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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Erste Buch/
[Spaltenumbruch]
Namen.

SAssafras behält den Namen in allen
Sprachen. Lateinisch heißt er/ Sas-
safras, Ger. Park. Sassafras sive Lignum
Pavanum, J. B. Sassafras Arbor ex Florida fi-
culneo folio, C. B. Anhuiba sive Sassafras ma-
jor, Pison. Lignum Foeniculatum nonnullorum.

Gestalt.

Die grösten Sassafras-bäum sind in der
grösse und gestalt der Fiechtenbäumen an-
zusehen: haben nur einen geraden und star-
cken Stamm ohne äste/ gleich den Pal-
men-bäumen. An dem obersten theil des
Stammens aber wachsen die äste in form
einer Kron rings umb herauß. Die aussere
Rinde ist dünn/ äschfarbig; die innere aber
dick und dunckel-roth; sonsten eines aroma-
tischen Geruchs und Geschmacks/ dem Fen-
chel-geruch nicht ungleich. An den Aesten
hangen dünne/ grüne Blätter/ gleich den
Feigen-blättern/ so da starck riechen/ son-
derlich wenn sie getrocknet: die undern Blät-
ter sind den Birn-blätteren nicht unähn-
lich/ die obern aber sind drey-eckicht. Sie
grünen allezeit/ sollen kleine/ leimfarbe/ fä-
serichte Blümlein haben/ den Blumen Cor-
ni maris
gantz gleich; auff welche die kleinen
schwartzlichten/ in kleine kelchlein einge-
schlossenen/ Trauben-weiß zusammengedrun-
gene/ und an langen stielen hangende Bee-
re folgen. Die Wurtzel ist bald dick/ bald
dünn auff die oberste Erden außgedähnt/
daher der Baum sich leicht auß der Wurtzel
außreüten läßt. Seine Rinde aber/ gleich
wie sie für allen andern Baum-rinden wol-
riechend/ also ist sie auch zur Artzney sehr
gut und außgesucht. Er wächst in tempe-
riertem/ nicht weit von dem Meer gelege-
nen Erdreich/ in der Jnsul Florida/ Bra-
silien und andern Ländern Americae. Das
beste Holtz soll seyn/ welches äschfarbig/
frisch/ starck riechend/ und seine Rinde noch
mit sich hat/ zumahlen in der Rinde mehr
aromatische Tugend verborgen/ als in dem
übrigen gantzen Holtz.

Eigenschafft.

Es hat dieses Holtz gleich allen andern
Holtzen einen saurlichten geistreichen Safft
häuffig in sich/ beneben ist es mit einem
flüchtigen aromatischen Schwefel-geist be-
gabet/ dadurch es die Tugend und Eigen-
schafft hat/ alle Flüsse auffzutrocknen und
zu vertreiben/ das Geblüt wohl zu reini-
gen/ die überflüßigen saltzichten scharffen
Feuchtigkeiten zu versüssen/ und durch den
Harn und Schweiß zu treiben; sonderlich
auch die Frantzösische Sucht auß dem Ge-
blüt zu reinigen.

Gebrauch.

Auß diesem Holtz pflegt man allerhand
Artzneyen zubereiten. Wilt du aber ein
gut Schweiß-treibend Holtz-tranck haben/
so nimm Salseparillen-wurtzel/ geraspelte
Rinde vom Frantzosenholtz/ China-wurtzel/
Sassafras-holtz sambt der Rinde jed. dritt-
halb loth/ der besten Mineren vom Spieß-
glaß 2. loth/ Rosinlein 4. loth/ Fenchel-sa-
men/ Zimmet jed. ein halb loth: Zerhacke
und stosse alles under einander/ thu es in ein
[Spaltenumbruch] zinnerne oder gläserne Fläschen/ giesse zwey
maß oder mehr frisch Brunnwasser darü-
ber (andere nemmen frisch Regenwasser)
vermach die Flaschen wohl/ setze sie in eine
mit Wasser angefüllte Pfannen/ mache
Fewr darunder/ laß es also bey etlichen Stun-
den lang sieden/ seigs hernach durch ein
Tuch/ und gib dem Patienten Morgens
und Abends ein glaß voll davon zu trincken.Versaltzen
geblüt-

Dieß Tranck treibt alle scharffen gesaltzenen
Feuchtigkeiten durch den Schweiß und
Stulgang auß/ verbessert das Geblüt/ die-
net zu tröcknung und heilung alter Schä-Alte faule
schäden-

den/ zeugt ein gut Fleisch in denselben/ und
befördert den ordenlichen Kreiß-lauff desFrantzosen
kranckheit.

Geblüts/ wird sonderlich in der Frantzosen-
cur zu dem schweiß-treiben gebraucht.

Herr Dr. Johann Michael/ gewesenerEssentia
Ligno-
rum, D.
Mich.

berühmter Professor zu Leipzig/ hat folgende
Essentz/ Essentiam Lignorum, under anderm
auß diesem Holtz also gemachet. Nehmt
Frantzosen-holtz 6. loth/ Sassafras-holtz 4.
loth/ rothen Santal/ gelben Santal/ Sal-
saparillen und China-wurtzel jedes 2. loth/
Rosenholtz 1. loth: Zerhackt alles under ein-
ander/ gießt Spiritum Fumariae, Tauben-
kropff-geist darüber/ biß 4. Finger breit ü-
berstehen thut/ digerierts 8. Tag lang/ fil-
trierts hernach/ und gebrauchts zu 15. biß
20. tropffen Morgens und Abends/ in ei-Flüß/
Verstokter
Harn/
bangigkeit.
Hertz-
klopffen/
hart miltz.

nem destillierten Wasser. Sie reiniget das
Geblüt/ bewahret für Flüssen/ treibt durch
Harn und Schweiß/ macht weit umbs
Hertz/ nimmt weg alle Bangigkeit der Brust
und Hertz-klopffen/ eröffnet die Verstopf-
fungen und Hartigkeit des Miltzes. Solche
Essentz kan man auch mit dem Spiritu Serpil-
li
außziehen/ alßdann ist sie nicht nur widerSchwin-
del.
Magen-
und Mut-
wehe.
Versteckte
Monat-
blum.

alle Haupt-flüß/ sondern auch wider den
Schwindel/ wider Magen- und Mutter-
wehe/ und dergleichen zu gebrauchen. Er-
weckt auch den monatlichen Weiberfluß.

Die Essentz biß zur dicke des Honigs de-
stilliert/ gibt ein Extractum Catarrhale, oder
Extract ab/ welches in Pilulein gebraucht/
die Flüsse und allerhand von Flüssen herrüh-
rende Kranckheiten vertheilet und abtreibet.

Der erfahrene Mynsichtus gießt heiß
Brunn-wasser/ andere aber einen köstlichen
weissen Wein über das geraspelte Sassa-
fras-holtz/ laßts in warmer Aschen etliche
Tag mit dem Wasser kochen/ oder mit dem
Wein digerieren/ so gibt es eine röthlichte
Tinctur ab/ die mit Zimmet kan aroma-
tisiert/ auch wohl hernach biß zur dicke ei-
nes Honigs zu einem Extract gekochet wer-
den.

Das Tamariscken-holtz/ wenn man es
auff die weiß bereitet/ wie das Sassafras/
soll einerley Tugenden haben/ und hiemit
ein Succedaneum desselben seyn.

Das destillierte Sassafras-öl bereitetDistilliert
Sassafras-
öl.

man also: Nehmt geraspelt Sassafras-holtz/
da viel Rinden mit an ist/ begießt es mit
heissem Brunn- oder Regen-wasser/ thuts
in einen kolben/ laßts nicht lang macerieren
oder weichen wie andere Holtz/ deren Saltz
und Oel nicht so flüchtig und häuffig vor-
handen ist/ sondern setzt ein Helm gleich da-
rauff/ und ein Glaß für/ und destillierts
alsobald/ so wird sich mit dem außfliessen-

den
Das Erſte Buch/
[Spaltenumbruch]
Namen.

SAſſafras behaͤlt den Namen in allen
Sprachen. Lateiniſch heißt er/ Saſ-
ſafras, Ger. Park. Saſſafras ſive Lignum
Pavanum, J. B. Saſſafras Arbor ex Floridâ fi-
culneo folio, C. B. Anhuiba ſive Saſſafras ma-
jor, Piſon. Lignum Fœniculatum nonnullorum.

Geſtalt.

Die groͤſten Saſſafras-baͤum ſind in der
groͤſſe und geſtalt der Fiechtenbaͤumen an-
zuſehen: haben nur einen geraden und ſtar-
cken Stamm ohne aͤſte/ gleich den Pal-
men-baͤumen. An dem oberſten theil des
Stammens aber wachſen die aͤſte in form
einer Kron rings umb herauß. Die auſſere
Rinde iſt duͤnn/ aͤſchfarbig; die innere aber
dick und dunckel-roth; ſonſten eines aroma-
tiſchen Geruchs und Geſchmacks/ dem Fen-
chel-geruch nicht ungleich. An den Aeſten
hangen duͤnne/ gruͤne Blaͤtter/ gleich den
Feigen-blaͤttern/ ſo da ſtarck riechen/ ſon-
derlich wenn ſie getrocknet: die undern Blaͤt-
ter ſind den Birn-blaͤtteren nicht unaͤhn-
lich/ die obern aber ſind drey-eckicht. Sie
gruͤnen allezeit/ ſollen kleine/ leimfarbe/ faͤ-
ſerichte Bluͤmlein haben/ den Blumen Cor-
ni maris
gantz gleich; auff welche die kleinen
ſchwartzlichten/ in kleine kelchlein einge-
ſchloſſenen/ Trauben-weiß zuſam̃engedrun-
gene/ und an langen ſtielen hangende Bee-
re folgen. Die Wurtzel iſt bald dick/ bald
duͤnn auff die oberſte Erden außgedaͤhnt/
daher der Baum ſich leicht auß der Wurtzel
außreuͤten laͤßt. Seine Rinde aber/ gleich
wie ſie fuͤr allen andern Baum-rinden wol-
riechend/ alſo iſt ſie auch zur Artzney ſehr
gut und außgeſucht. Er waͤchſt in tempe-
riertem/ nicht weit von dem Meer gelege-
nen Erdreich/ in der Jnſul Florida/ Bra-
ſilien und andern Laͤndern Americæ. Das
beſte Holtz ſoll ſeyn/ welches aͤſchfarbig/
friſch/ ſtarck riechend/ und ſeine Rinde noch
mit ſich hat/ zumahlen in der Rinde mehr
aromatiſche Tugend verborgen/ als in dem
uͤbrigen gantzen Holtz.

Eigenſchafft.

Es hat dieſes Holtz gleich allen andern
Holtzen einen ſaurlichten geiſtreichen Safft
haͤuffig in ſich/ beneben iſt es mit einem
fluͤchtigen aromatiſchen Schwefel-geiſt be-
gabet/ dadurch es die Tugend und Eigen-
ſchafft hat/ alle Fluͤſſe auffzutrocknen und
zu vertreiben/ das Gebluͤt wohl zu reini-
gen/ die uͤberfluͤßigen ſaltzichten ſcharffen
Feuchtigkeiten zu verſuͤſſen/ und durch den
Harn und Schweiß zu treiben; ſonderlich
auch die Frantzoͤſiſche Sucht auß dem Ge-
bluͤt zu reinigen.

Gebrauch.

Auß dieſem Holtz pflegt man allerhand
Artzneyen zubereiten. Wilt du aber ein
gut Schweiß-treibend Holtz-tranck haben/
ſo nimm Salſeparillen-wurtzel/ geraſpelte
Rinde vom Frantzoſenholtz/ China-wurtzel/
Saſſafras-holtz ſambt der Rinde jed. dritt-
halb loth/ der beſten Mineren vom Spieß-
glaß 2. loth/ Roſinlein 4. loth/ Fenchel-ſa-
men/ Zimmet jed. ein halb loth: Zerhacke
und ſtoſſe alles under einander/ thu es in ein
[Spaltenumbruch] zinnerne oder glaͤſerne Flaͤſchen/ gieſſe zwey
maß oder mehr friſch Brunnwaſſer daruͤ-
ber (andere nemmen friſch Regenwaſſer)
vermach die Flaſchen wohl/ ſetze ſie in eine
mit Waſſer angefuͤllte Pfannen/ mache
Fewr darunder/ laß es alſo bey etlichen Stun-
den lang ſieden/ ſeigs hernach durch ein
Tuch/ und gib dem Patienten Morgens
und Abends ein glaß voll davon zu trincken.Verſaltzen
gebluͤt-

Dieß Tranck treibt alle ſcharffen geſaltzenen
Feuchtigkeiten durch den Schweiß und
Stulgang auß/ verbeſſert das Gebluͤt/ die-
net zu troͤcknung und heilung alter Schaͤ-Alte faule
ſchaͤden-

den/ zeugt ein gut Fleiſch in denſelben/ und
befoͤrdert den ordenlichen Kreiß-lauff desFrantzoſen
kranckheit.

Gebluͤts/ wird ſonderlich in der Frantzoſen-
cur zu dem ſchweiß-treiben gebraucht.

Herꝛ Dr. Johann Michael/ geweſenerEſſentia
Ligno-
rum, D.
Mich.

beruͤhmter Profeſſor zu Leipzig/ hat folgende
Eſſentz/ Eſſentiam Lignorum, under anderm
auß dieſem Holtz alſo gemachet. Nehmt
Frantzoſen-holtz 6. loth/ Saſſafras-holtz 4.
loth/ rothen Santal/ gelben Santal/ Sal-
ſaparillen und China-wurtzel jedes 2. loth/
Roſenholtz 1. loth: Zerhackt alles under ein-
ander/ gießt Spiritum Fumariæ, Tauben-
kropff-geiſt daruͤber/ biß 4. Finger breit uͤ-
berſtehen thut/ digerierts 8. Tag lang/ fil-
trierts hernach/ und gebrauchts zu 15. biß
20. tropffen Morgens und Abends/ in ei-Fluͤß/
Verſtokter
Harn/
bangigkeit.
Hertz-
klopffen/
hart miltz.

nem deſtillierten Waſſer. Sie reiniget das
Gebluͤt/ bewahret fuͤr Fluͤſſen/ treibt durch
Harn und Schweiß/ macht weit umbs
Hertz/ nim̃t weg alle Bangigkeit der Bruſt
und Hertz-klopffen/ eroͤffnet die Verſtopf-
fungen und Hartigkeit des Miltzes. Solche
Eſſentz kan man auch mit dem Spiritu Serpil-
li
außziehen/ alßdann iſt ſie nicht nur widerSchwin-
del.
Magen-
und Mut-
wehe.
Verſteckte
Monat-
blum.

alle Haupt-fluͤß/ ſondern auch wider den
Schwindel/ wider Magen- und Mutter-
wehe/ und dergleichen zu gebrauchen. Er-
weckt auch den monatlichen Weiberfluß.

Die Eſſentz biß zur dicke des Honigs de-
ſtilliert/ gibt ein Extractum Catarrhale, oder
Extract ab/ welches in Pilulein gebraucht/
die Fluͤſſe und allerhand von Fluͤſſen herꝛuͤh-
rende Kranckheiten vertheilet und abtreibet.

Der erfahrene Mynſichtus gießt heiß
Brunn-waſſer/ andere aber einen koͤſtlichen
weiſſen Wein uͤber das geraſpelte Saſſa-
fras-holtz/ laßts in warmer Aſchen etliche
Tag mit dem Waſſer kochen/ oder mit dem
Wein digerieren/ ſo gibt es eine roͤthlichte
Tinctur ab/ die mit Zimmet kan aroma-
tiſiert/ auch wohl hernach biß zur dicke ei-
nes Honigs zu einem Extract gekochet wer-
den.

Das Tamariſcken-holtz/ wenn man es
auff die weiß bereitet/ wie das Saſſafras/
ſoll einerley Tugenden haben/ und hiemit
ein Succedaneum deſſelben ſeyn.

Das deſtillierte Saſſafras-oͤl bereitetDiſtilliert
Saſſafras-
oͤl.

man alſo: Nehmt geraſpelt Saſſafras-holtz/
da viel Rinden mit an iſt/ begießt es mit
heiſſem Brunn- oder Regen-waſſer/ thuts
in einen kolben/ laßts nicht lang macerieren
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und Oel nicht ſo fluͤchtig und haͤuffig vor-
handen iſt/ ſondern ſetzt ein Helm gleich da-
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alſobald/ ſo wird ſich mit dem außflieſſen-

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[210/0226] Das Erſte Buch/ Namen. SAſſafras behaͤlt den Namen in allen Sprachen. Lateiniſch heißt er/ Saſ- ſafras, Ger. Park. Saſſafras ſive Lignum Pavanum, J. B. Saſſafras Arbor ex Floridâ fi- culneo folio, C. B. Anhuiba ſive Saſſafras ma- jor, Piſon. Lignum Fœniculatum nonnullorum. Geſtalt. Die groͤſten Saſſafras-baͤum ſind in der groͤſſe und geſtalt der Fiechtenbaͤumen an- zuſehen: haben nur einen geraden und ſtar- cken Stamm ohne aͤſte/ gleich den Pal- men-baͤumen. An dem oberſten theil des Stammens aber wachſen die aͤſte in form einer Kron rings umb herauß. Die auſſere Rinde iſt duͤnn/ aͤſchfarbig; die innere aber dick und dunckel-roth; ſonſten eines aroma- tiſchen Geruchs und Geſchmacks/ dem Fen- chel-geruch nicht ungleich. An den Aeſten hangen duͤnne/ gruͤne Blaͤtter/ gleich den Feigen-blaͤttern/ ſo da ſtarck riechen/ ſon- derlich wenn ſie getrocknet: die undern Blaͤt- ter ſind den Birn-blaͤtteren nicht unaͤhn- lich/ die obern aber ſind drey-eckicht. Sie gruͤnen allezeit/ ſollen kleine/ leimfarbe/ faͤ- ſerichte Bluͤmlein haben/ den Blumen Cor- ni maris gantz gleich; auff welche die kleinen ſchwartzlichten/ in kleine kelchlein einge- ſchloſſenen/ Trauben-weiß zuſam̃engedrun- gene/ und an langen ſtielen hangende Bee- re folgen. Die Wurtzel iſt bald dick/ bald duͤnn auff die oberſte Erden außgedaͤhnt/ daher der Baum ſich leicht auß der Wurtzel außreuͤten laͤßt. Seine Rinde aber/ gleich wie ſie fuͤr allen andern Baum-rinden wol- riechend/ alſo iſt ſie auch zur Artzney ſehr gut und außgeſucht. Er waͤchſt in tempe- riertem/ nicht weit von dem Meer gelege- nen Erdreich/ in der Jnſul Florida/ Bra- ſilien und andern Laͤndern Americæ. Das beſte Holtz ſoll ſeyn/ welches aͤſchfarbig/ friſch/ ſtarck riechend/ und ſeine Rinde noch mit ſich hat/ zumahlen in der Rinde mehr aromatiſche Tugend verborgen/ als in dem uͤbrigen gantzen Holtz. Eigenſchafft. Es hat dieſes Holtz gleich allen andern Holtzen einen ſaurlichten geiſtreichen Safft haͤuffig in ſich/ beneben iſt es mit einem fluͤchtigen aromatiſchen Schwefel-geiſt be- gabet/ dadurch es die Tugend und Eigen- ſchafft hat/ alle Fluͤſſe auffzutrocknen und zu vertreiben/ das Gebluͤt wohl zu reini- gen/ die uͤberfluͤßigen ſaltzichten ſcharffen Feuchtigkeiten zu verſuͤſſen/ und durch den Harn und Schweiß zu treiben; ſonderlich auch die Frantzoͤſiſche Sucht auß dem Ge- bluͤt zu reinigen. Gebrauch. Auß dieſem Holtz pflegt man allerhand Artzneyen zubereiten. Wilt du aber ein gut Schweiß-treibend Holtz-tranck haben/ ſo nimm Salſeparillen-wurtzel/ geraſpelte Rinde vom Frantzoſenholtz/ China-wurtzel/ Saſſafras-holtz ſambt der Rinde jed. dritt- halb loth/ der beſten Mineren vom Spieß- glaß 2. loth/ Roſinlein 4. loth/ Fenchel-ſa- men/ Zimmet jed. ein halb loth: Zerhacke und ſtoſſe alles under einander/ thu es in ein zinnerne oder glaͤſerne Flaͤſchen/ gieſſe zwey maß oder mehr friſch Brunnwaſſer daruͤ- ber (andere nemmen friſch Regenwaſſer) vermach die Flaſchen wohl/ ſetze ſie in eine mit Waſſer angefuͤllte Pfannen/ mache Fewr darunder/ laß es alſo bey etlichen Stun- den lang ſieden/ ſeigs hernach durch ein Tuch/ und gib dem Patienten Morgens und Abends ein glaß voll davon zu trincken. Dieß Tranck treibt alle ſcharffen geſaltzenen Feuchtigkeiten durch den Schweiß und Stulgang auß/ verbeſſert das Gebluͤt/ die- net zu troͤcknung und heilung alter Schaͤ- den/ zeugt ein gut Fleiſch in denſelben/ und befoͤrdert den ordenlichen Kreiß-lauff des Gebluͤts/ wird ſonderlich in der Frantzoſen- cur zu dem ſchweiß-treiben gebraucht. Verſaltzen gebluͤt- Alte faule ſchaͤden- Frantzoſen kranckheit. Herꝛ Dr. Johann Michael/ geweſener beruͤhmter Profeſſor zu Leipzig/ hat folgende Eſſentz/ Eſſentiam Lignorum, under anderm auß dieſem Holtz alſo gemachet. Nehmt Frantzoſen-holtz 6. loth/ Saſſafras-holtz 4. loth/ rothen Santal/ gelben Santal/ Sal- ſaparillen und China-wurtzel jedes 2. loth/ Roſenholtz 1. loth: Zerhackt alles under ein- ander/ gießt Spiritum Fumariæ, Tauben- kropff-geiſt daruͤber/ biß 4. Finger breit uͤ- berſtehen thut/ digerierts 8. Tag lang/ fil- trierts hernach/ und gebrauchts zu 15. biß 20. tropffen Morgens und Abends/ in ei- nem deſtillierten Waſſer. Sie reiniget das Gebluͤt/ bewahret fuͤr Fluͤſſen/ treibt durch Harn und Schweiß/ macht weit umbs Hertz/ nim̃t weg alle Bangigkeit der Bruſt und Hertz-klopffen/ eroͤffnet die Verſtopf- fungen und Hartigkeit des Miltzes. Solche Eſſentz kan man auch mit dem Spiritu Serpil- li außziehen/ alßdann iſt ſie nicht nur wider alle Haupt-fluͤß/ ſondern auch wider den Schwindel/ wider Magen- und Mutter- wehe/ und dergleichen zu gebrauchen. Er- weckt auch den monatlichen Weiberfluß. Eſſentia Ligno- rum, D. Mich. Fluͤß/ Verſtokter Harn/ bangigkeit. Hertz- klopffen/ hart miltz. Schwin- del. Magen- und Mut- wehe. Verſteckte Monat- blum. Die Eſſentz biß zur dicke des Honigs de- ſtilliert/ gibt ein Extractum Catarrhale, oder Extract ab/ welches in Pilulein gebraucht/ die Fluͤſſe und allerhand von Fluͤſſen herꝛuͤh- rende Kranckheiten vertheilet und abtreibet. Der erfahrene Mynſichtus gießt heiß Brunn-waſſer/ andere aber einen koͤſtlichen weiſſen Wein uͤber das geraſpelte Saſſa- fras-holtz/ laßts in warmer Aſchen etliche Tag mit dem Waſſer kochen/ oder mit dem Wein digerieren/ ſo gibt es eine roͤthlichte Tinctur ab/ die mit Zimmet kan aroma- tiſiert/ auch wohl hernach biß zur dicke ei- nes Honigs zu einem Extract gekochet wer- den. Das Tamariſcken-holtz/ wenn man es auff die weiß bereitet/ wie das Saſſafras/ ſoll einerley Tugenden haben/ und hiemit ein Succedaneum deſſelben ſeyn. Das deſtillierte Saſſafras-oͤl bereitet man alſo: Nehmt geraſpelt Saſſafras-holtz/ da viel Rinden mit an iſt/ begießt es mit heiſſem Brunn- oder Regen-waſſer/ thuts in einen kolben/ laßts nicht lang macerieren oder weichen wie andere Holtz/ deren Saltz und Oel nicht ſo fluͤchtig und haͤuffig vor- handen iſt/ ſondern ſetzt ein Helm gleich da- rauff/ und ein Glaß fuͤr/ und deſtillierts alſobald/ ſo wird ſich mit dem außflieſſen- den Diſtilliert Saſſafras- oͤl.

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/226>, abgerufen am 21.11.2024.