Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Ehe.
Liebe. Man giebt also einen Mahlschatz
um dadurch die Verlöbniß zu bewei-
sen und zu befestigen (§. 619.): Und
wenn sie eigenthümlich gegeben wer-
den; so sind sie zugleich als Verlöb-
nißgeschencke anzusehen
(§. 475.). Da
die Verlöbnißgeschencke in der Hoffnung ge-
geben werden, daß die Ehe werde vollzogen
werden; so versteht sichs, daß sie unter die-
ser stillschweigenden Bedingung gege-
ben worden, woferne nicht ausdrück-
lich ein anders gesagt wird, daß sie
wiedergegeben werden sollen, wenn es
sich zutrüge, daß die Ehe nicht vollzo-
gen würde
(§. 318.); folglich wenn die
Verlöbniß aufgehoben wird, so müs-
sen der Mahlschatz und die Geschencke
wiedergegeben werden.

§. 866.

Häusliche Sachen (res domesticae)Daß E-
helente
bey ein-
ander
wohnen,
und eine
gemein-
schaft-
liche
Wirth-
schaft
haben
sollen.

nennt man, welche wir zur Nothwendigkeit,
zur Beqvemlichkeit und zum Vergnügen des
menschlichen Lebens gebrauchen; und die Ver-
waltung derselben wird die Haushaltung
(oeconomia) genannt. Weil die Eheleute
ohne Beyschlaf kein Kind zeugen können, und
die Kinder durch gemeinschaftliche Sorgfalt
erziehen müssen (§. 855.); folglich auch mit
einander davor zu sorgen haben, was sie zu
ihrem Unterhalt brauchen, ingleichen vor die
Kosten, so auf ihre Auferziehung zu wenden
sind (§. cit.); so müssen sie bey einander

wohnen

Von der Ehe.
Liebe. Man giebt alſo einen Mahlſchatz
um dadurch die Verloͤbniß zu bewei-
ſen und zu befeſtigen (§. 619.): Und
wenn ſie eigenthuͤmlich gegeben wer-
den; ſo ſind ſie zugleich als Verloͤb-
nißgeſchencke anzuſehen
(§. 475.). Da
die Verloͤbnißgeſchencke in der Hoffnung ge-
geben werden, daß die Ehe werde vollzogen
werden; ſo verſteht ſichs, daß ſie unter die-
ſer ſtillſchweigenden Bedingung gege-
ben worden, woferne nicht ausdruͤck-
lich ein anders geſagt wird, daß ſie
wiedergegeben werden ſollen, wenn es
ſich zutruͤge, daß die Ehe nicht vollzo-
gen wuͤrde
(§. 318.); folglich wenn die
Verloͤbniß aufgehoben wird, ſo muͤſ-
ſen der Mahlſchatz und die Geſchencke
wiedergegeben werden.

§. 866.

Haͤusliche Sachen (res domeſticæ)Daß E-
helente
bey ein-
ander
wohnen,
und eine
gemein-
ſchaft-
liche
Wirth-
ſchaft
haben
ſollen.

nennt man, welche wir zur Nothwendigkeit,
zur Beqvemlichkeit und zum Vergnuͤgen des
menſchlichen Lebens gebrauchen; und die Ver-
waltung derſelben wird die Haushaltung
(œconomia) genannt. Weil die Eheleute
ohne Beyſchlaf kein Kind zeugen koͤnnen, und
die Kinder durch gemeinſchaftliche Sorgfalt
erziehen muͤſſen (§. 855.); folglich auch mit
einander davor zu ſorgen haben, was ſie zu
ihrem Unterhalt brauchen, ingleichen vor die
Koſten, ſo auf ihre Auferziehung zu wenden
ſind (§. cit.); ſo muͤſſen ſie bey einander

wohnen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0671" n="635"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Ehe.</hi></fw><lb/>
Liebe. <hi rendition="#fr">Man giebt</hi> al&#x017F;o <hi rendition="#fr">einen Mahl&#x017F;chatz<lb/>
um dadurch die Verlo&#x0364;bniß zu bewei-<lb/>
&#x017F;en und zu befe&#x017F;tigen (§. 619.): Und<lb/>
wenn &#x017F;ie eigenthu&#x0364;mlich gegeben wer-<lb/>
den; &#x017F;o &#x017F;ind &#x017F;ie zugleich als Verlo&#x0364;b-<lb/>
nißge&#x017F;chencke anzu&#x017F;ehen</hi> (§. 475.). Da<lb/>
die Verlo&#x0364;bnißge&#x017F;chencke in der Hoffnung ge-<lb/>
geben werden, daß die Ehe werde vollzogen<lb/>
werden; &#x017F;o ver&#x017F;teht &#x017F;ichs, <hi rendition="#fr">daß &#x017F;ie unter die-<lb/>
&#x017F;er &#x017F;till&#x017F;chweigenden Bedingung gege-<lb/>
ben worden, woferne nicht ausdru&#x0364;ck-<lb/>
lich ein anders ge&#x017F;agt wird, daß &#x017F;ie<lb/>
wiedergegeben werden &#x017F;ollen, wenn es<lb/>
&#x017F;ich zutru&#x0364;ge, daß die Ehe nicht vollzo-<lb/>
gen wu&#x0364;rde</hi> (§. 318.); folglich <hi rendition="#fr">wenn die<lb/>
Verlo&#x0364;bniß aufgehoben wird, &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en der Mahl&#x017F;chatz und die Ge&#x017F;chencke<lb/>
wiedergegeben werden.</hi></p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 866.</head><lb/>
                <p><hi rendition="#fr">Ha&#x0364;usliche Sachen</hi><hi rendition="#aq">(res dome&#x017F;ticæ)</hi><note place="right">Daß E-<lb/>
helente<lb/>
bey ein-<lb/>
ander<lb/>
wohnen,<lb/>
und eine<lb/>
gemein-<lb/>
&#x017F;chaft-<lb/>
liche<lb/>
Wirth-<lb/>
&#x017F;chaft<lb/>
haben<lb/>
&#x017F;ollen.</note><lb/>
nennt man, welche wir zur Nothwendigkeit,<lb/>
zur Beqvemlichkeit und zum Vergnu&#x0364;gen des<lb/>
men&#x017F;chlichen Lebens gebrauchen; und die Ver-<lb/>
waltung der&#x017F;elben wird <hi rendition="#fr">die Haushaltung</hi><lb/><hi rendition="#aq">(&#x0153;conomia)</hi> genannt. Weil die Eheleute<lb/>
ohne Bey&#x017F;chlaf kein Kind zeugen ko&#x0364;nnen, und<lb/>
die Kinder durch gemein&#x017F;chaftliche Sorgfalt<lb/>
erziehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en (§. 855.); folglich auch mit<lb/>
einander davor zu &#x017F;orgen haben, was &#x017F;ie zu<lb/>
ihrem Unterhalt brauchen, ingleichen vor die<lb/>
Ko&#x017F;ten, &#x017F;o auf ihre Auferziehung zu wenden<lb/>
&#x017F;ind (§. <hi rendition="#aq">cit.</hi>); <hi rendition="#fr">&#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie bey einander</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">wohnen</hi></fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[635/0671] Von der Ehe. Liebe. Man giebt alſo einen Mahlſchatz um dadurch die Verloͤbniß zu bewei- ſen und zu befeſtigen (§. 619.): Und wenn ſie eigenthuͤmlich gegeben wer- den; ſo ſind ſie zugleich als Verloͤb- nißgeſchencke anzuſehen (§. 475.). Da die Verloͤbnißgeſchencke in der Hoffnung ge- geben werden, daß die Ehe werde vollzogen werden; ſo verſteht ſichs, daß ſie unter die- ſer ſtillſchweigenden Bedingung gege- ben worden, woferne nicht ausdruͤck- lich ein anders geſagt wird, daß ſie wiedergegeben werden ſollen, wenn es ſich zutruͤge, daß die Ehe nicht vollzo- gen wuͤrde (§. 318.); folglich wenn die Verloͤbniß aufgehoben wird, ſo muͤſ- ſen der Mahlſchatz und die Geſchencke wiedergegeben werden. §. 866. Haͤusliche Sachen (res domeſticæ) nennt man, welche wir zur Nothwendigkeit, zur Beqvemlichkeit und zum Vergnuͤgen des menſchlichen Lebens gebrauchen; und die Ver- waltung derſelben wird die Haushaltung (œconomia) genannt. Weil die Eheleute ohne Beyſchlaf kein Kind zeugen koͤnnen, und die Kinder durch gemeinſchaftliche Sorgfalt erziehen muͤſſen (§. 855.); folglich auch mit einander davor zu ſorgen haben, was ſie zu ihrem Unterhalt brauchen, ingleichen vor die Koſten, ſo auf ihre Auferziehung zu wenden ſind (§. cit.); ſo muͤſſen ſie bey einander wohnen Daß E- helente bey ein- ander wohnen, und eine gemein- ſchaft- liche Wirth- ſchaft haben ſollen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/671
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 635. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/671>, abgerufen am 21.12.2024.