Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

III. Theil 2. Abth. 2. Hauptstück.
wird, als die aufhebende Bedingung, welche
darin steckt, vorhanden ist (§. 609.); so fol-
get, wenn man dem Könige die Herr-
schaft unter einem verlustigmachenden
Gesetze übergiebet, vermöge welches
er das Reich verlieren solle, wenn
er dies oder jenes gethan oder nicht ge-
than haben würde, daß er das Reich
würcklich verlieren müsse, wenn er
dasselbe gethan oder nicht gethan
hat.

§. 1008.
Vom
Folgerei-
che.

Ein Folgereich (regnum successorium)
heisset, wenn jemand nach einem gewissen Ge-
setze an die Stelle des nicht mehr verhande-
nen Königes kommt. Ein Folgegesetz (lex
successionis) ist dasjenige, worinnen die re-
gierungsfähigen Personen und die Art der
Folge bestimmet werden; welches bey der
Uebertragung der Herrschaft an den
ersten König mit Genehmhaltung des
Volckes, oder derer, welche das Recht
des Volckes haben, gemacht werden
muß (§. 984.). Sind einige hieher ge-
hörige Dinge darin übergangen wor-
den, weil das Volck solche als vor sich be-
kannt zum voraus gesetzet hat, so gehet es
mit der Folge nach der Gewohnheit
benachbarter Völcker, welche es stillschwei-
gend gut geheissen zu haben geglaubet wird.
Letztens weil die Folgereiche in der Absicht
eingeführet werden, daß der Nachfolger ge-

wiß

III. Theil 2. Abth. 2. Hauptſtuͤck.
wird, als die aufhebende Bedingung, welche
darin ſteckt, vorhanden iſt (§. 609.); ſo fol-
get, wenn man dem Koͤnige die Herr-
ſchaft unter einem verluſtigmachenden
Geſetze uͤbergiebet, vermoͤge welches
er das Reich verlieren ſolle, wenn
er dies oder jenes gethan oder nicht ge-
than haben wuͤrde, daß er das Reich
wuͤrcklich verlieren muͤſſe, wenn er
daſſelbe gethan oder nicht gethan
hat.

§. 1008.
Vom
Folgerei-
che.

Ein Folgereich (regnum ſucceſſorium)
heiſſet, wenn jemand nach einem gewiſſen Ge-
ſetze an die Stelle des nicht mehr verhande-
nen Koͤniges kommt. Ein Folgegeſetz (lex
ſucceſſionis) iſt dasjenige, worinnen die re-
gierungsfaͤhigen Perſonen und die Art der
Folge beſtimmet werden; welches bey der
Uebertragung der Herrſchaft an den
erſten Koͤnig mit Genehmhaltung des
Volckes, oder derer, welche das Recht
des Volckes haben, gemacht werden
muß (§. 984.). Sind einige hieher ge-
hoͤrige Dinge darin uͤbergangen wor-
den, weil das Volck ſolche als vor ſich be-
kannt zum voraus geſetzet hat, ſo gehet es
mit der Folge nach der Gewohnheit
benachbarter Voͤlcker, welche es ſtillſchwei-
gend gut geheiſſen zu haben geglaubet wird.
Letztens weil die Folgereiche in der Abſicht
eingefuͤhret werden, daß der Nachfolger ge-

wiß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0758" n="722"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III.</hi> Theil 2. Abth. 2. Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.</hi></fw><lb/>
wird, als die aufhebende Bedingung, welche<lb/>
darin &#x017F;teckt, vorhanden i&#x017F;t (§. 609.); &#x017F;o fol-<lb/>
get, <hi rendition="#fr">wenn man dem Ko&#x0364;nige die Herr-<lb/>
&#x017F;chaft unter einem verlu&#x017F;tigmachenden<lb/>
Ge&#x017F;etze u&#x0364;bergiebet, vermo&#x0364;ge welches<lb/>
er das Reich verlieren &#x017F;olle, wenn<lb/>
er dies oder jenes gethan oder nicht ge-<lb/>
than haben wu&#x0364;rde, daß er das Reich<lb/>
wu&#x0364;rcklich verlieren mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, wenn er<lb/>
da&#x017F;&#x017F;elbe gethan oder nicht gethan<lb/>
hat.</hi></p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 1008.</head><lb/>
                <note place="left">Vom<lb/>
Folgerei-<lb/>
che.</note>
                <p>Ein <hi rendition="#fr">Folgereich</hi> <hi rendition="#aq">(regnum &#x017F;ucce&#x017F;&#x017F;orium)</hi><lb/>
hei&#x017F;&#x017F;et, wenn jemand nach einem gewi&#x017F;&#x017F;en Ge-<lb/>
&#x017F;etze an die Stelle des nicht mehr verhande-<lb/>
nen Ko&#x0364;niges kommt. Ein <hi rendition="#fr">Folgege&#x017F;etz</hi> <hi rendition="#aq">(lex<lb/>
&#x017F;ucce&#x017F;&#x017F;ionis)</hi> i&#x017F;t dasjenige, worinnen die re-<lb/>
gierungsfa&#x0364;higen Per&#x017F;onen und die Art der<lb/>
Folge be&#x017F;timmet werden; <hi rendition="#fr">welches bey der<lb/>
Uebertragung der Herr&#x017F;chaft an den<lb/>
er&#x017F;ten Ko&#x0364;nig mit Genehmhaltung des<lb/>
Volckes, oder derer, welche das Recht<lb/>
des Volckes haben, gemacht werden<lb/>
muß (§. 984.). Sind einige hieher ge-<lb/>
ho&#x0364;rige Dinge darin u&#x0364;bergangen wor-<lb/>
den,</hi> weil das Volck &#x017F;olche als vor &#x017F;ich be-<lb/>
kannt zum voraus ge&#x017F;etzet hat, <hi rendition="#fr">&#x017F;o gehet es<lb/>
mit der Folge nach der Gewohnheit<lb/>
benachbarter Vo&#x0364;lcker,</hi> welche es &#x017F;till&#x017F;chwei-<lb/>
gend gut gehei&#x017F;&#x017F;en zu haben geglaubet wird.<lb/>
Letztens weil die Folgereiche in der Ab&#x017F;icht<lb/>
eingefu&#x0364;hret werden, daß der Nachfolger ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wiß</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[722/0758] III. Theil 2. Abth. 2. Hauptſtuͤck. wird, als die aufhebende Bedingung, welche darin ſteckt, vorhanden iſt (§. 609.); ſo fol- get, wenn man dem Koͤnige die Herr- ſchaft unter einem verluſtigmachenden Geſetze uͤbergiebet, vermoͤge welches er das Reich verlieren ſolle, wenn er dies oder jenes gethan oder nicht ge- than haben wuͤrde, daß er das Reich wuͤrcklich verlieren muͤſſe, wenn er daſſelbe gethan oder nicht gethan hat. §. 1008. Ein Folgereich (regnum ſucceſſorium) heiſſet, wenn jemand nach einem gewiſſen Ge- ſetze an die Stelle des nicht mehr verhande- nen Koͤniges kommt. Ein Folgegeſetz (lex ſucceſſionis) iſt dasjenige, worinnen die re- gierungsfaͤhigen Perſonen und die Art der Folge beſtimmet werden; welches bey der Uebertragung der Herrſchaft an den erſten Koͤnig mit Genehmhaltung des Volckes, oder derer, welche das Recht des Volckes haben, gemacht werden muß (§. 984.). Sind einige hieher ge- hoͤrige Dinge darin uͤbergangen wor- den, weil das Volck ſolche als vor ſich be- kannt zum voraus geſetzet hat, ſo gehet es mit der Folge nach der Gewohnheit benachbarter Voͤlcker, welche es ſtillſchwei- gend gut geheiſſen zu haben geglaubet wird. Letztens weil die Folgereiche in der Abſicht eingefuͤhret werden, daß der Nachfolger ge- wiß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/758
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 722. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/758>, abgerufen am 21.12.2024.