können meine Zimmer durch Luft und Duft von Bäumen und Blumen -- ganz gartenartig bereitet werden; Mond, alles scheint hinein. Auch ich schwöre bei den Göttern -- nein! Gott -- Abrahams, daß uns die Revue encyclopedique nicht gehört, und daß ich sie noch nicht beendigt habe: aber, daß ich gewiß dafür sorgen werde, daß Sie sie erhalten! Nichts ist mir so wichtig, als Einpflanzungen auf bereitetem Boden; das giebt neuen Samen! Ich bin die tiefste Saint-Simoni- stin. Nämlich; mein ganzer Glaube ist die Überzeugung des Fortschreitens, der Perfektibilität, der Ausbildung des Uni- versums, zu immer mehr Verständniß, und Wohlstand im höchsten Sinn; Glück, und Glückbereitung. Sein Sie also meiner Beflissenheit gewiß, Ihnen alle Lektüre, die ich für wesentlich halte, zu schaffen: und kommen Sie je nächstens je besser.
Fr. Varnhagen.
An Frau von Ephraim, in Wien.
Berlin, den 22. Mai 1832.
Sie werden sich freuen, herzliche, treue Freundin, meine Handschrift zu sehen, wie ich mich vorgestern freute, als mir Mariane schrieb, daß Sie ausgefahren waren. Wir können uns also noch sehn; noch sprechen, noch schreiben, noch von einander wissen. Ich triumphire. Wir waren Beide sehr krank; ich bin noch nicht wohl; und schreibe mit Nachtheil, aber jetzt mit Vergnügen. Thun Sie sich nur recht viel zu Gute! Leben Sie nahe den schönsten Bäumen. Seit mehre-
können meine Zimmer durch Luft und Duft von Bäumen und Blumen — ganz gartenartig bereitet werden; Mond, alles ſcheint hinein. Auch ich ſchwöre bei den Göttern — nein! Gott — Abrahams, daß uns die Revue encyclopédique nicht gehört, und daß ich ſie noch nicht beendigt habe: aber, daß ich gewiß dafür ſorgen werde, daß Sie ſie erhalten! Nichts iſt mir ſo wichtig, als Einpflanzungen auf bereitetem Boden; das giebt neuen Samen! Ich bin die tiefſte Saint-Simoni- ſtin. Nämlich; mein ganzer Glaube iſt die Überzeugung des Fortſchreitens, der Perfektibilität, der Ausbildung des Uni- verſums, zu immer mehr Verſtändniß, und Wohlſtand im höchſten Sinn; Glück, und Glückbereitung. Sein Sie alſo meiner Befliſſenheit gewiß, Ihnen alle Lektüre, die ich für weſentlich halte, zu ſchaffen: und kommen Sie je nächſtens je beſſer.
Fr. Varnhagen.
An Frau von Ephraim, in Wien.
Berlin, den 22. Mai 1832.
Sie werden ſich freuen, herzliche, treue Freundin, meine Handſchrift zu ſehen, wie ich mich vorgeſtern freute, als mir Mariane ſchrieb, daß Sie ausgefahren waren. Wir können uns alſo noch ſehn; noch ſprechen, noch ſchreiben, noch von einander wiſſen. Ich triumphire. Wir waren Beide ſehr krank; ich bin noch nicht wohl; und ſchreibe mit Nachtheil, aber jetzt mit Vergnügen. Thun Sie ſich nur recht viel zu Gute! Leben Sie nahe den ſchönſten Bäumen. Seit mehre-
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können meine Zimmer durch Luft und Duft von Bäumen und
Blumen — ganz gartenartig bereitet werden; Mond, alles
ſcheint hinein. Auch ich ſchwöre bei den Göttern — nein!
Gott — Abrahams, daß uns die Revue encyclopédique nicht
gehört, und daß ich ſie noch nicht beendigt habe: aber, daß
ich gewiß dafür ſorgen werde, daß Sie ſie erhalten! Nichts
iſt mir ſo wichtig, als Einpflanzungen auf bereitetem Boden;
das giebt neuen Samen! Ich bin die tiefſte Saint-Simoni-
ſtin. Nämlich; mein ganzer Glaube iſt die Überzeugung des
Fortſchreitens, der Perfektibilität, der Ausbildung des Uni-
verſums, zu immer mehr Verſtändniß, und Wohlſtand im
höchſten Sinn; Glück, und Glückbereitung. Sein Sie alſo
meiner Befliſſenheit gewiß, Ihnen alle Lektüre, die ich für
weſentlich halte, zu ſchaffen: und kommen Sie je nächſtens
je beſſer.
Fr. Varnhagen.
An Frau von Ephraim, in Wien.
Berlin, den 22. Mai 1832.
Sie werden ſich freuen, herzliche, treue Freundin, meine
Handſchrift zu ſehen, wie ich mich vorgeſtern freute, als mir
Mariane ſchrieb, daß Sie ausgefahren waren. Wir können
uns alſo noch ſehn; noch ſprechen, noch ſchreiben, noch von
einander wiſſen. Ich triumphire. Wir waren Beide ſehr
krank; ich bin noch nicht wohl; und ſchreibe mit Nachtheil,
aber jetzt mit Vergnügen. Thun Sie ſich nur recht viel zu
Gute! Leben Sie nahe den ſchönſten Bäumen. Seit mehre-
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 570. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/578>, abgerufen am 25.11.2024.
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