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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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III. Theil 2. Abth. 3. Hauptstück.
bringen, ist leicht zu erachten; indem nicht
alle GOtt als einen Rächer fürchten, andere
aber glauben, daß sie deswegen schon Verge-
bung erhalten würden: daß sie also lieber
falsch schwöhren, als die Missethat bekennen
wollen.

§. 1033.
Von der
Gesan-
genneh-
mung
und dem
sichern
Geleite.

Nachdem die Missethaten nicht dürfen un-
gestraft bleiben (§. 1032.); so muß man
sich, wenn dergleichen begangen wor-
den, bemühen den schuldigen zu ent-
decken, ist er bereits bekannt, so muß
man ihn ins Gefängniß werfen,
daß
er nicht entwische, ist er aber noch ver-
borgen, oder ist er flüchtig geworden,
so muß man alles anwenden, daß man
ihn ertappe.
Und daraus folgt noch wei-
ter, daß er so lange in Verhaft bleiben
müsse, bis er durch richterlichen Aus-
spruch entweder losgesprochen, oder
verdammet wird.
Dieweil er aber nur
der Verwahrung wegen im Gefängniß sitzen
soll; so hat man die Vollstreckung der
Strafe,
sonderlich wo es die Nothwendig-
keit nicht anders befiehlet, nicht aufzuschie-
ben.
Hieraus lässet sich zugleich verstehen,
daß man der Gefangennehmung sich
nicht bedienen müsse, wenn man auch
an einem abwesenden die Strafe voll-
ziehen kann;
und eben so klar ist es, daß
man einen der Flucht verdächtigen
Zeugen in Verwahrsam bringen könne

(§. 778.).

III. Theil 2. Abth. 3. Hauptſtuͤck.
bringen, iſt leicht zu erachten; indem nicht
alle GOtt als einen Raͤcher fuͤrchten, andere
aber glauben, daß ſie deswegen ſchon Verge-
bung erhalten wuͤrden: daß ſie alſo lieber
falſch ſchwoͤhren, als die Miſſethat bekennen
wollen.

§. 1033.
Von der
Geſan-
genneh-
mung
und dem
ſichern
Geleite.

Nachdem die Miſſethaten nicht duͤrfen un-
geſtraft bleiben (§. 1032.); ſo muß man
ſich, wenn dergleichen begangen wor-
den, bemuͤhen den ſchuldigen zu ent-
decken, iſt er bereits bekannt, ſo muß
man ihn ins Gefaͤngniß werfen,
daß
er nicht entwiſche, iſt er aber noch ver-
borgen, oder iſt er fluͤchtig geworden,
ſo muß man alles anwenden, daß man
ihn ertappe.
Und daraus folgt noch wei-
ter, daß er ſo lange in Verhaft bleiben
muͤſſe, bis er durch richterlichen Aus-
ſpruch entweder losgeſprochen, oder
verdammet wird.
Dieweil er aber nur
der Verwahrung wegen im Gefaͤngniß ſitzen
ſoll; ſo hat man die Vollſtreckung der
Strafe,
ſonderlich wo es die Nothwendig-
keit nicht anders befiehlet, nicht aufzuſchie-
ben.
Hieraus laͤſſet ſich zugleich verſtehen,
daß man der Gefangennehmung ſich
nicht bedienen muͤſſe, wenn man auch
an einem abweſenden die Strafe voll-
ziehen kann;
und eben ſo klar iſt es, daß
man einen der Flucht verdaͤchtigen
Zeugen in Verwahrſam bringen koͤnne

(§. 778.).
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[746/0782] III. Theil 2. Abth. 3. Hauptſtuͤck. bringen, iſt leicht zu erachten; indem nicht alle GOtt als einen Raͤcher fuͤrchten, andere aber glauben, daß ſie deswegen ſchon Verge- bung erhalten wuͤrden: daß ſie alſo lieber falſch ſchwoͤhren, als die Miſſethat bekennen wollen. §. 1033. Nachdem die Miſſethaten nicht duͤrfen un- geſtraft bleiben (§. 1032.); ſo muß man ſich, wenn dergleichen begangen wor- den, bemuͤhen den ſchuldigen zu ent- decken, iſt er bereits bekannt, ſo muß man ihn ins Gefaͤngniß werfen, daß er nicht entwiſche, iſt er aber noch ver- borgen, oder iſt er fluͤchtig geworden, ſo muß man alles anwenden, daß man ihn ertappe. Und daraus folgt noch wei- ter, daß er ſo lange in Verhaft bleiben muͤſſe, bis er durch richterlichen Aus- ſpruch entweder losgeſprochen, oder verdammet wird. Dieweil er aber nur der Verwahrung wegen im Gefaͤngniß ſitzen ſoll; ſo hat man die Vollſtreckung der Strafe, ſonderlich wo es die Nothwendig- keit nicht anders befiehlet, nicht aufzuſchie- ben. Hieraus laͤſſet ſich zugleich verſtehen, daß man der Gefangennehmung ſich nicht bedienen muͤſſe, wenn man auch an einem abweſenden die Strafe voll- ziehen kann; und eben ſo klar iſt es, daß man einen der Flucht verdaͤchtigen Zeugen in Verwahrſam bringen koͤnne (§. 778.).

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 746. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/782>, abgerufen am 21.11.2024.