und auch derjenige, welcher einen rechtmäßi- gen Krieg führet, nichts anders zur Absicht hat, als daß er den Gegentheil nöthige, bil- lige Friedensvorschläge zu thun, wie nicht un- deutlich aus dem bisherigen Vortrag abge- nommen werden kann; so hat der, so einen gerechten Krieg führet, auch ein Recht zu dem, was den Feind zur Endigung des Krieges bewegen kann.
§. 1191.
Was der Feind irgend des Kriegs wegenVon Kriegs- handlun- gen und Opera- tionen, wie auch von Feindse- ligkeiten. thut, das ist eine Kriegshandlung(actus bellicus); hingegen eine Kriesoperation (operatio bellica) wird eine solche Kriegshand- lung genennt, vermöge welcher der Feind, oder seine Sachen wircklich mit Gewolt angegrif- fen werden, oder dadurch man sich den Weg bahnet, ihn mit Gewalt anzugreifen, oder die Gewalt zu vertreiben. Endlich die Kriegs- operationen, wodurch dem Feinde, oder sei- nen Sachen wircklich Gewalt angethan wird, führen den Nahmen der Feindseligkeiten (hostilitatum).
§. 1192.
Da derjenige, welcher einen ungerechtenVon dem Rechte über die Perso- nen. Krieg führet, dem Unrecht anthun will, des- sen Krieg rechtmäßig ist (§. 1189.), und die- sem folglich das Recht sich zu vertheidigen zustehet (§. 1089.); so erwächset das Recht über die Personen in einem rechtmäßigen Kriege aus der Verthei- digung seiner selbst und seiner Sachen,
und
Von dem Rechte der Voͤlcker im Kriege.
und auch derjenige, welcher einen rechtmaͤßi- gen Krieg fuͤhret, nichts anders zur Abſicht hat, als daß er den Gegentheil noͤthige, bil- lige Friedensvorſchlaͤge zu thun, wie nicht un- deutlich aus dem bisherigen Vortrag abge- nommen werden kann; ſo hat der, ſo einen gerechten Krieg fuͤhret, auch ein Recht zu dem, was den Feind zur Endigung des Krieges bewegen kann.
§. 1191.
Was der Feind irgend des Kriegs wegenVon Kriegs- handlun- gen und Opera- tionen, wie auch von Feindſe- ligkeiten. thut, das iſt eine Kriegshandlung(actus bellicus); hingegen eine Kriesoperation (operatio bellica) wird eine ſolche Kriegshand- lung genennt, vermoͤge welcher der Feind, oder ſeine Sachen wircklich mit Gewolt angegrif- fen werden, oder dadurch man ſich den Weg bahnet, ihn mit Gewalt anzugreifen, oder die Gewalt zu vertreiben. Endlich die Kriegs- operationen, wodurch dem Feinde, oder ſei- nen Sachen wircklich Gewalt angethan wird, fuͤhren den Nahmen der Feindſeligkeiten (hoſtilitatum).
§. 1192.
Da derjenige, welcher einen ungerechtenVon dem Rechte uͤber die Perſo- nen. Krieg fuͤhret, dem Unrecht anthun will, deſ- ſen Krieg rechtmaͤßig iſt (§. 1189.), und die- ſem folglich das Recht ſich zu vertheidigen zuſtehet (§. 1089.); ſo erwaͤchſet das Recht uͤber die Perſonen in einem rechtmaͤßigen Kriege aus der Verthei- digung ſeiner ſelbſt und ſeiner Sachen,
und
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0911"n="875"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Von dem Rechte der Voͤlcker im Kriege.</hi></fw><lb/>
und auch derjenige, welcher einen rechtmaͤßi-<lb/>
gen Krieg fuͤhret, nichts anders zur Abſicht<lb/>
hat, als daß er den Gegentheil noͤthige, bil-<lb/>
lige Friedensvorſchlaͤge zu thun, wie nicht un-<lb/>
deutlich aus dem bisherigen Vortrag abge-<lb/>
nommen werden kann; <hirendition="#fr">ſo hat der, ſo einen<lb/>
gerechten Krieg fuͤhret, auch ein Recht<lb/>
zu dem, was den Feind zur Endigung<lb/>
des Krieges bewegen kann.</hi></p></div><lb/><divn="4"><head>§. 1191.</head><lb/><p>Was der Feind irgend des Kriegs wegen<noteplace="right">Von<lb/>
Kriegs-<lb/>
handlun-<lb/>
gen und<lb/>
Opera-<lb/>
tionen,<lb/>
wie auch<lb/>
von<lb/>
Feindſe-<lb/>
ligkeiten.</note><lb/>
thut, das iſt eine <hirendition="#fr">Kriegshandlung</hi><hirendition="#aq">(actus<lb/>
bellicus);</hi> hingegen <hirendition="#fr">eine Kriesoperation</hi><lb/><hirendition="#aq">(operatio bellica)</hi> wird eine ſolche Kriegshand-<lb/>
lung genennt, vermoͤge welcher der Feind, oder<lb/>ſeine Sachen wircklich mit Gewolt angegrif-<lb/>
fen werden, oder dadurch man ſich den Weg<lb/>
bahnet, ihn mit Gewalt anzugreifen, oder die<lb/>
Gewalt zu vertreiben. Endlich die Kriegs-<lb/>
operationen, wodurch dem Feinde, oder ſei-<lb/>
nen Sachen wircklich Gewalt angethan wird,<lb/>
fuͤhren den Nahmen <hirendition="#fr">der Feindſeligkeiten</hi><lb/><hirendition="#aq">(hoſtilitatum).</hi></p></div><lb/><divn="4"><head>§. 1192.</head><lb/><p>Da derjenige, welcher einen ungerechten<noteplace="right">Von dem<lb/>
Rechte<lb/>
uͤber die<lb/>
Perſo-<lb/>
nen.</note><lb/>
Krieg fuͤhret, dem Unrecht anthun will, deſ-<lb/>ſen Krieg rechtmaͤßig iſt (§. 1189.), und die-<lb/>ſem folglich das Recht ſich zu vertheidigen<lb/>
zuſtehet (§. 1089.); <hirendition="#fr">ſo erwaͤchſet das<lb/>
Recht uͤber die Perſonen in einem<lb/>
rechtmaͤßigen Kriege aus der Verthei-<lb/>
digung ſeiner ſelbſt und ſeiner Sachen,</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">und</hi></fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[875/0911]
Von dem Rechte der Voͤlcker im Kriege.
und auch derjenige, welcher einen rechtmaͤßi-
gen Krieg fuͤhret, nichts anders zur Abſicht
hat, als daß er den Gegentheil noͤthige, bil-
lige Friedensvorſchlaͤge zu thun, wie nicht un-
deutlich aus dem bisherigen Vortrag abge-
nommen werden kann; ſo hat der, ſo einen
gerechten Krieg fuͤhret, auch ein Recht
zu dem, was den Feind zur Endigung
des Krieges bewegen kann.
§. 1191.
Was der Feind irgend des Kriegs wegen
thut, das iſt eine Kriegshandlung (actus
bellicus); hingegen eine Kriesoperation
(operatio bellica) wird eine ſolche Kriegshand-
lung genennt, vermoͤge welcher der Feind, oder
ſeine Sachen wircklich mit Gewolt angegrif-
fen werden, oder dadurch man ſich den Weg
bahnet, ihn mit Gewalt anzugreifen, oder die
Gewalt zu vertreiben. Endlich die Kriegs-
operationen, wodurch dem Feinde, oder ſei-
nen Sachen wircklich Gewalt angethan wird,
fuͤhren den Nahmen der Feindſeligkeiten
(hoſtilitatum).
Von
Kriegs-
handlun-
gen und
Opera-
tionen,
wie auch
von
Feindſe-
ligkeiten.
§. 1192.
Da derjenige, welcher einen ungerechten
Krieg fuͤhret, dem Unrecht anthun will, deſ-
ſen Krieg rechtmaͤßig iſt (§. 1189.), und die-
ſem folglich das Recht ſich zu vertheidigen
zuſtehet (§. 1089.); ſo erwaͤchſet das
Recht uͤber die Perſonen in einem
rechtmaͤßigen Kriege aus der Verthei-
digung ſeiner ſelbſt und ſeiner Sachen,
und
Von dem
Rechte
uͤber die
Perſo-
nen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 875. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/911>, abgerufen am 30.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.