Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite
An Ludwig Robert, in Baden.

(Ludwig Robert verlangte sein in Berlin zurückgebliebenes Exemplar
der Kämpfe der Zeit nach Baden nachgeschickt. Rahel sandte es,
und schrieb unter die Zueignung an Fichte's Geist vorher noch
diese Grußworte ein:)

Mit großer Erschütterung, und tiefster Zustimmung las
ich eben jetzt -- 10 Morgens -- diese Zueignung: du weißt,
welches Blatt ich dir neulich mit den Worten "es sei eine
Amplifikation Fichtens" empfahl. Täglich gedenke ich also
dieses Helden von Gemüth, und Forschung. Er lebt; in je-
dem Fall doch schon in uns beiden. Ein wahrer Vermittler.
Wie mir, auch St. Simon. In Noth wende ich mich an sie:
und komme zu mir. Zu Ergebenheit: und dann ist's, daß ich
sage: "Gott ist klüger." Auch habe ich diese Nacht ausführ-
lich von Goethen geträumt. Wofür ich sehr danke. Lange
schon träumte mir auch nichts Schönes!!! Diesen Gruß
schreib ich: Sonnabend den 28. April 1832. Ein erneuerter
Bund.

Rahel.


An Karl Schall.


"Riskiren" Sie nur! Ich bin zu Hause: auch heute.
Unverhofft liebe ich sehr. Übrigens konservirt uns ja Frühling
und Sommer immer Winterabende; es hat sein Gutes; wenn
die Freunde nämlich kommen wollen. Im schönsten Sommer

An Ludwig Robert, in Baden.

(Ludwig Robert verlangte ſein in Berlin zurückgebliebenes Exemplar
der Kämpfe der Zeit nach Baden nachgeſchickt. Rahel ſandte es,
und ſchrieb unter die Zueignung an Fichte’s Geiſt vorher noch
dieſe Grußworte ein:)

Mit großer Erſchütterung, und tiefſter Zuſtimmung las
ich eben jetzt — 10 Morgens — dieſe Zueignung: du weißt,
welches Blatt ich dir neulich mit den Worten „es ſei eine
Amplifikation Fichtens“ empfahl. Täglich gedenke ich alſo
dieſes Helden von Gemüth, und Forſchung. Er lebt; in je-
dem Fall doch ſchon in uns beiden. Ein wahrer Vermittler.
Wie mir, auch St. Simon. In Noth wende ich mich an ſie:
und komme zu mir. Zu Ergebenheit: und dann iſt’s, daß ich
ſage: „Gott iſt klüger.“ Auch habe ich dieſe Nacht ausführ-
lich von Goethen geträumt. Wofür ich ſehr danke. Lange
ſchon träumte mir auch nichts Schönes!!! Dieſen Gruß
ſchreib ich: Sonnabend den 28. April 1832. Ein erneuerter
Bund.

Rahel.


An Karl Schall.


„Riskiren“ Sie nur! Ich bin zu Hauſe: auch heute.
Unverhofft liebe ich ſehr. Übrigens konſervirt uns ja Frühling
und Sommer immer Winterabende; es hat ſein Gutes; wenn
die Freunde nämlich kommen wollen. Im ſchönſten Sommer

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0577" n="569"/>
        <div n="2">
          <head>An Ludwig Robert, in Baden.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#et">(Ludwig Robert verlangte &#x017F;ein in Berlin zurückgebliebenes Exemplar<lb/>
der Kämpfe der Zeit nach Baden nachge&#x017F;chickt. Rahel &#x017F;andte es,<lb/>
und &#x017F;chrieb unter die Zueignung an Fichte&#x2019;s Gei&#x017F;t vorher noch<lb/>
die&#x017F;e Grußworte ein:)</hi> </p><lb/>
          <p>Mit großer Er&#x017F;chütterung, und tief&#x017F;ter Zu&#x017F;timmung las<lb/>
ich eben jetzt &#x2014; 10 Morgens &#x2014; die&#x017F;e Zueignung: du weißt,<lb/>
welches Blatt ich dir neulich mit den Worten &#x201E;es &#x017F;ei eine<lb/>
Amplifikation Fichtens&#x201C; empfahl. <hi rendition="#g">Täglich</hi> gedenke ich al&#x017F;o<lb/>
die&#x017F;es Helden von Gemüth, und For&#x017F;chung. Er <hi rendition="#g">lebt</hi>; in je-<lb/>
dem Fall doch &#x017F;chon in uns beiden. Ein wahrer Vermittler.<lb/>
Wie mir, auch St. Simon. In Noth wende ich mich an &#x017F;ie:<lb/>
und komme zu mir. Zu Ergebenheit: und dann i&#x017F;t&#x2019;s, daß ich<lb/>
&#x017F;age: &#x201E;Gott i&#x017F;t klüger.&#x201C; Auch habe ich die&#x017F;e Nacht ausführ-<lb/>
lich von Goethen geträumt. Wofür ich &#x017F;ehr danke. <hi rendition="#g">Lange</hi><lb/>
&#x017F;chon <hi rendition="#g">träumte</hi> mir auch nichts Schönes!!! Die&#x017F;en Gruß<lb/>
&#x017F;chreib ich: Sonnabend den 28. April 1832. Ein erneuerter<lb/>
Bund.</p>
          <closer>
            <salute> <hi rendition="#et">Rahel.</hi> </salute>
          </closer>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>An Karl Schall.</head><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#et">Sonnabend, den 5. Mai 1832.</hi> </dateline><lb/>
          <p>&#x201E;Riskiren&#x201C; Sie nur! Ich bin zu Hau&#x017F;e: auch heute.<lb/>
Unverhofft liebe ich &#x017F;ehr. Übrigens kon&#x017F;ervirt uns ja Frühling<lb/>
und Sommer immer Winterabende; es hat &#x017F;ein Gutes; wenn<lb/>
die Freunde nämlich kommen wollen. Im &#x017F;chön&#x017F;ten Sommer<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[569/0577] An Ludwig Robert, in Baden. (Ludwig Robert verlangte ſein in Berlin zurückgebliebenes Exemplar der Kämpfe der Zeit nach Baden nachgeſchickt. Rahel ſandte es, und ſchrieb unter die Zueignung an Fichte’s Geiſt vorher noch dieſe Grußworte ein:) Mit großer Erſchütterung, und tiefſter Zuſtimmung las ich eben jetzt — 10 Morgens — dieſe Zueignung: du weißt, welches Blatt ich dir neulich mit den Worten „es ſei eine Amplifikation Fichtens“ empfahl. Täglich gedenke ich alſo dieſes Helden von Gemüth, und Forſchung. Er lebt; in je- dem Fall doch ſchon in uns beiden. Ein wahrer Vermittler. Wie mir, auch St. Simon. In Noth wende ich mich an ſie: und komme zu mir. Zu Ergebenheit: und dann iſt’s, daß ich ſage: „Gott iſt klüger.“ Auch habe ich dieſe Nacht ausführ- lich von Goethen geträumt. Wofür ich ſehr danke. Lange ſchon träumte mir auch nichts Schönes!!! Dieſen Gruß ſchreib ich: Sonnabend den 28. April 1832. Ein erneuerter Bund. Rahel. An Karl Schall. Sonnabend, den 5. Mai 1832. „Riskiren“ Sie nur! Ich bin zu Hauſe: auch heute. Unverhofft liebe ich ſehr. Übrigens konſervirt uns ja Frühling und Sommer immer Winterabende; es hat ſein Gutes; wenn die Freunde nämlich kommen wollen. Im ſchönſten Sommer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/577
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 569. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/577>, abgerufen am 22.12.2024.