Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.[Spaltenumbruch] 90 So viel Wunden der Beklagte bekennt, so viel soll er bessern. - Graf, 320, 242. Nicht überall galt der Grundsatz, dass die Busse nach der schwersten oder grössten Verletzung zu bemessen sei, andere Rechtsbücher setzten für jede Wunde, für welche der Beklagte überführt war, die ihm entsprechende Busse fest, was eben durch das vorstehende Sprichwort ausgedrückt wird. Plattdeutsch: So vele wunden de beklagede bekent, vor so vele schal he beteren. (Thorsen, III, 31, 1.) 91 Tiefe Wunden heilen langsam. Dän.: Dybt saar kunne ei snart heeles. (Prov. dan., 484.) 92 Tiefe Wunden kann man nicht bald heilen. 93 Um die Wunde die Hand, um den Todtschlag den Hals. - Graf, 340, 337. Nach dem mittelalterlichen Wiedervergeltungsrecht wurde Leben mit Leben, Leib mit Leib gebüsst. (S. Haupt 20 u. 25.) Mhd.: Umme dy wunde dy hant, umme den totslag den halz. (Daniels, Weichbildglosse, LXIX.) 94 Um Eine Wunde mag man nicht mehr denn Einen Mann beklagen. (S. 89.) - Graf, 305, 154. Mhd.: Um ene wunden ne mach men nicht den enen man beclagen. (Sachsenspiegel, III, 46, 2.) 95 Viel kleine Wunden tödten auch. - Lehmann, 807, 16. 96 Vorausgesehene Wunde schmerzt weniger heftig. It.: Piaga antiveduta assai men dole (duole). 97 Wann mann die alten wunden oder schäden vffkratzet, so bluten si gern. - Tappius, 194a. Die Russen: Indem man die Wunde reibt, verschlimmert man sie. (Altmann VI, 428.) Lat.: Refricare cicatricem. (Philippi, II, 152; Seybold, 524.) 98 Wenn die Wunde geschlagen, fehlt oft die Binde. 99 Wenn man wunden heilen will, so muss man sie angreifen. - Henisch, 1736, 56. 100 Wer an der Wunde reibt, ist zweimal blutig geschlagen. - Altmann VI, 464. 101 Wer die grössere Wunde hat, behält die erste Klage. - Graf, 328. Da im altdeutschen Rechte jede Wunde von vornherein ihre unveränderliche Busse hatte, so betrachtete man Körperverletzungen wie eine durch Vertrag entstandene Schuldforderung. Hatten beide Theile gleiche Wunden, so gingen ihre beiderseitigen Bussansprüche Null für Null auf; waren aber die Verletzungen ungleich, so behielt der die erste Klage, welcher die grösste Wunde hatte. 102 Wer die Wunde nicht heilen kann, muss sie nicht berühren. 103 Wer die Wunden geschlagen, muss sie büssen. - Graf, 299, 96. Mhd.: Swer di wunden geslagen hat, der sal si buezen. (Schwabenspiegel, 260.) 104 Wer eine Wunde trägt, muss sie offen tragen. Wird in Nr. 29 der Breslauer Zeitung (1870, 1. Beil., S. 213) von einem stillen Theilnehmer der gorkauer Societäts-Brauerei aus Leobschütz als ein bekanntes Sprichwort bezeichnet. 105 Wer fremde Wunden verbindet, vergisst oft die eigenen. 106 Wer noch keine Wunde gefühlt, der lacht über Narben. - Simrock, 7316. 107 Wer seine Wunden finden will, muss fremde suchen. 108 Wer seine Wunden heilen will, muss ihnen nicht schmeicheln. - Winckler, XV, 74. 109 Wer seine Wunden verbinden kann, ist halb geheilt. - Cibot, 169; Cahier, 2157. 110 Wer Wunden fürchtet, muss nicht in den Krieg gehen. (Blatt 26; Feder 67-69; Gras 53.) Engl.: He that's afraid of every grass must not p-s in a meadow. - He that's afraid of leaves must not come in a wood. - He that's afraid of the wagging of feathers, must keep from among wild fowl. - He that's afraid of wounds must not come nigh a battle. (Bohn II, 66.) It.: Chi ha paura d'ogni urtica, non pisci in herba. - Non entri tra rocca e fuso, chi non vuol esser filato. (Bohn II, 66.) 111 Wer Wunden heilen will, muss (meist) wehe thun. 112 Wer Wunden schlägt, der kann auch Wunden heilen. [Spaltenumbruch] 113 Wer Wunden verbindet, soll sie mit Trost beträufeln. Böhm.: Uvazuj s placem, u rozvazuj skokem. (Celakovsky, 185.) 114 Wie die Wunde, so das Pflaster. Holl.: Naar de wond is, moet de pleister wezen. (Harrebomee, II, 478b.) 115 Wo die Wunde, da die Hand. Lat.: Ir petit angorem cor gazas visus amorem. (Reuterdahl, 454.) Schwed.: Ther aer hand som saart aer, hiaerta som godz aer, ögha som kaert aer. (Reuterdahl, 454.) 116 Wo keine Wunde, da bedarf's keiner Binde (Pflaster). Frz.: Ou il n'y a pas de mal, il ne faut pas d'emplatre. (Cahier, 1007.) 117 Wunde um Wunde. - 2 Mos. 21, 24; Schulze, 10. 118 Wunden, die den Arzt selbst schmerzen, heilen bald. 119 Wunden, die man zu oft berührt, heilen schwer. It.: Chi vuol saldar la piaga, non la maneggi. (Pazzaglia, 287, 2.) 120 Wunden heilen ist besser, als Wunden schlagen. - Herberger, II, 364. 121 Wunden machen gesunden. 122 Wunden mit Waffen geschlagen, kan man heilen; aber die wunden, so böse Zungen ins Hertz schlagen, sind unheilbar. - Lehmann, 792, 15. 123 Wunden schmerzen mehr als Narben. - Altmann VI, 400. 124 Wunden sind Sterne, die in den Himmel der Ehe geleiten. 125 Wunden und Schläge bedecken die Worte. - Graf, 351, 394. Wenn es bei einem Streite bis zu Thätlichkeiten (Schlägen und Wunden) kam, so hatten einfache beleidigende Worte keine Bedeutung mehr, sobald die Sache zur gerichtlichen Verhandlung gelangte, weil in dem Schwerern das Leichtere und Geringere enthalten ist. Auf Rügen: Wunden edder Schlegen bedecken de worth. (Normann, 243, 186.) 126 Wunden vom Freunde sind besser als Küsse vom Schmeichler. - Gaal, 1768. Engl.: He loves you well, that makes you weep. - He that loves dearly, chides severely. (Gaal, 1768.) 127 Zu oft erneuerte Wunden sind tödlich. 128 Zugefallene Wunden heilen, ist so wenig rathsam, als geheimen Kummer lindern. 129 Zur schlechten Wunden gehört kein gross kostbar Pflaster. - Lehmann, 50, 26. Lat.: Tangere hulcus. (Philippi, II, 211.) *130 Alte (verharschte) Wunden wieder aufreissen. Böhm.: Zahojenou ranu zase jitriti. (Celakovsky, 552.) Lat.: Ulcus mihi tetigit. (Seybold, 646.) *131 Alte Wunden wieder berühren. Lat.: Tangere hulcus. (Erasm., 540; Philippi, II, 211.) *132 Auf solche Wunden gehört kein anderes Pflaster. Engl.: Bitter takes away bitter, and water cures the colick. Schwed.: Sädant sar, sädant plaster. (Grubb, 779.) *133 Auf Wunden liegen. Sich in einer peinlichen Lage befinden. In Warschau jüdisch-deutsch: "Er sitzt in gehackte Wünden", um zu sagen: ist betrübt, niedergeschlagen, als wenn er klaffende Wunden hätte. *134 Die Wunde blutet noch. Holl.: De wond bloedt nog. (Harrebomee, II, 478b.) *135 Die Wunde ist geheilt. Holl.: De wond is geheeld (al genezen). (Harrebomee, II, 478b.) *136 Die Wunde ist unheilbar. Holl.: Die wond is ongeneeslijk. (Harrebomee, II, 478b.) *137 Die Wunde liess sich nicht ohne Weinen heilen. *138 Die Wunden anderer aufreissen. - Eiselein, 651. *139 Diese Wund' macht gesund. Holl.: Die wond maakt gezond. (Harrebomee, II, 478b.) *140 Einem seine Wunden aufkratzen. Holl.: Jemands wonden opkrabben. (Harrebomee, II, 478b.) *141 Er hat nichts lieber als Wunden und Beulen. Holl.: Hij heeft niets liever dan wonden en builen. (Harrebomee, II, 478b.)
[Spaltenumbruch] 90 So viel Wunden der Beklagte bekennt, so viel soll er bessern. – Graf, 320, 242. Nicht überall galt der Grundsatz, dass die Busse nach der schwersten oder grössten Verletzung zu bemessen sei, andere Rechtsbücher setzten für jede Wunde, für welche der Beklagte überführt war, die ihm entsprechende Busse fest, was eben durch das vorstehende Sprichwort ausgedrückt wird. Plattdeutsch: So vêle wunden de beklagede bekent, vor so vele schal he beteren. (Thorsen, III, 31, 1.) 91 Tiefe Wunden heilen langsam. Dän.: Dybt saar kunne ei snart heeles. (Prov. dan., 484.) 92 Tiefe Wunden kann man nicht bald heilen. 93 Um die Wunde die Hand, um den Todtschlag den Hals. – Graf, 340, 337. Nach dem mittelalterlichen Wiedervergeltungsrecht wurde Leben mit Leben, Leib mit Leib gebüsst. (S. Haupt 20 u. 25.) Mhd.: Umme dy wunde dy hant, umme den totslag den halz. (Daniels, Weichbildglosse, LXIX.) 94 Um Eine Wunde mag man nicht mehr denn Einen Mann beklagen. (S. 89.) – Graf, 305, 154. Mhd.: Um ene wunden ne mach men nicht den enen man beclagen. (Sachsenspiegel, III, 46, 2.) 95 Viel kleine Wunden tödten auch. – Lehmann, 807, 16. 96 Vorausgesehene Wunde schmerzt weniger heftig. It.: Piaga antiveduta assai men dole (duole). 97 Wann mann die alten wunden oder schäden vffkratzet, so bluten si gern. – Tappius, 194a. Die Russen: Indem man die Wunde reibt, verschlimmert man sie. (Altmann VI, 428.) Lat.: Refricare cicatricem. (Philippi, II, 152; Seybold, 524.) 98 Wenn die Wunde geschlagen, fehlt oft die Binde. 99 Wenn man wunden heilen will, so muss man sie angreifen. – Henisch, 1736, 56. 100 Wer an der Wunde reibt, ist zweimal blutig geschlagen. – Altmann VI, 464. 101 Wer die grössere Wunde hat, behält die erste Klage. – Graf, 328. Da im altdeutschen Rechte jede Wunde von vornherein ihre unveränderliche Busse hatte, so betrachtete man Körperverletzungen wie eine durch Vertrag entstandene Schuldforderung. 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Beil., S. 213) von einem stillen Theilnehmer der gorkauer Societäts-Brauerei aus Leobschütz als ein bekanntes Sprichwort bezeichnet. 105 Wer fremde Wunden verbindet, vergisst oft die eigenen. 106 Wer noch keine Wunde gefühlt, der lacht über Narben. – Simrock, 7316. 107 Wer seine Wunden finden will, muss fremde suchen. 108 Wer seine Wunden heilen will, muss ihnen nicht schmeicheln. – Winckler, XV, 74. 109 Wer seine Wunden verbinden kann, ist halb geheilt. – Cibot, 169; Cahier, 2157. 110 Wer Wunden fürchtet, muss nicht in den Krieg gehen. (Blatt 26; Feder 67-69; Gras 53.) Engl.: He that's afraid of every grass must not p-s in a meadow. – He that's afraid of leaves must not come in a wood. – He that's afraid of the wagging of feathers, must keep from among wild fowl. – He that's afraid of wounds must not come nigh a battle. (Bohn II, 66.) It.: Chi ha paura d'ogni urtica, non pisci in herba. – Non entri tra rocca e fuso, chi non vuol esser filato. 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90 So viel Wunden der Beklagte bekennt, so viel soll er bessern. – Graf, 320, 242.
Nicht überall galt der Grundsatz, dass die Busse nach der schwersten oder grössten Verletzung zu bemessen sei, andere Rechtsbücher setzten für jede Wunde, für welche der Beklagte überführt war, die ihm entsprechende Busse fest, was eben durch das vorstehende Sprichwort ausgedrückt wird. Plattdeutsch: So vêle wunden de beklagede bekent, vor so vele schal he beteren. (Thorsen, III, 31, 1.)
91 Tiefe Wunden heilen langsam.
Dän.: Dybt saar kunne ei snart heeles. (Prov. dan., 484.)
92 Tiefe Wunden kann man nicht bald heilen.
93 Um die Wunde die Hand, um den Todtschlag den Hals. – Graf, 340, 337.
Nach dem mittelalterlichen Wiedervergeltungsrecht wurde Leben mit Leben, Leib mit Leib gebüsst. (S. Haupt 20 u. 25.)
Mhd.: Umme dy wunde dy hant, umme den totslag den halz. (Daniels, Weichbildglosse, LXIX.)
94 Um Eine Wunde mag man nicht mehr denn Einen Mann beklagen. (S. 89.) – Graf, 305, 154.
Mhd.: Um ene wunden ne mach men nicht den enen man beclagen. (Sachsenspiegel, III, 46, 2.)
95 Viel kleine Wunden tödten auch. – Lehmann, 807, 16.
96 Vorausgesehene Wunde schmerzt weniger heftig.
It.: Piaga antiveduta assai men dole (duole).
97 Wann mann die alten wunden oder schäden vffkratzet, so bluten si gern. – Tappius, 194a.
Die Russen: Indem man die Wunde reibt, verschlimmert man sie. (Altmann VI, 428.)
Lat.: Refricare cicatricem. (Philippi, II, 152; Seybold, 524.)
98 Wenn die Wunde geschlagen, fehlt oft die Binde.
99 Wenn man wunden heilen will, so muss man sie angreifen. – Henisch, 1736, 56.
100 Wer an der Wunde reibt, ist zweimal blutig geschlagen. – Altmann VI, 464.
101 Wer die grössere Wunde hat, behält die erste Klage. – Graf, 328.
Da im altdeutschen Rechte jede Wunde von vornherein ihre unveränderliche Busse hatte, so betrachtete man Körperverletzungen wie eine durch Vertrag entstandene Schuldforderung. Hatten beide Theile gleiche Wunden, so gingen ihre beiderseitigen Bussansprüche Null für Null auf; waren aber die Verletzungen ungleich, so behielt der die erste Klage, welcher die grösste Wunde hatte.
102 Wer die Wunde nicht heilen kann, muss sie nicht berühren.
103 Wer die Wunden geschlagen, muss sie büssen. – Graf, 299, 96.
Mhd.: Swer di wunden geslagen hat, der sal si buezen. (Schwabenspiegel, 260.)
104 Wer eine Wunde trägt, muss sie offen tragen.
Wird in Nr. 29 der Breslauer Zeitung (1870, 1. Beil., S. 213) von einem stillen Theilnehmer der gorkauer Societäts-Brauerei aus Leobschütz als ein bekanntes Sprichwort bezeichnet.
105 Wer fremde Wunden verbindet, vergisst oft die eigenen.
106 Wer noch keine Wunde gefühlt, der lacht über Narben. – Simrock, 7316.
107 Wer seine Wunden finden will, muss fremde suchen.
108 Wer seine Wunden heilen will, muss ihnen nicht schmeicheln. – Winckler, XV, 74.
109 Wer seine Wunden verbinden kann, ist halb geheilt. – Cibot, 169; Cahier, 2157.
110 Wer Wunden fürchtet, muss nicht in den Krieg gehen. (Blatt 26; Feder 67-69; Gras 53.)
Engl.: He that's afraid of every grass must not p-s in a meadow. – He that's afraid of leaves must not come in a wood. – He that's afraid of the wagging of feathers, must keep from among wild fowl. – He that's afraid of wounds must not come nigh a battle. (Bohn II, 66.)
It.: Chi ha paura d'ogni urtica, non pisci in herba. – Non entri tra rocca e fuso, chi non vuol esser filato. (Bohn II, 66.)
111 Wer Wunden heilen will, muss (meist) wehe thun.
112 Wer Wunden schlägt, der kann auch Wunden heilen.
113 Wer Wunden verbindet, soll sie mit Trost beträufeln.
Böhm.: Uvazuj s pláčem, u rozvazuj skokem. (Čelakovsky, 185.)
114 Wie die Wunde, so das Pflaster.
Holl.: Naar de wond is, moet de pleister wezen. (Harrebomée, II, 478b.)
115 Wo die Wunde, da die Hand.
Lat.: Ir petit angorem cor gazas visus amorem. (Reuterdahl, 454.)
Schwed.: Ther aer hand som saart aer, hiaerta som godz aer, ögha som kaert aer. (Reuterdahl, 454.)
116 Wo keine Wunde, da bedarf's keiner Binde (Pflaster).
Frz.: Où il n'y a pas de mal, il ne faut pas d'emplâtre. (Cahier, 1007.)
117 Wunde um Wunde. – 2 Mos. 21, 24; Schulze, 10.
118 Wunden, die den Arzt selbst schmerzen, heilen bald.
119 Wunden, die man zu oft berührt, heilen schwer.
It.: Chi vuol saldar la piaga, non la maneggi. (Pazzaglia, 287, 2.)
120 Wunden heilen ist besser, als Wunden schlagen. – Herberger, II, 364.
121 Wunden machen gesunden.
122 Wunden mit Waffen geschlagen, kan man heilen; aber die wunden, so böse Zungen ins Hertz schlagen, sind unheilbar. – Lehmann, 792, 15.
123 Wunden schmerzen mehr als Narben. – Altmann VI, 400.
124 Wunden sind Sterne, die in den Himmel der Ehe geleiten.
125 Wunden und Schläge bedecken die Worte. – Graf, 351, 394.
Wenn es bei einem Streite bis zu Thätlichkeiten (Schlägen und Wunden) kam, so hatten einfache beleidigende Worte keine Bedeutung mehr, sobald die Sache zur gerichtlichen Verhandlung gelangte, weil in dem Schwerern das Leichtere und Geringere enthalten ist. Auf Rügen: Wunden edder Schlegen bedecken de worth. (Normann, 243, 186.)
126 Wunden vom Freunde sind besser als Küsse vom Schmeichler. – Gaal, 1768.
Engl.: He loves you well, that makes you weep. – He that loves dearly, chides severely. (Gaal, 1768.)
127 Zu oft erneuerte Wunden sind tödlich.
128 Zugefallene Wunden heilen, ist so wenig rathsam, als geheimen Kummer lindern.
129 Zur schlechten Wunden gehört kein gross kostbar Pflaster. – Lehmann, 50, 26.
Lat.: Tangere hulcus. (Philippi, II, 211.)
*130 Alte (verharschte) Wunden wieder aufreissen.
Böhm.: Zahojenou ránu zase jitřiti. (Čelakovsky, 552.)
Lat.: Ulcus mihi tetigit. (Seybold, 646.)
*131 Alte Wunden wieder berühren.
Lat.: Tangere hulcus. (Erasm., 540; Philippi, II, 211.)
*132 Auf solche Wunden gehört kein anderes Pflaster.
Engl.: Bitter takes away bitter, and water cures the colick.
Schwed.: Sädant sår, sädant plåster. (Grubb, 779.)
*133 Auf Wunden liegen.
Sich in einer peinlichen Lage befinden. In Warschau jüdisch-deutsch: „Er sitzt in gehackte Wünden“, um zu sagen: ist betrübt, niedergeschlagen, als wenn er klaffende Wunden hätte.
*134 Die Wunde blutet noch.
Holl.: De wond bloedt nog. (Harrebomée, II, 478b.)
*135 Die Wunde ist geheilt.
Holl.: De wond is geheeld (al genezen). (Harrebomée, II, 478b.)
*136 Die Wunde ist unheilbar.
Holl.: Die wond is ongeneeslijk. (Harrebomée, II, 478b.)
*137 Die Wunde liess sich nicht ohne Weinen heilen.
*138 Die Wunden anderer aufreissen. – Eiselein, 651.
*139 Diese Wund' macht gesund.
Holl.: Die wond maakt gezond. (Harrebomée, II, 478b.)
*140 Einem seine Wunden aufkratzen.
Holl.: Jemands wonden opkrabben. (Harrebomée, II, 478b.)
*141 Er hat nichts lieber als Wunden und Beulen.
Holl.: Hij heeft niets liever dan wonden en builen. (Harrebomée, II, 478b.)
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