Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite

das herrliche Schauspiel habe, zu sehn, wie es sich all der
vorbereiteten, großen Gedankenmasse willig und schnell nur
anzuschließen hat! Wir vergessen immer: mich meine ich;
daß diese schwere, mühsame, ehrliche Vorbereitung durchaus
nöthig ist; und daß deßwegen das, wofür ich Ihnen danken
möchte, so sehr selten gefunden werden kann.

Kommen Sie nächstens: heute, wenn Sie können, daß
wir über "Spandau" ein wenig sprechen: mir ist es ein großes
Bedürfniß; und mich dünkt immer, ich hätte viel darüber zu
sagen: Sie wissen gewiß viel. Kommen Sie also wo möglich.




Sein Geist, seine Seele und sein Herz haben keine Ge-
spräche mit einander. Der einzig amüsante Umgang.



Mein Körper ist vergnügt, wenn ich mich wohlbefinde;
ich bin unterhalten, wenn man mich nicht ärgert. Ein Fest
wird gestört, wenn man dies thut! --




Vor mehr als acht Tagen behauptete ich, alles von den
Saint-Simonisten möchte sein, wie es wollte, nur Religion
könnten sie's nicht nennen; das wurde mir hart abgestritten,
und gesagt: dies habe man früher auch behauptet, und es
wurde so viel dabei geredet, daß ich als Ignorant schweigen
mußte: da ich sah, daß ich nicht verstanden ward. Gestern
getraute ich mich zu sagen: sie nennten sich wohl nur Reli-

das herrliche Schauſpiel habe, zu ſehn, wie es ſich all der
vorbereiteten, großen Gedankenmaſſe willig und ſchnell nur
anzuſchließen hat! Wir vergeſſen immer: mich meine ich;
daß dieſe ſchwere, mühſame, ehrliche Vorbereitung durchaus
nöthig iſt; und daß deßwegen das, wofür ich Ihnen danken
möchte, ſo ſehr ſelten gefunden werden kann.

Kommen Sie nächſtens: heute, wenn Sie können, daß
wir über „Spandau“ ein wenig ſprechen: mir iſt es ein großes
Bedürfniß; und mich dünkt immer, ich hätte viel darüber zu
ſagen: Sie wiſſen gewiß viel. Kommen Sie alſo wo möglich.




Sein Geiſt, ſeine Seele und ſein Herz haben keine Ge-
ſpräche mit einander. Der einzig amüſante Umgang.



Mein Körper iſt vergnügt, wenn ich mich wohlbefinde;
ich bin unterhalten, wenn man mich nicht ärgert. Ein Feſt
wird geſtört, wenn man dies thut! —




Vor mehr als acht Tagen behauptete ich, alles von den
Saint-Simoniſten möchte ſein, wie es wollte, nur Religion
könnten ſie’s nicht nennen; das wurde mir hart abgeſtritten,
und geſagt: dies habe man früher auch behauptet, und es
wurde ſo viel dabei geredet, daß ich als Ignorant ſchweigen
mußte: da ich ſah, daß ich nicht verſtanden ward. Geſtern
getraute ich mich zu ſagen: ſie nennten ſich wohl nur Reli-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0563" n="555"/>
das herrliche Schau&#x017F;piel habe, zu &#x017F;ehn, wie es &#x017F;ich all der<lb/>
vorbereiteten, großen Gedankenma&#x017F;&#x017F;e willig und &#x017F;chnell nur<lb/>
anzu&#x017F;chließen hat! Wir verge&#x017F;&#x017F;en immer: mich meine ich;<lb/>
daß die&#x017F;e &#x017F;chwere, müh&#x017F;ame, ehrliche Vorbereitung durchaus<lb/>
nöthig i&#x017F;t; und daß deßwegen das, wofür ich Ihnen danken<lb/>
möchte, &#x017F;o &#x017F;ehr &#x017F;elten gefunden werden kann.</p><lb/>
            <p>Kommen Sie näch&#x017F;tens: heute, wenn Sie können, daß<lb/>
wir über &#x201E;Spandau&#x201C; ein wenig &#x017F;prechen: mir i&#x017F;t es ein großes<lb/>
Bedürfniß; und mich dünkt immer, ich hätte viel darüber zu<lb/>
&#x017F;agen: Sie wi&#x017F;&#x017F;en gewiß viel. Kommen Sie al&#x017F;o wo möglich.</p>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <dateline> <hi rendition="#et">Februar, 1832.</hi> </dateline><lb/>
            <p>Sein Gei&#x017F;t, &#x017F;eine Seele und &#x017F;ein Herz haben keine Ge-<lb/>
&#x017F;präche mit einander. Der einzig amü&#x017F;ante Umgang.</p>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <p>Mein Körper i&#x017F;t vergnügt, wenn ich mich wohlbefinde;<lb/>
ich bin unterhalten, wenn man mich nicht ärgert. Ein <hi rendition="#g">Fe&#x017F;t</hi><lb/>
wird ge&#x017F;tört, wenn man dies thut! &#x2014;</p>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <dateline> <hi rendition="#et">Mittwoch, den 8. Februar 1832.</hi> </dateline><lb/>
            <p>Vor mehr als acht Tagen behauptete ich, alles von den<lb/>
Saint-Simoni&#x017F;ten möchte &#x017F;ein, wie es wollte, nur Religion<lb/>
könnten &#x017F;ie&#x2019;s nicht nennen; das wurde mir hart abge&#x017F;tritten,<lb/>
und ge&#x017F;agt: dies habe man früher auch behauptet, und es<lb/>
wurde &#x017F;o viel dabei geredet, daß ich als Ignorant &#x017F;chweigen<lb/>
mußte: da ich &#x017F;ah, daß ich nicht ver&#x017F;tanden ward. Ge&#x017F;tern<lb/>
getraute ich mich zu &#x017F;agen: &#x017F;ie nennten &#x017F;ich wohl nur Reli-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[555/0563] das herrliche Schauſpiel habe, zu ſehn, wie es ſich all der vorbereiteten, großen Gedankenmaſſe willig und ſchnell nur anzuſchließen hat! Wir vergeſſen immer: mich meine ich; daß dieſe ſchwere, mühſame, ehrliche Vorbereitung durchaus nöthig iſt; und daß deßwegen das, wofür ich Ihnen danken möchte, ſo ſehr ſelten gefunden werden kann. Kommen Sie nächſtens: heute, wenn Sie können, daß wir über „Spandau“ ein wenig ſprechen: mir iſt es ein großes Bedürfniß; und mich dünkt immer, ich hätte viel darüber zu ſagen: Sie wiſſen gewiß viel. Kommen Sie alſo wo möglich. Februar, 1832. Sein Geiſt, ſeine Seele und ſein Herz haben keine Ge- ſpräche mit einander. Der einzig amüſante Umgang. Mein Körper iſt vergnügt, wenn ich mich wohlbefinde; ich bin unterhalten, wenn man mich nicht ärgert. Ein Feſt wird geſtört, wenn man dies thut! — Mittwoch, den 8. Februar 1832. Vor mehr als acht Tagen behauptete ich, alles von den Saint-Simoniſten möchte ſein, wie es wollte, nur Religion könnten ſie’s nicht nennen; das wurde mir hart abgeſtritten, und geſagt: dies habe man früher auch behauptet, und es wurde ſo viel dabei geredet, daß ich als Ignorant ſchweigen mußte: da ich ſah, daß ich nicht verſtanden ward. Geſtern getraute ich mich zu ſagen: ſie nennten ſich wohl nur Reli-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/563
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 555. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/563>, abgerufen am 20.11.2024.