Dill/
und mit den blättern dem Jtaliänischen
Steinklee oder der Geißrauten ähnlich/ auß-
genommen/ daß sie zärter und eines stärcke-
ren geruchs sind/ auch je näher sie dem o-
bersten theil des stengels kommen/ je schmä-
ler sie werden. Auff dem gipffel des stengels
erscheinen besondere kronen/ deren ein schwar-
tzer/ fetter und langer samen nachfolgt/ so
einen scharffen geschmack und gewürtz-geruch
von sich gibt. Die wurtzel ist weiß/ und ei-
nes starcken geruchs. Die Einwohner der
Landschafft Ligurien gebrauchen den samen
zu ihren Speisen an statt des Pfeffers.

Der Jtaliänische Liebstöckel/ Ligusticum
quorundam foliis Angelicae, J. B. Ligusticum
alterum, Matth.
Wächßt von sich selbst mit
zerkerfften/ zugespitzten blättern/ deren ge-
meiniglich fünff an einem stiel stehen. Oben
trägt er weißlichte Dolden/ darauß braun-
lichter samen wird. Die wurtzel ist auß-
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Jtaliänischer Liebstöckel. Ligusticum
Italicum.

A. Came-
rarii
Figur
so er vom
Kraut ab-
mahlen
lassen.

B. Matthi-
oli
Figur.

C. Liebstö-
ckel-samen.

wendig falb/ und inwendig weiß/ oben wer-
den viel Haar daran gesehen/ welche von
den abgedörrten Blätter-aderen überbleiben.

Eigenschafft.

Der Liebstöckel ist warmer und trockener
natur; Führet viel ölicht-flüchtiges/ räß-
lichtes/ alkalisches saltz bey sich/ und hat
dadurch die eigenschafft durchzudringen/ zu
eröffnen/ zähen schleim zu erdünnern/ den
magen und mutter zu stärcken/ den Harn/
grieß und sand zu treiben/ die monatblum
zu befürdern/ die brust zu reinigen/ den a-
them zu erleichtern/ die wunden und schäden
zu reinigen und zu heilen/ auch die wind und
bläste zu vertheilen. Die Wurtzel samlet
man im Aprill und Mäy/ die Blätter im
Brachmonat/ und den Samen im Herbst.

Gebrauch.

Der berühmte Wundartzt Felix WürtzSchwei-
nung an
einem
Glied.

vermeldet/ wenn man die wurtzel des Lieb-
stöckels grabe/ so die Sonn in den Widder
gehet/ und sie anhänge/ seye es ein bewehrt
mittel wider die Schweinung oder Abneh-
men eines Glieds.

Das destillierte Liebstöckel-wasser reinigetVersteckte
Reinigung
bey den
Kindbette-
rinnen/
Nachweh/
gerunnen
Blut im
Leib/ ver-
setzter
Harn und
Weiber-
fluß/ Eng-
brüstigkeit.

die Kindbetterinnen nach der Geburt/ ver-
hütet die Nachweh/ zertheilet das gerunnen
Blut im Leib/ befürdert den versetzten Harn
und Weiberfluß/ treibt den Stein fort/ und
ist den Engbrüstigen dienlich/ ein paar loth
davon offt getruncken.

Der verzückerte Samen dieses gewächs/
bißweilen auff ein halb loth geessen/ dienet
ingleichem zu allen obangeregten Kranck-
heiten.

Der rohe Samen aber zu pulver gestos-
sen/ und mit warmem altem weissen Wein
eines quintleins schwer mit Zucker vermischt/

ein-

Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch] ten/ bluͤhet im Sommer/ und bringt den
reiffen ſamen im Augſtmonat. Die wurtzel
dieſes Krauts bleibt wol biß in die 12. Jahr
unverſehrt im erdreich/ alle Jahr ſchlaͤgt ſie
wider im Fruͤhling auß/ und vergleichen ſich
die erſten blaͤttlein der jungen Angelica/ her-
nach aber werden ſie je mehr und mehr dem
Eppich-kraut aͤhnlicher. Liebt von natur
einen ſchattichten ort. Die wurtzel/ wenn
ſie mit einem Meſſer oder anderm Jnſtru-
ment verwundet wird/ gibt einen wolrie-
chenden/ braunen Safft wie Hartz/ von ſich.

[Abbildung] Frembder Liebſtoͤckel. Liguſticum
Dioſcoridis.

Der frembde Liebſtoͤckel/ Liguſticum Di-
oſcoridis verum, Tab. Liguſticum, quod Seſe-
li officinarum, C. B.
Waͤchßt viel in Jtalien
in der Landſchafft Ligurien auff den Apenni-
niſchen Bergen/ gemeiniglich am ſchatten
und bey den waſſeren. Er bringt ein ſchma-
len ſtengel/ iſt mit den gewerben der Dill/
und mit den blaͤttern dem Jtaliaͤniſchen
Steinklee oder der Geißrauten aͤhnlich/ auß-
genommen/ daß ſie zaͤrter und eines ſtaͤrcke-
ren geruchs ſind/ auch je naͤher ſie dem o-
berſten theil des ſtengels kommen/ je ſchmaͤ-
ler ſie werden. Auff dem gipffel des ſtengels
erſcheinen beſondere kronen/ deren ein ſchwar-
tzer/ fetter und langer ſamen nachfolgt/ ſo
einen ſcharffen geſchmack und gewuͤrtz-geruch
von ſich gibt. Die wurtzel iſt weiß/ und ei-
nes ſtarcken geruchs. Die Einwohner der
Landſchafft Ligurien gebrauchen den ſamen
zu ihren Speiſen an ſtatt des Pfeffers.

Der Jtaliaͤniſche Liebſtoͤckel/ Liguſticum
quorundam foliis Angelicæ, J. B. Liguſticum
alterum, Matth.
Waͤchßt von ſich ſelbſt mit
zerkerfften/ zugeſpitzten blaͤttern/ deren ge-
meiniglich fuͤnff an einem ſtiel ſtehen. Oben
traͤgt er weißlichte Dolden/ darauß braun-
lichter ſamen wird. Die wurtzel iſt auß-
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Jtaliaͤniſcher Liebſtoͤckel. Liguſticum
Italicum.

A. Came-
rarii
Figur
ſo er vom
Kraut ab-
mahlen
laſſen.

B. Matthi-
oli
Figur.

C. Liebſtoͤ-
ckel-ſamen.

wendig falb/ und inwendig weiß/ oben wer-
den viel Haar daran geſehen/ welche von
den abgedoͤrꝛten Blaͤtter-aderen uͤberbleiben.

Eigenſchafft.

Der Liebſtoͤckel iſt warmer und trockener
natur; Fuͤhret viel oͤlicht-fluͤchtiges/ raͤß-
lichtes/ alkaliſches ſaltz bey ſich/ und hat
dadurch die eigenſchafft durchzudringen/ zu
eroͤffnen/ zaͤhen ſchleim zu erduͤnnern/ den
magen und mutter zu ſtaͤrcken/ den Harn/
grieß und ſand zu treiben/ die monatblum
zu befuͤrdern/ die bruſt zu reinigen/ den a-
them zu erleichtern/ die wunden und ſchaͤden
zu reinigen und zu heilen/ auch die wind und
blaͤſte zu vertheilen. Die Wurtzel ſamlet
man im Aprill und Maͤy/ die Blaͤtter im
Brachmonat/ und den Samen im Herbſt.

Gebrauch.

Der beruͤhmte Wundartzt Felix WuͤrtzSchwei-
nung an
einem
Glied.

vermeldet/ wenn man die wurtzel des Lieb-
ſtoͤckels grabe/ ſo die Sonn in den Widder
gehet/ und ſie anhaͤnge/ ſeye es ein bewehrt
mittel wider die Schweinung oder Abneh-
men eines Glieds.

Das deſtillierte Liebſtoͤckel-waſſer reinigetVerſteckte
Reinigung
bey den
Kindbette-
rinnen/
Nachweh/
gerunnen
Blut im
Leib/ ver-
ſetzter
Harn und
Weiber-
fluß/ Eng-
bruͤſtigkeit.

die Kindbetterinnen nach der Geburt/ ver-
huͤtet die Nachweh/ zertheilet das gerunnen
Blut im Leib/ befuͤrdert den verſetzten Harn
und Weiberfluß/ treibt den Stein fort/ und
iſt den Engbruͤſtigen dienlich/ ein paar loth
davon offt getruncken.

Der verzuͤckerte Samen dieſes gewaͤchs/
bißweilen auff ein halb loth geeſſen/ dienet
ingleichem zu allen obangeregten Kranck-
heiten.

Der rohe Samen aber zu pulver geſtoſ-
ſen/ und mit warmem altem weiſſen Wein
eines quintleins ſchwer mit Zucker vermiſcht/

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[711/0727] Von den Kraͤuteren. ten/ bluͤhet im Sommer/ und bringt den reiffen ſamen im Augſtmonat. Die wurtzel dieſes Krauts bleibt wol biß in die 12. Jahr unverſehrt im erdreich/ alle Jahr ſchlaͤgt ſie wider im Fruͤhling auß/ und vergleichen ſich die erſten blaͤttlein der jungen Angelica/ her- nach aber werden ſie je mehr und mehr dem Eppich-kraut aͤhnlicher. Liebt von natur einen ſchattichten ort. Die wurtzel/ wenn ſie mit einem Meſſer oder anderm Jnſtru- ment verwundet wird/ gibt einen wolrie- chenden/ braunen Safft wie Hartz/ von ſich. [Abbildung Frembder Liebſtoͤckel. Liguſticum Dioſcoridis. ] Der frembde Liebſtoͤckel/ Liguſticum Di- oſcoridis verum, Tab. Liguſticum, quod Seſe- li officinarum, C. B. Waͤchßt viel in Jtalien in der Landſchafft Ligurien auff den Apenni- niſchen Bergen/ gemeiniglich am ſchatten und bey den waſſeren. Er bringt ein ſchma- len ſtengel/ iſt mit den gewerben der Dill/ und mit den blaͤttern dem Jtaliaͤniſchen Steinklee oder der Geißrauten aͤhnlich/ auß- genommen/ daß ſie zaͤrter und eines ſtaͤrcke- ren geruchs ſind/ auch je naͤher ſie dem o- berſten theil des ſtengels kommen/ je ſchmaͤ- ler ſie werden. Auff dem gipffel des ſtengels erſcheinen beſondere kronen/ deren ein ſchwar- tzer/ fetter und langer ſamen nachfolgt/ ſo einen ſcharffen geſchmack und gewuͤrtz-geruch von ſich gibt. Die wurtzel iſt weiß/ und ei- nes ſtarcken geruchs. Die Einwohner der Landſchafft Ligurien gebrauchen den ſamen zu ihren Speiſen an ſtatt des Pfeffers. Der Jtaliaͤniſche Liebſtoͤckel/ Liguſticum quorundam foliis Angelicæ, J. B. Liguſticum alterum, Matth. Waͤchßt von ſich ſelbſt mit zerkerfften/ zugeſpitzten blaͤttern/ deren ge- meiniglich fuͤnff an einem ſtiel ſtehen. Oben traͤgt er weißlichte Dolden/ darauß braun- lichter ſamen wird. Die wurtzel iſt auß- [Abbildung Jtaliaͤniſcher Liebſtoͤckel. Liguſticum Italicum. ] wendig falb/ und inwendig weiß/ oben wer- den viel Haar daran geſehen/ welche von den abgedoͤrꝛten Blaͤtter-aderen uͤberbleiben. Eigenſchafft. Der Liebſtoͤckel iſt warmer und trockener natur; Fuͤhret viel oͤlicht-fluͤchtiges/ raͤß- lichtes/ alkaliſches ſaltz bey ſich/ und hat dadurch die eigenſchafft durchzudringen/ zu eroͤffnen/ zaͤhen ſchleim zu erduͤnnern/ den magen und mutter zu ſtaͤrcken/ den Harn/ grieß und ſand zu treiben/ die monatblum zu befuͤrdern/ die bruſt zu reinigen/ den a- them zu erleichtern/ die wunden und ſchaͤden zu reinigen und zu heilen/ auch die wind und blaͤſte zu vertheilen. Die Wurtzel ſamlet man im Aprill und Maͤy/ die Blaͤtter im Brachmonat/ und den Samen im Herbſt. Gebrauch. Der beruͤhmte Wundartzt Felix Wuͤrtz vermeldet/ wenn man die wurtzel des Lieb- ſtoͤckels grabe/ ſo die Sonn in den Widder gehet/ und ſie anhaͤnge/ ſeye es ein bewehrt mittel wider die Schweinung oder Abneh- men eines Glieds. Schwei- nung an einem Glied. Das deſtillierte Liebſtoͤckel-waſſer reiniget die Kindbetterinnen nach der Geburt/ ver- huͤtet die Nachweh/ zertheilet das gerunnen Blut im Leib/ befuͤrdert den verſetzten Harn und Weiberfluß/ treibt den Stein fort/ und iſt den Engbruͤſtigen dienlich/ ein paar loth davon offt getruncken. Verſteckte Reinigung bey den Kindbette- rinnen/ Nachweh/ gerunnen Blut im Leib/ ver- ſetzter Harn und Weiber- fluß/ Eng- bruͤſtigkeit. Der verzuͤckerte Samen dieſes gewaͤchs/ bißweilen auff ein halb loth geeſſen/ dienet ingleichem zu allen obangeregten Kranck- heiten. Der rohe Samen aber zu pulver geſtoſ- ſen/ und mit warmem altem weiſſen Wein eines quintleins ſchwer mit Zucker vermiſcht/ ein-

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 711. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/727>, abgerufen am 23.11.2024.