Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite

gestern im Meßkatalog es als übersetzt angekündigt findet: er
läßt Sie verbindlichst grüßen; und wird in einem Journal
von La Motte-Fouque, welches wöchentlich erscheint, eine ange-
messene Anzeige von diesem Buche machen. Ich werde Ihnen
morgen hier sagen, wie ich es selbst fand. Heute muß ich
ruhen, ich bin zu erhitzt; mein Übel. Varnh. und ich haben
Fouque'n auch von uns etwas gegeben. Ich Aphorismen,
Resultate a la Chamfort: aber ich dachte an ihn nicht. Ich
werde Ihnen dieses Heft durch Gelegenheit schicken; vielleicht
vor Ihrer Reise. Adieu! bis morgen! Apropos! ich bin ent-
zückt von den "Orientales" von Victor Hugo; ich kenne nur
das von diesem Autor. Ich fall' in Ohnmacht, wenn Sie ihn
nicht lieben.


Nun von Ihrem Buche! Es ist voll von dem, was ich
am meisten an einem Werke schätze; voller Innerlichkeit; voll
von innen Erschautem; von Gedanken und ungemeinen Em-
pfindungen, und Anschauungswesen: und die alle, diese Zu-
stände sind äußerst geschickt dargestellt. -- Talent, und große
Kunst! -- und dadurch zu einem nach des Autors Willen wir-
kenden Ganzen gemacht; welchem ein großer Reiz durch ori-
ginale, selbsterfundene Sprache, im anscheinend größten Ge-
henlassen, verliehen ist; wie auch öfters durch feinste Beobach-
tung der Welt; und ich möchte sagen, durch deren Ertappen
auf der That. Er ist auf der That ertappt, dieser Regent, so
mächtig und so klein! Welche Personen grade gemeint sind,
muß uns Ausländern wohl verborgen bleiben; aber, daß es
Portraits sind, kann keinem mittelmäßig Gescheidten entgehn;

geſtern im Meßkatalog es als überſetzt angekündigt findet: er
läßt Sie verbindlichſt grüßen; und wird in einem Journal
von La Motte-Fouqué, welches wöchentlich erſcheint, eine ange-
meſſene Anzeige von dieſem Buche machen. Ich werde Ihnen
morgen hier ſagen, wie ich es ſelbſt fand. Heute muß ich
ruhen, ich bin zu erhitzt; mein Übel. Varnh. und ich haben
Fouqué’n auch von uns etwas gegeben. Ich Aphorismen,
Reſultate à la Chamfort: aber ich dachte an ihn nicht. Ich
werde Ihnen dieſes Heft durch Gelegenheit ſchicken; vielleicht
vor Ihrer Reiſe. Adieu! bis morgen! Apropos! ich bin ent-
zückt von den „Orientales“ von Victor Hugo; ich kenne nur
das von dieſem Autor. Ich fall’ in Ohnmacht, wenn Sie ihn
nicht lieben.


Nun von Ihrem Buche! Es iſt voll von dem, was ich
am meiſten an einem Werke ſchätze; voller Innerlichkeit; voll
von innen Erſchautem; von Gedanken und ungemeinen Em-
pfindungen, und Anſchauungsweſen: und die alle, dieſe Zu-
ſtände ſind äußerſt geſchickt dargeſtellt. — Talent, und große
Kunſt! — und dadurch zu einem nach des Autors Willen wir-
kenden Ganzen gemacht; welchem ein großer Reiz durch ori-
ginale, ſelbſterfundene Sprache, im anſcheinend größten Ge-
henlaſſen, verliehen iſt; wie auch öfters durch feinſte Beobach-
tung der Welt; und ich möchte ſagen, durch deren Ertappen
auf der That. Er iſt auf der That ertappt, dieſer Regent, ſo
mächtig und ſo klein! Welche Perſonen grade gemeint ſind,
muß uns Ausländern wohl verborgen bleiben; aber, daß es
Portraits ſind, kann keinem mittelmäßig Geſcheidten entgehn;

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0421" n="413"/>
ge&#x017F;tern im Meßkatalog es als über&#x017F;etzt angekündigt findet: er<lb/>
läßt Sie verbindlich&#x017F;t grüßen; und wird in einem Journal<lb/>
von La Motte-Fouqu<hi rendition="#aq">é</hi>, welches wöchentlich er&#x017F;cheint, eine ange-<lb/>
me&#x017F;&#x017F;ene Anzeige von die&#x017F;em Buche machen. Ich werde Ihnen<lb/><hi rendition="#g">morgen</hi> hier &#x017F;agen, wie ich es &#x017F;elb&#x017F;t fand. Heute muß ich<lb/>
ruhen, ich bin zu erhitzt; mein <hi rendition="#g">Übel</hi>. Varnh. und ich haben<lb/>
Fouqu<hi rendition="#aq">é</hi>&#x2019;n auch von uns etwas gegeben. Ich Aphorismen,<lb/>
Re&#x017F;ultate <hi rendition="#aq">à la Chamfort</hi>: aber ich dachte an ihn nicht. Ich<lb/>
werde Ihnen die&#x017F;es Heft durch Gelegenheit &#x017F;chicken; vielleicht<lb/><hi rendition="#g">vor</hi> Ihrer Rei&#x017F;e. Adieu! bis morgen! Apropos! ich bin ent-<lb/>
zückt von den <hi rendition="#aq">&#x201E;Orientales&#x201C;</hi> von Victor Hugo; ich kenne nur<lb/>
das von die&#x017F;em Autor. Ich fall&#x2019; in Ohnmacht, wenn Sie ihn<lb/>
nicht lieben.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <dateline> <hi rendition="#et">Sonnabend, den 31. Oktober. Mittags.</hi> </dateline><lb/>
            <p>Nun von Ihrem Buche! Es i&#x017F;t voll von dem, was ich<lb/>
am mei&#x017F;ten an einem Werke &#x017F;chätze; voller Innerlichkeit; voll<lb/>
von innen Er&#x017F;chautem; von Gedanken und ungemeinen Em-<lb/>
pfindungen, und An&#x017F;chauungswe&#x017F;en: und die alle, die&#x017F;e Zu-<lb/>
&#x017F;tände &#x017F;ind äußer&#x017F;t ge&#x017F;chickt darge&#x017F;tellt. &#x2014; Talent, und große<lb/>
Kun&#x017F;t! &#x2014; und dadurch zu einem nach des Autors Willen wir-<lb/>
kenden Ganzen gemacht; welchem ein großer Reiz durch ori-<lb/>
ginale, &#x017F;elb&#x017F;terfundene Sprache, im an&#x017F;cheinend größten Ge-<lb/>
henla&#x017F;&#x017F;en, verliehen i&#x017F;t; wie auch öfters durch fein&#x017F;te Beobach-<lb/>
tung der Welt; und ich möchte &#x017F;agen, durch deren Ertappen<lb/>
auf der That. Er i&#x017F;t auf der That ertappt, die&#x017F;er Regent, &#x017F;o<lb/>
mächtig und &#x017F;o klein! Welche Per&#x017F;onen grade gemeint &#x017F;ind,<lb/>
muß uns Ausländern wohl verborgen bleiben; aber, daß es<lb/>
Portraits &#x017F;ind, kann keinem mittelmäßig Ge&#x017F;cheidten entgehn;<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[413/0421] geſtern im Meßkatalog es als überſetzt angekündigt findet: er läßt Sie verbindlichſt grüßen; und wird in einem Journal von La Motte-Fouqué, welches wöchentlich erſcheint, eine ange- meſſene Anzeige von dieſem Buche machen. Ich werde Ihnen morgen hier ſagen, wie ich es ſelbſt fand. Heute muß ich ruhen, ich bin zu erhitzt; mein Übel. Varnh. und ich haben Fouqué’n auch von uns etwas gegeben. Ich Aphorismen, Reſultate à la Chamfort: aber ich dachte an ihn nicht. Ich werde Ihnen dieſes Heft durch Gelegenheit ſchicken; vielleicht vor Ihrer Reiſe. Adieu! bis morgen! Apropos! ich bin ent- zückt von den „Orientales“ von Victor Hugo; ich kenne nur das von dieſem Autor. Ich fall’ in Ohnmacht, wenn Sie ihn nicht lieben. Sonnabend, den 31. Oktober. Mittags. Nun von Ihrem Buche! Es iſt voll von dem, was ich am meiſten an einem Werke ſchätze; voller Innerlichkeit; voll von innen Erſchautem; von Gedanken und ungemeinen Em- pfindungen, und Anſchauungsweſen: und die alle, dieſe Zu- ſtände ſind äußerſt geſchickt dargeſtellt. — Talent, und große Kunſt! — und dadurch zu einem nach des Autors Willen wir- kenden Ganzen gemacht; welchem ein großer Reiz durch ori- ginale, ſelbſterfundene Sprache, im anſcheinend größten Ge- henlaſſen, verliehen iſt; wie auch öfters durch feinſte Beobach- tung der Welt; und ich möchte ſagen, durch deren Ertappen auf der That. Er iſt auf der That ertappt, dieſer Regent, ſo mächtig und ſo klein! Welche Perſonen grade gemeint ſind, muß uns Ausländern wohl verborgen bleiben; aber, daß es Portraits ſind, kann keinem mittelmäßig Geſcheidten entgehn;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/421
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/421>, abgerufen am 22.12.2024.