Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

die so gleich vollbracht werden.
Sache in Ansehung des Todes eines andern,Todes-
falls be-
kommt.

aber nicht von den Gütern des Verstorbenen
erhält: Es sey an dem, daß der Rechtsge-
lehrte Julianus dieses Wort in einem weit-
läuftigeren Verstande nimmet, daß es auch
die Schenckung um Sterbens willen unter
sich begreift. Man bekommt etwas we-
gen eines Todesfalls, wenn einem et-
was in Ansehung des Todes eines an-
dern geschenckt wird;
als wenn ich einem
10. Ducaten gebe, weil er mir den Tod mei-
nes Verwandten meldet, der mich zum Er-
ben eingesetzt hat, oder meines Feindes, wel-
cher mir schaden konnte. Jngleichen wenn
ich einem eine Sache aus einer Erb-
schaft, die ich bekommen habe, ver-
spreche;
massen alsdann, wenn ich die Erb-
schaft angetreten habe, das was dem Verstor-
benen zugehörte, nun mein ist; so bekommt
er die Sache wegen eines Todesfalls.

§. 485.

Ueberflüßig (superfluum) nennt manWas ü-
berflüßig
ist.

überhaupt genommen, ohne welches man sei-
ne vorhabende Absicht, dazu man es anwen-
det, erhalten kann; und also in Ansehung
der Sachen, die wir haben über diejenigen,
welche wir zur Nothdurft, zur Beqvemlichkeit,
zum Vergnügen und des Wohlstandes wegen
gebrauchen.

§. 486.

Das Vermögen, was wir überflüßig ha-Von dem
Reich-
thume.

ben, bekommt den Nahmen des Reichthums

(divi-

die ſo gleich vollbracht werden.
Sache in Anſehung des Todes eines andern,Todes-
falls be-
kommt.

aber nicht von den Guͤtern des Verſtorbenen
erhaͤlt: Es ſey an dem, daß der Rechtsge-
lehrte Julianus dieſes Wort in einem weit-
laͤuftigeren Verſtande nimmet, daß es auch
die Schenckung um Sterbens willen unter
ſich begreift. Man bekommt etwas we-
gen eines Todesfalls, wenn einem et-
was in Anſehung des Todes eines an-
dern geſchenckt wird;
als wenn ich einem
10. Ducaten gebe, weil er mir den Tod mei-
nes Verwandten meldet, der mich zum Er-
ben eingeſetzt hat, oder meines Feindes, wel-
cher mir ſchaden konnte. Jngleichen wenn
ich einem eine Sache aus einer Erb-
ſchaft, die ich bekommen habe, ver-
ſpreche;
maſſen alsdann, wenn ich die Erb-
ſchaft angetreten habe, das was dem Verſtor-
benen zugehoͤrte, nun mein iſt; ſo bekommt
er die Sache wegen eines Todesfalls.

§. 485.

Ueberfluͤßig (ſuperfluum) nennt manWas uͤ-
berfluͤßig
iſt.

uͤberhaupt genommen, ohne welches man ſei-
ne vorhabende Abſicht, dazu man es anwen-
det, erhalten kann; und alſo in Anſehung
der Sachen, die wir haben uͤber diejenigen,
welche wir zur Nothdurft, zur Beqvemlichkeit,
zum Vergnuͤgen und des Wohlſtandes wegen
gebrauchen.

§. 486.

Das Vermoͤgen, was wir uͤberfluͤßig ha-Von dem
Reich-
thume.

ben, bekommt den Nahmen des Reichthums

(divi-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0337" n="301"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">die &#x017F;o gleich vollbracht werden.</hi></fw><lb/>
Sache in An&#x017F;ehung des Todes eines andern,<note place="right">Todes-<lb/>
falls be-<lb/>
kommt.</note><lb/>
aber nicht von den Gu&#x0364;tern des Ver&#x017F;torbenen<lb/>
erha&#x0364;lt: Es &#x017F;ey an dem, daß der Rechtsge-<lb/>
lehrte <hi rendition="#fr">Julianus</hi> die&#x017F;es Wort in einem weit-<lb/>
la&#x0364;uftigeren Ver&#x017F;tande nimmet, daß es auch<lb/>
die Schenckung um Sterbens willen unter<lb/>
&#x017F;ich begreift. <hi rendition="#fr">Man bekommt etwas we-<lb/>
gen eines Todesfalls, wenn einem et-<lb/>
was in An&#x017F;ehung des Todes eines an-<lb/>
dern ge&#x017F;chenckt wird;</hi> als wenn ich einem<lb/>
10. Ducaten gebe, weil er mir den Tod mei-<lb/>
nes Verwandten meldet, der mich zum Er-<lb/>
ben einge&#x017F;etzt hat, oder meines Feindes, wel-<lb/>
cher mir &#x017F;chaden konnte. Jngleichen <hi rendition="#fr">wenn<lb/>
ich einem eine Sache aus einer Erb-<lb/>
&#x017F;chaft, die ich bekommen habe, ver-<lb/>
&#x017F;preche;</hi> ma&#x017F;&#x017F;en alsdann, wenn ich die Erb-<lb/>
&#x017F;chaft angetreten habe, das was dem Ver&#x017F;tor-<lb/>
benen zugeho&#x0364;rte, nun mein i&#x017F;t; &#x017F;o <hi rendition="#fr">bekommt<lb/>
er die Sache wegen eines Todesfalls.</hi></p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 485.</head><lb/>
              <p><hi rendition="#fr">Ueberflu&#x0364;ßig</hi><hi rendition="#aq">(&#x017F;uperfluum)</hi> nennt man<note place="right">Was u&#x0364;-<lb/>
berflu&#x0364;ßig<lb/>
i&#x017F;t.</note><lb/>
u&#x0364;berhaupt genommen, ohne welches man &#x017F;ei-<lb/>
ne vorhabende Ab&#x017F;icht, dazu man es anwen-<lb/>
det, erhalten kann; und al&#x017F;o in An&#x017F;ehung<lb/>
der Sachen, die wir haben u&#x0364;ber diejenigen,<lb/>
welche wir zur Nothdurft, zur Beqvemlichkeit,<lb/>
zum Vergnu&#x0364;gen und des Wohl&#x017F;tandes wegen<lb/>
gebrauchen.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 486.</head><lb/>
              <p>Das Vermo&#x0364;gen, was wir u&#x0364;berflu&#x0364;ßig ha-<note place="right">Von dem<lb/>
Reich-<lb/>
thume.</note><lb/>
ben, bekommt den Nahmen des <hi rendition="#fr">Reichthums</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">(divi-</hi></fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[301/0337] die ſo gleich vollbracht werden. Sache in Anſehung des Todes eines andern, aber nicht von den Guͤtern des Verſtorbenen erhaͤlt: Es ſey an dem, daß der Rechtsge- lehrte Julianus dieſes Wort in einem weit- laͤuftigeren Verſtande nimmet, daß es auch die Schenckung um Sterbens willen unter ſich begreift. Man bekommt etwas we- gen eines Todesfalls, wenn einem et- was in Anſehung des Todes eines an- dern geſchenckt wird; als wenn ich einem 10. Ducaten gebe, weil er mir den Tod mei- nes Verwandten meldet, der mich zum Er- ben eingeſetzt hat, oder meines Feindes, wel- cher mir ſchaden konnte. Jngleichen wenn ich einem eine Sache aus einer Erb- ſchaft, die ich bekommen habe, ver- ſpreche; maſſen alsdann, wenn ich die Erb- ſchaft angetreten habe, das was dem Verſtor- benen zugehoͤrte, nun mein iſt; ſo bekommt er die Sache wegen eines Todesfalls. Todes- falls be- kommt. §. 485. Ueberfluͤßig (ſuperfluum) nennt man uͤberhaupt genommen, ohne welches man ſei- ne vorhabende Abſicht, dazu man es anwen- det, erhalten kann; und alſo in Anſehung der Sachen, die wir haben uͤber diejenigen, welche wir zur Nothdurft, zur Beqvemlichkeit, zum Vergnuͤgen und des Wohlſtandes wegen gebrauchen. Was uͤ- berfluͤßig iſt. §. 486. Das Vermoͤgen, was wir uͤberfluͤßig ha- ben, bekommt den Nahmen des Reichthums (divi- Von dem Reich- thume.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/337
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/337>, abgerufen am 21.11.2024.