Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.[Spaltenumbruch] *142 Er is wie zu einer Wünd zuzulegen. (Jüd.- deutsch. Brody.) In dem Sinne wie: man kann ihn um einen Finger wickeln. *143 Es ist eine alte Wunde. Holl.: Het is nog oud zeer. (Harrebomee, II, 496a.) *144 Es ist eine frische Wunde. Holl.: Het is eene versche wond. (Harrebomee, II, 478b.) *145 Es ist eine Wunde, dass eine Kuh draus saufen könnte. Frz.: Un abreuvoir a mouches. (Kritzinger, 3a.) *146 Es ist eine Wunde, die man lieber nicht anrührte. - Eiselein, 651. Lat.: Vulnera quae melius non tetigisse facit. *147 Für jede Wunde ein Pflaster haben. - Eiselein, 511. *148 Gur zü-n-a Wünd züzülegen. (Warschau.) Um zu sagen: Der ist so sanft geworden, man könnte ihn auf eine Wunde auflegen. Er hat sich geändert, hat andere Saiten aufgezogen. *149 Nach erhaltenen Wunden den Schild suchen. - Lohrengel, II, 295; Winckler, XX, 11. *150 Wunden mit Salz heilen. - Körte, 7020. *151 Wunden und marter fluchen. - Geiler, Alsatia, 1862-67, 478. Wundenbusse. Die grössere Wundenbusse thut die kleinere ab. - Graf, 328. Es galt lange Zeit für Recht, dass, wenn einer dem andern mehrere Wunden beigebracht hatte, die Busse nur für die grösste und schwerste festgesetzt wurde, die kleinere aber als in jener enthalten angenommen wurde. Wunder (Subst.). 1 Auch Wunder ermüden zuletzt. - Altmann VI, 471. 2 Dar word ne mei vil Wunder wörken. (Lusdorf bei Böhmisch-Friedland.) Der wird nicht mehr viel Wunder wirken. Von jemand, der dem Tode nahe ist. 3 Dass ist kein wunder, wenn ein Mensch irret; dass ist ein wunder, wenn ers trifft. - Lehmann, 408, 66. 4 Die Wunder dauern am besten in den kurzen Tagen. It.: La maraviglia e figliuola dell' ignoranza. (Bohn II, 143.) 5 Die Wunder, die der Heilige thut, machen ihm erst einen Namen. - Altmann V, 88. Oder erhöhen, wie es in einem andern Sprichwort heisst (Altmann VI, 451), ihr Ansehen. Die Geschicklichkeit des Popen kommt dabei nicht in Rechnung. 6 Die Wunder gerathen am besten im Finstern. 7 Die Wunder von heute hindern mich, an die Wunder von gestern zu glauben. Wer zugegen ist, wenn, und weiss, wie Wunder gemacht werden, dem geht die Lust verloren, an frühere Wunder zu glauben. Die Wunder sind zu allen Zeiten auf dieselbe Grundweise, nur auf verschiedene Art fabricirt worden. 8 Ein Wunder lockt das andere. Holl.: Wonderen trekken wonderen. (Harrebomee, II, 479a.) 9 Ein Wunder währt nicht länger als neun Tage. - Eiselein, 651. Die Neugriechen sagen: Drei Tage währt das Wunder und drei auch das Mirakel. (Sanders, 223, 40.) - Von einem ausserordentlichen Vorgange sprechen Griechen, Italiener u. s. w. kaum drei, Deutsche und Engländer nicht über neun Tage. Engl.: A wonder lasts but nine days. (Bohn II, 143.) It.: Una maraviglia dura tre giorni. (Biber.) 10 Es ist kein Wunder, dass arme Leute nichts haben. Holl.: Het is geen wonder, dat schamele lieden arm zijn. (Harrebomee, II, 479a.) 11 Es ist kein Wunder (in der That), dass das Schwein einen Rüssel hat. - Altmann V, 70. 12 Es ist kein Wunder, dass der Wolff ein Schaff frist. - Petri, II, 271. 13 Es ist kein Wunder, dass die Säue lieber Träber fressen, als Rosen; sie träumen auch nur von Koth. 14 Es ist kein Wunder, dass dessen Kühe frei grasen, der den Schulzen zum Freunde hat. Holl.: Het is geen wonder, dat hij vrij raakt, hij heeft den schout te vriend. (Harrebomee, II, 479a.) [Spaltenumbruch] 15 Es ist kein Wunder, dass einer hungert, wenn er lange nicht gegessen hat. Holl.: Het is geen wonder, dat eene koe lagchen kan, zij heeft zulke verbruide lippen. - Het is geen wonder, dat hij honger krijgt, die lang gevast heeft. - Het is geen wonder, dat hij hoven kan, hij is in Frankrijk geweest. (Harrebomee, II, 479a.) 16 Es ist kein Wunder, wenn ein Mor schwarz ist. - Lehmann, 97, 11. 17 Es ist keyn wunder, das es theur ist, der Kayser ist also lang dagelegen. - Pauli, Schimpff, LXXXb; Eiselein, 357. 18 Es ist nicht gross Wunder, dass die Mäuse zu dem Heerde gehen, so die Katze davon kommt. - Abt Konrad von St. Gallen, 14. Jahrh. 19 Es ist vil Wunders in der Welt, gross Vbermuth vnd falsches Geld. - Petri, II, 278. 20 Es kann nicht jeder Wunder thun. 21 Es steckt viel Wunder im Weinfass. - Gruter, III, 36; Lehmann, II, 158, 191; Petri, II, 576. 22 Es wäre kein Wunder, es thäte einer, was ihn Gott niemals geheissen. - Simplicissimus, Vogelnest, 356. 23 Ist es ein Wunder, dass man stirbt, wenn der Tod ist angeerbt? Die Russen: Ein neues Wunder: die Sonne leuchtet. (Altmann VI, 477.) Holl.: Dien de dood is aangeerfd, is het wonder, dat hij sterft? (Harrebomee, II, 479a.) 24 Man kann sein blaues Wunder hören. - Marlitt, Goldelse, S. 101. "Nun hört von grossem wunder sagen, man hat der älster ein ey entragen." Lat.: Res miranda, noua picae fur abstulit oua. (Loci comm., 74.) 25 Man kann viel Wunder in einer langen Winternacht machen. 26 'T hät all's sein Wunner, hät 'r Tohack, so hät 'r wedd 'r ken Tunner. (Altmark.) - Danneil, 275. Hat der Arme das eine, so fehlt ihm wieder das andere Nothwendige. 27 Wer Wunder sucht und Zeichen will, bei St. Antoni findt er viel. - Hueber, 20. 28 Wunder hören niemals auf. Sagt ein altes Sprichwort. So schreibt man aus Orwigsburg dem Friedensboten vom 26. Juni 1851. (Allentown, Pennsylvanien.) *29 Blaues (graues) Wunder, die Kuh geht auf Stelzen. - Eiselein, 400. Blau oder Grau ist beim Wunder gleich. *30 Da kann man Wunder von erzählen. Holl.: Daar wilde ik wel vel wonders van vertellen. (Harrebomee, II, 479a.) *31 Dacht ich doch Wunder! Ausruf getäuschter, unbefriedigter Erwartung. "Wenn's weiter nichts ist, sagte er, dacht' ich doch Wunder!" (Eselsfresser, I, 62.) *32 Das geht über ein czenstochauer Wunder. Ist ein Wunder über alle Wunder, ist sehr wunderbar, geht über alle Begriffe hinaus. Die Mönche im czenstochauer Kloster machten nämlich mit den von ihnen fabricirten Wundern sehr starke Ansprüche an den Glauben. Poln.: Cud wiekszy nad Czestochowskie. (Celakovsky, 482.) *33 Der Wunder möcht een frassen. - Robinson, 79; Weinhold, 106; Gomolcke, 288. Ausdruck des Erstaunens, der höchsten Verwunderung. *34 Er hört sein blaues Wunder daran. Wenn man einmal Wunder hört, muss man blaue hören, denn die Wunder sind alle blau. (Vgl. Breslauer Erzähler, 1803, S. 47.) Jüdisch-deutsch in Warschau: Dus is a milchdiger Ness (Wunder). Milchdig ist der Gegensatz von fleischig, und wird eine milchdige Mahlzeit, weil minder nahrhaft, auch weniger geschätzt: daher bedeutet die Redensart: "ein milchdiger Ness" ein geringfügiges, unbedeutendes Wunder. *35 Er soll sein blaues Wunder sehen. - Klix, 122. Sich über etwas ausserordentlich verwundern. "Sehet doch alle euren plauten (in andern Ausgaben blauen) Wunder." (Simplicissimus, 846.) *36 Er wird sein Wunder sehen. "Sie sollen Ihr liebes Wunder sehen." (H. Heine an Varnhagen; Nachlass Varnhagen's, Leipzig 1865, S. 158.)
[Spaltenumbruch] *142 Er is wie zu einer Wünd zuzulegen. (Jüd.- deutsch. Brody.) In dem Sinne wie: man kann ihn um einen Finger wickeln. *143 Es ist eine alte Wunde. Holl.: Het is nog oud zeer. (Harrebomée, II, 496a.) *144 Es ist eine frische Wunde. Holl.: Het is eene versche wond. (Harrebomée, II, 478b.) *145 Es ist eine Wunde, dass eine Kuh draus saufen könnte. Frz.: Un abreuvoir à mouches. (Kritzinger, 3a.) *146 Es ist eine Wunde, die man lieber nicht anrührte. – Eiselein, 651. Lat.: Vulnera quae melius non tetigisse facit. *147 Für jede Wunde ein Pflaster haben. – Eiselein, 511. *148 Gur zü-n-a Wünd züzülegen. (Warschau.) Um zu sagen: Der ist so sanft geworden, man könnte ihn auf eine Wunde auflegen. Er hat sich geändert, hat andere Saiten aufgezogen. *149 Nach erhaltenen Wunden den Schild suchen. – Lohrengel, II, 295; Winckler, XX, 11. *150 Wunden mit Salz heilen. – Körte, 7020. *151 Wunden und marter fluchen. – Geiler, Alsatia, 1862-67, 478. Wundenbusse. Die grössere Wundenbusse thut die kleinere ab. – Graf, 328. Es galt lange Zeit für Recht, dass, wenn einer dem andern mehrere Wunden beigebracht hatte, die Busse nur für die grösste und schwerste festgesetzt wurde, die kleinere aber als in jener enthalten angenommen wurde. Wunder (Subst.). 1 Auch Wunder ermüden zuletzt. – Altmann VI, 471. 2 Dâr wôrd ne mî vil Wunder wörken. (Lusdorf bei Böhmisch-Friedland.) Der wird nicht mehr viel Wunder wirken. Von jemand, der dem Tode nahe ist. 3 Dass ist kein wunder, wenn ein Mensch irret; dass ist ein wunder, wenn ers trifft. – Lehmann, 408, 66. 4 Die Wunder dauern am besten in den kurzen Tagen. It.: La maraviglia è figliuola dell' ignoranza. (Bohn II, 143.) 5 Die Wunder, die der Heilige thut, machen ihm erst einen Namen. – Altmann V, 88. Oder erhöhen, wie es in einem andern Sprichwort heisst (Altmann VI, 451), ihr Ansehen. Die Geschicklichkeit des Popen kommt dabei nicht in Rechnung. 6 Die Wunder gerathen am besten im Finstern. 7 Die Wunder von heute hindern mich, an die Wunder von gestern zu glauben. Wer zugegen ist, wenn, und weiss, wie Wunder gemacht werden, dem geht die Lust verloren, an frühere Wunder zu glauben. Die Wunder sind zu allen Zeiten auf dieselbe Grundweise, nur auf verschiedene Art fabricirt worden. 8 Ein Wunder lockt das andere. Holl.: Wonderen trekken wonderen. (Harrebomée, II, 479a.) 9 Ein Wunder währt nicht länger als neun Tage. – Eiselein, 651. Die Neugriechen sagen: Drei Tage währt das Wunder und drei auch das Mirakel. (Sanders, 223, 40.) – Von einem ausserordentlichen Vorgange sprechen Griechen, Italiener u. s. w. kaum drei, Deutsche und Engländer nicht über neun Tage. Engl.: A wonder lasts but nine days. (Bohn II, 143.) It.: Una maraviglia dura tre giorni. (Biber.) 10 Es ist kein Wunder, dass arme Leute nichts haben. Holl.: Het is geen wonder, dat schamele lieden arm zijn. (Harrebomée, II, 479a.) 11 Es ist kein Wunder (in der That), dass das Schwein einen Rüssel hat. – Altmann V, 70. 12 Es ist kein Wunder, dass der Wolff ein Schaff frist. – Petri, II, 271. 13 Es ist kein Wunder, dass die Säue lieber Träber fressen, als Rosen; sie träumen auch nur von Koth. 14 Es ist kein Wunder, dass dessen Kühe frei grasen, der den Schulzen zum Freunde hat. Holl.: Het is geen wonder, dat hij vrij raakt, hij heeft den schout te vriend. (Harrebomée, II, 479a.) [Spaltenumbruch] 15 Es ist kein Wunder, dass einer hungert, wenn er lange nicht gegessen hat. Holl.: Het is geen wonder, dat eene koe lagchen kan, zij heeft zulke verbruide lippen. – Het is geen wonder, dat hij honger krijgt, die lang gevast heeft. – Het is geen wonder, dat hij hoven kan, hij is in Frankrijk geweest. (Harrebomée, II, 479a.) 16 Es ist kein Wunder, wenn ein Mor schwarz ist. – Lehmann, 97, 11. 17 Es ist keyn wunder, das es theur ist, der Kayser ist also lang dagelegen. – Pauli, Schimpff, LXXXb; Eiselein, 357. 18 Es ist nicht gross Wunder, dass die Mäuse zu dem Heerde gehen, so die Katze davon kommt. – Abt Konrad von St. Gallen, 14. Jahrh. 19 Es ist vil Wunders in der Welt, gross Vbermuth vnd falsches Geld. – Petri, II, 278. 20 Es kann nicht jeder Wunder thun. 21 Es steckt viel Wunder im Weinfass. – Gruter, III, 36; Lehmann, II, 158, 191; Petri, II, 576. 22 Es wäre kein Wunder, es thäte einer, was ihn Gott niemals geheissen. – Simplicissimus, Vogelnest, 356. 23 Ist es ein Wunder, dass man stirbt, wenn der Tod ist angeerbt? Die Russen: Ein neues Wunder: die Sonne leuchtet. (Altmann VI, 477.) Holl.: Dien de dood is aangeërfd, is het wonder, dat hij sterft? (Harrebomée, II, 479a.) 24 Man kann sein blaues Wunder hören. – Marlitt, Goldelse, S. 101. „Nun hört von grossem wunder sagen, man hat der älster ein ey entragen.“ Lat.: Res miranda, noua picae fur abstulit oua. (Loci comm., 74.) 25 Man kann viel Wunder in einer langen Winternacht machen. 26 'T hät all's sîn Wunner, hät 'r Tohack, so hät 'r wedd 'r kên Tunner. (Altmark.) – Danneil, 275. Hat der Arme das eine, so fehlt ihm wieder das andere Nothwendige. 27 Wer Wunder sucht und Zeichen will, bei St. Antoni findt er viel. – Hueber, 20. 28 Wunder hören niemals auf. Sagt ein altes Sprichwort. So schreibt man aus Orwigsburg dem Friedensboten vom 26. Juni 1851. (Allentown, Pennsylvanien.) *29 Blaues (graues) Wunder, die Kuh geht auf Stelzen. – Eiselein, 400. Blau oder Grau ist beim Wunder gleich. *30 Da kann man Wunder von erzählen. Holl.: Daar wilde ik wel vel wonders van vertellen. (Harrebomée, II, 479a.) *31 Dacht ich doch Wunder! Ausruf getäuschter, unbefriedigter Erwartung. „Wenn's weiter nichts ist, sagte er, dacht' ich doch Wunder!“ (Eselsfresser, I, 62.) *32 Das geht über ein czenstochauer Wunder. Ist ein Wunder über alle Wunder, ist sehr wunderbar, geht über alle Begriffe hinaus. Die Mönche im czenstochauer Kloster machten nämlich mit den von ihnen fabricirten Wundern sehr starke Ansprüche an den Glauben. Poln.: Cud większy nad Częstochowskie. (Čelakovsky, 482.) *33 Der Wunder möcht een frassen. – Robinson, 79; Weinhold, 106; Gomolcke, 288. Ausdruck des Erstaunens, der höchsten Verwunderung. *34 Er hört sein blaues Wunder daran. Wenn man einmal Wunder hört, muss man blaue hören, denn die Wunder sind alle blau. (Vgl. Breslauer Erzähler, 1803, S. 47.) Jüdisch-deutsch in Warschau: Dus is a milchdiger Ness (Wunder). Milchdig ist der Gegensatz von fleischig, und wird eine milchdige Mahlzeit, weil minder nahrhaft, auch weniger geschätzt: daher bedeutet die Redensart: „ein milchdiger Ness“ ein geringfügiges, unbedeutendes Wunder. *35 Er soll sein blaues Wunder sehen. – Klix, 122. Sich über etwas ausserordentlich verwundern. „Sehet doch alle euren plauten (in andern Ausgaben blauen) Wunder.“ (Simplicissimus, 846.) *36 Er wird sein Wunder sehen. „Sie sollen Ihr liebes Wunder sehen.“ (H. Heine an Varnhagen; Nachlass Varnhagen's, Leipzig 1865, S. 158.)
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0237" n="[225]"/><cb n="449"/> *142 Er is wie zu einer Wünd zuzulegen.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.- deutsch. Brody.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">In dem Sinne wie: man kann ihn um einen Finger wickeln.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*143 Es ist eine alte Wunde.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het is nog oud zeer. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 496<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*144 Es ist eine frische Wunde.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het is eene versche wond. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 478<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*145 Es ist eine Wunde, dass eine Kuh draus saufen könnte.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Un abreuvoir à mouches. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 3<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*146 Es ist eine Wunde, die man lieber nicht anrührte.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 651.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Vulnera quae melius non tetigisse facit.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*147 Für jede Wunde ein Pflaster haben.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 511.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*148 Gur zü-n-a Wünd züzülegen.</hi> (<hi rendition="#i">Warschau.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Um zu sagen: Der ist so sanft geworden, man könnte ihn auf eine Wunde auflegen. Er hat sich geändert, hat andere Saiten aufgezogen.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*149 Nach erhaltenen Wunden den Schild suchen.</hi> – <hi rendition="#i">Lohrengel, II, 295; Winckler, XX, 11.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*150 Wunden mit Salz heilen.</hi> – <hi rendition="#i">Körte, 7020.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*151 Wunden und marter fluchen.</hi> – <hi rendition="#i">Geiler, Alsatia, 1862-67, 478.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Wundenbusse.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Die grössere Wundenbusse thut die kleinere ab.</hi> – <hi rendition="#i">Graf, 328.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Es galt lange Zeit für Recht, dass, wenn einer dem andern mehrere Wunden beigebracht hatte, die Busse nur für die grösste und schwerste festgesetzt wurde, die kleinere aber als in jener enthalten angenommen wurde.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head><hi rendition="#b">Wunder</hi> (Subst.).</head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Auch Wunder ermüden zuletzt.</hi> – <hi rendition="#i">Altmann VI, 471.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Dâr wôrd ne mî vil Wunder wörken.</hi> (<hi rendition="#i">Lusdorf bei Böhmisch-Friedland.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Der wird nicht mehr viel Wunder wirken. Von jemand, der dem Tode nahe ist.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Dass ist kein wunder, wenn ein Mensch irret; dass ist ein wunder, wenn ers trifft.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 408, 66.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Die Wunder dauern am besten in den kurzen Tagen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: La maraviglia è figliuola dell' ignoranza. (<hi rendition="#i">Bohn II, 143.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Die Wunder, die der Heilige thut, machen ihm erst einen Namen.</hi> – <hi rendition="#i">Altmann V, 88.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Oder erhöhen, wie es in einem andern Sprichwort heisst (<hi rendition="#i">Altmann VI, 451</hi>), ihr Ansehen. Die Geschicklichkeit des Popen kommt dabei nicht in Rechnung.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Die Wunder gerathen am besten im Finstern.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Die Wunder von heute hindern mich, an die Wunder von gestern zu glauben.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Wer zugegen ist, wenn, und weiss, wie Wunder gemacht werden, dem geht die Lust verloren, an frühere Wunder zu glauben. Die Wunder sind zu allen Zeiten auf dieselbe Grundweise, nur auf verschiedene Art fabricirt worden.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Ein Wunder lockt das andere.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Wonderen trekken wonderen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 479<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Ein Wunder währt nicht länger als neun Tage.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 651.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Die Neugriechen sagen: Drei Tage währt das Wunder und drei auch das Mirakel. (<hi rendition="#i">Sanders, 223, 40.</hi>) – Von einem ausserordentlichen Vorgange sprechen Griechen, Italiener u. s. w. kaum drei, Deutsche und Engländer nicht über neun Tage.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: A wonder lasts but nine days. (<hi rendition="#i">Bohn II, 143.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Una maraviglia dura tre giorni. (<hi rendition="#i">Biber.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Es ist kein Wunder, dass arme Leute nichts haben.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het is geen wonder, dat schamele lieden arm zijn. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 479<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Es ist kein Wunder (in der That), dass das Schwein einen Rüssel hat.</hi> – <hi rendition="#i">Altmann V, 70.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 Es ist kein Wunder, dass der Wolff ein Schaff frist.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 271.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">13 Es ist kein Wunder, dass die Säue lieber Träber fressen, als Rosen; sie träumen auch nur von Koth.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">14 Es ist kein Wunder, dass dessen Kühe frei grasen, der den Schulzen zum Freunde hat.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het is geen wonder, dat hij vrij raakt, hij heeft den schout te vriend. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 479<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><cb n="450"/> 15 Es ist kein Wunder, dass einer hungert, wenn er lange nicht gegessen hat.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het is geen wonder, dat eene koe lagchen kan, zij heeft zulke verbruide lippen. – Het is geen wonder, dat hij honger krijgt, die lang gevast heeft. – Het is geen wonder, dat hij hoven kan, hij is in Frankrijk geweest. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 479<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">16 Es ist kein Wunder, wenn ein Mor schwarz ist.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 97, 11.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">17 Es ist keyn wunder, das es theur ist, der Kayser ist also lang dagelegen.</hi> – <hi rendition="#i">Pauli, Schimpff, LXXX<hi rendition="#sup">b</hi>; Eiselein, 357.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">18 Es ist nicht gross Wunder, dass die Mäuse zu dem Heerde gehen, so die Katze davon kommt.</hi> – <hi rendition="#i">Abt Konrad von St. Gallen, 14. Jahrh.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">19 Es ist vil Wunders in der Welt, gross Vbermuth vnd falsches Geld.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 278.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">20 Es kann nicht jeder Wunder thun.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">21 Es steckt viel Wunder im Weinfass.</hi> – <hi rendition="#i">Gruter, III, 36; Lehmann, II, 158, 191; Petri, II, 576.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">22 Es wäre kein Wunder, es thäte einer, was ihn Gott niemals geheissen.</hi> – <hi rendition="#i">Simplicissimus, Vogelnest, 356.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">23 Ist es ein Wunder, dass man stirbt, wenn der Tod ist angeerbt?</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Die Russen: Ein neues Wunder: die Sonne leuchtet. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 477.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Dien de dood is aangeërfd, is het wonder, dat hij sterft? (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 479<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">24 Man kann sein blaues Wunder hören.</hi> – <hi rendition="#i">Marlitt, Goldelse, S. 101.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">„Nun hört von grossem wunder sagen, man hat der älster ein ey entragen.“</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Res miranda, noua picae fur abstulit oua. (<hi rendition="#i">Loci comm., 74.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">25 Man kann viel Wunder in einer langen Winternacht machen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">26 'T hät all's sîn Wunner, hät 'r Tohack, so hät 'r wedd 'r kên Tunner.</hi> (<hi rendition="#i">Altmark.</hi>) – <hi rendition="#i">Danneil, 275.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Hat der Arme das eine, so fehlt ihm wieder das andere Nothwendige.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">27 Wer Wunder sucht und Zeichen will, bei St. Antoni findt er viel.</hi> – <hi rendition="#i">Hueber, 20.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">28 Wunder hören niemals auf.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Sagt ein altes Sprichwort. So schreibt man aus Orwigsburg dem <hi rendition="#i">Friedensboten</hi> vom 26. Juni 1851. (Allentown, Pennsylvanien.)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*29 Blaues (graues) Wunder, die Kuh geht auf Stelzen.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 400.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Blau oder Grau ist beim Wunder gleich.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*30 Da kann man Wunder von erzählen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Daar wilde ik wel vel wonders van vertellen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 479<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*31 Dacht ich doch Wunder!</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Ausruf getäuschter, unbefriedigter Erwartung. „Wenn's weiter nichts ist, sagte er, dacht' ich doch Wunder!“ (<hi rendition="#i">Eselsfresser, I, 62.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*32 Das geht über ein czenstochauer Wunder.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Ist ein Wunder über alle Wunder, ist sehr wunderbar, geht über alle Begriffe hinaus. Die Mönche im czenstochauer Kloster machten nämlich mit den von ihnen fabricirten Wundern sehr starke Ansprüche an den Glauben.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Cud większy nad Częstochowskie. (<hi rendition="#i">Čelakovsky, 482.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*33 Der Wunder möcht een frassen.</hi> – <hi rendition="#i">Robinson, 79; Weinhold, 106; Gomolcke, 288.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Ausdruck des Erstaunens, der höchsten Verwunderung.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*34 Er hört sein blaues Wunder daran.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Wenn man einmal Wunder hört, muss man blaue hören, denn die Wunder sind alle blau. (Vgl. <hi rendition="#i">Breslauer Erzähler, 1803, S. 47.</hi>) Jüdisch-deutsch in Warschau: Dus is a milchdiger Ness (Wunder). Milchdig ist der Gegensatz von fleischig, und wird eine milchdige Mahlzeit, weil minder nahrhaft, auch weniger geschätzt: daher bedeutet die Redensart: „ein milchdiger Ness“ ein geringfügiges, unbedeutendes Wunder.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*35 Er soll sein blaues Wunder sehen.</hi> – <hi rendition="#i">Klix, 122.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Sich über etwas ausserordentlich verwundern. „Sehet doch alle euren plauten (in andern Ausgaben blauen) Wunder.“ (<hi rendition="#i">Simplicissimus, 846.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*36 Er wird sein Wunder sehen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">„Sie sollen Ihr liebes Wunder sehen.“ (<hi rendition="#i">H. Heine an Varnhagen; Nachlass Varnhagen's, Leipzig 1865, S. 158.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"> </hi> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[225]/0237]
*142 Er is wie zu einer Wünd zuzulegen. (Jüd.- deutsch. Brody.)
In dem Sinne wie: man kann ihn um einen Finger wickeln.
*143 Es ist eine alte Wunde.
Holl.: Het is nog oud zeer. (Harrebomée, II, 496a.)
*144 Es ist eine frische Wunde.
Holl.: Het is eene versche wond. (Harrebomée, II, 478b.)
*145 Es ist eine Wunde, dass eine Kuh draus saufen könnte.
Frz.: Un abreuvoir à mouches. (Kritzinger, 3a.)
*146 Es ist eine Wunde, die man lieber nicht anrührte. – Eiselein, 651.
Lat.: Vulnera quae melius non tetigisse facit.
*147 Für jede Wunde ein Pflaster haben. – Eiselein, 511.
*148 Gur zü-n-a Wünd züzülegen. (Warschau.)
Um zu sagen: Der ist so sanft geworden, man könnte ihn auf eine Wunde auflegen. Er hat sich geändert, hat andere Saiten aufgezogen.
*149 Nach erhaltenen Wunden den Schild suchen. – Lohrengel, II, 295; Winckler, XX, 11.
*150 Wunden mit Salz heilen. – Körte, 7020.
*151 Wunden und marter fluchen. – Geiler, Alsatia, 1862-67, 478.
Wundenbusse.
Die grössere Wundenbusse thut die kleinere ab. – Graf, 328.
Es galt lange Zeit für Recht, dass, wenn einer dem andern mehrere Wunden beigebracht hatte, die Busse nur für die grösste und schwerste festgesetzt wurde, die kleinere aber als in jener enthalten angenommen wurde.
Wunder (Subst.).
1 Auch Wunder ermüden zuletzt. – Altmann VI, 471.
2 Dâr wôrd ne mî vil Wunder wörken. (Lusdorf bei Böhmisch-Friedland.)
Der wird nicht mehr viel Wunder wirken. Von jemand, der dem Tode nahe ist.
3 Dass ist kein wunder, wenn ein Mensch irret; dass ist ein wunder, wenn ers trifft. – Lehmann, 408, 66.
4 Die Wunder dauern am besten in den kurzen Tagen.
It.: La maraviglia è figliuola dell' ignoranza. (Bohn II, 143.)
5 Die Wunder, die der Heilige thut, machen ihm erst einen Namen. – Altmann V, 88.
Oder erhöhen, wie es in einem andern Sprichwort heisst (Altmann VI, 451), ihr Ansehen. Die Geschicklichkeit des Popen kommt dabei nicht in Rechnung.
6 Die Wunder gerathen am besten im Finstern.
7 Die Wunder von heute hindern mich, an die Wunder von gestern zu glauben.
Wer zugegen ist, wenn, und weiss, wie Wunder gemacht werden, dem geht die Lust verloren, an frühere Wunder zu glauben. Die Wunder sind zu allen Zeiten auf dieselbe Grundweise, nur auf verschiedene Art fabricirt worden.
8 Ein Wunder lockt das andere.
Holl.: Wonderen trekken wonderen. (Harrebomée, II, 479a.)
9 Ein Wunder währt nicht länger als neun Tage. – Eiselein, 651.
Die Neugriechen sagen: Drei Tage währt das Wunder und drei auch das Mirakel. (Sanders, 223, 40.) – Von einem ausserordentlichen Vorgange sprechen Griechen, Italiener u. s. w. kaum drei, Deutsche und Engländer nicht über neun Tage.
Engl.: A wonder lasts but nine days. (Bohn II, 143.)
It.: Una maraviglia dura tre giorni. (Biber.)
10 Es ist kein Wunder, dass arme Leute nichts haben.
Holl.: Het is geen wonder, dat schamele lieden arm zijn. (Harrebomée, II, 479a.)
11 Es ist kein Wunder (in der That), dass das Schwein einen Rüssel hat. – Altmann V, 70.
12 Es ist kein Wunder, dass der Wolff ein Schaff frist. – Petri, II, 271.
13 Es ist kein Wunder, dass die Säue lieber Träber fressen, als Rosen; sie träumen auch nur von Koth.
14 Es ist kein Wunder, dass dessen Kühe frei grasen, der den Schulzen zum Freunde hat.
Holl.: Het is geen wonder, dat hij vrij raakt, hij heeft den schout te vriend. (Harrebomée, II, 479a.)
15 Es ist kein Wunder, dass einer hungert, wenn er lange nicht gegessen hat.
Holl.: Het is geen wonder, dat eene koe lagchen kan, zij heeft zulke verbruide lippen. – Het is geen wonder, dat hij honger krijgt, die lang gevast heeft. – Het is geen wonder, dat hij hoven kan, hij is in Frankrijk geweest. (Harrebomée, II, 479a.)
16 Es ist kein Wunder, wenn ein Mor schwarz ist. – Lehmann, 97, 11.
17 Es ist keyn wunder, das es theur ist, der Kayser ist also lang dagelegen. – Pauli, Schimpff, LXXXb; Eiselein, 357.
18 Es ist nicht gross Wunder, dass die Mäuse zu dem Heerde gehen, so die Katze davon kommt. – Abt Konrad von St. Gallen, 14. Jahrh.
19 Es ist vil Wunders in der Welt, gross Vbermuth vnd falsches Geld. – Petri, II, 278.
20 Es kann nicht jeder Wunder thun.
21 Es steckt viel Wunder im Weinfass. – Gruter, III, 36; Lehmann, II, 158, 191; Petri, II, 576.
22 Es wäre kein Wunder, es thäte einer, was ihn Gott niemals geheissen. – Simplicissimus, Vogelnest, 356.
23 Ist es ein Wunder, dass man stirbt, wenn der Tod ist angeerbt?
Die Russen: Ein neues Wunder: die Sonne leuchtet. (Altmann VI, 477.)
Holl.: Dien de dood is aangeërfd, is het wonder, dat hij sterft? (Harrebomée, II, 479a.)
24 Man kann sein blaues Wunder hören. – Marlitt, Goldelse, S. 101.
„Nun hört von grossem wunder sagen, man hat der älster ein ey entragen.“
Lat.: Res miranda, noua picae fur abstulit oua. (Loci comm., 74.)
25 Man kann viel Wunder in einer langen Winternacht machen.
26 'T hät all's sîn Wunner, hät 'r Tohack, so hät 'r wedd 'r kên Tunner. (Altmark.) – Danneil, 275.
Hat der Arme das eine, so fehlt ihm wieder das andere Nothwendige.
27 Wer Wunder sucht und Zeichen will, bei St. Antoni findt er viel. – Hueber, 20.
28 Wunder hören niemals auf.
Sagt ein altes Sprichwort. So schreibt man aus Orwigsburg dem Friedensboten vom 26. Juni 1851. (Allentown, Pennsylvanien.)
*29 Blaues (graues) Wunder, die Kuh geht auf Stelzen. – Eiselein, 400.
Blau oder Grau ist beim Wunder gleich.
*30 Da kann man Wunder von erzählen.
Holl.: Daar wilde ik wel vel wonders van vertellen. (Harrebomée, II, 479a.)
*31 Dacht ich doch Wunder!
Ausruf getäuschter, unbefriedigter Erwartung. „Wenn's weiter nichts ist, sagte er, dacht' ich doch Wunder!“ (Eselsfresser, I, 62.)
*32 Das geht über ein czenstochauer Wunder.
Ist ein Wunder über alle Wunder, ist sehr wunderbar, geht über alle Begriffe hinaus. Die Mönche im czenstochauer Kloster machten nämlich mit den von ihnen fabricirten Wundern sehr starke Ansprüche an den Glauben.
Poln.: Cud większy nad Częstochowskie. (Čelakovsky, 482.)
*33 Der Wunder möcht een frassen. – Robinson, 79; Weinhold, 106; Gomolcke, 288.
Ausdruck des Erstaunens, der höchsten Verwunderung.
*34 Er hört sein blaues Wunder daran.
Wenn man einmal Wunder hört, muss man blaue hören, denn die Wunder sind alle blau. (Vgl. Breslauer Erzähler, 1803, S. 47.) Jüdisch-deutsch in Warschau: Dus is a milchdiger Ness (Wunder). Milchdig ist der Gegensatz von fleischig, und wird eine milchdige Mahlzeit, weil minder nahrhaft, auch weniger geschätzt: daher bedeutet die Redensart: „ein milchdiger Ness“ ein geringfügiges, unbedeutendes Wunder.
*35 Er soll sein blaues Wunder sehen. – Klix, 122.
Sich über etwas ausserordentlich verwundern. „Sehet doch alle euren plauten (in andern Ausgaben blauen) Wunder.“ (Simplicissimus, 846.)
*36 Er wird sein Wunder sehen.
„Sie sollen Ihr liebes Wunder sehen.“ (H. Heine an Varnhagen; Nachlass Varnhagen's, Leipzig 1865, S. 158.)
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T09:51:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T09:51:52Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |