Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch] 48 Dat Eten hett nich Klack noch Smack. - Eichwald, 452. *49 Er lässt sein Essen öffentlich anbrennen. - Tendlau, 687. Jüdisch, um von jemand zu sagen, dass er weder auf die Vorschriften der Religion, noch auf die der Sittlichkeit und des Anstandes Rücksicht nimmt. *50 Es ist ein Essen wie beim Reichsprälaten. - Binder II, 3009. Die Römer nannten ein kostbares, üppiges Mahl ein salisches, wie es bei den Saliern, dem ältesten Priestergeschlechte der Römer, gebräuchlich war. Die Franzosen haben dafür die Redensart: Une chere de commissaire (Lendroy, 379), womit man ursprünglich ein Mahl bezeichnete, bei dem Fleisch und Fische aufgetragen wurden, ein Commissaressen, weil die Richter, welche von der Kammer zur Untersuchung einer Angelegenheit beauftragt wurden, aus Katholiken und Calvinisten bestanden und man bei der Bewirthung auf diesen Umstand Rücksicht nahm. Da aber jeder bemüht war, diese Commissare für sich zu gewinnen, um dadurch für seine Sache beim Gerichtshofe eine günstige Entscheidung zu bewirken, so diente die obige Redensart bald auch zur Bezeichnung eines guten, ausgesuchten Mahls. Lat.: Pontificum coena. (Horaz.) (Binder II, 2609; Philippi, I, 101.) - Saliares dapes. (Horaz.) (Erasm., 686; Faselius, 227.) *51 Es ist ein theueres Essen. - Kirchhofer, 251. *52 Es ist ein verdecktes essen. - Henisch, 947; Franck, I, 48a; Eiselein, 154; Körte, 1244a. *53 Essen und Trinken über etwas vergessen. *54 Ich stelle kein verdeckt Essen auf und schenke reinen Wein ein. - Eiselein, 154. *55 Nach dem Essen zu Tisch. *56 Zum Essen kommen, wenn die Schüsseln geleert sind. *57 Zum Essen kommen wie die Sau zum Trog. - Kirchhofer, 295. *58 Zwey essen reuffen (schlagen) sich nicht. - Petri, II, 830. Essen (Verb.). 1 Aeten unn Drinken holt Liw un Seel tosamen, bäter as'n isern Band. - Goldschmidt, II, 22. 2 Assa Se, an1 trinka Se, Herr Pforr, sagte der Bauer, 's kriegt's sunst de Kitsche2. (Schles.) 1) Und. 2) Katze. 3 Bei essen und trinken ohne Ruh' setzt man das Leben zu. 4 Bei essen und trinken vergeht die Zeit. Lat.: Edere et bibere laeta temporis oblivio. (Bovill, III, 50.) 5 Besser essen, was man hat, als sagen, was man weiss. 6 Besser offt vnd wenig essen, denn einmal sich ganz vberfressen. - Henisch, 948. 7 Better etten, drinken un erwerwen, osse hungeren un verderwen. - Curtze, 329, 187. 8 Bey dem ich ass vnd nicht tranck, dem wüst ichs keinen danck. - Petri, II, 41; Henisch, 1241. 9 Bo me sick nit satt ittet, do lecket me sick aug nit sat. - Curtze, 328, 170. 10 Da man ass vnd tranck, da war ich gern mank; da man sol ewig sein, da kompt man noch früe gnug hin. - Petri, III, 2. 11 De nich getn hett, de pleggt nich to hungern. 12 De sik nich satt ett, de lickt sik ok nich satt. (Oldenburg.) - Firmenich, I, 232, 7; Eichwald, 456; Bueren, 388; Goldschmidt, 137. 13 Dem ist besser, der gern esse, vnd hat nicht, denn dem, ders hat vnd mags nicht. - Petri, II, 74. 14 Der wol mag essen vnnd wol fartzen, gibt sehr wenig auff die Aertzte. - Lehmann, 83, 136. 15 Die zu viel und zu gut essen, haben bald ausgegessen. Dän.: Naar man aeder for meget, kand man intet siden; eller for laekkert har man intet viden. (Prov. dan., 9.) 16 Drum wird all's g'esse und alls g'schaffet, aber nid alls zahlt. (Luzern.) 17 Einer isst gern Kämme, der andere was drauf und drum läuft. (Kreis Nimptsch in Schlesien.) Dän.: Somme aede et og somme et andet, fordi bliver all mad aedt. (Prov. dan., 8.) [Spaltenumbruch] 18 Einmal essen ist göttlich, zweimal menschlich, dreimal viehisch, viermal teuflisch, fünfmal seine Mutter. - Eiselein, 155. Lat.: Qui semel est, Deus; qui bis, homo; sed bestia, qui ter; est daemon quater, quoniam quinquies est sua mater. (Eiselein, 155.) 19 Erscht ett Kös, onn dann drink Wien, dann ward dir schmecke de Wien önn Wollin, wie önn Stettin. (Ostpreuss.) 20 Es essen nicht alle das Osterlamm, die ihre Lenden gürten. 21 Es isst sich am besten, wo der Kessel über dem Herde hängt. - Simrock, 5568; Blum, 627; Pistor., V, 52. Vorzüge des eigenen Hauswesens. 22 Es ist besser alles essen, als alles tätschen1. Kirchhofer, 168. 1) Viel und unnütz reden, waschen, schwatzen, klatschen, Dinge, die verschwiegen bleiben sollen, ausplaudern. (S. Tätsch.) (Tobler, 128.) 23 Es ist bös essen, wo nit brot ist. - Henisch, 948; Lehmann, II, 129, 160; Simrock, 2198; Reinsberg IV, 3. 24 Es jsset keiner so satt, er behelt jhm wol einen freundewinckel für einen guten bissen. - Henisch, 1234; Petri, II, 253. 25 Es kan keiner auff einmal mehr essen, denn mit einem Munde. - Henisch, 948; Petri, II, 280. 26 Es können viele aus Einer Schüssel essen. 27 Es lässt sich alles essen; aber Hobelspäne sind zäh, sagte der Tischlerbub. Holl.: Alle ding laat zich eten, zei de man, en hij at garnaal en krabben. (Harrebomee, I, 134.) Lat.: Tam male nil cusum, quod nullum prosit ad usum. 28 Es muss gessen sein, wann schon der galge für der thüre stünde. - Tappius, 93a; Sailer, 77. Dän.: Der skal aedes, var end alle traeer galger. (Prov. dan., 11.) 29 Es muss gessen sein, weren schon alle bäume galgen. - Henisch, 1337. 30 Es soll einer auff sein weiss essen vnnd sich nach ander Leut weiss kleiden. - Lehmann, 422, 1. In deinem Hause lebe nach deinem Geschmacke und Wohlgefallen, aber ausserhalb desselben folge der üblichen Sitte. In Aegypten sagt man: Iss das, was du gern magst, aber kleide dich wie andere Leute. (Burckhardt, 533.) Dän.: Man skal aede efter sin egen, men klaede sig efter andres viis. (Prov. dan., 7.) 31 Es wird nicht so heiss gegessen, als gebacken. - Reinsberg IV, 91. 32 Es wird nichts so heiss gegessen, als es gekocht (aufgetragen) wird. - Augsb. Allgemeine Zeitung vom 1. Februar 1864; Körte, 1244; Reinsberg IV, 91. 33 Ess' ich mit dir, so schweig' ich. - Petri, II, 292; Körte, 1240. Holl.: Eet ic mede, ic swighe. (Tunn., 336.) Lat.: Si comprandesco, de cunctis ipse tacesco. (Fallersleben, 335.) 34 Esse, es wird doch ausgeschütt't! - Tendlau, 992. Um Geschenke zu bezeichnen, die man deshalb andern gibt, weil man selbst keinen Gebrauch davon machen kann. Eine Frau, die sonst nicht sehr freigebig war, forderte mit den Worten jemand zum Essen auf. 35 Essen in frembder wayde, das ist der jammer, der zanck gebüret. - Henisch, 949; Petri, II, 292. 36 Essen ist leichter als verdauen. Auch in der Staatskunst, sagt jemand, gilt dies Wort. Unter allen Staatskrankheiten ist die Eroberungsunverdaulichkeit eine der gefährlichsten. 37 Essen lässt sich nicht vergessen. It.: Chi ha bocca vuol mangiare. (Pazzaglia, 35, 2.) 38 Essen machet stille Leut, trinken, dass man ruft und schreit. 39 Essen macht Appetit, ein Bissen lockt den andern. Darüber finden sich die entgegengesetztesten Ansichten. Die Engländer sagen: Eating and drinking takes away one's stomach (Bohn II, 88), d. h. der Appetit verliert sich im Essen. Die Franzosen dagegen sagen: En mangeant l'appetit vient. Wie im obigen deutschen ein Bissen den andern lockt, sagen aber auch wieder die Engländer: One shoulder of mutton drives down [Spaltenumbruch] 48 Dat Eten hett nich Klack noch Smack. – Eichwald, 452. *49 Er lässt sein Essen öffentlich anbrennen. – Tendlau, 687. Jüdisch, um von jemand zu sagen, dass er weder auf die Vorschriften der Religion, noch auf die der Sittlichkeit und des Anstandes Rücksicht nimmt. *50 Es ist ein Essen wie beim Reichsprälaten. – Binder II, 3009. Die Römer nannten ein kostbares, üppiges Mahl ein salisches, wie es bei den Saliern, dem ältesten Priestergeschlechte der Römer, gebräuchlich war. Die Franzosen haben dafür die Redensart: Une chére de commissaire (Lendroy, 379), womit man ursprünglich ein Mahl bezeichnete, bei dem Fleisch und Fische aufgetragen wurden, ein Commissaressen, weil die Richter, welche von der Kammer zur Untersuchung einer Angelegenheit beauftragt wurden, aus Katholiken und Calvinisten bestanden und man bei der Bewirthung auf diesen Umstand Rücksicht nahm. Da aber jeder bemüht war, diese Commissare für sich zu gewinnen, um dadurch für seine Sache beim Gerichtshofe eine günstige Entscheidung zu bewirken, so diente die obige Redensart bald auch zur Bezeichnung eines guten, ausgesuchten Mahls. Lat.: Pontificum coena. (Horaz.) (Binder II, 2609; Philippi, I, 101.) – Saliares dapes. (Horaz.) (Erasm., 686; Faselius, 227.) *51 Es ist ein theueres Essen. – Kirchhofer, 251. *52 Es ist ein verdecktes essen. – Henisch, 947; Franck, I, 48a; Eiselein, 154; Körte, 1244a. *53 Essen und Trinken über etwas vergessen. *54 Ich stelle kein verdeckt Essen auf und schenke reinen Wein ein. – Eiselein, 154. *55 Nach dem Essen zu Tisch. *56 Zum Essen kommen, wenn die Schüsseln geleert sind. *57 Zum Essen kommen wie die Sau zum Trog. – Kirchhofer, 295. *58 Zwey essen reuffen (schlagen) sich nicht. – Petri, II, 830. Essen (Verb.). 1 Aeten unn Drinken holt Liw un Seel tosamen, bäter as'n isern Band. – Goldschmidt, II, 22. 2 Assa Se, an1 trinka Se, Herr Pforr, sagte der Bauer, 's kriegt's sunst de Kitsche2. (Schles.) 1) Und. 2) Katze. 3 Bei essen und trinken ohne Ruh' setzt man das Leben zu. 4 Bei essen und trinken vergeht die Zeit. Lat.: Edere et bibere laeta temporis oblivio. (Bovill, III, 50.) 5 Besser essen, was man hat, als sagen, was man weiss. 6 Besser offt vnd wenig essen, denn einmal sich ganz vberfressen. – Henisch, 948. 7 Better etten, drinken un erwerwen, osse hungeren un verderwen. – Curtze, 329, 187. 8 Bey dem ich ass vnd nicht tranck, dem wüst ichs keinen danck. – Petri, II, 41; Henisch, 1241. 9 Bô me sick nit sâtt ittet, do lecket me sick aug nit sât. – Curtze, 328, 170. 10 Da man ass vnd tranck, da war ich gern mank; da man sol ewig sein, da kompt man noch früe gnug hin. – Petri, III, 2. 11 De nich getn hett, de pleggt nich to hungern. 12 De sik nich satt ett, de lickt sik ok nich satt. (Oldenburg.) – Firmenich, I, 232, 7; Eichwald, 456; Bueren, 388; Goldschmidt, 137. 13 Dem ist besser, der gern esse, vnd hat nicht, denn dem, ders hat vnd mags nicht. – Petri, II, 74. 14 Der wol mag essen vnnd wol fartzen, gibt sehr wenig auff die Aertzte. – Lehmann, 83, 136. 15 Die zu viel und zu gut essen, haben bald ausgegessen. Dän.: Naar man æder for meget, kand man intet siden; eller for lækkert har man intet viden. (Prov. dan., 9.) 16 Drum wird all's g'esse und alls g'schaffet, aber nid alls zahlt. (Luzern.) 17 Einer isst gern Kämme, der andere was drauf und drum läuft. (Kreis Nimptsch in Schlesien.) Dän.: Somme æde et og somme et andet, fordi bliver all mad ædt. (Prov. dan., 8.) [Spaltenumbruch] 18 Einmal essen ist göttlich, zweimal menschlich, dreimal viehisch, viermal teuflisch, fünfmal seine Mutter. – Eiselein, 155. Lat.: Qui semel est, Deus; qui bis, homo; sed bestia, qui ter; est daemon quater, quoniam quinquies est sua mater. (Eiselein, 155.) 19 Erscht ett Kös, onn dann drink Wien, dann ward dir schmecke de Wien önn Wollin, wie önn Stettin. (Ostpreuss.) 20 Es essen nicht alle das Osterlamm, die ihre Lenden gürten. 21 Es isst sich am besten, wo der Kessel über dem Herde hängt. – Simrock, 5568; Blum, 627; Pistor., V, 52. Vorzüge des eigenen Hauswesens. 22 Es ist besser alles essen, als alles tätschen1. Kirchhofer, 168. 1) Viel und unnütz reden, waschen, schwatzen, klatschen, Dinge, die verschwiegen bleiben sollen, ausplaudern. (S. Tätsch.) (Tobler, 128.) 23 Es ist bös essen, wo nit brot ist. – Henisch, 948; Lehmann, II, 129, 160; Simrock, 2198; Reinsberg IV, 3. 24 Es jsset keiner so satt, er behelt jhm wol einen freundewinckel für einen guten bissen. – Henisch, 1234; Petri, II, 253. 25 Es kan keiner auff einmal mehr essen, denn mit einem Munde. – Henisch, 948; Petri, II, 280. 26 Es können viele aus Einer Schüssel essen. 27 Es lässt sich alles essen; aber Hobelspäne sind zäh, sagte der Tischlerbub. Holl.: Alle ding laat zich eten, zei de man, en hij at garnaal en krabben. (Harrebomée, I, 134.) Lat.: Tam male nil cusum, quod nullum prosit ad usum. 28 Es muss gessen sein, wann schon der galge für der thüre stünde. – Tappius, 93a; Sailer, 77. Dän.: Der skal ædes, var end alle træer galger. (Prov. dan., 11.) 29 Es muss gessen sein, weren schon alle bäume galgen. – Henisch, 1337. 30 Es soll einer auff sein weiss essen vnnd sich nach ander Leut weiss kleiden. – Lehmann, 422, 1. In deinem Hause lebe nach deinem Geschmacke und Wohlgefallen, aber ausserhalb desselben folge der üblichen Sitte. In Aegypten sagt man: Iss das, was du gern magst, aber kleide dich wie andere Leute. (Burckhardt, 533.) Dän.: Man skal æde efter sin egen, men klæde sig efter andres viis. (Prov. dan., 7.) 31 Es wird nicht so heiss gegessen, als gebacken. – Reinsberg IV, 91. 32 Es wird nichts so heiss gegessen, als es gekocht (aufgetragen) wird. – Augsb. Allgemeine Zeitung vom 1. Februar 1864; Körte, 1244; Reinsberg IV, 91. 33 Ess' ich mit dir, so schweig' ich. – Petri, II, 292; Körte, 1240. Holl.: Eet ic mede, ic swighe. (Tunn., 336.) Lat.: Si comprandesco, de cunctis ipse tacesco. (Fallersleben, 335.) 34 Esse, es wird doch ausgeschütt't! – Tendlau, 992. Um Geschenke zu bezeichnen, die man deshalb andern gibt, weil man selbst keinen Gebrauch davon machen kann. Eine Frau, die sonst nicht sehr freigebig war, forderte mit den Worten jemand zum Essen auf. 35 Essen in frembder wayde, das ist der jammer, der zanck gebüret. – Henisch, 949; Petri, II, 292. 36 Essen ist leichter als verdauen. Auch in der Staatskunst, sagt jemand, gilt dies Wort. Unter allen Staatskrankheiten ist die Eroberungsunverdaulichkeit eine der gefährlichsten. 37 Essen lässt sich nicht vergessen. It.: Chi ha bocca vuol mangiare. (Pazzaglia, 35, 2.) 38 Essen machet stille Leut, trinken, dass man ruft und schreit. 39 Essen macht Appetit, ein Bissen lockt den andern. Darüber finden sich die entgegengesetztesten Ansichten. Die Engländer sagen: Eating and drinking takes away one's stomach (Bohn II, 88), d. h. der Appetit verliert sich im Essen. Die Franzosen dagegen sagen: En mangeant l'appetit vient. Wie im obigen deutschen ein Bissen den andern lockt, sagen aber auch wieder die Engländer: One shoulder of mutton drives down <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0473" n="[445]"/><cb n="889"/> 48 Dat Eten hett nich Klack noch Smack.</hi> – <hi rendition="#i">Eichwald, 452.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*49 Er lässt sein Essen öffentlich anbrennen.</hi> – <hi rendition="#i">Tendlau, 687.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Jüdisch, um von jemand zu sagen, dass er weder auf die Vorschriften der Religion, noch auf die der Sittlichkeit und des Anstandes Rücksicht nimmt.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*50 Es ist ein Essen wie beim Reichsprälaten.</hi> – <hi rendition="#i">Binder II, 3009.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Die Römer nannten ein kostbares, üppiges Mahl ein salisches, wie es bei den Saliern, dem ältesten Priestergeschlechte der Römer, gebräuchlich war. Die Franzosen haben dafür die Redensart: Une chére de commissaire (<hi rendition="#i">Lendroy, 379</hi>), womit man ursprünglich ein Mahl bezeichnete, bei dem Fleisch und Fische aufgetragen wurden, ein Commissaressen, weil die Richter, welche von der Kammer zur Untersuchung einer Angelegenheit beauftragt wurden, aus Katholiken und Calvinisten bestanden und man bei der Bewirthung auf diesen Umstand Rücksicht nahm. Da aber jeder bemüht war, diese Commissare für sich zu gewinnen, um dadurch für seine Sache beim Gerichtshofe eine günstige Entscheidung zu bewirken, so diente die obige Redensart bald auch zur Bezeichnung eines guten, ausgesuchten Mahls.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Pontificum coena. (<hi rendition="#i">Horaz.</hi>) (<hi rendition="#i">Binder II, 2609; Philippi, I, 101.</hi>) – Saliares dapes. (<hi rendition="#i">Horaz.</hi>) (<hi rendition="#i">Erasm., 686; Faselius, 227.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*51 Es ist ein theueres Essen.</hi> – <hi rendition="#i">Kirchhofer, 251.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*52 Es ist ein verdecktes essen.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 947; Franck, I, 48<hi rendition="#sup">a</hi>; Eiselein, 154; Körte, 1244<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*53 Essen und Trinken über etwas vergessen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*54 Ich stelle kein verdeckt Essen auf und schenke reinen Wein ein.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 154.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*55 Nach dem Essen zu Tisch.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*56 Zum Essen kommen, wenn die Schüsseln geleert sind.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*57 Zum Essen kommen wie die Sau zum Trog.</hi> – <hi rendition="#i">Kirchhofer, 295.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*58 Zwey essen reuffen (schlagen) sich nicht.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 830.</hi></p><lb/> <p/><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head><hi rendition="#b">Essen</hi> (Verb.).</head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Aeten unn Drinken holt Liw un Seel tosamen, bäter as'n isern Band.</hi> – <hi rendition="#i">Goldschmidt, II, 22.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Assa Se, an<hi rendition="#sup">1</hi> trinka Se, Herr Pforr, sagte der Bauer, 's kriegt's sunst de Kitsche<hi rendition="#sup">2</hi>.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Und.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Katze.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Bei essen und trinken ohne Ruh' setzt man das Leben zu.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Bei essen und trinken vergeht die Zeit.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Edere et bibere laeta temporis oblivio. (<hi rendition="#i">Bovill, III, 50.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Besser essen, was man hat, als sagen, was man weiss.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Besser offt vnd wenig essen, denn einmal sich ganz vberfressen.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 948.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Better etten, drinken un erwerwen, osse hungeren un verderwen.</hi> – <hi rendition="#i">Curtze, 329, 187.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Bey dem ich ass vnd nicht tranck, dem wüst ichs keinen danck.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 41; Henisch, 1241.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Bô me sick nit sâtt ittet, do lecket me sick aug nit sât.</hi> – <hi rendition="#i">Curtze, 328, 170.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Da man ass vnd tranck, da war ich gern mank; da man sol ewig sein, da kompt man noch früe gnug hin.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, III, 2.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">11 De nich getn hett, de pleggt nich to hungern.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 De sik nich satt ett, de lickt sik ok nich satt.</hi> (<hi rendition="#i">Oldenburg.</hi>) – <hi rendition="#i">Firmenich, I, 232, 7; Eichwald, 456; Bueren, 388; Goldschmidt, 137.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Dem ist besser, der gern esse, vnd hat nicht, denn dem, ders hat vnd mags nicht.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 74.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Der wol mag essen vnnd wol fartzen, gibt sehr wenig auff die Aertzte.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 83, 136.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">15 Die zu viel und zu gut essen, haben bald ausgegessen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Naar man æder for meget, kand man intet siden; eller for lækkert har man intet viden. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 9.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">16 Drum wird all's g'esse und alls g'schaffet, aber nid alls zahlt.</hi> (<hi rendition="#i">Luzern.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">17 Einer isst gern Kämme, der andere was drauf und drum läuft.</hi> (<hi rendition="#i">Kreis Nimptsch in Schlesien.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Somme æde et og somme et andet, fordi bliver all mad ædt. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 8.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="890"/> 18 Einmal essen ist göttlich, zweimal menschlich, dreimal viehisch, viermal teuflisch, fünfmal seine Mutter.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 155.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Qui semel est, Deus; qui bis, homo; sed bestia, qui ter; est daemon quater, quoniam quinquies est sua mater. (<hi rendition="#i">Eiselein, 155.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">19 Erscht ett Kös, onn dann drink Wien, dann ward dir schmecke de Wien önn Wollin, wie önn Stettin.</hi> (<hi rendition="#i">Ostpreuss.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">20 Es essen nicht alle das Osterlamm, die ihre Lenden gürten.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">21 Es isst sich am besten, wo der Kessel über dem Herde hängt.</hi> – <hi rendition="#i">Simrock, 5568; Blum, 627; Pistor., V, 52.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Vorzüge des eigenen Hauswesens.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">22 Es ist besser alles essen, als alles tätschen<hi rendition="#sup">1</hi>.</hi> <hi rendition="#i">Kirchhofer, 168.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Viel und unnütz reden, waschen, schwatzen, klatschen, Dinge, die verschwiegen bleiben sollen, ausplaudern. (S. Tätsch.) (<hi rendition="#i">Tobler, 128.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">23 Es ist bös essen, wo nit brot ist.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 948; Lehmann, II, 129, 160; Simrock, 2198; Reinsberg IV, 3.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">24 Es jsset keiner so satt, er behelt jhm wol einen freundewinckel für einen guten bissen.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 1234; Petri, II, 253.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">25 Es kan keiner auff einmal mehr essen, denn mit einem Munde.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 948; Petri, II, 280.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">26 Es können viele aus Einer Schüssel essen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">27 Es lässt sich alles essen; aber Hobelspäne sind zäh, sagte der Tischlerbub.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Alle ding laat zich eten, zei de man, en hij at garnaal en krabben. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 134.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Tam male nil cusum, quod nullum prosit ad usum.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">28 Es muss gessen sein, wann schon der galge für der thüre stünde.</hi> – <hi rendition="#i">Tappius, 93<hi rendition="#sup">a</hi>; Sailer, 77.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Der skal ædes, var end alle træer galger. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 11.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">29 Es muss gessen sein, weren schon alle bäume galgen.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 1337.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">30 Es soll einer auff sein weiss essen vnnd sich nach ander Leut weiss kleiden.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 422, 1.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">In deinem Hause lebe nach deinem Geschmacke und Wohlgefallen, aber ausserhalb desselben folge der üblichen Sitte. In Aegypten sagt man: Iss das, was du gern magst, aber kleide dich wie andere Leute. (<hi rendition="#i">Burckhardt, 533.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Man skal æde efter sin egen, men klæde sig efter andres viis. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 7.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">31 Es wird nicht so heiss gegessen, als gebacken.</hi> – <hi rendition="#i">Reinsberg IV, 91.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">32 Es wird nichts so heiss gegessen, als es gekocht (aufgetragen) wird.</hi> – <hi rendition="#i">Augsb. Allgemeine Zeitung vom 1. Februar 1864; Körte, 1244; Reinsberg IV, 91.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">33 Ess' ich mit dir, so schweig' ich.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 292; Körte, 1240.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Eet ic mede, ic swighe. (<hi rendition="#i">Tunn., 336.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Si comprandesco, de cunctis ipse tacesco. (<hi rendition="#i">Fallersleben, 335.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">34 Esse, es wird doch ausgeschütt't!</hi> – <hi rendition="#i">Tendlau, 992.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Um Geschenke zu bezeichnen, die man deshalb andern gibt, weil man selbst keinen Gebrauch davon machen kann. Eine Frau, die sonst nicht sehr freigebig war, forderte mit den Worten jemand zum Essen auf.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">35 Essen in frembder wayde, das ist der jammer, der zanck gebüret.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 949; Petri, II, 292.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">36 Essen ist leichter als verdauen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Auch in der Staatskunst, sagt jemand, gilt dies Wort. Unter allen Staatskrankheiten ist die Eroberungsunverdaulichkeit eine der gefährlichsten.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">37 Essen lässt sich nicht vergessen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Chi ha bocca vuol mangiare. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 35, 2.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">38 Essen machet stille Leut, trinken, dass man ruft und schreit.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">39 Essen macht Appetit, ein Bissen lockt den andern.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Darüber finden sich die entgegengesetztesten Ansichten. Die Engländer sagen: Eating and drinking takes away one's stomach (<hi rendition="#i">Bohn II, 88</hi>), d. h. der Appetit verliert sich im Essen. Die Franzosen dagegen sagen: En mangeant l'appetit vient. Wie im obigen deutschen ein Bissen den andern lockt, sagen aber auch wieder die Engländer: One shoulder of mutton drives down </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[445]/0473]
48 Dat Eten hett nich Klack noch Smack. – Eichwald, 452.
*49 Er lässt sein Essen öffentlich anbrennen. – Tendlau, 687.
Jüdisch, um von jemand zu sagen, dass er weder auf die Vorschriften der Religion, noch auf die der Sittlichkeit und des Anstandes Rücksicht nimmt.
*50 Es ist ein Essen wie beim Reichsprälaten. – Binder II, 3009.
Die Römer nannten ein kostbares, üppiges Mahl ein salisches, wie es bei den Saliern, dem ältesten Priestergeschlechte der Römer, gebräuchlich war. Die Franzosen haben dafür die Redensart: Une chére de commissaire (Lendroy, 379), womit man ursprünglich ein Mahl bezeichnete, bei dem Fleisch und Fische aufgetragen wurden, ein Commissaressen, weil die Richter, welche von der Kammer zur Untersuchung einer Angelegenheit beauftragt wurden, aus Katholiken und Calvinisten bestanden und man bei der Bewirthung auf diesen Umstand Rücksicht nahm. Da aber jeder bemüht war, diese Commissare für sich zu gewinnen, um dadurch für seine Sache beim Gerichtshofe eine günstige Entscheidung zu bewirken, so diente die obige Redensart bald auch zur Bezeichnung eines guten, ausgesuchten Mahls.
Lat.: Pontificum coena. (Horaz.) (Binder II, 2609; Philippi, I, 101.) – Saliares dapes. (Horaz.) (Erasm., 686; Faselius, 227.)
*51 Es ist ein theueres Essen. – Kirchhofer, 251.
*52 Es ist ein verdecktes essen. – Henisch, 947; Franck, I, 48a; Eiselein, 154; Körte, 1244a.
*53 Essen und Trinken über etwas vergessen.
*54 Ich stelle kein verdeckt Essen auf und schenke reinen Wein ein. – Eiselein, 154.
*55 Nach dem Essen zu Tisch.
*56 Zum Essen kommen, wenn die Schüsseln geleert sind.
*57 Zum Essen kommen wie die Sau zum Trog. – Kirchhofer, 295.
*58 Zwey essen reuffen (schlagen) sich nicht. – Petri, II, 830.
Essen (Verb.).
1 Aeten unn Drinken holt Liw un Seel tosamen, bäter as'n isern Band. – Goldschmidt, II, 22.
2 Assa Se, an1 trinka Se, Herr Pforr, sagte der Bauer, 's kriegt's sunst de Kitsche2. (Schles.)
1) Und.
2) Katze.
3 Bei essen und trinken ohne Ruh' setzt man das Leben zu.
4 Bei essen und trinken vergeht die Zeit.
Lat.: Edere et bibere laeta temporis oblivio. (Bovill, III, 50.)
5 Besser essen, was man hat, als sagen, was man weiss.
6 Besser offt vnd wenig essen, denn einmal sich ganz vberfressen. – Henisch, 948.
7 Better etten, drinken un erwerwen, osse hungeren un verderwen. – Curtze, 329, 187.
8 Bey dem ich ass vnd nicht tranck, dem wüst ichs keinen danck. – Petri, II, 41; Henisch, 1241.
9 Bô me sick nit sâtt ittet, do lecket me sick aug nit sât. – Curtze, 328, 170.
10 Da man ass vnd tranck, da war ich gern mank; da man sol ewig sein, da kompt man noch früe gnug hin. – Petri, III, 2.
11 De nich getn hett, de pleggt nich to hungern.
12 De sik nich satt ett, de lickt sik ok nich satt. (Oldenburg.) – Firmenich, I, 232, 7; Eichwald, 456; Bueren, 388; Goldschmidt, 137.
13 Dem ist besser, der gern esse, vnd hat nicht, denn dem, ders hat vnd mags nicht. – Petri, II, 74.
14 Der wol mag essen vnnd wol fartzen, gibt sehr wenig auff die Aertzte. – Lehmann, 83, 136.
15 Die zu viel und zu gut essen, haben bald ausgegessen.
Dän.: Naar man æder for meget, kand man intet siden; eller for lækkert har man intet viden. (Prov. dan., 9.)
16 Drum wird all's g'esse und alls g'schaffet, aber nid alls zahlt. (Luzern.)
17 Einer isst gern Kämme, der andere was drauf und drum läuft. (Kreis Nimptsch in Schlesien.)
Dän.: Somme æde et og somme et andet, fordi bliver all mad ædt. (Prov. dan., 8.)
18 Einmal essen ist göttlich, zweimal menschlich, dreimal viehisch, viermal teuflisch, fünfmal seine Mutter. – Eiselein, 155.
Lat.: Qui semel est, Deus; qui bis, homo; sed bestia, qui ter; est daemon quater, quoniam quinquies est sua mater. (Eiselein, 155.)
19 Erscht ett Kös, onn dann drink Wien, dann ward dir schmecke de Wien önn Wollin, wie önn Stettin. (Ostpreuss.)
20 Es essen nicht alle das Osterlamm, die ihre Lenden gürten.
21 Es isst sich am besten, wo der Kessel über dem Herde hängt. – Simrock, 5568; Blum, 627; Pistor., V, 52.
Vorzüge des eigenen Hauswesens.
22 Es ist besser alles essen, als alles tätschen1. Kirchhofer, 168.
1) Viel und unnütz reden, waschen, schwatzen, klatschen, Dinge, die verschwiegen bleiben sollen, ausplaudern. (S. Tätsch.) (Tobler, 128.)
23 Es ist bös essen, wo nit brot ist. – Henisch, 948; Lehmann, II, 129, 160; Simrock, 2198; Reinsberg IV, 3.
24 Es jsset keiner so satt, er behelt jhm wol einen freundewinckel für einen guten bissen. – Henisch, 1234; Petri, II, 253.
25 Es kan keiner auff einmal mehr essen, denn mit einem Munde. – Henisch, 948; Petri, II, 280.
26 Es können viele aus Einer Schüssel essen.
27 Es lässt sich alles essen; aber Hobelspäne sind zäh, sagte der Tischlerbub.
Holl.: Alle ding laat zich eten, zei de man, en hij at garnaal en krabben. (Harrebomée, I, 134.)
Lat.: Tam male nil cusum, quod nullum prosit ad usum.
28 Es muss gessen sein, wann schon der galge für der thüre stünde. – Tappius, 93a; Sailer, 77.
Dän.: Der skal ædes, var end alle træer galger. (Prov. dan., 11.)
29 Es muss gessen sein, weren schon alle bäume galgen. – Henisch, 1337.
30 Es soll einer auff sein weiss essen vnnd sich nach ander Leut weiss kleiden. – Lehmann, 422, 1.
In deinem Hause lebe nach deinem Geschmacke und Wohlgefallen, aber ausserhalb desselben folge der üblichen Sitte. In Aegypten sagt man: Iss das, was du gern magst, aber kleide dich wie andere Leute. (Burckhardt, 533.)
Dän.: Man skal æde efter sin egen, men klæde sig efter andres viis. (Prov. dan., 7.)
31 Es wird nicht so heiss gegessen, als gebacken. – Reinsberg IV, 91.
32 Es wird nichts so heiss gegessen, als es gekocht (aufgetragen) wird. – Augsb. Allgemeine Zeitung vom 1. Februar 1864; Körte, 1244; Reinsberg IV, 91.
33 Ess' ich mit dir, so schweig' ich. – Petri, II, 292; Körte, 1240.
Holl.: Eet ic mede, ic swighe. (Tunn., 336.)
Lat.: Si comprandesco, de cunctis ipse tacesco. (Fallersleben, 335.)
34 Esse, es wird doch ausgeschütt't! – Tendlau, 992.
Um Geschenke zu bezeichnen, die man deshalb andern gibt, weil man selbst keinen Gebrauch davon machen kann. Eine Frau, die sonst nicht sehr freigebig war, forderte mit den Worten jemand zum Essen auf.
35 Essen in frembder wayde, das ist der jammer, der zanck gebüret. – Henisch, 949; Petri, II, 292.
36 Essen ist leichter als verdauen.
Auch in der Staatskunst, sagt jemand, gilt dies Wort. Unter allen Staatskrankheiten ist die Eroberungsunverdaulichkeit eine der gefährlichsten.
37 Essen lässt sich nicht vergessen.
It.: Chi ha bocca vuol mangiare. (Pazzaglia, 35, 2.)
38 Essen machet stille Leut, trinken, dass man ruft und schreit.
39 Essen macht Appetit, ein Bissen lockt den andern.
Darüber finden sich die entgegengesetztesten Ansichten. Die Engländer sagen: Eating and drinking takes away one's stomach (Bohn II, 88), d. h. der Appetit verliert sich im Essen. Die Franzosen dagegen sagen: En mangeant l'appetit vient. Wie im obigen deutschen ein Bissen den andern lockt, sagen aber auch wieder die Engländer: One shoulder of mutton drives down
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T08:54:38Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T08:54:38Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |