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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834.

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Nennen Sie ja meinen Namen nicht! Nicht, daß ich
nicht willig, ja gerne, eine Schriftstellerin wäre. Ich schämte
mich nicht, ein Neutonisches Werk über Sternkunde, oder Ma-
thematik zu schreiben: aber kein Werk hervorbringen zu
können, und doch drucken zu lassen, da wandelt mich Scheu
an. Leben Sie wohl, guter Baron! Aber künftigen Winter
sein Sie doch besser; und haben Sie auch eine kleine Zeit
für uns. Mich Frau von Fouque bestens empfehlend wünsche
ich Ihnen den besten fleißigsten Sommer.

Ihre ergebene
Fr. V.


An Adelheid Fürstin von Carolath.


Schönes, dunkles und helles Wetter, nach
einem gestrigen Gewitter erkühlt.

Theuerste Fürstin! Liebe Freundin! Ich finde es frevel-
haft, auf einen so lieben Brief, als der Ihrige, nicht eher
geantwortet zu haben; nicht grade von mir frevelhaft, aber
daß es geschehen mußte. Wie in eine schöne Landschaft, in
ein gerettetes Still-Leben darin, mitten in Frühlingsarbeit
der Atmosphäre, ließ mich Ihr erwünschter Brief hineinschauen,
und mitleben -- fast mein ganzer Frühling -- dankens-
werthes und erkanntes Gemählde: doppelt müssen wir dem
Himmel danken, der Ihnen diese Insel von Glück verleiht,
und auch das Anerkennen dieses großen Looses in die Brust
gepflanzt, und Ihnen die Einsicht dazu geschenkt! Möge dies
so bleiben! Gerne hätte ich das mitgenossen! Aber ich war

Nennen Sie ja meinen Namen nicht! Nicht, daß ich
nicht willig, ja gerne, eine Schriftſtellerin wäre. Ich ſchämte
mich nicht, ein Neutoniſches Werk über Sternkunde, oder Ma-
thematik zu ſchreiben: aber kein Werk hervorbringen zu
können, und doch drucken zu laſſen, da wandelt mich Scheu
an. Leben Sie wohl, guter Baron! Aber künftigen Winter
ſein Sie doch beſſer; und haben Sie auch eine kleine Zeit
für uns. Mich Frau von Fouqué beſtens empfehlend wünſche
ich Ihnen den beſten fleißigſten Sommer.

Ihre ergebene
Fr. V.


An Adelheid Fürſtin von Carolath.


Schönes, dunkles und helles Wetter, nach
einem geſtrigen Gewitter erkühlt.

Theuerſte Fürſtin! Liebe Freundin! Ich finde es frevel-
haft, auf einen ſo lieben Brief, als der Ihrige, nicht eher
geantwortet zu haben; nicht grade von mir frevelhaft, aber
daß es geſchehen mußte. Wie in eine ſchöne Landſchaft, in
ein gerettetes Still-Leben darin, mitten in Frühlingsarbeit
der Atmoſphäre, ließ mich Ihr erwünſchter Brief hineinſchauen,
und mitleben — faſt mein ganzer Frühling — dankens-
werthes und erkanntes Gemählde: doppelt müſſen wir dem
Himmel danken, der Ihnen dieſe Inſel von Glück verleiht,
und auch das Anerkennen dieſes großen Looſes in die Bruſt
gepflanzt, und Ihnen die Einſicht dazu geſchenkt! Möge dies
ſo bleiben! Gerne hätte ich das mitgenoſſen! Aber ich war

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[392/0400] Nennen Sie ja meinen Namen nicht! Nicht, daß ich nicht willig, ja gerne, eine Schriftſtellerin wäre. Ich ſchämte mich nicht, ein Neutoniſches Werk über Sternkunde, oder Ma- thematik zu ſchreiben: aber kein Werk hervorbringen zu können, und doch drucken zu laſſen, da wandelt mich Scheu an. Leben Sie wohl, guter Baron! Aber künftigen Winter ſein Sie doch beſſer; und haben Sie auch eine kleine Zeit für uns. Mich Frau von Fouqué beſtens empfehlend wünſche ich Ihnen den beſten fleißigſten Sommer. Ihre ergebene Fr. V. An Adelheid Fürſtin von Carolath. Berlin, den 18. Juni 1829. Schönes, dunkles und helles Wetter, nach einem geſtrigen Gewitter erkühlt. Theuerſte Fürſtin! Liebe Freundin! Ich finde es frevel- haft, auf einen ſo lieben Brief, als der Ihrige, nicht eher geantwortet zu haben; nicht grade von mir frevelhaft, aber daß es geſchehen mußte. Wie in eine ſchöne Landſchaft, in ein gerettetes Still-Leben darin, mitten in Frühlingsarbeit der Atmoſphäre, ließ mich Ihr erwünſchter Brief hineinſchauen, und mitleben — faſt mein ganzer Frühling — dankens- werthes und erkanntes Gemählde: doppelt müſſen wir dem Himmel danken, der Ihnen dieſe Inſel von Glück verleiht, und auch das Anerkennen dieſes großen Looſes in die Bruſt gepflanzt, und Ihnen die Einſicht dazu geſchenkt! Möge dies ſo bleiben! Gerne hätte ich das mitgenoſſen! Aber ich war

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/400>, abgerufen am 20.11.2024.