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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Kräuteren.
[Spaltenumbruch] daß man zu seiner zeit die wurtzel der wilden
Pestnachen gesotten/ und zu der Speiß ge-
nossen habe/ welcher gebrauch aber bey uns
abgangen/ sintemalen die zahmen überflüs-
sig zu finden. Zudem ist die wurtzel der wil-
den Pestnachen so zähe und holtzicht/ daß
man die nicht wol geniessen kan.

Versteck-
ter Harn/
Wasser-
sucht/ ver-
steckte
Frauen-
zeit/ auß-
stossen der
Mutter/
hinderhal-
tung der
Geburt.

Ein quintlein des zahmen und wilden
Pestnachen-samens gesotten/ gesichtet/ und
getruncken/ treibt den Harn/ ist also gut den
Wassersüchtigen/ bringt den Frauen ihre
zeit/ wehret dem auffstossen der Mutter/ und
förderet die Geburt.



CAPUT XXXIV.
[Abbildung] Candianischer Möhren-kümmel.
Daucus Creticus.

Namen.

MOehren-kümmel heißt Griechisch/
[fremdsprachliches Material - 2 Wörter fehlen]. Lateinisch/ Dau-
cus, Daucum.
Jtaliänisch/ Dauco.
Frantzösisch/ Carotte.

Geschlecht und Gestalt.

1. Das erste Geschlecht/ der dünn-blätti-
ge Candianische Möhren-kümmel/ Daucus
foliis Foeniculi tenuissimis, C. B. Daucus Creti-
cus, Ger.
Hat eine lange/ fingers-dicke wur-
tzel/ so schier wie die Pastenach riecht/ da-
hero Matthiolus ihne ein Geschlecht der wil-
den Pastenach nennet. Die blätter verglei-
chen sich dem Fenchel-kraut/ außgenommen
daß sie schmäler und kleiner sind. Seine
stengel wachsen spannen-lang mit einer Cro-
ne von weissen blümlein. Der samen ist
weiß/ haarig/ am geschmack scharflicht
und hitzig/ eines süssen und lieblichen geruchs.
Wächßt in steinichtem erdreich und solchen
orten/ welche den Sonnenschein jederzeit ha-
ben. Jn Candien wächßt er häuffig von sich
selbst/ wie auch auff dem Engelsberg Gar-
[Spaltenumbruch] gano/ und andern orten in Jtalien. Bey
uns in Teutschland wird er mit andern
frembden gewächsen in den Gärten gezielet.
Man findet in Candien noch ein andere art/
welche einen anderthalb elen hohen stengel
bekomt. Die blätter vergleichen sich dem
Coriander/ sind aber etwas dicker und klei-
ner. Seine Cron trägt gelbe blumen/ und
ist der samen dem Kümmel ähnlich. Man
isset allda die wurtzel und blätter in dem
Frühling/ welche ein Gewürtz-geschmack
von sich geben/ Daucus Creticus nodosus
umbella lutea, C. B.

[Abbildung] Berg-Möhren-kümmel. Daucus
montanus.

2. Der Berg-Möhren-kümmel/ Daucus
Alpinus multifido longoque folio, s. Monta-
nus umbella candida, C. B. Daucus Creticus
semine hirsuto, J. B.
Hat ein dicke und lan-
ge wurtzel. Die Blätter sind schmäler und
kleiner als am Fenchel. Der samen ist läng-
licht/ spitzig/ weißlicht/ haarig und wol-
riechend/ so man ihne im mund kewet/ gibt
er einen gewürtzten geschmack von sich. Die
Stengel sind selten einer spannen hoch/ es
werde denn durch die güte des erdreichs ihme
geholffen/ auff deren gipffel ein weisse Blu-
men-kron erscheinet. Wächßt auff den Vi-
centzischen/ Genuesischen/ Savoyschen/
Oesterreichischen und Schweitzerischen Alp-
gebürgen. Auff dem Lucernischen Froc-
mont/ allda man ihne ohn einige ursach
Wolffswurtz nennet/ überkomt er noch klei-
nere und kürtzere blätter: man findet ihne
auff dem höchsten ort des Bergs Widerfeld
genannt/ mit einer süssen wurtzel. Welcher
auff dem Solothurnischen Berg Wasserfall
wächßt/ hat längere blätter als jener so auff
dem Jtaliänischen Berg Baldo bey Verona
herfürkomt.

3. Die
A a a a

Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch] daß man zu ſeiner zeit die wurtzel der wilden
Peſtnachen geſotten/ und zu der Speiß ge-
noſſen habe/ welcher gebrauch aber bey uns
abgangen/ ſintemalen die zahmen uͤberfluͤſ-
ſig zu finden. Zudem iſt die wurtzel der wil-
den Peſtnachen ſo zaͤhe und holtzicht/ daß
man die nicht wol genieſſen kan.

Verſteck-
ter Harn/
Waſſer-
ſucht/ ver-
ſteckte
Frauen-
zeit/ auß-
ſtoſſen der
Mutter/
hinderhal-
tung der
Geburt.

Ein quintlein des zahmen und wilden
Peſtnachen-ſamens geſotten/ geſichtet/ und
getruncken/ treibt den Harn/ iſt alſo gut den
Waſſerſuͤchtigen/ bringt den Frauen ihre
zeit/ wehret dem auffſtoſſen der Mutter/ und
foͤrderet die Geburt.



CAPUT XXXIV.
[Abbildung] Candianiſcher Moͤhren-kuͤmmel.
Daucus Creticus.

Namen.

MOehren-kuͤmmel heißt Griechiſch/
[fremdsprachliches Material – 2 Wörter fehlen]. Lateiniſch/ Dau-
cus, Daucum.
Jtaliaͤniſch/ Dauco.
Frantzoͤſiſch/ Carotte.

Geſchlecht und Geſtalt.

1. Das erſte Geſchlecht/ der duͤnn-blaͤtti-
ge Candianiſche Moͤhren-kuͤmmel/ Daucus
foliis Fœniculi tenuiſſimis, C. B. Daucus Creti-
cus, Ger.
Hat eine lange/ fingers-dicke wur-
tzel/ ſo ſchier wie die Paſtenach riecht/ da-
hero Matthiolus ihne ein Geſchlecht der wil-
den Paſtenach nennet. Die blaͤtter verglei-
chen ſich dem Fenchel-kraut/ außgenom̃en
daß ſie ſchmaͤler und kleiner ſind. Seine
ſtengel wachſen ſpannen-lang mit einer Cro-
ne von weiſſen bluͤmlein. Der ſamen iſt
weiß/ haarig/ am geſchmack ſcharflicht
und hitzig/ eines ſuͤſſen und lieblichen geruchs.
Waͤchßt in ſteinichtem erdreich und ſolchen
orten/ welche den Sonnenſchein jederzeit ha-
ben. Jn Candien waͤchßt er haͤuffig von ſich
ſelbſt/ wie auch auff dem Engelsberg Gar-
[Spaltenumbruch] gano/ und andern orten in Jtalien. Bey
uns in Teutſchland wird er mit andern
frembden gewaͤchſen in den Gaͤrten gezielet.
Man findet in Candien noch ein andere art/
welche einen anderthalb elen hohen ſtengel
bekomt. Die blaͤtter vergleichen ſich dem
Coriander/ ſind aber etwas dicker und klei-
ner. Seine Cron traͤgt gelbe blumen/ und
iſt der ſamen dem Kuͤmmel aͤhnlich. Man
iſſet allda die wurtzel und blaͤtter in dem
Fruͤhling/ welche ein Gewuͤrtz-geſchmack
von ſich geben/ Daucus Creticus nodoſus
umbellâ luteâ, C. B.

[Abbildung] Berg-Moͤhren-kuͤmmel. Daucus
montanus.

2. Der Berg-Moͤhren-kuͤmmel/ Daucus
Alpinus multifido longoq́ue folio, ſ. Monta-
nus umbellâ candidâ, C. B. Daucus Creticus
ſemine hirſuto, J. B.
Hat ein dicke und lan-
ge wurtzel. Die Blaͤtter ſind ſchmaͤler und
kleiner als am Fenchel. Der ſamen iſt laͤng-
licht/ ſpitzig/ weißlicht/ haarig und wol-
riechend/ ſo man ihne im mund kewet/ gibt
er einen gewuͤrtzten geſchmack von ſich. Die
Stengel ſind ſelten einer ſpannen hoch/ es
werde denn durch die guͤte des erdreichs ihme
geholffen/ auff deren gipffel ein weiſſe Blu-
men-kron erſcheinet. Waͤchßt auff den Vi-
centziſchen/ Genueſiſchen/ Savoyſchen/
Oeſterꝛeichiſchen und Schweitzeriſchen Alp-
gebuͤrgen. Auff dem Lucerniſchen Froc-
mont/ allda man ihne ohn einige urſach
Wolffswurtz nennet/ uͤberkomt er noch klei-
nere und kuͤrtzere blaͤtter: man findet ihne
auff dem hoͤchſten ort des Bergs Widerfeld
genannt/ mit einer ſuͤſſen wurtzel. Welcher
auff dem Solothurniſchen Berg Waſſerfall
waͤchßt/ hat laͤngere blaͤtter als jener ſo auff
dem Jtaliaͤniſchen Berg Baldo bey Verona
herfuͤrkomt.

3. Die
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[553/0569] Von den Kraͤuteren. daß man zu ſeiner zeit die wurtzel der wilden Peſtnachen geſotten/ und zu der Speiß ge- noſſen habe/ welcher gebrauch aber bey uns abgangen/ ſintemalen die zahmen uͤberfluͤſ- ſig zu finden. Zudem iſt die wurtzel der wil- den Peſtnachen ſo zaͤhe und holtzicht/ daß man die nicht wol genieſſen kan. Ein quintlein des zahmen und wilden Peſtnachen-ſamens geſotten/ geſichtet/ und getruncken/ treibt den Harn/ iſt alſo gut den Waſſerſuͤchtigen/ bringt den Frauen ihre zeit/ wehret dem auffſtoſſen der Mutter/ und foͤrderet die Geburt. CAPUT XXXIV. [Abbildung Candianiſcher Moͤhren-kuͤmmel. Daucus Creticus. ] Namen. MOehren-kuͤmmel heißt Griechiſch/ __. Lateiniſch/ Dau- cus, Daucum. Jtaliaͤniſch/ Dauco. Frantzoͤſiſch/ Carotte. Geſchlecht und Geſtalt. 1. Das erſte Geſchlecht/ der duͤnn-blaͤtti- ge Candianiſche Moͤhren-kuͤmmel/ Daucus foliis Fœniculi tenuiſſimis, C. B. Daucus Creti- cus, Ger. Hat eine lange/ fingers-dicke wur- tzel/ ſo ſchier wie die Paſtenach riecht/ da- hero Matthiolus ihne ein Geſchlecht der wil- den Paſtenach nennet. Die blaͤtter verglei- chen ſich dem Fenchel-kraut/ außgenom̃en daß ſie ſchmaͤler und kleiner ſind. Seine ſtengel wachſen ſpannen-lang mit einer Cro- ne von weiſſen bluͤmlein. Der ſamen iſt weiß/ haarig/ am geſchmack ſcharflicht und hitzig/ eines ſuͤſſen und lieblichen geruchs. Waͤchßt in ſteinichtem erdreich und ſolchen orten/ welche den Sonnenſchein jederzeit ha- ben. Jn Candien waͤchßt er haͤuffig von ſich ſelbſt/ wie auch auff dem Engelsberg Gar- gano/ und andern orten in Jtalien. Bey uns in Teutſchland wird er mit andern frembden gewaͤchſen in den Gaͤrten gezielet. Man findet in Candien noch ein andere art/ welche einen anderthalb elen hohen ſtengel bekomt. Die blaͤtter vergleichen ſich dem Coriander/ ſind aber etwas dicker und klei- ner. Seine Cron traͤgt gelbe blumen/ und iſt der ſamen dem Kuͤmmel aͤhnlich. Man iſſet allda die wurtzel und blaͤtter in dem Fruͤhling/ welche ein Gewuͤrtz-geſchmack von ſich geben/ Daucus Creticus nodoſus umbellâ luteâ, C. B. [Abbildung Berg-Moͤhren-kuͤmmel. Daucus montanus. ] 2. Der Berg-Moͤhren-kuͤmmel/ Daucus Alpinus multifido longoq́ue folio, ſ. Monta- nus umbellâ candidâ, C. B. Daucus Creticus ſemine hirſuto, J. B. Hat ein dicke und lan- ge wurtzel. Die Blaͤtter ſind ſchmaͤler und kleiner als am Fenchel. Der ſamen iſt laͤng- licht/ ſpitzig/ weißlicht/ haarig und wol- riechend/ ſo man ihne im mund kewet/ gibt er einen gewuͤrtzten geſchmack von ſich. Die Stengel ſind ſelten einer ſpannen hoch/ es werde denn durch die guͤte des erdreichs ihme geholffen/ auff deren gipffel ein weiſſe Blu- men-kron erſcheinet. Waͤchßt auff den Vi- centziſchen/ Genueſiſchen/ Savoyſchen/ Oeſterꝛeichiſchen und Schweitzeriſchen Alp- gebuͤrgen. Auff dem Lucerniſchen Froc- mont/ allda man ihne ohn einige urſach Wolffswurtz nennet/ uͤberkomt er noch klei- nere und kuͤrtzere blaͤtter: man findet ihne auff dem hoͤchſten ort des Bergs Widerfeld genannt/ mit einer ſuͤſſen wurtzel. Welcher auff dem Solothurniſchen Berg Waſſerfall waͤchßt/ hat laͤngere blaͤtter als jener ſo auff dem Jtaliaͤniſchen Berg Baldo bey Verona herfuͤrkomt. 3. Die A a a a

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 553. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/569>, abgerufen am 21.11.2024.