Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Andere Buch/
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Schleiß-Zwibel. Cepa fissilis.
gelland herfür/ deren etliche weiß/ andere
purpur-roth sind/ auch von den Einwohne-
ren mehr zu den Speisen und Salsen/ als
zu den Artzneyen genutzt werden.

Der Schnitt-zwibel wird wie der Schnitt-
lauch zubereitet/ davon in dem folgenden
Capitul bericht zu finden.

Des Schleiß-zwibels Blätter läßt man
über den gantzen Winter stehen/ alßdenn
schneidet man sie im Frühling ab: die Wur-
tzel bleibet im Erdreich/ und bringet hernach
andere Blätter/ in dem übrigen kommet sie
mit der gemeinen Zwibel meistentheils über-
ein.

Der Eschleuchel/ oder die Zwibel von A-
scalon/ weilen sie allda am meisten wächßt/
ist in Teutschland nichts anders als die
kleine Zwibel/ nach dem Frantzösischen E-
schalloten genannt/ wird zu den Salsen ge-
braucht/ und schmäckt viel lieblicher/ als
der gemeine Zwibel.

Eigenschafft.

Die Zwibelen sind warm biß in vierdten
grad/ haben viel flüchtiges der säwre wider-
stehendes scharffes saltz in ihrem wässerigen
safft/ und hiemit gute tugenden innerliche
verstopffungen der Leber und Nieren zu er-
öffnen/ den Harn und Grieß zu treiben/ auch
die monatliche Reinigung zu befördern/ die-
nen aber mehr den phlegmatischen/ als den
gallreichen naturen/ in denen sie allerhand
ungelegenheit/ sonderlich einen jast der Le-
bens-geistern und Kopffwehe erwecken.

Gebrauch.

Die langen Zwibeln sind schärffer als die
runden: die rothen mehr als die weissen: die
dürren als die grünen: die rohen als die ge-
sottenen.

Beschwe-
rung des

Die Zwibeln wegen ihrer übersich riechen-
der schärffe/ beschweren leichtlich das Haupt/
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Eschleuchel/ oder Eschalloren.
Cepa Ascalonica.

sollen derowegen von studierenden Persoh-Haupts.
nen/ welche mit dem Gemüth arbeiten/ und
denen so ein feucht Gehirn und ein blödes
Gesicht haben/ gemeidet werden.

Zwibeln gesotten und geessen/ treiben fortVerstande-
ner Harn.

den verstandenen Harn: Solches thut son-
derlich der auß denen unter der heissen aschen
gebratenen Zwibeln außgepreßte safft/ auff
ein halben oder gantzen löffel-voll genommen.

Gemeine Leuth essen rohe Zwibeln mitBöse Lufft.
Brot und Saltz wider die böse Lufft: Die
erfahrung bezeugt/ daß solches ein gut mit-
tel seye/ daher Hieronymus Brunfuicensis recht
gesagt: Allium & Cepa sunt Rusticorum The-
riaca,
Knoblauch und Zwibel sind der Bau-
ren Theriac. Schwache und krancke Leuth
sollen sich vor den Zwibeln huten/ denn sie
nach Dioscoridis Zeugnuß/ auch wenn sie ge-
kocht sind/ in den Kranckheiten genossen/ einSchlaff-
sucht.

Schlaffsucht verursachen.

Wider die Engbrüstigkeit brate ZwibelenEngbrü-
stigkeit.

auf einer gluth sanfftiglich/ esse abends und
morgens darvon/ es befürderet den Auß-
wurff/ und macht lufftig umb die brust: et-
liche mischen zucker darunder.

Die rohe Zwibeln zerschnitten/ in frischSpull-
würm.

brunnen-wasser über nacht gelegt/ und am
anderen tag den kinderen solches wasser zu
trincken geben/ tödtet die spul-würm und trei-
bet sie auß.

Welche von Natur heiß und trucken sind/Versteckte
Weiber-
reinigung.

denen bekommen die Zwibeln nicht wol/ denn
sie darvon hitziger und dürrer werden: aber
den kalten und feuchten Naturen dienen sie
besser/ insonderheit den weibern/ denen ihre
monatliche reinigung nicht recht fortgehet/
zu den speisen gebraucht.

Wenn die jungen Kinder den Harn nichtVerste-
ckung des
Harns bey
jungen
Kindern.

lösen können/ nim die allerdünste Zwibel-
schalen oder häutlein/ so zwischen einem jeden
blat ligt/ lege es dem kind auf das röhrlein/

es

Das Andere Buch/
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Schleiß-Zwibel. Cepa fiſſilis.
gelland herfuͤr/ deren etliche weiß/ andere
purpur-roth ſind/ auch von den Einwohne-
ren mehr zu den Speiſen und Salſen/ als
zu den Artzneyen genutzt werden.

Der Schnitt-zwibel wird wie der Schnitt-
lauch zubereitet/ davon in dem folgenden
Capitul bericht zu finden.

Des Schleiß-zwibels Blaͤtter laͤßt man
uͤber den gantzen Winter ſtehen/ alßdenn
ſchneidet man ſie im Fruͤhling ab: die Wur-
tzel bleibet im Erdreich/ und bringet hernach
andere Blaͤtter/ in dem uͤbrigen kommet ſie
mit der gemeinen Zwibel meiſtentheils uͤber-
ein.

Der Eſchleuchel/ oder die Zwibel von A-
ſcalon/ weilen ſie allda am meiſten waͤchßt/
iſt in Teutſchland nichts anders als die
kleine Zwibel/ nach dem Frantzoͤſiſchen E-
ſchalloten genannt/ wird zu den Salſen ge-
braucht/ und ſchmaͤckt viel lieblicher/ als
der gemeine Zwibel.

Eigenſchafft.

Die Zwibelen ſind warm biß in vierdten
grad/ haben viel fluͤchtiges der ſaͤwre wider-
ſtehendes ſcharffes ſaltz in ihrem waͤſſerigen
ſafft/ und hiemit gute tugenden innerliche
verſtopffungen der Leber und Nieren zu er-
oͤffnen/ den Harn und Grieß zu treiben/ auch
die monatliche Reinigung zu befoͤrdern/ die-
nen aber mehr den phlegmatiſchen/ als den
gallreichen naturen/ in denen ſie allerhand
ungelegenheit/ ſonderlich einen jaſt der Le-
bens-geiſtern und Kopffwehe erwecken.

Gebrauch.

Die langen Zwibeln ſind ſchaͤrffer als die
runden: die rothen mehr als die weiſſen: die
duͤrꝛen als die gruͤnen: die rohen als die ge-
ſottenen.

Beſchwe-
rung des

Die Zwibeln wegen ihrer uͤberſich riechen-
der ſchaͤrffe/ beſchweren leichtlich das Haupt/
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Eſchleuchel/ oder Eſchalloren.
Cepa Aſcalonica.

ſollen derowegen von ſtudierenden Perſoh-Haupts.
nen/ welche mit dem Gemuͤth arbeiten/ und
denen ſo ein feucht Gehirn und ein bloͤdes
Geſicht haben/ gemeidet werden.

Zwibeln geſotten und geeſſen/ treiben fortVerſtande-
ner Harn.

den verſtandenen Harn: Solches thut ſon-
derlich der auß denen unter der heiſſen aſchen
gebratenen Zwibeln außgepreßte ſafft/ auff
ein halben oder gantzen loͤffel-voll genom̃en.

Gemeine Leuth eſſen rohe Zwibeln mitBoͤſe Lufft.
Brot und Saltz wider die boͤſe Lufft: Die
erfahrung bezeugt/ daß ſolches ein gut mit-
tel ſeye/ daher Hieronymus Brunfuicenſis recht
geſagt: Allium & Cepa ſunt Ruſticorum The-
riaca,
Knoblauch und Zwibel ſind der Bau-
ren Theriac. Schwache und krancke Leuth
ſollen ſich vor den Zwibeln hůten/ denn ſie
nach Dioſcoridis Zeugnuß/ auch wenn ſie ge-
kocht ſind/ in den Kranckheiten genoſſen/ einSchlaff-
ſucht.

Schlaffſucht verurſachen.

Wider die Engbruͤſtigkeit brate ZwibelenEngbruͤ-
ſtigkeit.

auf einer gluth ſanfftiglich/ eſſe abends und
morgens darvon/ es befuͤrderet den Auß-
wurff/ und macht lufftig umb die bruſt: et-
liche miſchen zucker darunder.

Die rohe Zwibeln zerſchnitten/ in friſchSpull-
wuͤrm.

brunnen-waſſer uͤber nacht gelegt/ und am
anderen tag den kinderen ſolches waſſer zu
trincken geben/ toͤdtet die ſpul-wuͤrm und trei-
bet ſie auß.

Welche von Natur heiß und trucken ſind/Verſteckte
Weiber-
reinigung.

denen bekommen die Zwibeln nicht wol/ denn
ſie darvon hitziger und duͤrꝛer werden: aber
den kalten und feuchten Naturen dienen ſie
beſſer/ inſonderheit den weibern/ denen ihre
monatliche reinigung nicht recht fortgehet/
zu den ſpeiſen gebraucht.

Wenn die jungen Kinder den Harn nichtVerſte-
ckung des
Harns bey
jungen
Kindern.

loͤſen koͤnnen/ nim die allerduͤnſte Zwibel-
ſchalen oder haͤutlein/ ſo zwiſchen einem jeden
blat ligt/ lege es dem kind auf das roͤhrlein/

es
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0376" n="360"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Andere Buch/</hi></fw><lb/><cb/><figure><head><hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Schleiß-Zwibel.</hi><hi rendition="#aq">Cepa fi&#x017F;&#x017F;ilis.</hi></hi></head><lb/></figure> gelland herfu&#x0364;r/ deren etliche weiß/ andere<lb/>
purpur-roth &#x017F;ind/ auch von den Einwohne-<lb/>
ren mehr zu den Spei&#x017F;en und Sal&#x017F;en/ als<lb/>
zu den Artzneyen genutzt werden.</p><lb/>
            <p>Der Schnitt-zwibel wird wie der Schnitt-<lb/>
lauch zubereitet/ davon in dem folgenden<lb/>
Capitul bericht zu finden.</p><lb/>
            <p>Des Schleiß-zwibels Bla&#x0364;tter la&#x0364;ßt man<lb/>
u&#x0364;ber den gantzen Winter &#x017F;tehen/ alßdenn<lb/>
&#x017F;chneidet man &#x017F;ie im Fru&#x0364;hling ab: die Wur-<lb/>
tzel bleibet im Erdreich/ und bringet hernach<lb/>
andere Bla&#x0364;tter/ in dem u&#x0364;brigen kommet &#x017F;ie<lb/>
mit der gemeinen Zwibel mei&#x017F;tentheils u&#x0364;ber-<lb/>
ein.</p><lb/>
            <p>Der E&#x017F;chleuchel/ oder die Zwibel von A-<lb/>
&#x017F;calon/ weilen &#x017F;ie allda am mei&#x017F;ten wa&#x0364;chßt/<lb/>
i&#x017F;t in Teut&#x017F;chland nichts anders als die<lb/>
kleine Zwibel/ nach dem Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen E-<lb/>
&#x017F;challoten genannt/ wird zu den Sal&#x017F;en ge-<lb/>
braucht/ und &#x017F;chma&#x0364;ckt viel lieblicher/ als<lb/>
der gemeine Zwibel.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Eigen&#x017F;chafft.</hi> </head><lb/>
            <p>Die Zwibelen &#x017F;ind warm biß in vierdten<lb/>
grad/ haben viel flu&#x0364;chtiges der &#x017F;a&#x0364;wre wider-<lb/>
&#x017F;tehendes &#x017F;charffes &#x017F;altz in ihrem wa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erigen<lb/>
&#x017F;afft/ und hiemit gute tugenden innerliche<lb/>
ver&#x017F;topffungen der Leber und Nieren zu er-<lb/>
o&#x0364;ffnen/ den Harn und Grieß zu treiben/ auch<lb/>
die monatliche Reinigung zu befo&#x0364;rdern/ die-<lb/>
nen aber mehr den <hi rendition="#aq">phlegmati</hi>&#x017F;chen/ als den<lb/>
gallreichen naturen/ in denen &#x017F;ie allerhand<lb/>
ungelegenheit/ &#x017F;onderlich einen ja&#x017F;t der Le-<lb/>
bens-gei&#x017F;tern und Kopffwehe erwecken.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Gebrauch.</hi> </head><lb/>
            <p>Die langen Zwibeln &#x017F;ind &#x017F;cha&#x0364;rffer als die<lb/>
runden: die rothen mehr als die wei&#x017F;&#x017F;en: die<lb/>
du&#x0364;r&#xA75B;en als die gru&#x0364;nen: die rohen als die ge-<lb/>
&#x017F;ottenen.</p><lb/>
            <note place="left">Be&#x017F;chwe-<lb/>
rung des</note>
            <p>Die Zwibeln wegen ihrer u&#x0364;ber&#x017F;ich riechen-<lb/>
der &#x017F;cha&#x0364;rffe/ be&#x017F;chweren leichtlich das Haupt/<lb/><cb/>
<figure><head><hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">E&#x017F;chleuchel/ oder E&#x017F;challoren.</hi><lb/><hi rendition="#aq">Cepa A&#x017F;calonica.</hi></hi></head><lb/></figure> &#x017F;ollen derowegen von &#x017F;tudierenden Per&#x017F;oh-<note place="right">Haupts.</note><lb/>
nen/ welche mit dem Gemu&#x0364;th arbeiten/ und<lb/>
denen &#x017F;o ein feucht Gehirn und ein blo&#x0364;des<lb/>
Ge&#x017F;icht haben/ gemeidet werden.</p><lb/>
            <p>Zwibeln ge&#x017F;otten und gee&#x017F;&#x017F;en/ treiben fort<note place="right">Ver&#x017F;tande-<lb/>
ner Harn.</note><lb/>
den ver&#x017F;tandenen Harn: Solches thut &#x017F;on-<lb/>
derlich der auß denen unter der hei&#x017F;&#x017F;en a&#x017F;chen<lb/>
gebratenen Zwibeln außgepreßte &#x017F;afft/ auff<lb/>
ein halben oder gantzen lo&#x0364;ffel-voll genom&#x0303;en.</p><lb/>
            <p>Gemeine Leuth e&#x017F;&#x017F;en rohe Zwibeln mit<note place="right">Bo&#x0364;&#x017F;e Lufft.</note><lb/>
Brot und Saltz wider die bo&#x0364;&#x017F;e Lufft: Die<lb/>
erfahrung bezeugt/ daß &#x017F;olches ein gut mit-<lb/>
tel &#x017F;eye/ daher <hi rendition="#aq">Hieronymus Brunfuicen&#x017F;is</hi> recht<lb/>
ge&#x017F;agt: <hi rendition="#aq">Allium &amp; Cepa &#x017F;unt Ru&#x017F;ticorum The-<lb/>
riaca,</hi> Knoblauch und Zwibel &#x017F;ind der Bau-<lb/>
ren Theriac. Schwache und krancke Leuth<lb/>
&#x017F;ollen &#x017F;ich vor den Zwibeln h&#x016F;ten/ denn &#x017F;ie<lb/>
nach <hi rendition="#aq">Dio&#x017F;coridis</hi> Zeugnuß/ auch wenn &#x017F;ie ge-<lb/>
kocht &#x017F;ind/ in den Kranckheiten geno&#x017F;&#x017F;en/ ein<note place="right">Schlaff-<lb/>
&#x017F;ucht.</note><lb/>
Schlaff&#x017F;ucht verur&#x017F;achen.</p><lb/>
            <p>Wider die Engbru&#x0364;&#x017F;tigkeit brate Zwibelen<note place="right">Engbru&#x0364;-<lb/>
&#x017F;tigkeit.</note><lb/>
auf einer gluth &#x017F;anfftiglich/ e&#x017F;&#x017F;e abends und<lb/>
morgens darvon/ es befu&#x0364;rderet den Auß-<lb/>
wurff/ und macht lufftig umb die bru&#x017F;t: et-<lb/>
liche mi&#x017F;chen zucker darunder.</p><lb/>
            <p>Die rohe Zwibeln zer&#x017F;chnitten/ in fri&#x017F;ch<note place="right">Spull-<lb/>
wu&#x0364;rm.</note><lb/>
brunnen-wa&#x017F;&#x017F;er u&#x0364;ber nacht gelegt/ und am<lb/>
anderen tag den kinderen &#x017F;olches wa&#x017F;&#x017F;er zu<lb/>
trincken geben/ to&#x0364;dtet die &#x017F;pul-wu&#x0364;rm und trei-<lb/>
bet &#x017F;ie auß.</p><lb/>
            <p>Welche von Natur heiß und trucken &#x017F;ind/<note place="right">Ver&#x017F;teckte<lb/>
Weiber-<lb/>
reinigung.</note><lb/>
denen bekommen die Zwibeln nicht wol/ denn<lb/>
&#x017F;ie darvon hitziger und du&#x0364;r&#xA75B;er werden: aber<lb/>
den kalten und feuchten Naturen dienen &#x017F;ie<lb/>
be&#x017F;&#x017F;er/ in&#x017F;onderheit den weibern/ denen ihre<lb/>
monatliche reinigung nicht recht fortgehet/<lb/>
zu den &#x017F;pei&#x017F;en gebraucht.</p><lb/>
            <p>Wenn die jungen Kinder den Harn nicht<note place="right">Ver&#x017F;te-<lb/>
ckung des<lb/>
Harns bey<lb/>
jungen<lb/>
Kindern.</note><lb/>
lo&#x0364;&#x017F;en ko&#x0364;nnen/ nim die allerdu&#x0364;n&#x017F;te Zwibel-<lb/>
&#x017F;chalen oder ha&#x0364;utlein/ &#x017F;o zwi&#x017F;chen einem jeden<lb/>
blat ligt/ lege es dem kind auf das ro&#x0364;hrlein/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">es</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[360/0376] Das Andere Buch/ [Abbildung Schleiß-Zwibel. Cepa fiſſilis. ] gelland herfuͤr/ deren etliche weiß/ andere purpur-roth ſind/ auch von den Einwohne- ren mehr zu den Speiſen und Salſen/ als zu den Artzneyen genutzt werden. Der Schnitt-zwibel wird wie der Schnitt- lauch zubereitet/ davon in dem folgenden Capitul bericht zu finden. Des Schleiß-zwibels Blaͤtter laͤßt man uͤber den gantzen Winter ſtehen/ alßdenn ſchneidet man ſie im Fruͤhling ab: die Wur- tzel bleibet im Erdreich/ und bringet hernach andere Blaͤtter/ in dem uͤbrigen kommet ſie mit der gemeinen Zwibel meiſtentheils uͤber- ein. Der Eſchleuchel/ oder die Zwibel von A- ſcalon/ weilen ſie allda am meiſten waͤchßt/ iſt in Teutſchland nichts anders als die kleine Zwibel/ nach dem Frantzoͤſiſchen E- ſchalloten genannt/ wird zu den Salſen ge- braucht/ und ſchmaͤckt viel lieblicher/ als der gemeine Zwibel. Eigenſchafft. Die Zwibelen ſind warm biß in vierdten grad/ haben viel fluͤchtiges der ſaͤwre wider- ſtehendes ſcharffes ſaltz in ihrem waͤſſerigen ſafft/ und hiemit gute tugenden innerliche verſtopffungen der Leber und Nieren zu er- oͤffnen/ den Harn und Grieß zu treiben/ auch die monatliche Reinigung zu befoͤrdern/ die- nen aber mehr den phlegmatiſchen/ als den gallreichen naturen/ in denen ſie allerhand ungelegenheit/ ſonderlich einen jaſt der Le- bens-geiſtern und Kopffwehe erwecken. Gebrauch. Die langen Zwibeln ſind ſchaͤrffer als die runden: die rothen mehr als die weiſſen: die duͤrꝛen als die gruͤnen: die rohen als die ge- ſottenen. Die Zwibeln wegen ihrer uͤberſich riechen- der ſchaͤrffe/ beſchweren leichtlich das Haupt/ [Abbildung Eſchleuchel/ oder Eſchalloren. Cepa Aſcalonica. ] ſollen derowegen von ſtudierenden Perſoh- nen/ welche mit dem Gemuͤth arbeiten/ und denen ſo ein feucht Gehirn und ein bloͤdes Geſicht haben/ gemeidet werden. Haupts. Zwibeln geſotten und geeſſen/ treiben fort den verſtandenen Harn: Solches thut ſon- derlich der auß denen unter der heiſſen aſchen gebratenen Zwibeln außgepreßte ſafft/ auff ein halben oder gantzen loͤffel-voll genom̃en. Verſtande- ner Harn. Gemeine Leuth eſſen rohe Zwibeln mit Brot und Saltz wider die boͤſe Lufft: Die erfahrung bezeugt/ daß ſolches ein gut mit- tel ſeye/ daher Hieronymus Brunfuicenſis recht geſagt: Allium & Cepa ſunt Ruſticorum The- riaca, Knoblauch und Zwibel ſind der Bau- ren Theriac. Schwache und krancke Leuth ſollen ſich vor den Zwibeln hůten/ denn ſie nach Dioſcoridis Zeugnuß/ auch wenn ſie ge- kocht ſind/ in den Kranckheiten genoſſen/ ein Schlaffſucht verurſachen. Boͤſe Lufft. Schlaff- ſucht. Wider die Engbruͤſtigkeit brate Zwibelen auf einer gluth ſanfftiglich/ eſſe abends und morgens darvon/ es befuͤrderet den Auß- wurff/ und macht lufftig umb die bruſt: et- liche miſchen zucker darunder. Engbruͤ- ſtigkeit. Die rohe Zwibeln zerſchnitten/ in friſch brunnen-waſſer uͤber nacht gelegt/ und am anderen tag den kinderen ſolches waſſer zu trincken geben/ toͤdtet die ſpul-wuͤrm und trei- bet ſie auß. Spull- wuͤrm. Welche von Natur heiß und trucken ſind/ denen bekommen die Zwibeln nicht wol/ denn ſie darvon hitziger und duͤrꝛer werden: aber den kalten und feuchten Naturen dienen ſie beſſer/ inſonderheit den weibern/ denen ihre monatliche reinigung nicht recht fortgehet/ zu den ſpeiſen gebraucht. Verſteckte Weiber- reinigung. Wenn die jungen Kinder den Harn nicht loͤſen koͤnnen/ nim die allerduͤnſte Zwibel- ſchalen oder haͤutlein/ ſo zwiſchen einem jeden blat ligt/ lege es dem kind auf das roͤhrlein/ es Verſte- ckung des Harns bey jungen Kindern.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/376
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/376>, abgerufen am 21.12.2024.