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Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.

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1720.


Und Tapffere strecken;
Der sandigte Weg
Macht müde und matt;
Wer aber dich hat,
Den machen die Beulen
Nur hurtiger eilen,
Zur bleibenden Stadt.
Drum Streiter Hertz auf!
Auf! ohne Verweilen,
Vollführe den Lauff!
VII. Bey angetretener Regierung Graf
Heinrich des Neun und Zwantzigsten.
*
Als der Mensch nach GOttes Bilde
Ehemals bereitet war,
O wie war er nicht so milde,
O wie sah er nicht so klar!
Seit er dieses Bild verlohren,
Wird er fast verrückt gebohren:
Was ihn glücklich machen kan,
Siehet er vor schädlich an.
Was vor unerhörte Sorgen
Macht man seinen Eltern nicht,
Von des Lebens ersten Morgen
Durch das gantze Jugend-Licht?
Mit wie vielem Flehn und Beten,
Müssen sie uns nicht vertreten?
Sie bemühn sich offte viel,
Und verfehlen doch das Ziel.
Wie viel tausend Eltern leben,
Welche um der Kinder-Zucht
Sich nicht viel Bemühung geben;
Und ihr Heyl darin gesucht,
Jhnen Lehrer zu benennen,
Deren Werth sie selbst nicht kennen,
Die man nur auf andrer Rath,
Und Bericht gewählet hat.


Die
* Zu Castell.
A 4
1720.


Und Tapffere ſtrecken;
Der ſandigte Weg
Macht muͤde und matt;
Wer aber dich hat,
Den machen die Beulen
Nur hurtiger eilen,
Zur bleibenden Stadt.
Drum Streiter Hertz auf!
Auf! ohne Verweilen,
Vollfuͤhre den Lauff!
VII. Bey angetretener Regierung Graf
Heinrich des Neun und Zwantzigſten.
*
Als der Menſch nach GOttes Bilde
Ehemals bereitet war,
O wie war er nicht ſo milde,
O wie ſah er nicht ſo klar!
Seit er dieſes Bild verlohren,
Wird er faſt verruͤckt gebohren:
Was ihn gluͤcklich machen kan,
Siehet er vor ſchaͤdlich an.
Was vor unerhoͤrte Sorgen
Macht man ſeinen Eltern nicht,
Von des Lebens erſten Morgen
Durch das gantze Jugend-Licht?
Mit wie vielem Flehn und Beten,
Muͤſſen ſie uns nicht vertreten?
Sie bemuͤhn ſich offte viel,
Und verfehlen doch das Ziel.
Wie viel tauſend Eltern leben,
Welche um der Kinder-Zucht
Sich nicht viel Bemuͤhung geben;
Und ihr Heyl darin geſucht,
Jhnen Lehrer zu benennen,
Deren Werth ſie ſelbſt nicht kennen,
Die man nur auf andrer Rath,
Und Bericht gewaͤhlet hat.


Die
* Zu Caſtell.
A 4
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[7/0017] 1720. Und Tapffere ſtrecken; Der ſandigte Weg Macht muͤde und matt; Wer aber dich hat, Den machen die Beulen Nur hurtiger eilen, Zur bleibenden Stadt. Drum Streiter Hertz auf! Auf! ohne Verweilen, Vollfuͤhre den Lauff! VII. Bey angetretener Regierung Graf Heinrich des Neun und Zwantzigſten. * Als der Menſch nach GOttes Bilde Ehemals bereitet war, O wie war er nicht ſo milde, O wie ſah er nicht ſo klar! Seit er dieſes Bild verlohren, Wird er faſt verruͤckt gebohren: Was ihn gluͤcklich machen kan, Siehet er vor ſchaͤdlich an. Was vor unerhoͤrte Sorgen Macht man ſeinen Eltern nicht, Von des Lebens erſten Morgen Durch das gantze Jugend-Licht? Mit wie vielem Flehn und Beten, Muͤſſen ſie uns nicht vertreten? Sie bemuͤhn ſich offte viel, Und verfehlen doch das Ziel. Wie viel tauſend Eltern leben, Welche um der Kinder-Zucht Sich nicht viel Bemuͤhung geben; Und ihr Heyl darin geſucht, Jhnen Lehrer zu benennen, Deren Werth ſie ſelbſt nicht kennen, Die man nur auf andrer Rath, Und Bericht gewaͤhlet hat. Die * Zu Caſtell. A 4

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Zitationshilfe: Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/17>, abgerufen am 26.04.2024.