Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Erste Buch/
[Spaltenumbruch]

Etliche Weiber machen auß den blättern
Fliessender
Erbgrind.
Hütlein/ und setzen sie denen mit dem flies-
senden Erbgrind behaffteten Kindern auff
das Haupt/ denn sie durch jhren alcalischen
Safft und Feuchtigkeit das versaltzene und
scharffe fließwasser des Erbgrinds wohl ver-
süssen/ tröcknen/ und heilen können.

Fontanel-
len.

Die Blätter des Ephews gebraucht man
gar nutzlich zu den Fontanellen, weilen sie
nicht nur alle böse Feuchtigkeiten herauß zie-
hen/ sonderen auch den ort stercken/ und
nichts böses darzu schlagen lassen: umb so
viel desto mehr/ so man an statt der Erbsen
runde kügelein von Ephew-holtz gedrähet in
die Fontanellen hinein schiebet.

Frische Ephew-blätter zerhackt und in
süssem Butter ein wenig gekocht/ und durch
Brand zu
löschen.
ein tuch getruckt/ gibt ein grüne salbe ab/
welche sehr dienlich und bewährt zu denen
mit allerhand Fewr gebranten Gliederen.



CAPUT CXXXIV.
[Abbildung] Steinlinden. Phyllirea.
Namen.

STeinlinden heißt Lateinisch/ Phylli-
rea.
Englisch/ Narrow-leaved/
Mock-privet.

Geschlecht und Gestalt.

Es werden drey Geschlecht der Steinlin-
den von den Botanicis beschrieben/ deren er-
stes ist die schmalblättige Steinlinden/ Phyl-
lirea, angustifolia prima, C. B. i. e. 4. Clusii
item angustifolia secunda. Ejusdem.
Ein Bäum-
lein so über Manns höhe wächst/ dessen kur-
tze und vielfaltige äste mit schwartzlich-
ter rinde bedecket/ und weissem holtz begabet.
Seine blätter sind ablang/ schmal/ außge-
spitzt/ sattgrün/ eines bitterlichten Ge-
schmacks/ stehen gegen einander fürüber.
[Spaltenumbruch] Bey dem ursprung der blättern/ entsprin-
gen zu beyden seiten viel kleine mosicht-weis-
se blümlein; auff welche die runden/ und
wenn sie reiff/ schwartze oder violenfärbi-
ge/ süßbitterlichte Beere folgen/ in der grös-
se der Myrten-beeren/ wächst in dem Flo-
rentinischen/ wie auch umb Montpelier in
Franckreich. Die Phyllirea quarta und quin-
ta Clusii
sind einerley Gewächs/ und nur
durch die grösse von einander underscheiden.

Das andere Geschlecht ist die breitblätti-
ge Steinlinde/ Phyllirea latiusculo folio, vel
folio Ligustri, C. B.
Jst ein Baum/ so doppel-
te Manns höhe erreichet/ dessen äste mit
weißlichter/ und etwas runtzlichter rinde
umbgeben. Seine blätter sind ablang/ und
breiter als obiges Geschlechts/ underkerfft/
zusammen ziehenden Geschmacks. Die blü-
the ist dem Blust deß Oelbaums gleich/ a-
ber klein/ moosicht weiß/ wächst häuffig
zwischen denen gegen einander stehenden
blättern. Die Beere sind den obigen ähn-
lich/ wächst auch häuffig umb Montpelier.
Dise gattung Steinlinden änderet sich sehr
an der figur der Blättern/ farb und grösse.

Das dritte Geschlecht ist die Steinlinde
mit zerkerfften blättern/ Phyllirea latifolia
spinosa s. 1. Clus. C. B. item folio serrato s. 2. Cl.
Ejusdem. Phyllirea latifolia aculeata, Park. item
folio latoserrato, Ejusdem. Phyllirea folio Alater-
ni, item folio Ilicis, I. B.
Jst ein Gestände/
so bald höher/ bald nidriger gefunden wird
hat breite/ dicklichte/ sattgrüne/ an dem
umbkreiß etwas stachlichte und zerkerffte
blätter/ welche eines scharffen/ bitterlichten
und etwas zusammenziehenden Geschmacks.
Die Beere oder Frucht hanget Trauben-
weiß zwischen den Blättern/ in der grösse
der Pfefferkörnlein/ ist schwartz/ und eines
scharffen Geschmacks/ auch mit einem stein-
harten Kernen begabet/ wächst in dem Kö-
nigreich Portugal hin und wider in den
Hägen: Johannes Rajus hat sie auch in J-
talien/ in dem Florentinischen Groß-Her-
tzogthumb auff felsichten orten gefunden.

Alle diese Steinlinden grünen immerdar/
daher man die Häge der Gärten damit zie-
ret/ und obwolen sie ein flüchtiges/ ölichtes/
nutzliches saltz neben irdischen rauchen thei-
len in sich verborgen halten/ so werden sie
dennoch in der Artzney eben nicht gebraucht.



CAPUT CXXXV.
Mistel. Viscum.
Namen.

MIstel oder Mispel heißt Griechisch/
[fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]. Lateinisch/ Viscum, Viscus. Jta-
liänisch/ Visco. Frantzösisch/ Bois
dont on fait du glu.
Spanisch/ Liga, Litia,
Visco.
Englisch/ Mistletoe/ and Mistel. Ni-
derländisch/ Marentacken.

Gestalt.

Der Mistel ist männiglich bekant. Er
wächst auff vielen Bäumen/ mit zähen/ biß-
weilen eines kleinen fingers dicken/ und durch
einander geschrenckten ästlein. Die blätter
sind bleichgrün/ ablang/ dick/ rundlicht/ fett/
eines süssen/ scharfflichten geschmacks. Er
bringt auch seine blüthe/ theils bey den knöd-

lein/
Das Erſte Buch/
[Spaltenumbruch]

Etliche Weiber machen auß den blaͤttern
Flieſſendeꝛ
Erbgrind.
Huͤtlein/ und ſetzen ſie denen mit dem flieſ-
ſenden Erbgrind behaffteten Kindern auff
das Haupt/ denn ſie durch jhren alcaliſchen
Safft und Feuchtigkeit das verſaltzene und
ſcharffe fließwaſſer des Erbgrinds wohl ver-
ſuͤſſen/ troͤcknen/ und heilen koͤnnen.

Fontanel-
len.

Die Blaͤtter des Ephews gebraucht man
gar nutzlich zu den Fontanellen, weilen ſie
nicht nur alle boͤſe Feuchtigkeiten herauß zie-
hen/ ſonderen auch den ort ſtercken/ und
nichts boͤſes darzu ſchlagen laſſen: umb ſo
viel deſto mehr/ ſo man an ſtatt der Erbſen
runde kuͤgelein von Ephew-holtz gedraͤhet in
die Fontanellen hinein ſchiebet.

Friſche Ephew-blaͤtter zerhackt und in
ſuͤſſem Butter ein wenig gekocht/ und durch
Brand zu
loͤſchen.
ein tuch getruckt/ gibt ein gruͤne ſalbe ab/
welche ſehr dienlich und bewaͤhrt zu denen
mit allerhand Fewr gebranten Gliederen.



CAPUT CXXXIV.
[Abbildung] Steinlinden. Phyllirea.
Namen.

STeinlinden heißt Lateiniſch/ Phylli-
rea.
Engliſch/ Narrow-leaved/
Mock-privet.

Geſchlecht und Geſtalt.

Es werden drey Geſchlecht der Steinlin-
den von den Botanicis beſchrieben/ deren er-
ſtes iſt die ſchmalblaͤttige Steinlinden/ Phyl-
lirea, anguſtifolia prima, C. B. i. e. 4. Cluſii
item anguſtifolia ſecunda. Ejuſdem.
Ein Baͤum-
lein ſo uͤber Manns hoͤhe waͤchſt/ deſſen kur-
tze und vielfaltige aͤſte mit ſchwartzlich-
ter rinde bedecket/ und weiſſem holtz begabet.
Seine blaͤtter ſind ablang/ ſchmal/ außge-
ſpitzt/ ſattgruͤn/ eines bitterlichten Ge-
ſchmacks/ ſtehen gegen einander fuͤruͤber.
[Spaltenumbruch] Bey dem urſprung der blaͤttern/ entſprin-
gen zu beyden ſeiten viel kleine moſicht-weiſ-
ſe bluͤmlein; auff welche die runden/ und
wenn ſie reiff/ ſchwartze oder violenfaͤrbi-
ge/ ſuͤßbitterlichte Beere folgen/ in der groͤſ-
ſe der Myrten-beeren/ waͤchſt in dem Flo-
rentiniſchen/ wie auch umb Montpelier in
Franckreich. Die Phyllirea quarta und quin-
ta Cluſii
ſind einerley Gewaͤchs/ und nur
durch die groͤſſe von einander underſcheiden.

Das andere Geſchlecht iſt die breitblaͤtti-
ge Steinlinde/ Phyllirea latiusculo folio, vel
folio Liguſtri, C. B.
Jſt ein Baum/ ſo doppel-
te Manns hoͤhe erꝛeichet/ deſſen aͤſte mit
weißlichter/ und etwas runtzlichter rinde
umbgeben. Seine blaͤtter ſind ablang/ und
breiter als obiges Geſchlechts/ underkerfft/
zuſammen ziehenden Geſchmacks. Die bluͤ-
the iſt dem Bluſt deß Oelbaums gleich/ a-
ber klein/ mooſicht weiß/ waͤchſt haͤuffig
zwiſchen denen gegen einander ſtehenden
blaͤttern. Die Beere ſind den obigen aͤhn-
lich/ waͤchſt auch haͤuffig umb Montpelier.
Diſe gattung Steinlinden aͤnderet ſich ſehr
an der figur der Blaͤttern/ farb und groͤſſe.

Das dritte Geſchlecht iſt die Steinlinde
mit zerkerfften blaͤttern/ Phyllirea latifolia
ſpinoſa ſ. 1. Cluſ. C. B. item folio ſerrato ſ. 2. Cl.
Ejuſdem. Phyllirea latifolia aculeata, Park. item
folio latoſerrato, Ejuſdem. Phyllirea folio Alater-
ni, item folio Ilicis, I. B.
Jſt ein Geſtaͤnde/
ſo bald hoͤher/ bald nidriger gefunden wird
hat breite/ dicklichte/ ſattgruͤne/ an dem
umbkreiß etwas ſtachlichte und zerkerffte
blaͤtter/ welche eines ſcharffen/ bitterlichten
und etwas zuſam̃enziehenden Geſchmacks.
Die Beere oder Frucht hanget Trauben-
weiß zwiſchen den Blaͤttern/ in der groͤſſe
der Pfefferkoͤrnlein/ iſt ſchwartz/ und eines
ſcharffen Geſchmacks/ auch mit einem ſtein-
harten Kernen begabet/ waͤchſt in dem Koͤ-
nigreich Portugal hin und wider in den
Haͤgen: Johannes Rajus hat ſie auch in J-
talien/ in dem Florentiniſchen Groß-Her-
tzogthumb auff felſichten orten gefunden.

Alle dieſe Steinlinden gruͤnen immerdar/
daher man die Haͤge der Gaͤrten damit zie-
ret/ und obwolen ſie ein fluͤchtiges/ oͤlichtes/
nutzliches ſaltz neben irdiſchen rauchen thei-
len in ſich verborgen halten/ ſo werden ſie
dennoch in der Artzney eben nicht gebraucht.



CAPUT CXXXV.
Miſtel. Viſcum.
Namen.

MIſtel oder Miſpel heißt Griechiſch/
[fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]. Lateiniſch/ Viſcum, Viſcus. Jta-
liaͤniſch/ Viſco. Frantzoͤſiſch/ Bois
dont on fait du glu.
Spaniſch/ Liga, Litia,
Viſco.
Engliſch/ Miſtletoe/ and Miſtel. Ni-
derlaͤndiſch/ Marentacken.

Geſtalt.

Der Miſtel iſt maͤnniglich bekant. Er
waͤchſt auff vielen Baͤumen/ mit zaͤhen/ biß-
weilen eines kleinen fingers dicken/ und durch
einander geſchrenckten aͤſtlein. Die blaͤtter
ſind bleichgruͤn/ ablang/ dick/ rundlicht/ fett/
eines ſuͤſſen/ ſcharfflichten geſchmacks. Er
bringt auch ſeine bluͤthe/ theils bey den knoͤd-

lein/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0262" n="246"/>
            <fw place="top" type="header">Das Er&#x017F;te Buch/</fw><lb/>
            <cb/>
            <p>Etliche Weiber machen auß den bla&#x0364;ttern<lb/><note place="left">Flie&#x017F;&#x017F;ende&#xA75B;<lb/>
Erbgrind.</note>Hu&#x0364;tlein/ und &#x017F;etzen &#x017F;ie denen mit dem flie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;enden Erbgrind behaffteten Kindern auff<lb/>
das Haupt/ denn &#x017F;ie durch jhren alcali&#x017F;chen<lb/>
Safft und Feuchtigkeit das ver&#x017F;altzene und<lb/>
&#x017F;charffe fließwa&#x017F;&#x017F;er des Erbgrinds wohl ver-<lb/>
&#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ tro&#x0364;cknen/ und heilen ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
            <note place="left"> <hi rendition="#aq">Fontanel-<lb/>
len.</hi> </note>
            <p>Die Bla&#x0364;tter des Ephews gebraucht man<lb/>
gar nutzlich zu den <hi rendition="#aq">Fontanellen,</hi> weilen &#x017F;ie<lb/>
nicht nur alle bo&#x0364;&#x017F;e Feuchtigkeiten herauß zie-<lb/>
hen/ &#x017F;onderen auch den ort &#x017F;tercken/ und<lb/>
nichts bo&#x0364;&#x017F;es darzu &#x017F;chlagen la&#x017F;&#x017F;en: umb &#x017F;o<lb/>
viel de&#x017F;to mehr/ &#x017F;o man an &#x017F;tatt der Erb&#x017F;en<lb/>
runde ku&#x0364;gelein von Ephew-holtz gedra&#x0364;het in<lb/>
die <hi rendition="#aq">Fontanellen</hi> hinein &#x017F;chiebet.</p><lb/>
            <p>Fri&#x017F;che Ephew-bla&#x0364;tter zerhackt und in<lb/>
&#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;em Butter ein wenig gekocht/ und durch<lb/><note place="left">Brand zu<lb/>
lo&#x0364;&#x017F;chen.</note>ein tuch getruckt/ gibt ein gru&#x0364;ne &#x017F;albe ab/<lb/>
welche &#x017F;ehr dienlich und bewa&#x0364;hrt zu denen<lb/>
mit allerhand Fewr gebranten Gliederen.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CAPUT CXXXIV</hi>.</hi> </head><lb/>
          <figure>
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Steinlinden.</hi> <hi rendition="#aq">Phyllirea.</hi> </hi> </head><lb/>
          </figure>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Namen.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">S</hi>Teinlinden heißt Lateini&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Phylli-<lb/>
rea.</hi> Engli&#x017F;ch/ Narrow-leaved/<lb/>
Mock-privet.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Ge&#x017F;chlecht und Ge&#x017F;talt.</hi> </head><lb/>
            <p>Es werden drey Ge&#x017F;chlecht der Steinlin-<lb/>
den von den <hi rendition="#aq">Botanicis</hi> be&#x017F;chrieben/ deren er-<lb/>
&#x017F;tes i&#x017F;t die &#x017F;chmalbla&#x0364;ttige Steinlinden/ <hi rendition="#aq">Phyl-<lb/>
lirea, angu&#x017F;tifolia prima, <hi rendition="#i">C. B.</hi> i. e. 4. Clu&#x017F;ii<lb/>
item angu&#x017F;tifolia &#x017F;ecunda. <hi rendition="#i">Eju&#x017F;dem.</hi></hi> Ein Ba&#x0364;um-<lb/>
lein &#x017F;o u&#x0364;ber Manns ho&#x0364;he wa&#x0364;ch&#x017F;t/ de&#x017F;&#x017F;en kur-<lb/>
tze und vielfaltige a&#x0364;&#x017F;te mit &#x017F;chwartzlich-<lb/>
ter rinde bedecket/ und wei&#x017F;&#x017F;em holtz begabet.<lb/>
Seine bla&#x0364;tter &#x017F;ind ablang/ &#x017F;chmal/ außge-<lb/>
&#x017F;pitzt/ &#x017F;attgru&#x0364;n/ eines bitterlichten Ge-<lb/>
&#x017F;chmacks/ &#x017F;tehen gegen einander fu&#x0364;ru&#x0364;ber.<lb/><cb/>
Bey dem ur&#x017F;prung der bla&#x0364;ttern/ ent&#x017F;prin-<lb/>
gen zu beyden &#x017F;eiten viel kleine mo&#x017F;icht-wei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e blu&#x0364;mlein; auff welche die runden/ und<lb/>
wenn &#x017F;ie reiff/ &#x017F;chwartze oder violenfa&#x0364;rbi-<lb/>
ge/ &#x017F;u&#x0364;ßbitterlichte Beere folgen/ in der gro&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e der Myrten-beeren/ wa&#x0364;ch&#x017F;t in dem Flo-<lb/>
rentini&#x017F;chen/ wie auch umb Montpelier in<lb/>
Franckreich. Die <hi rendition="#aq">Phyllirea quarta</hi> und <hi rendition="#aq">quin-<lb/>
ta Clu&#x017F;ii</hi> &#x017F;ind einerley Gewa&#x0364;chs/ und nur<lb/>
durch die gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e von einander under&#x017F;cheiden.</p><lb/>
            <p>Das andere Ge&#x017F;chlecht i&#x017F;t die breitbla&#x0364;tti-<lb/>
ge Steinlinde/ <hi rendition="#aq">Phyllirea latiusculo folio, vel<lb/>
folio Ligu&#x017F;tri, <hi rendition="#i">C. B.</hi></hi> J&#x017F;t ein Baum/ &#x017F;o doppel-<lb/>
te Manns ho&#x0364;he er&#xA75B;eichet/ de&#x017F;&#x017F;en a&#x0364;&#x017F;te mit<lb/>
weißlichter/ und etwas runtzlichter rinde<lb/>
umbgeben. Seine bla&#x0364;tter &#x017F;ind ablang/ und<lb/>
breiter als obiges Ge&#x017F;chlechts/ underkerfft/<lb/>
zu&#x017F;ammen ziehenden Ge&#x017F;chmacks. Die blu&#x0364;-<lb/>
the i&#x017F;t dem Blu&#x017F;t deß Oelbaums gleich/ a-<lb/>
ber klein/ moo&#x017F;icht weiß/ wa&#x0364;ch&#x017F;t ha&#x0364;uffig<lb/>
zwi&#x017F;chen denen gegen einander &#x017F;tehenden<lb/>
bla&#x0364;ttern. Die Beere &#x017F;ind den obigen a&#x0364;hn-<lb/>
lich/ wa&#x0364;ch&#x017F;t auch ha&#x0364;uffig umb Montpelier.<lb/>
Di&#x017F;e gattung Steinlinden a&#x0364;nderet &#x017F;ich &#x017F;ehr<lb/>
an der figur der Bla&#x0364;ttern/ farb und gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.</p><lb/>
            <p>Das dritte Ge&#x017F;chlecht i&#x017F;t die Steinlinde<lb/>
mit zerkerfften bla&#x0364;ttern/ <hi rendition="#aq">Phyllirea latifolia<lb/>
&#x017F;pino&#x017F;a &#x017F;. 1. Clu&#x017F;. <hi rendition="#i">C. B.</hi> item folio &#x017F;errato &#x017F;. 2. Cl.<lb/><hi rendition="#i">Eju&#x017F;dem.</hi> Phyllirea latifolia aculeata, <hi rendition="#i">Park.</hi> item<lb/>
folio lato&#x017F;errato, <hi rendition="#i">Eju&#x017F;dem.</hi> Phyllirea folio Alater-<lb/>
ni, item folio Ilicis, <hi rendition="#i">I. B.</hi></hi> J&#x017F;t ein Ge&#x017F;ta&#x0364;nde/<lb/>
&#x017F;o bald ho&#x0364;her/ bald nidriger gefunden wird<lb/>
hat breite/ dicklichte/ &#x017F;attgru&#x0364;ne/ an dem<lb/>
umbkreiß etwas &#x017F;tachlichte und zerkerffte<lb/>
bla&#x0364;tter/ welche eines &#x017F;charffen/ bitterlichten<lb/>
und etwas zu&#x017F;am&#x0303;enziehenden Ge&#x017F;chmacks.<lb/>
Die Beere oder Frucht hanget Trauben-<lb/>
weiß zwi&#x017F;chen den Bla&#x0364;ttern/ in der gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e<lb/>
der Pfefferko&#x0364;rnlein/ i&#x017F;t &#x017F;chwartz/ und eines<lb/>
&#x017F;charffen Ge&#x017F;chmacks/ auch mit einem &#x017F;tein-<lb/>
harten Kernen begabet/ wa&#x0364;ch&#x017F;t in dem Ko&#x0364;-<lb/>
nigreich Portugal hin und wider in den<lb/>
Ha&#x0364;gen: <hi rendition="#aq">Johannes Rajus</hi> hat &#x017F;ie auch in J-<lb/>
talien/ in dem Florentini&#x017F;chen Groß-Her-<lb/>
tzogthumb auff fel&#x017F;ichten orten gefunden.</p><lb/>
            <p>Alle die&#x017F;e Steinlinden gru&#x0364;nen immerdar/<lb/>
daher man die Ha&#x0364;ge der Ga&#x0364;rten damit zie-<lb/>
ret/ und obwolen &#x017F;ie ein flu&#x0364;chtiges/ o&#x0364;lichtes/<lb/>
nutzliches &#x017F;altz neben irdi&#x017F;chen rauchen thei-<lb/>
len in &#x017F;ich verborgen halten/ &#x017F;o werden &#x017F;ie<lb/>
dennoch in der Artzney eben nicht gebraucht.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CAPUT CXXXV</hi>.</hi><lb/> <hi rendition="#b">Mi&#x017F;tel.</hi> <hi rendition="#aq">Vi&#x017F;cum.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Namen.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">M</hi>I&#x017F;tel oder Mi&#x017F;pel heißt Griechi&#x017F;ch/<lb/><foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="words" quantity="1"/></foreign>. Lateini&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Vi&#x017F;cum, Vi&#x017F;cus.</hi> Jta-<lb/>
lia&#x0364;ni&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Vi&#x017F;co.</hi> Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Bois<lb/>
dont on fait du glu.</hi> Spani&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Liga, Litia,<lb/>
Vi&#x017F;co.</hi> Engli&#x017F;ch/ Mi&#x017F;tletoe/ and Mi&#x017F;tel. Ni-<lb/>
derla&#x0364;ndi&#x017F;ch/ Marentacken.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Ge&#x017F;talt.</hi> </head><lb/>
            <p>Der Mi&#x017F;tel i&#x017F;t ma&#x0364;nniglich bekant. Er<lb/>
wa&#x0364;ch&#x017F;t auff vielen Ba&#x0364;umen/ mit za&#x0364;hen/ biß-<lb/>
weilen eines kleinen fingers dicken/ und durch<lb/>
einander ge&#x017F;chrenckten a&#x0364;&#x017F;tlein. Die bla&#x0364;tter<lb/>
&#x017F;ind bleichgru&#x0364;n/ ablang/ dick/ rundlicht/ fett/<lb/>
eines &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;charfflichten ge&#x017F;chmacks. Er<lb/>
bringt auch &#x017F;eine blu&#x0364;the/ theils bey den kno&#x0364;d-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">lein/</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[246/0262] Das Erſte Buch/ Etliche Weiber machen auß den blaͤttern Huͤtlein/ und ſetzen ſie denen mit dem flieſ- ſenden Erbgrind behaffteten Kindern auff das Haupt/ denn ſie durch jhren alcaliſchen Safft und Feuchtigkeit das verſaltzene und ſcharffe fließwaſſer des Erbgrinds wohl ver- ſuͤſſen/ troͤcknen/ und heilen koͤnnen. Flieſſendeꝛ Erbgrind. Die Blaͤtter des Ephews gebraucht man gar nutzlich zu den Fontanellen, weilen ſie nicht nur alle boͤſe Feuchtigkeiten herauß zie- hen/ ſonderen auch den ort ſtercken/ und nichts boͤſes darzu ſchlagen laſſen: umb ſo viel deſto mehr/ ſo man an ſtatt der Erbſen runde kuͤgelein von Ephew-holtz gedraͤhet in die Fontanellen hinein ſchiebet. Friſche Ephew-blaͤtter zerhackt und in ſuͤſſem Butter ein wenig gekocht/ und durch ein tuch getruckt/ gibt ein gruͤne ſalbe ab/ welche ſehr dienlich und bewaͤhrt zu denen mit allerhand Fewr gebranten Gliederen. Brand zu loͤſchen. CAPUT CXXXIV. [Abbildung Steinlinden. Phyllirea. ] Namen. STeinlinden heißt Lateiniſch/ Phylli- rea. Engliſch/ Narrow-leaved/ Mock-privet. Geſchlecht und Geſtalt. Es werden drey Geſchlecht der Steinlin- den von den Botanicis beſchrieben/ deren er- ſtes iſt die ſchmalblaͤttige Steinlinden/ Phyl- lirea, anguſtifolia prima, C. B. i. e. 4. Cluſii item anguſtifolia ſecunda. Ejuſdem. Ein Baͤum- lein ſo uͤber Manns hoͤhe waͤchſt/ deſſen kur- tze und vielfaltige aͤſte mit ſchwartzlich- ter rinde bedecket/ und weiſſem holtz begabet. Seine blaͤtter ſind ablang/ ſchmal/ außge- ſpitzt/ ſattgruͤn/ eines bitterlichten Ge- ſchmacks/ ſtehen gegen einander fuͤruͤber. Bey dem urſprung der blaͤttern/ entſprin- gen zu beyden ſeiten viel kleine moſicht-weiſ- ſe bluͤmlein; auff welche die runden/ und wenn ſie reiff/ ſchwartze oder violenfaͤrbi- ge/ ſuͤßbitterlichte Beere folgen/ in der groͤſ- ſe der Myrten-beeren/ waͤchſt in dem Flo- rentiniſchen/ wie auch umb Montpelier in Franckreich. Die Phyllirea quarta und quin- ta Cluſii ſind einerley Gewaͤchs/ und nur durch die groͤſſe von einander underſcheiden. Das andere Geſchlecht iſt die breitblaͤtti- ge Steinlinde/ Phyllirea latiusculo folio, vel folio Liguſtri, C. B. Jſt ein Baum/ ſo doppel- te Manns hoͤhe erꝛeichet/ deſſen aͤſte mit weißlichter/ und etwas runtzlichter rinde umbgeben. Seine blaͤtter ſind ablang/ und breiter als obiges Geſchlechts/ underkerfft/ zuſammen ziehenden Geſchmacks. Die bluͤ- the iſt dem Bluſt deß Oelbaums gleich/ a- ber klein/ mooſicht weiß/ waͤchſt haͤuffig zwiſchen denen gegen einander ſtehenden blaͤttern. Die Beere ſind den obigen aͤhn- lich/ waͤchſt auch haͤuffig umb Montpelier. Diſe gattung Steinlinden aͤnderet ſich ſehr an der figur der Blaͤttern/ farb und groͤſſe. Das dritte Geſchlecht iſt die Steinlinde mit zerkerfften blaͤttern/ Phyllirea latifolia ſpinoſa ſ. 1. Cluſ. C. B. item folio ſerrato ſ. 2. Cl. Ejuſdem. Phyllirea latifolia aculeata, Park. item folio latoſerrato, Ejuſdem. Phyllirea folio Alater- ni, item folio Ilicis, I. B. Jſt ein Geſtaͤnde/ ſo bald hoͤher/ bald nidriger gefunden wird hat breite/ dicklichte/ ſattgruͤne/ an dem umbkreiß etwas ſtachlichte und zerkerffte blaͤtter/ welche eines ſcharffen/ bitterlichten und etwas zuſam̃enziehenden Geſchmacks. Die Beere oder Frucht hanget Trauben- weiß zwiſchen den Blaͤttern/ in der groͤſſe der Pfefferkoͤrnlein/ iſt ſchwartz/ und eines ſcharffen Geſchmacks/ auch mit einem ſtein- harten Kernen begabet/ waͤchſt in dem Koͤ- nigreich Portugal hin und wider in den Haͤgen: Johannes Rajus hat ſie auch in J- talien/ in dem Florentiniſchen Groß-Her- tzogthumb auff felſichten orten gefunden. Alle dieſe Steinlinden gruͤnen immerdar/ daher man die Haͤge der Gaͤrten damit zie- ret/ und obwolen ſie ein fluͤchtiges/ oͤlichtes/ nutzliches ſaltz neben irdiſchen rauchen thei- len in ſich verborgen halten/ ſo werden ſie dennoch in der Artzney eben nicht gebraucht. CAPUT CXXXV. Miſtel. Viſcum. Namen. MIſtel oder Miſpel heißt Griechiſch/ _. Lateiniſch/ Viſcum, Viſcus. Jta- liaͤniſch/ Viſco. Frantzoͤſiſch/ Bois dont on fait du glu. Spaniſch/ Liga, Litia, Viſco. Engliſch/ Miſtletoe/ and Miſtel. Ni- derlaͤndiſch/ Marentacken. Geſtalt. Der Miſtel iſt maͤnniglich bekant. Er waͤchſt auff vielen Baͤumen/ mit zaͤhen/ biß- weilen eines kleinen fingers dicken/ und durch einander geſchrenckten aͤſtlein. Die blaͤtter ſind bleichgruͤn/ ablang/ dick/ rundlicht/ fett/ eines ſuͤſſen/ ſcharfflichten geſchmacks. Er bringt auch ſeine bluͤthe/ theils bey den knoͤd- lein/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/262
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/262>, abgerufen am 21.11.2024.