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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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IV. Theil 8. Hauptstück.
und muß derowegen nach dem, was nö-
thig ist die Gewalt des Feindes abzu-
treiben, geschätzet werden
(§. 90.).
Demnach ist es nicht erlaubt die Unter-
thanen dessen, der unrechtmäßiger
Weise krieget, so lange sie sich aller
Gewalt enthalten, und keinen Vor-
satz Gewalt auszuüben zu Tage legen,
zu tödten, oder auf eine andere Art
wider ihren Leib zu wüten, gleichwie
es auch nicht erlaubt ist die Kriegsge-
fangenen, oder die sich ohne Bedin-
gung ergeben haben ums Leben zu
bringen, woferne nicht ein besonderes
Verbrechen, wodurch sie der Todes-
strafe schuldig worden wären, vorher-
gegangen ist: vielweniger ist
daher er-
laubt diejenigen zu tödten, welche sich
entweder in dem Treffen, oder in der
Belagerung die Erhaltung ihres Le-
bens ausgemacht haben, und muß die-
se Bedingung nicht abgeschlagen wer-
den. Eben dies ist von denen zu be-
halten, welche in der Schlacht das
Gewehr wegwerfen.
Und weil das Nie-
dermetzeln, wie aus angeführten erhellet, kein
erlaubtes Mittel ist, wenn es etwas beyzu-
tragen scheinet unser Recht wieder zu erlan-
gen; so ist es nicht vergönnet Gefange-
ne, solche die sich ergeben haben, oder
die sich ergeben wollen, nieder zu ma-
chen, oder sie an ihrem Leibe miszu-

han-

IV. Theil 8. Hauptſtuͤck.
und muß derowegen nach dem, was noͤ-
thig iſt die Gewalt des Feindes abzu-
treiben, geſchaͤtzet werden
(§. 90.).
Demnach iſt es nicht erlaubt die Unter-
thanen deſſen, der unrechtmaͤßiger
Weiſe krieget, ſo lange ſie ſich aller
Gewalt enthalten, und keinen Vor-
ſatz Gewalt auszuuͤben zu Tage legen,
zu toͤdten, oder auf eine andere Art
wider ihren Leib zu wuͤten, gleichwie
es auch nicht erlaubt iſt die Kriegsge-
fangenen, oder die ſich ohne Bedin-
gung ergeben haben ums Leben zu
bringen, woferne nicht ein beſonderes
Verbrechen, wodurch ſie der Todes-
ſtrafe ſchuldig worden waͤren, vorher-
gegangen iſt: vielweniger iſt
daher er-
laubt diejenigen zu toͤdten, welche ſich
entweder in dem Treffen, oder in der
Belagerung die Erhaltung ihres Le-
bens ausgemacht haben, und muß die-
ſe Bedingung nicht abgeſchlagen wer-
den. Eben dies iſt von denen zu be-
halten, welche in der Schlacht das
Gewehr wegwerfen.
Und weil das Nie-
dermetzeln, wie aus angefuͤhrten erhellet, kein
erlaubtes Mittel iſt, wenn es etwas beyzu-
tragen ſcheinet unſer Recht wieder zu erlan-
gen; ſo iſt es nicht vergoͤnnet Gefange-
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chen, oder ſie an ihrem Leibe miszu-

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[876/0912] IV. Theil 8. Hauptſtuͤck. und muß derowegen nach dem, was noͤ- thig iſt die Gewalt des Feindes abzu- treiben, geſchaͤtzet werden (§. 90.). Demnach iſt es nicht erlaubt die Unter- thanen deſſen, der unrechtmaͤßiger Weiſe krieget, ſo lange ſie ſich aller Gewalt enthalten, und keinen Vor- ſatz Gewalt auszuuͤben zu Tage legen, zu toͤdten, oder auf eine andere Art wider ihren Leib zu wuͤten, gleichwie es auch nicht erlaubt iſt die Kriegsge- fangenen, oder die ſich ohne Bedin- gung ergeben haben ums Leben zu bringen, woferne nicht ein beſonderes Verbrechen, wodurch ſie der Todes- ſtrafe ſchuldig worden waͤren, vorher- gegangen iſt: vielweniger iſt daher er- laubt diejenigen zu toͤdten, welche ſich entweder in dem Treffen, oder in der Belagerung die Erhaltung ihres Le- bens ausgemacht haben, und muß die- ſe Bedingung nicht abgeſchlagen wer- den. Eben dies iſt von denen zu be- halten, welche in der Schlacht das Gewehr wegwerfen. Und weil das Nie- dermetzeln, wie aus angefuͤhrten erhellet, kein erlaubtes Mittel iſt, wenn es etwas beyzu- tragen ſcheinet unſer Recht wieder zu erlan- gen; ſo iſt es nicht vergoͤnnet Gefange- ne, ſolche die ſich ergeben haben, oder die ſich ergeben wollen, nieder zu ma- chen, oder ſie an ihrem Leibe miszu- han-

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 876. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/912>, abgerufen am 23.11.2024.