Der Holder hat daher seinen namen be- kommen/ daß seine zweig inwendig hol und voller marck sind. Der gemeine Holder wächßt auff in der grösse eines Baums/ auß einem holtzichten/ aber leicht zerbrüch- lichen Stammen/ mit gantz runden/ äschen- farben ästen/ die sind inwendig hol/ und mit marck außgefüllt/ haben wenig holtz/ aber eine dreyfache Rinde/ deren äusserste in den jungen schossen grünlicht/ in den alten aber äschgraw; die mittlere hingegen/ Cor- tex Medianus, ist gantz grün/ und fibroß. Die innerste/ so das holtz berühret ist gelb- licht und safftig. Die Blätter an den ästen sind gleichs weiß gesetzt/ gemeiniglich fünff/ etwan siben oder acht beyeinander/ dem Nußlaub etlicher massen gleich/ doch kleiner ablang und zerkerbt/ darzu eines starcken geruchs und bitterlichten widerwertigen geschmacks. An dem äusserlichen theil der ästen bringt es ein runde dolde/ die tragt vor St. Johannes Tag weisse/ fünffblättige/ nicht unlieblich riechende büschelein/ weiß beysammen hangende Blumen/ auff deren abfall in dem Augstmonat kleine Beere fol- gen/ welche erstlich grün/ hernach so sie reif- fen/ purpur-schwartz sind/ und einen auff gleiche weise färbenden/ dem geschmack nach weinsauren unlieblichen Safft geben. Der Holder wachßt gern in den Hägen/ an schat- tichten rauchen orten/ und neben den was- seren.
Es gibt auch sonsten eine art dieses Hol- ders/ welcher weisse Beerlin tragt/ Sambu- cus acinis albis, J. B. und widerumb eine an- dere/ die da vielfaltig eingeschnittene Blät- ter hat/ Sambucus folio laciniato, C. B.
Eigenschafft.
Die Blüthe hat etwas flüchtige/ geistrei- che/ mit wenig schwefelichten vergesellschaf- tete Saltztheile in sich/ davon sie die Eigen- schafft hat innerlich zwar den Schweiß und Harn zu treiben/ das schleimichte zu erdün- neren/ äusserlich aber zu zertheilen/ und den Schmertzen zu stillen. Jn den Beeren fin- det sich ein gleichmässiger schweißtreibender Safft/ welcher auß denselben von den Bau- ren pfleget außgepreßt/ gesichtet/ zur dicke gekochet/ und under dem nammen deß Holder- muß verkauffet zu werden. Jn denen gantz frisch herfürkommenden ersten schößlein ste- cket ein mit scharffem etzenden saltz begabter Safft/ dadurch sie die Eigenschafft haben über und under sich zu purgieren/ und öff- ters mit grossem gewalt. Starcke Arbeits- leuth mögen wol auff ein dotzet oder mehr dergleichen Schößlein under einem Salat zu ihrer purgation essen. Die mittlere und innere Rinde/ hat gleiche/ jedoch nicht so [Spaltenumbruch]
harte würckung innerlich/ ausserlich aber zertheilet sie gewaltig. Die Blätter und Stengel haben annoch geringere krafft.
Gebrauch.
Dioscorides schreibt/ der Holder und Attich haben beyde eine Krafft/ damit sie trucknen/ das Wasser durch den Stulgang treiben/ seyen jedoch dem Magen schädlich.
Der jungen Holder-zweig| ein oder schöß- lein ein halb dotzet allein/ oder mit Spinat/ in Wasser ein wenig gekocht/ und wie ein Sa- lat geessen/ treiben fort die Gallen/ SchleimGallen/ Schleim/ und wasser. und Wasser/ über und under sich.
Der Holder-essig bekomt dem Magen wol/ machet lust zum essen/ und zertheilt den dicken zähen Schleim.
Es wachßen auch Schwämlein an demHals-ge- schwär/ bö- se Augen/ Wasser- sucht. Holder/ (welche man Lateinisch Fungus sambuci vel Auricula Judae, und Teutsch Holder-schwämlein nennet) so man sie in Essig und halb Wasser legt/ lauffen sie da- rinnen auff/ sind gut zu den Halß-geschwä- ren/ damit offt warm gegurgelet. Diese Schwämlein in Fenchel-und Wegerich- Wasser eingeweicht/ und solch Wasser alsdann warm mit tüchlein über die Au- gen offt geschlagen/ benimmet denselben die Röthe/ Hitz/ Schmertzen/ und Entzündung. Man pflegt auch Holderschwämlein in der Milch zu sieden/ und den Kinderen davon päpplein zu kochen/ soll sie wol trühen vnd zunehmen machen. Etliche geben sie gepül- vert für die Wassersucht ein.
Die grünen Blätter des Holders zerstos-Wurm am Finger. sen/ und über den Wurm am Finger ge- legt/ soll ihne bald heilen.
Holderblüth- wasser Morgens und A- bends fünff- oder sechs loth davon getrun- cken/ erweichet die Brust/ ist gut für die Ge-geschwulst/ Wasser- sucht/ Ver- stopffung der Leber/ Miltz und Nieren. schwulst/ Wassersucht/ eröffnet die Ver- stopffung der Leber/ Miltzes und Nieren/ treibet auch den Schweiß in Fieberen.
Das Holdermuß oder Holderseltz/ wird nutzlich gebraucht für alles Gifft/ Ge- schwulst und die Wassersucht/ denn es durchGifft/ Ge- schwulst/ Wasser- sucht. den Schweiß die schädlichen Feuchtigkeiten außtreibet/ so man einer halben Nuß groß darvon nimmet/ daher es in Teutschland an unterschiedlichen orten also gebraucht wird/ ehe man in das Bad gehet/ den Schweiß desto besser zu befürderen.
Wenn man reiffe Holderbeere in einem steinernen mörsel zusammen stosset/ hernach kugeln darauß machet/ in der grösse der Taubeneyern/ solche ein wenig in dem Bachofen trucknet/ hernach den zehenden oder zwelfften theil eines Fäßleins damit anfüllet/ und frischen Weinmost darüber giesset/ darüber verjähren lasset; oder aber wenn man ein guten alten weissen Wein da- rüber eine zeit lang stehen lasset/ so hat man einen köstlichen Holderbeer-wein/ welcher bißweilen getruncken/ das Geblüt reiniget/ den Schleim und Sand auß den Nieren führet/ vor Wassersucht bewahret/ den A- them leicht machet/ und das viele WasserVerstopfte Leber/ auff- blähung des Leibs/ Wasser- sucht. auß dem Geblüt abführet.
Die Conserva florum sambuci, oder der Holderblüth- zucker/ eröffnet die verstopff- te Leber/ vertreibt die Auffblähung des
Der Holder hat daher ſeinen namen be- kommen/ daß ſeine zweig inwendig hol und voller marck ſind. Der gemeine Holder waͤchßt auff in der groͤſſe eines Baums/ auß einem holtzichten/ aber leicht zerbruͤch- lichen Stam̃en/ mit gantz runden/ aͤſchen- farben aͤſten/ die ſind inwendig hol/ und mit marck außgefuͤllt/ haben wenig holtz/ aber eine dreyfache Rinde/ deren aͤuſſerſte in den jungen ſchoſſen gruͤnlicht/ in den alten aber aͤſchgraw; die mittlere hingegen/ Cor- tex Medianus, iſt gantz gruͤn/ und fibroß. Die innerſte/ ſo das holtz beruͤhret iſt gelb- licht und ſafftig. Die Blaͤtter an den aͤſten ſind gleichs weiß geſetzt/ gemeiniglich fuͤnff/ etwan ſiben oder acht beyeinander/ dem Nußlaub etlicher maſſen gleich/ doch kleiner ablang und zerkerbt/ darzu eines ſtarcken geruchs und bitterlichten widerwertigen geſchmacks. An dem aͤuſſerlichen theil der aͤſten bringt es ein runde dolde/ die tragt vor St. Johannes Tag weiſſe/ fuͤnffblaͤttige/ nicht unlieblich riechende buͤſchelein/ weiß beyſam̃en hangende Blumen/ auff deren abfall in dem Augſtmonat kleine Beere fol- gen/ welche erſtlich gruͤn/ hernach ſo ſie reif- fen/ purpur-ſchwartz ſind/ und einen auff gleiche weiſe faͤrbenden/ dem geſchmack nach weinſauren unlieblichen Safft geben. Der Holder wachßt gern in den Haͤgen/ an ſchat- tichten rauchen orten/ und neben den waſ- ſeren.
Es gibt auch ſonſten eine art dieſes Hol- ders/ welcher weiſſe Beerlin tragt/ Sambu- cus acinis albis, J. B. und widerumb eine an- dere/ die da vielfaltig eingeſchnittene Blaͤt- ter hat/ Sambucus folio laciniato, C. B.
Eigenſchafft.
Die Bluͤthe hat etwas fluͤchtige/ geiſtrei- che/ mit wenig ſchwefelichten vergeſellſchaf- tete Saltztheile in ſich/ davon ſie die Eigen- ſchafft hat innerlich zwar den Schweiß und Harn zu treiben/ das ſchleimichte zu erduͤn- neren/ aͤuſſerlich aber zu zertheilen/ und den Schmertzen zu ſtillen. Jn den Beeren fin- det ſich ein gleichmaͤſſiger ſchweißtreibender Safft/ welcher auß denſelben von den Bau- ren pfleget außgepreßt/ geſichtet/ zur dicke gekochet/ und under dem nam̃en deß Holder- muß verkauffet zu werden. Jn denen gantz friſch herfuͤrkommenden erſten ſchoͤßlein ſte- cket ein mit ſcharffem etzenden ſaltz begabter Safft/ dadurch ſie die Eigenſchafft haben uͤber und under ſich zu purgieren/ und oͤff- ters mit groſſem gewalt. Starcke Arbeits- leuth moͤgen wol auff ein dotzet oder mehr dergleichen Schoͤßlein under einem Salat zu ihrer purgation eſſen. Die mittlere und innere Rinde/ hat gleiche/ jedoch nicht ſo [Spaltenumbruch]
harte wuͤrckung innerlich/ auſſerlich aber zertheilet ſie gewaltig. Die Blaͤtter und Stengel haben annoch geringere krafft.
Gebrauch.
Dioſcorides ſchreibt/ der Holder und Attich haben beyde eine Krafft/ damit ſie trucknen/ das Waſſer durch den Stulgang treiben/ ſeyen jedoch dem Magen ſchaͤdlich.
Der jungen Holder-zweig| ein oder ſchoͤß- lein ein halb dotzet allein/ oder mit Spinat/ in Waſſer ein wenig gekocht/ und wie ein Sa- lat geeſſen/ treiben fort die Gallen/ SchleimGallen/ Schleim/ uñ waſſer. und Waſſer/ uͤber und under ſich.
Der Holder-eſſig bekomt dem Magen wol/ machet luſt zum eſſen/ und zertheilt den dicken zaͤhen Schleim.
Es wachßen auch Schwaͤmlein an demHals-ge- ſchwaͤr/ boͤ- ſe Augen/ Waſſer- ſucht. Holder/ (welche man Lateiniſch Fungus ſambuci vel Auricula Judæ, und Teutſch Holder-ſchwaͤmlein nennet) ſo man ſie in Eſſig und halb Waſſer legt/ lauffen ſie da- rinnen auff/ ſind gut zu den Halß-geſchwaͤ- ren/ damit offt warm gegurgelet. Dieſe Schwaͤmlein in Fenchel-und Wegerich- Waſſer eingeweicht/ und ſolch Waſſer alsdann warm mit tuͤchlein uͤber die Au- gen offt geſchlagen/ benimmet denſelben die Roͤthe/ Hitz/ Schmertzen/ und Entzuͤndung. Man pflegt auch Holderſchwaͤmlein in der Milch zu ſieden/ und den Kinderen davon paͤpplein zu kochen/ ſoll ſie wol truͤhen vnd zunehmen machen. Etliche geben ſie gepuͤl- vert fuͤr die Waſſerſucht ein.
Die gruͤnen Blaͤtter des Holders zerſtoſ-Wurm am Finger. ſen/ und uͤber den Wurm am Finger ge- legt/ ſoll ihne bald heilen.
Holderbluͤth- waſſer Morgens und A- bends fuͤnff- oder ſechs loth davon getrun- cken/ erweichet die Bruſt/ iſt gut fuͤr die Ge-geſchwulſt/ Waſſer- ſucht/ Ver- ſtopffung der Leber/ Miltz und Nieren. ſchwulſt/ Waſſerſucht/ eroͤffnet die Ver- ſtopffung der Leber/ Miltzes und Nieren/ treibet auch den Schweiß in Fieberen.
Das Holdermuß oder Holderſeltz/ wird nutzlich gebraucht fuͤr alles Gifft/ Ge- ſchwulſt und die Waſſerſucht/ denn es durchGifft/ Ge- ſchwulſt/ Waſſer- ſucht. den Schweiß die ſchaͤdlichen Feuchtigkeiten außtreibet/ ſo man einer halben Nuß groß darvon nimmet/ daher es in Teutſchland an unterſchiedlichen orten alſo gebraucht wird/ ehe man in das Bad gehet/ den Schweiß deſto beſſer zu befuͤrderen.
Wenn man reiffe Holderbeere in einem ſteinernen moͤrſel zuſammen ſtoſſet/ hernach kugeln darauß machet/ in der groͤſſe der Taubeneyern/ ſolche ein wenig in dem Bachofen trucknet/ hernach den zehenden oder zwelfften theil eines Faͤßleins damit anfuͤllet/ und friſchen Weinmoſt daruͤber gieſſet/ daruͤber verjaͤhren laſſet; oder aber wenn man ein guten alten weiſſen Wein da- ruͤber eine zeit lang ſtehen laſſet/ ſo hat man einen koͤſtlichen Holderbeer-wein/ welcher bißweilen getruncken/ das Gebluͤt reiniget/ den Schleim und Sand auß den Nieren fuͤhret/ vor Waſſerſucht bewahret/ den A- them leicht machet/ und das viele WaſſerVerſtopfte Leber/ auff- blaͤhung des Leibs/ Waſſer- ſucht. auß dem Gebluͤt abfuͤhret.
Die Conſerva florum ſambuci, oder der Holderbluͤth- zucker/ eroͤffnet die verſtopff- te Leber/ vertreibt die Auffblaͤhung des
Bauchs/
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[112/0128]
Das Erſte Buch/
Namen.
HOlder/ Hollunder/ oder Holder-
baum/ heißt Griechiſch/ ’_. La-
teiniſch/ Sambucus, Sambucus dome-
ſtica. Jtaliaͤniſch/ Sambuco. Frantzoͤſiſch/
Sureau, Suſeau. Spaniſch/ Sacuo, Sambuco,
Sambugo. Engliſch/ Eldertree. Daͤniſch/
Hyld/ Hyldetree. Niderlaͤndiſch/ Vlier/
Vlierboom.
Geſtalt.
Der Holder hat daher ſeinen namen be-
kommen/ daß ſeine zweig inwendig hol und
voller marck ſind. Der gemeine Holder
waͤchßt auff in der groͤſſe eines Baums/
auß einem holtzichten/ aber leicht zerbruͤch-
lichen Stam̃en/ mit gantz runden/ aͤſchen-
farben aͤſten/ die ſind inwendig hol/ und
mit marck außgefuͤllt/ haben wenig holtz/
aber eine dreyfache Rinde/ deren aͤuſſerſte in
den jungen ſchoſſen gruͤnlicht/ in den alten
aber aͤſchgraw; die mittlere hingegen/ Cor-
tex Medianus, iſt gantz gruͤn/ und fibroß.
Die innerſte/ ſo das holtz beruͤhret iſt gelb-
licht und ſafftig. Die Blaͤtter an den aͤſten
ſind gleichs weiß geſetzt/ gemeiniglich fuͤnff/
etwan ſiben oder acht beyeinander/ dem
Nußlaub etlicher maſſen gleich/ doch kleiner
ablang und zerkerbt/ darzu eines ſtarcken
geruchs und bitterlichten widerwertigen
geſchmacks. An dem aͤuſſerlichen theil der
aͤſten bringt es ein runde dolde/ die tragt vor
St. Johannes Tag weiſſe/ fuͤnffblaͤttige/
nicht unlieblich riechende buͤſchelein/ weiß
beyſam̃en hangende Blumen/ auff deren
abfall in dem Augſtmonat kleine Beere fol-
gen/ welche erſtlich gruͤn/ hernach ſo ſie reif-
fen/ purpur-ſchwartz ſind/ und einen auff
gleiche weiſe faͤrbenden/ dem geſchmack nach
weinſauren unlieblichen Safft geben. Der
Holder wachßt gern in den Haͤgen/ an ſchat-
tichten rauchen orten/ und neben den waſ-
ſeren.
Es gibt auch ſonſten eine art dieſes Hol-
ders/ welcher weiſſe Beerlin tragt/ Sambu-
cus acinis albis, J. B. und widerumb eine an-
dere/ die da vielfaltig eingeſchnittene Blaͤt-
ter hat/ Sambucus folio laciniato, C. B.
Eigenſchafft.
Die Bluͤthe hat etwas fluͤchtige/ geiſtrei-
che/ mit wenig ſchwefelichten vergeſellſchaf-
tete Saltztheile in ſich/ davon ſie die Eigen-
ſchafft hat innerlich zwar den Schweiß und
Harn zu treiben/ das ſchleimichte zu erduͤn-
neren/ aͤuſſerlich aber zu zertheilen/ und den
Schmertzen zu ſtillen. Jn den Beeren fin-
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muß verkauffet zu werden. Jn denen gantz
friſch herfuͤrkommenden erſten ſchoͤßlein ſte-
cket ein mit ſcharffem etzenden ſaltz begabter
Safft/ dadurch ſie die Eigenſchafft haben
uͤber und under ſich zu purgieren/ und oͤff-
ters mit groſſem gewalt. Starcke Arbeits-
leuth moͤgen wol auff ein dotzet oder mehr
dergleichen Schoͤßlein under einem Salat
zu ihrer purgation eſſen. Die mittlere und
innere Rinde/ hat gleiche/ jedoch nicht ſo
harte wuͤrckung innerlich/ auſſerlich aber
zertheilet ſie gewaltig. Die Blaͤtter und
Stengel haben annoch geringere krafft.
Gebrauch.
Dioſcorides ſchreibt/ der Holder und Attich
haben beyde eine Krafft/ damit ſie trucknen/
das Waſſer durch den Stulgang treiben/
ſeyen jedoch dem Magen ſchaͤdlich.
Der jungen Holder-zweig| ein oder ſchoͤß-
lein ein halb dotzet allein/ oder mit Spinat/ in
Waſſer ein wenig gekocht/ und wie ein Sa-
lat geeſſen/ treiben fort die Gallen/ Schleim
und Waſſer/ uͤber und under ſich.
Gallen/
Schleim/
uñ waſſer.
Der Holder-eſſig bekomt dem Magen
wol/ machet luſt zum eſſen/ und zertheilt den
dicken zaͤhen Schleim.
Es wachßen auch Schwaͤmlein an dem
Holder/ (welche man Lateiniſch Fungus
ſambuci vel Auricula Judæ, und Teutſch
Holder-ſchwaͤmlein nennet) ſo man ſie in
Eſſig und halb Waſſer legt/ lauffen ſie da-
rinnen auff/ ſind gut zu den Halß-geſchwaͤ-
ren/ damit offt warm gegurgelet. Dieſe
Schwaͤmlein in Fenchel-und Wegerich-
Waſſer eingeweicht/ und ſolch Waſſer
alsdann warm mit tuͤchlein uͤber die Au-
gen offt geſchlagen/ benimmet denſelben die
Roͤthe/ Hitz/ Schmertzen/ und Entzuͤndung.
Man pflegt auch Holderſchwaͤmlein in der
Milch zu ſieden/ und den Kinderen davon
paͤpplein zu kochen/ ſoll ſie wol truͤhen vnd
zunehmen machen. Etliche geben ſie gepuͤl-
vert fuͤr die Waſſerſucht ein.
Hals-ge-
ſchwaͤr/ boͤ-
ſe Augen/
Waſſer-
ſucht.
Die gruͤnen Blaͤtter des Holders zerſtoſ-
ſen/ und uͤber den Wurm am Finger ge-
legt/ ſoll ihne bald heilen.
Wurm am
Finger.
Holderbluͤth- waſſer Morgens und A-
bends fuͤnff- oder ſechs loth davon getrun-
cken/ erweichet die Bruſt/ iſt gut fuͤr die Ge-
ſchwulſt/ Waſſerſucht/ eroͤffnet die Ver-
ſtopffung der Leber/ Miltzes und Nieren/
treibet auch den Schweiß in Fieberen.
geſchwulſt/
Waſſer-
ſucht/ Ver-
ſtopffung
der Leber/
Miltz und
Nieren.
Das Holdermuß oder Holderſeltz/ wird
nutzlich gebraucht fuͤr alles Gifft/ Ge-
ſchwulſt und die Waſſerſucht/ denn es durch
den Schweiß die ſchaͤdlichen Feuchtigkeiten
außtreibet/ ſo man einer halben Nuß groß
darvon nimmet/ daher es in Teutſchland
an unterſchiedlichen orten alſo gebraucht
wird/ ehe man in das Bad gehet/ den
Schweiß deſto beſſer zu befuͤrderen.
Gifft/ Ge-
ſchwulſt/
Waſſer-
ſucht.
Wenn man reiffe Holderbeere in einem
ſteinernen moͤrſel zuſammen ſtoſſet/ hernach
kugeln darauß machet/ in der groͤſſe der
Taubeneyern/ ſolche ein wenig in dem
Bachofen trucknet/ hernach den zehenden
oder zwelfften theil eines Faͤßleins damit
anfuͤllet/ und friſchen Weinmoſt daruͤber
gieſſet/ daruͤber verjaͤhren laſſet; oder aber
wenn man ein guten alten weiſſen Wein da-
ruͤber eine zeit lang ſtehen laſſet/ ſo hat man
einen koͤſtlichen Holderbeer-wein/ welcher
bißweilen getruncken/ das Gebluͤt reiniget/
den Schleim und Sand auß den Nieren
fuͤhret/ vor Waſſerſucht bewahret/ den A-
them leicht machet/ und das viele Waſſer
auß dem Gebluͤt abfuͤhret.
Verſtopfte
Leber/ auff-
blaͤhung
des Leibs/
Waſſer-
ſucht.
Die Conſerva florum ſambuci, oder der
Holderbluͤth- zucker/ eroͤffnet die verſtopff-
te Leber/ vertreibt die Auffblaͤhung des
Bauchs/
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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/128>, abgerufen am 21.12.2024.
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