Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

Bild:
<< vorherige Seite

Gorge (Gr. M.), Schwester des Meleager; sie und Deianira waren die einzigen seiner Schwestern, welche von den Göttern erhalten wurden, als sie die übrigen in Vögel verwandelten, weil sie nicht aufhörten, über den Tod ihres Bruders zu weinen. Ihr Vater, Oeneus, soll sich in sie verliebt und den Tydeus mit ihr erzeugt haben.


Gorgon (Gr. M.), ein Ungeheuer, Kind der Echidna.


Gorgonen, Fig. 128 (Gr. M.), Töchter des Phorcys und der Ceto, von ausserordentlicher Schönheit, doch wegen ihm Stolzes von den Göttern in schlangenhaarige Ungeheuer verwandelt; sie hatten Häupter mit Drachenschuppen besäet, Hauzähne gleich wilden Ebern, eherne Hände und Flügel an dem Haupt, mit denen sie sich in die Luft erheben konnten; ihr Anblick war so entsetzlich, dass sie Jeden, der sie ansah, in Stein verwandelten; es waren ihrer drei Schwestern; Stheno, Euryale und Medusa, welche Letztere vorzugsweise Gorgo oder Gorgone genannt wird; die beiden ersteren waren unsterblich, Medusa war es nicht; daher konnte, als dem Perseus aufgetragen wurde, das Haupt der Gorgone zu holen, nur diese gemeint sein. Der Held hieb ihr dasselbe ab, und aus ihrem Blute entsprangen augenblicklich das Flügelross Pegasus, und Chrysaor, der Heros, welcher des dreileibigen Geryon Vater ward. Beide waren Kinder des Neptun, welche er mit der Medusa erzeugte, als sie noch schön war; es soll dies im Tempel der Minerva geschehen sein, daher geben einige Mythographen an, die Verwandlung sei zur Strafe für diesen Frevel erfolgt. Unser Bild


Fig. 128.
stellt nach einem antiken Vasengemälde dar, wie die beiden G., Stheno und Euryale, den Neptun herbeigerufen haben, und ihm das Unglück ihrer Schwester Medusa erzählen. - Als Attribut gehört ihr Haupt dem Perseus und der Minerva, welche es auf ihren Schild oder ihren Brustpanzer letzte.


Gorgophone (Gr. M.), 1) Beiname der Minerva, entweder als Besiegerin der Gorgone, weil sie den Perseus bei seinem Abenteuer unterstützte, oder weil sie sich mit dem Gorgonenhaupt waffnete. - 2) G., Tochter des Perseus und der Andromeda, war die Gattin des Königs Perieres, und erhielt von ihm die Söhne Aphareus und Leucippus.


Gorgophonus (Gr. M.), einer der Electryoniden, welcher nebst seinen Brüdern im Kampf gegen die Pterelaiden blieb.


Gorgopis (Gr. M.), soll eine zweite Gattin des Athamas geheissen haben, welche sich in Phrixus, dessen Sohn von der Nephele, verliebte, und ihn, weil er mit Abscheu vor ihr floh, bei dem Vater verklagte; die gewöhnliche Sage erzählt dieses von Ino.


Gorgyieus (Gr. M.), der zu Gorgyia auf Samos Verehrte; Beiname des Bacchus.


Gorgyra (Gr. M.), Mutter des Ascalaphus (von Acheron), welcher verrieth, dass Proserpina in der Unterwelt bereits etwas genossen, was ihre Rückkehr auf die Oberwelt verhinderte. Ceres wälzte dafür dem Verräther einen mächtigen Felsblock auf den Leib.


Gorgythion (Gr. M.), Sohn des Priamus und der Castianira, blieb von einem Pfeilschuss des Teucer, den dieser auf Hector gesendet, der jedoch des Jünglings Brust trat.


Gorinia (Slav. M.), soll eine Berggöttin geheissen haben; doch vielleicht ist diese Idee nur aus dem Namen entstanden: Gor, auch Gora, heisst in den slavischen Sprachen der Berg, und G. ist sowohl das Femininum, als das Diminutivum davon; vergl. übrigens Gorinka.


Gorinka (Slav. M.), ein altes Zauberweib, das in den Wäldern von Kiew wohnte und unendlich viele Schätze (von den Bauern und Edelleuten, denen sie Verhexung des Viehes androhete, erpresst) aufgehäuft hatte. Vergeblich suchte man ihr zu nahen, sie wusste sich gegen jede Waffe durch ihre Zaubermittel zu schützen, endlich unternahm auch Dobruna, ein bekannter russischer Held, der Oheim Wladimirs, das Abenteuer; er rüstete sich mit seinem besten Helm und Schwert, doch ein junger Held, Ilja, sagte, die beste Waffe gegen ein Weib sei die blosse Hand. Den Wink, welcher auf der Verachtung der Slaven gegen die Frauen beruhete, verstehend, ging er unbewehrt zu ihr, und ward ohne Umstände in ihre Wohnung gelassen, da schlug er G. so heftig in's Gesicht, dass sie blutend niederstürzte, worauf er sie ihrer Zaubermittel und aller Schätze beraubte und sie ganz unschädlich machte.


Gorodmone (Pers.), das Elysium oder Paradies der Perser.


Gortynius (Gr. M.), Beiname des Aesculap.


Gortys (Gr. M.), 1) Sohn des Stymphelus, Erbauer der arcadischen Stadt Gortys. - 2) G., Sohn des Tegeates und der Mära, der nach der Sage der Arcadier von Tegea aus Gortyna auf Creta gegründet hatte.


Gorynia (Slav. M.), ein alter, gottentsprossener Held der Slaven; er soll, wie einst die Giganten, vermocht haben, ganze Berge zu erheben und fortzuschleudern.


Gosch (Pers. M.), das Grund- und Urwesen, die Urmaterie aller Thiere, das eigentliche männliche Lebensprincip, aus der linken Vorderseite des Ur-Stiers, Abudad, entstanden, welchen Ormuzd geschaffen, Ahrimann aber getödtet hatte.


Goschorun (Pers. M.), das weibliche Urprincip der Lebenskraft, aus der rechten Seite des Urtiers entstanden.


Gossally (Ind. M.), die erste von den drei Gattinnen des Königs Dassaraden; sie gebar den Wischnu in seiner siebenten Verkörperung als Schri Rama.


Goetzenbild der Gesellschaftsinsel, Fig. 129 - 130. Unter diesem sehr allgemeinen Namen müssen wir unsere beiden Figuren anführen, weil die Reisenden, welche jene Inseln im stillen Ocean besucht, keine specielleren dafür auffinden konnten. Man findet auf den grössten dieser friedlichen Inseln colossale Büsten, 15-20 und mehr

Gorge (Gr. M.), Schwester des Meleager; sie und Deïanira waren die einzigen seiner Schwestern, welche von den Göttern erhalten wurden, als sie die übrigen in Vögel verwandelten, weil sie nicht aufhörten, über den Tod ihres Bruders zu weinen. Ihr Vater, Oeneus, soll sich in sie verliebt und den Tydeus mit ihr erzeugt haben.


Gorgon (Gr. M.), ein Ungeheuer, Kind der Echidna.


Gorgonen, Fig. 128 (Gr. M.), Töchter des Phorcys und der Ceto, von ausserordentlicher Schönheit, doch wegen ihm Stolzes von den Göttern in schlangenhaarige Ungeheuer verwandelt; sie hatten Häupter mit Drachenschuppen besäet, Hauzähne gleich wilden Ebern, eherne Hände und Flügel an dem Haupt, mit denen sie sich in die Luft erheben konnten; ihr Anblick war so entsetzlich, dass sie Jeden, der sie ansah, in Stein verwandelten; es waren ihrer drei Schwestern; Stheno, Euryale und Medusa, welche Letztere vorzugsweise Gorgo oder Gorgone genannt wird; die beiden ersteren waren unsterblich, Medusa war es nicht; daher konnte, als dem Perseus aufgetragen wurde, das Haupt der Gorgone zu holen, nur diese gemeint sein. Der Held hieb ihr dasselbe ab, und aus ihrem Blute entsprangen augenblicklich das Flügelross Pegasus, und Chrysaor, der Heros, welcher des dreileibigen Geryon Vater ward. Beide waren Kinder des Neptun, welche er mit der Medusa erzeugte, als sie noch schön war; es soll dies im Tempel der Minerva geschehen sein, daher geben einige Mythographen an, die Verwandlung sei zur Strafe für diesen Frevel erfolgt. Unser Bild


Fig. 128.
stellt nach einem antiken Vasengemälde dar, wie die beiden G., Stheno und Euryale, den Neptun herbeigerufen haben, und ihm das Unglück ihrer Schwester Medusa erzählen. – Als Attribut gehört ihr Haupt dem Perseus und der Minerva, welche es auf ihren Schild oder ihren Brustpanzer letzte.


Gorgophone (Gr. M.), 1) Beiname der Minerva, entweder als Besiegerin der Gorgone, weil sie den Perseus bei seinem Abenteuer unterstützte, oder weil sie sich mit dem Gorgonenhaupt waffnete. – 2) G., Tochter des Perseus und der Andromeda, war die Gattin des Königs Perieres, und erhielt von ihm die Söhne Aphareus und Leucippus.


Gorgophonus (Gr. M.), einer der Electryoniden, welcher nebst seinen Brüdern im Kampf gegen die Pterelaïden blieb.


Gorgopis (Gr. M.), soll eine zweite Gattin des Athamas geheissen haben, welche sich in Phrixus, dessen Sohn von der Nephele, verliebte, und ihn, weil er mit Abscheu vor ihr floh, bei dem Vater verklagte; die gewöhnliche Sage erzählt dieses von Ino.


Gorgyieus (Gr. M.), der zu Gorgyia auf Samos Verehrte; Beiname des Bacchus.


Gorgyra (Gr. M.), Mutter des Ascalaphus (von Acheron), welcher verrieth, dass Proserpina in der Unterwelt bereits etwas genossen, was ihre Rückkehr auf die Oberwelt verhinderte. Ceres wälzte dafür dem Verräther einen mächtigen Felsblock auf den Leib.


Gorgythion (Gr. M.), Sohn des Priamus und der Castianira, blieb von einem Pfeilschuss des Teucer, den dieser auf Hector gesendet, der jedoch des Jünglings Brust trat.


Gorinia (Slav. M.), soll eine Berggöttin geheissen haben; doch vielleicht ist diese Idee nur aus dem Namen entstanden: Gor, auch Gora, heisst in den slavischen Sprachen der Berg, und G. ist sowohl das Femininum, als das Diminutivum davon; vergl. übrigens Gorinka.


Gorinka (Slav. M.), ein altes Zauberweib, das in den Wäldern von Kiew wohnte und unendlich viele Schätze (von den Bauern und Edelleuten, denen sie Verhexung des Viehes androhete, erpresst) aufgehäuft hatte. Vergeblich suchte man ihr zu nahen, sie wusste sich gegen jede Waffe durch ihre Zaubermittel zu schützen, endlich unternahm auch Dobruna, ein bekannter russischer Held, der Oheim Wladimirs, das Abenteuer; er rüstete sich mit seinem besten Helm und Schwert, doch ein junger Held, Ilja, sagte, die beste Waffe gegen ein Weib sei die blosse Hand. Den Wink, welcher auf der Verachtung der Slaven gegen die Frauen beruhete, verstehend, ging er unbewehrt zu ihr, und ward ohne Umstände in ihre Wohnung gelassen, da schlug er G. so heftig in's Gesicht, dass sie blutend niederstürzte, worauf er sie ihrer Zaubermittel und aller Schätze beraubte und sie ganz unschädlich machte.


Gorodmone (Pers.), das Elysium oder Paradies der Perser.


Gortynius (Gr. M.), Beiname des Aesculap.


Gortys (Gr. M.), 1) Sohn des Stymphelus, Erbauer der arcadischen Stadt Gortys. – 2) G., Sohn des Tegeates und der Mära, der nach der Sage der Arcadier von Tegea aus Gortyna auf Creta gegründet hatte.


Gorynia (Slav. M.), ein alter, gottentsprossener Held der Slaven; er soll, wie einst die Giganten, vermocht haben, ganze Berge zu erheben und fortzuschleudern.


Gosch (Pers. M.), das Grund- und Urwesen, die Urmaterie aller Thiere, das eigentliche männliche Lebensprincip, aus der linken Vorderseite des Ur-Stiers, Abudad, entstanden, welchen Ormuzd geschaffen, Ahrimann aber getödtet hatte.


Goschorun (Pers. M.), das weibliche Urprincip der Lebenskraft, aus der rechten Seite des Urtiers entstanden.


Gossally (Ind. M.), die erste von den drei Gattinnen des Königs Dassaraden; sie gebar den Wischnu in seiner siebenten Verkörperung als Schri Rama.


Goetzenbild der Gesellschaftsinsel, Fig. 129 – 130. Unter diesem sehr allgemeinen Namen müssen wir unsere beiden Figuren anführen, weil die Reisenden, welche jene Inseln im stillen Ocean besucht, keine specielleren dafür auffinden konnten. Man findet auf den grössten dieser friedlichen Inseln colossale Büsten, 15-20 und mehr

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0290" n="220"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Gorge</hi> (Gr. M.), Schwester des Meleager; sie und Deïanira waren die einzigen seiner Schwestern, welche von den Göttern erhalten wurden, als sie die übrigen in Vögel verwandelten, weil sie nicht aufhörten, über den Tod ihres Bruders zu weinen. Ihr Vater, Oeneus, soll sich in sie verliebt und den Tydeus mit ihr erzeugt haben.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Gorgon</hi> (Gr. M.), ein Ungeheuer, Kind der Echidna.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Gorgonen</hi>, Fig. 128 (Gr. M.), Töchter des Phorcys und der Ceto, von ausserordentlicher Schönheit, doch wegen ihm Stolzes von den Göttern in schlangenhaarige Ungeheuer verwandelt; sie hatten Häupter mit Drachenschuppen besäet, Hauzähne gleich wilden Ebern, eherne Hände und Flügel an dem Haupt, mit denen sie sich in die Luft erheben konnten; ihr Anblick war so entsetzlich, dass sie Jeden, der sie ansah, in Stein verwandelten; es waren ihrer drei Schwestern; Stheno, Euryale und Medusa, welche Letztere vorzugsweise Gorgo oder Gorgone genannt wird; die beiden ersteren waren unsterblich, Medusa war es nicht; daher konnte, als dem Perseus aufgetragen wurde, das Haupt der Gorgone zu holen, nur diese gemeint sein. Der Held hieb ihr dasselbe ab, und aus ihrem Blute entsprangen augenblicklich das Flügelross Pegasus, und Chrysaor, der Heros, welcher des dreileibigen Geryon Vater ward. Beide waren Kinder des Neptun, welche er mit der Medusa erzeugte, als sie noch schön war; es soll dies im Tempel der Minerva geschehen sein, daher geben einige Mythographen an, die Verwandlung sei zur Strafe für diesen Frevel erfolgt. Unser Bild<lb/><figure facs="https://media.dwds.de/dta/images/vollmer_mythologie_1874/figures/vollmer_mythologie_1874_figure-0128.jpg" rendition="#c"><head>Fig. 128.</head><lb/></figure><lb/>
stellt nach einem antiken Vasengemälde dar, wie die beiden G., Stheno und Euryale, den Neptun herbeigerufen haben, und ihm das Unglück ihrer Schwester Medusa erzählen. &#x2013; Als Attribut gehört ihr Haupt dem Perseus und der Minerva, welche es auf ihren Schild oder ihren Brustpanzer letzte.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Gorgophone</hi> (Gr. M.), 1) Beiname der Minerva, entweder als Besiegerin der Gorgone, weil sie den Perseus bei seinem Abenteuer unterstützte, oder weil sie sich mit dem Gorgonenhaupt waffnete. &#x2013; 2) G., Tochter des Perseus und der Andromeda, war die Gattin des Königs Perieres, und erhielt von ihm die Söhne Aphareus und Leucippus.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Gorgophonus</hi> (Gr. M.), einer der Electryoniden, welcher nebst seinen Brüdern im Kampf gegen die Pterelaïden blieb.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Gorgopis</hi> (Gr. M.), soll eine zweite Gattin des Athamas geheissen haben, welche sich in Phrixus, dessen Sohn von der Nephele, verliebte, und ihn, weil er mit Abscheu vor ihr floh, bei dem Vater verklagte; die gewöhnliche Sage erzählt dieses von Ino.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Gorgyieus</hi> (Gr. M.), der zu Gorgyia auf Samos Verehrte; Beiname des Bacchus.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Gorgyra</hi> (Gr. M.), Mutter des Ascalaphus (von Acheron), welcher verrieth, dass Proserpina in der Unterwelt bereits etwas genossen, was ihre Rückkehr auf die Oberwelt verhinderte. Ceres wälzte dafür dem Verräther einen mächtigen Felsblock auf den Leib.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Gorgythion</hi> (Gr. M.), Sohn des Priamus und der Castianira, blieb von einem Pfeilschuss des Teucer, den dieser auf Hector gesendet, der jedoch des Jünglings Brust trat.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Gorinia</hi> (Slav. M.), soll eine Berggöttin geheissen haben; doch vielleicht ist diese Idee nur aus dem Namen entstanden: Gor, auch Gora, heisst in den slavischen Sprachen der Berg, und G. ist sowohl das Femininum, als das Diminutivum davon; vergl. übrigens <hi rendition="#g">Gorinka</hi>.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Gorinka</hi> (Slav. M.), ein altes Zauberweib, das in den Wäldern von Kiew wohnte und unendlich viele Schätze (von den Bauern und Edelleuten, denen sie Verhexung des Viehes androhete, erpresst) aufgehäuft hatte. Vergeblich suchte man ihr zu nahen, sie wusste sich gegen jede Waffe durch ihre Zaubermittel zu schützen, endlich unternahm auch Dobruna, ein bekannter russischer Held, der Oheim Wladimirs, das Abenteuer; er rüstete sich mit seinem besten Helm und Schwert, doch ein junger Held, Ilja, sagte, die beste Waffe gegen ein Weib sei die blosse Hand. Den Wink, welcher auf der Verachtung der Slaven gegen die Frauen beruhete, verstehend, ging er unbewehrt zu ihr, und ward ohne Umstände in ihre Wohnung gelassen, da schlug er G. so heftig in's Gesicht, dass sie blutend niederstürzte, worauf er sie ihrer Zaubermittel und aller Schätze beraubte und sie ganz unschädlich machte.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Gorodmone</hi> (Pers.), das Elysium oder Paradies der Perser.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Gortynius</hi> (Gr. M.), Beiname des Aesculap.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Gortys</hi> (Gr. M.), 1) Sohn des Stymphelus, Erbauer der arcadischen Stadt Gortys. &#x2013; 2) G., Sohn des Tegeates und der Mära, der nach der Sage der Arcadier von Tegea aus Gortyna auf Creta gegründet hatte.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Gorynia</hi> (Slav. M.), ein alter, gottentsprossener Held der Slaven; er soll, wie einst die Giganten, vermocht haben, ganze Berge zu erheben und fortzuschleudern.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Gosch</hi> (Pers. M.), das Grund- und Urwesen, die Urmaterie aller Thiere, das eigentliche männliche Lebensprincip, aus der linken Vorderseite des Ur-Stiers, Abudad, entstanden, welchen Ormuzd geschaffen, Ahrimann aber getödtet hatte.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Goschorun</hi> (Pers. M.), das weibliche Urprincip der Lebenskraft, aus der rechten Seite des Urtiers entstanden.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Gossally</hi> (Ind. M.), die erste von den drei Gattinnen des Königs Dassaraden; sie gebar den Wischnu in seiner siebenten Verkörperung als Schri Rama.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Goetzenbild der Gesellschaftsinsel, </hi>Fig. 129 &#x2013; 130. Unter diesem sehr allgemeinen Namen müssen wir unsere beiden Figuren anführen, weil die Reisenden, welche jene Inseln im stillen Ocean besucht, keine specielleren dafür auffinden konnten. Man findet auf den grössten dieser friedlichen Inseln colossale Büsten, 15-20 und mehr
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[220/0290] Gorge (Gr. M.), Schwester des Meleager; sie und Deïanira waren die einzigen seiner Schwestern, welche von den Göttern erhalten wurden, als sie die übrigen in Vögel verwandelten, weil sie nicht aufhörten, über den Tod ihres Bruders zu weinen. Ihr Vater, Oeneus, soll sich in sie verliebt und den Tydeus mit ihr erzeugt haben. Gorgon (Gr. M.), ein Ungeheuer, Kind der Echidna. Gorgonen, Fig. 128 (Gr. M.), Töchter des Phorcys und der Ceto, von ausserordentlicher Schönheit, doch wegen ihm Stolzes von den Göttern in schlangenhaarige Ungeheuer verwandelt; sie hatten Häupter mit Drachenschuppen besäet, Hauzähne gleich wilden Ebern, eherne Hände und Flügel an dem Haupt, mit denen sie sich in die Luft erheben konnten; ihr Anblick war so entsetzlich, dass sie Jeden, der sie ansah, in Stein verwandelten; es waren ihrer drei Schwestern; Stheno, Euryale und Medusa, welche Letztere vorzugsweise Gorgo oder Gorgone genannt wird; die beiden ersteren waren unsterblich, Medusa war es nicht; daher konnte, als dem Perseus aufgetragen wurde, das Haupt der Gorgone zu holen, nur diese gemeint sein. Der Held hieb ihr dasselbe ab, und aus ihrem Blute entsprangen augenblicklich das Flügelross Pegasus, und Chrysaor, der Heros, welcher des dreileibigen Geryon Vater ward. Beide waren Kinder des Neptun, welche er mit der Medusa erzeugte, als sie noch schön war; es soll dies im Tempel der Minerva geschehen sein, daher geben einige Mythographen an, die Verwandlung sei zur Strafe für diesen Frevel erfolgt. Unser Bild [Abbildung Fig. 128. ] stellt nach einem antiken Vasengemälde dar, wie die beiden G., Stheno und Euryale, den Neptun herbeigerufen haben, und ihm das Unglück ihrer Schwester Medusa erzählen. – Als Attribut gehört ihr Haupt dem Perseus und der Minerva, welche es auf ihren Schild oder ihren Brustpanzer letzte. Gorgophone (Gr. M.), 1) Beiname der Minerva, entweder als Besiegerin der Gorgone, weil sie den Perseus bei seinem Abenteuer unterstützte, oder weil sie sich mit dem Gorgonenhaupt waffnete. – 2) G., Tochter des Perseus und der Andromeda, war die Gattin des Königs Perieres, und erhielt von ihm die Söhne Aphareus und Leucippus. Gorgophonus (Gr. M.), einer der Electryoniden, welcher nebst seinen Brüdern im Kampf gegen die Pterelaïden blieb. Gorgopis (Gr. M.), soll eine zweite Gattin des Athamas geheissen haben, welche sich in Phrixus, dessen Sohn von der Nephele, verliebte, und ihn, weil er mit Abscheu vor ihr floh, bei dem Vater verklagte; die gewöhnliche Sage erzählt dieses von Ino. Gorgyieus (Gr. M.), der zu Gorgyia auf Samos Verehrte; Beiname des Bacchus. Gorgyra (Gr. M.), Mutter des Ascalaphus (von Acheron), welcher verrieth, dass Proserpina in der Unterwelt bereits etwas genossen, was ihre Rückkehr auf die Oberwelt verhinderte. Ceres wälzte dafür dem Verräther einen mächtigen Felsblock auf den Leib. Gorgythion (Gr. M.), Sohn des Priamus und der Castianira, blieb von einem Pfeilschuss des Teucer, den dieser auf Hector gesendet, der jedoch des Jünglings Brust trat. Gorinia (Slav. M.), soll eine Berggöttin geheissen haben; doch vielleicht ist diese Idee nur aus dem Namen entstanden: Gor, auch Gora, heisst in den slavischen Sprachen der Berg, und G. ist sowohl das Femininum, als das Diminutivum davon; vergl. übrigens Gorinka. Gorinka (Slav. M.), ein altes Zauberweib, das in den Wäldern von Kiew wohnte und unendlich viele Schätze (von den Bauern und Edelleuten, denen sie Verhexung des Viehes androhete, erpresst) aufgehäuft hatte. Vergeblich suchte man ihr zu nahen, sie wusste sich gegen jede Waffe durch ihre Zaubermittel zu schützen, endlich unternahm auch Dobruna, ein bekannter russischer Held, der Oheim Wladimirs, das Abenteuer; er rüstete sich mit seinem besten Helm und Schwert, doch ein junger Held, Ilja, sagte, die beste Waffe gegen ein Weib sei die blosse Hand. Den Wink, welcher auf der Verachtung der Slaven gegen die Frauen beruhete, verstehend, ging er unbewehrt zu ihr, und ward ohne Umstände in ihre Wohnung gelassen, da schlug er G. so heftig in's Gesicht, dass sie blutend niederstürzte, worauf er sie ihrer Zaubermittel und aller Schätze beraubte und sie ganz unschädlich machte. Gorodmone (Pers.), das Elysium oder Paradies der Perser. Gortynius (Gr. M.), Beiname des Aesculap. Gortys (Gr. M.), 1) Sohn des Stymphelus, Erbauer der arcadischen Stadt Gortys. – 2) G., Sohn des Tegeates und der Mära, der nach der Sage der Arcadier von Tegea aus Gortyna auf Creta gegründet hatte. Gorynia (Slav. M.), ein alter, gottentsprossener Held der Slaven; er soll, wie einst die Giganten, vermocht haben, ganze Berge zu erheben und fortzuschleudern. Gosch (Pers. M.), das Grund- und Urwesen, die Urmaterie aller Thiere, das eigentliche männliche Lebensprincip, aus der linken Vorderseite des Ur-Stiers, Abudad, entstanden, welchen Ormuzd geschaffen, Ahrimann aber getödtet hatte. Goschorun (Pers. M.), das weibliche Urprincip der Lebenskraft, aus der rechten Seite des Urtiers entstanden. Gossally (Ind. M.), die erste von den drei Gattinnen des Königs Dassaraden; sie gebar den Wischnu in seiner siebenten Verkörperung als Schri Rama. Goetzenbild der Gesellschaftsinsel, Fig. 129 – 130. Unter diesem sehr allgemeinen Namen müssen wir unsere beiden Figuren anführen, weil die Reisenden, welche jene Inseln im stillen Ocean besucht, keine specielleren dafür auffinden konnten. Man findet auf den grössten dieser friedlichen Inseln colossale Büsten, 15-20 und mehr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-11T12:20:05Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-11T12:20:05Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/290
Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/290>, abgerufen am 22.12.2024.