Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite

hellte Seele faßt es würdig auf. Gott gesegne es Ihnen und
den Ihrigen! Und gesegne Ihnen Ihre B.s! Gewiß Ihre
Sie ehrende treue Friederike Varnhagen.

Ich muß Ihnen auch noch sagen, wie Varnh. Ihren Brief
bewundert hat! Weil Sie ihn so nicht kennen. Ihr Stil,
Sie, Ihre Handschrift, alles was sie ausdrücken: ist mir nur
Eins. Glimpf, edel; rein, heiter, glücklich; richtig, harmonisch.
Natürlich, wohlthuend!



An Varnhagen, in München.


Nach bedeutender Nachtkühle so eben ein Regen; vor-
her Sonne, wolkig, halb hell. Wie du's verlassen
hast. Es ist bald halb 11.

Ich schlief wegen genossenem Kaffee -- glaub' ich -- nur
sehr spät ein; untersuchte, weil ich wußte, daß du fuhrst, oft
das Wetter: gegen 2 war es wahrlich winterkalt. Ich konnte
nicht berechnen, theurer August, wo du bist, weil ich von Leip-
zig nach Nürnberg nicht kenne. Um 9 Uhr als ich aufgestan-
den war, nahm ich meine alte Kriegeskarte, die von Anno 13,
und sah da nach, wo Nürnberg ist; -- daß du des Nachts
die schönsten Gegenden nicht siehst, hatte man mir erst gestern
wieder in Erinnrung gebracht; das war mir fatal. Vielleicht
kommt heute ein Brief von dir.

Vorgestern war ich mit meinen Damen, die es noch nicht
gesehn hatten, in Charlottenburg, anstatt in Friedrichsfelde;
auch mir war es des Steinpflasters halber ganz recht. Wie

freuten

hellte Seele faßt es würdig auf. Gott geſegne es Ihnen und
den Ihrigen! Und geſegne Ihnen Ihre B.s! Gewiß Ihre
Sie ehrende treue Friederike Varnhagen.

Ich muß Ihnen auch noch ſagen, wie Varnh. Ihren Brief
bewundert hat! Weil Sie ihn ſo nicht kennen. Ihr Stil,
Sie, Ihre Handſchrift, alles was ſie ausdrücken: iſt mir nur
Eins. Glimpf, edel; rein, heiter, glücklich; richtig, harmoniſch.
Natürlich, wohlthuend!



An Varnhagen, in München.


Nach bedeutender Nachtkühle ſo eben ein Regen; vor-
her Sonne, wolkig, halb hell. Wie du’s verlaſſen
haſt. Es iſt bald halb 11.

Ich ſchlief wegen genoſſenem Kaffee — glaub’ ich — nur
ſehr ſpät ein; unterſuchte, weil ich wußte, daß du fuhrſt, oft
das Wetter: gegen 2 war es wahrlich winterkalt. Ich konnte
nicht berechnen, theurer Auguſt, wo du biſt, weil ich von Leip-
zig nach Nürnberg nicht kenne. Um 9 Uhr als ich aufgeſtan-
den war, nahm ich meine alte Kriegeskarte, die von Anno 13,
und ſah da nach, wo Nürnberg iſt; — daß du des Nachts
die ſchönſten Gegenden nicht ſiehſt, hatte man mir erſt geſtern
wieder in Erinnrung gebracht; das war mir fatal. Vielleicht
kommt heute ein Brief von dir.

Vorgeſtern war ich mit meinen Damen, die es noch nicht
geſehn hatten, in Charlottenburg, anſtatt in Friedrichsfelde;
auch mir war es des Steinpflaſters halber ganz recht. Wie

freuten
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0296" n="288"/>
hellte Seele faßt es würdig auf. Gott ge&#x017F;egne es Ihnen und<lb/>
den Ihrigen! Und ge&#x017F;egne Ihnen Ihre B.s! Gewiß Ihre<lb/>
Sie ehrende treue <hi rendition="#et">Friederike Varnhagen.</hi></p><lb/>
          <p>Ich muß Ihnen auch noch &#x017F;agen, wie Varnh. Ihren Brief<lb/>
bewundert hat! Weil Sie ihn &#x017F;o nicht kennen. Ihr Stil,<lb/>
Sie, Ihre Hand&#x017F;chrift, alles was &#x017F;ie ausdrücken: i&#x017F;t mir nur<lb/>
Eins. Glimpf, edel; rein, heiter, glücklich; richtig, harmoni&#x017F;ch.<lb/>
Natürlich, wohlthuend!</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>An Varnhagen, in München.</head><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#et">Berlin, Donnerstag den 23. Augu&#x017F;t 1827.</hi> </dateline><lb/>
          <p> <hi rendition="#et">Nach bedeutender Nachtkühle &#x017F;o eben ein Regen; vor-<lb/>
her Sonne, wolkig, halb hell. Wie du&#x2019;s verla&#x017F;&#x017F;en<lb/>
ha&#x017F;t. Es i&#x017F;t bald halb 11.</hi> </p><lb/>
          <p>Ich &#x017F;chlief wegen geno&#x017F;&#x017F;enem Kaffee &#x2014; glaub&#x2019; ich &#x2014; nur<lb/>
&#x017F;ehr &#x017F;pät ein; unter&#x017F;uchte, weil ich wußte, daß du fuhr&#x017F;t, oft<lb/>
das Wetter: gegen 2 war es wahrlich winterkalt. Ich konnte<lb/>
nicht berechnen, theurer Augu&#x017F;t, wo du bi&#x017F;t, weil ich von Leip-<lb/>
zig nach Nürnberg nicht kenne. Um 9 Uhr als ich aufge&#x017F;tan-<lb/>
den war, nahm ich meine alte Kriegeskarte, die von Anno 13,<lb/>
und &#x017F;ah da nach, wo Nürnberg i&#x017F;t; &#x2014; daß du des Nachts<lb/>
die &#x017F;chön&#x017F;ten Gegenden nicht &#x017F;ieh&#x017F;t, hatte man mir er&#x017F;t ge&#x017F;tern<lb/>
wieder in Erinnrung gebracht; das war mir fatal. Vielleicht<lb/>
kommt heute ein Brief von dir.</p><lb/>
          <p>Vorge&#x017F;tern war ich mit meinen Damen, die es noch nicht<lb/>
ge&#x017F;ehn hatten, in Charlottenburg, an&#x017F;tatt in Friedrichsfelde;<lb/>
auch mir war es des Steinpfla&#x017F;ters halber ganz recht. Wie<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">freuten</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[288/0296] hellte Seele faßt es würdig auf. Gott geſegne es Ihnen und den Ihrigen! Und geſegne Ihnen Ihre B.s! Gewiß Ihre Sie ehrende treue Friederike Varnhagen. Ich muß Ihnen auch noch ſagen, wie Varnh. Ihren Brief bewundert hat! Weil Sie ihn ſo nicht kennen. Ihr Stil, Sie, Ihre Handſchrift, alles was ſie ausdrücken: iſt mir nur Eins. Glimpf, edel; rein, heiter, glücklich; richtig, harmoniſch. Natürlich, wohlthuend! An Varnhagen, in München. Berlin, Donnerstag den 23. Auguſt 1827. Nach bedeutender Nachtkühle ſo eben ein Regen; vor- her Sonne, wolkig, halb hell. Wie du’s verlaſſen haſt. Es iſt bald halb 11. Ich ſchlief wegen genoſſenem Kaffee — glaub’ ich — nur ſehr ſpät ein; unterſuchte, weil ich wußte, daß du fuhrſt, oft das Wetter: gegen 2 war es wahrlich winterkalt. Ich konnte nicht berechnen, theurer Auguſt, wo du biſt, weil ich von Leip- zig nach Nürnberg nicht kenne. Um 9 Uhr als ich aufgeſtan- den war, nahm ich meine alte Kriegeskarte, die von Anno 13, und ſah da nach, wo Nürnberg iſt; — daß du des Nachts die ſchönſten Gegenden nicht ſiehſt, hatte man mir erſt geſtern wieder in Erinnrung gebracht; das war mir fatal. Vielleicht kommt heute ein Brief von dir. Vorgeſtern war ich mit meinen Damen, die es noch nicht geſehn hatten, in Charlottenburg, anſtatt in Friedrichsfelde; auch mir war es des Steinpflaſters halber ganz recht. Wie freuten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/296
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/296>, abgerufen am 20.11.2024.