Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite

können einem durch Stellung und Verhältnisse zur Plage wer-
den, wenn sie diese nicht einsehn; oder nicht geschickt berück-
sichtigen: ich gelobe Ihnen dies hier mit Bedacht ausführlich,
zu thun. Der Himmel gesegne Ihnen Dresden! besonders mit
Ihrer Aller Gesundheit. Die Freunde sind ja dort: die Er-
kenner und Bewunderer finden sich nach dem Maße ihres eige-
nen Werthes und ihrer ganzen Brauchbarkeit unwidersprechlich
ein. Mama aber bedaure ich äußerst, daß sie nicht dicht am
Hause
Grünes haben soll! Und gewiß noch eine große Treppe!
Auf vier Wochen müßte nur Einmal eine vornehme Fee alle
Hindernisse wegräumen! daß man sich erholte, und erführe,
ob wir ein vollständiges -- nur hiesiges -- Leben anständig
ertrügen. Je vous laisse! sagen die höflichen Franzosen: ein-
sehend wie nöthig das öfters ist. Ich empfehle mich dem ver-
ehrten Vater und der glorreichen Schwester. Weßwegen sie
mir glorreich erscheint, mündlich! Rein, und unangetastet:
und so geliebt. Im Element der Liebe lebend. --

Ihre ge-
treue Friederike Varnhagen.

Es stürmt heftig.



An Ludwig Robert, in Baden.

(In der Urschrift mit jüdischen Lettern.)
Es ist ein sehr guter Brief.


Nun will ich sehn, ob du wirklich mein Freund bist. Ob
alles wahr ist, was wir gelebt haben. Es war ein Todes-

können einem durch Stellung und Verhältniſſe zur Plage wer-
den, wenn ſie dieſe nicht einſehn; oder nicht geſchickt berück-
ſichtigen: ich gelobe Ihnen dies hier mit Bedacht ausführlich,
zu thun. Der Himmel geſegne Ihnen Dresden! beſonders mit
Ihrer Aller Geſundheit. Die Freunde ſind ja dort: die Er-
kenner und Bewunderer finden ſich nach dem Maße ihres eige-
nen Werthes und ihrer ganzen Brauchbarkeit unwiderſprechlich
ein. Mama aber bedaure ich äußerſt, daß ſie nicht dicht am
Hauſe
Grünes haben ſoll! Und gewiß noch eine große Treppe!
Auf vier Wochen müßte nur Einmal eine vornehme Fee alle
Hinderniſſe wegräumen! daß man ſich erholte, und erführe,
ob wir ein vollſtändiges — nur hieſiges — Leben anſtändig
ertrügen. Je vous laisse! ſagen die höflichen Franzoſen: ein-
ſehend wie nöthig das öfters iſt. Ich empfehle mich dem ver-
ehrten Vater und der glorreichen Schweſter. Weßwegen ſie
mir glorreich erſcheint, mündlich! Rein, und unangetaſtet:
und ſo geliebt. Im Element der Liebe lebend. —

Ihre ge-
treue Friederike Varnhagen.

Es ſtürmt heftig.



An Ludwig Robert, in Baden.

(In der Urſchrift mit jüdiſchen Lettern.)
Es iſt ein ſehr guter Brief.


Nun will ich ſehn, ob du wirklich mein Freund biſt. Ob
alles wahr iſt, was wir gelebt haben. Es war ein Todes-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0287" n="279"/>
können einem durch Stellung und Verhältni&#x017F;&#x017F;e zur Plage wer-<lb/>
den, wenn &#x017F;ie die&#x017F;e nicht ein&#x017F;ehn; oder nicht ge&#x017F;chickt berück-<lb/>
&#x017F;ichtigen: ich gelobe Ihnen dies hier mit Bedacht ausführlich,<lb/>
zu thun. Der Himmel ge&#x017F;egne Ihnen Dresden! be&#x017F;onders mit<lb/>
Ihrer Aller Ge&#x017F;undheit. Die Freunde &#x017F;ind ja dort: die Er-<lb/>
kenner und Bewunderer finden &#x017F;ich nach dem Maße ihres eige-<lb/>
nen Werthes und ihrer ganzen Brauchbarkeit unwider&#x017F;prechlich<lb/>
ein. Mama aber bedaure ich äußer&#x017F;t, daß &#x017F;ie nicht <hi rendition="#g">dicht am<lb/>
Hau&#x017F;e</hi> Grünes haben &#x017F;oll! Und gewiß noch eine große Treppe!<lb/>
Auf <hi rendition="#g">vier</hi> Wochen müßte nur Einmal eine vornehme Fee <hi rendition="#g">alle</hi><lb/>
Hinderni&#x017F;&#x017F;e wegräumen! daß man &#x017F;ich erholte, und erführe,<lb/>
ob wir ein voll&#x017F;tändiges &#x2014; nur hie&#x017F;iges &#x2014; Leben an&#x017F;tändig<lb/>
ertrügen. <hi rendition="#aq">Je vous laisse!</hi> &#x017F;agen die höflichen Franzo&#x017F;en: ein-<lb/>
&#x017F;ehend wie nöthig das öfters i&#x017F;t. Ich empfehle mich dem ver-<lb/>
ehrten Vater und der glorreichen Schwe&#x017F;ter. Weßwegen &#x017F;ie<lb/>
mir glorreich er&#x017F;cheint, mündlich! Rein, und unangeta&#x017F;tet:<lb/>
und <hi rendition="#g">&#x017F;o</hi> geliebt. Im Element der Liebe lebend. &#x2014;</p>
          <closer>
            <salute>Ihre ge-<lb/>
treue <hi rendition="#et">Friederike Varnhagen.</hi></salute>
          </closer><lb/>
          <postscript>
            <p>Es &#x017F;türmt heftig.</p>
          </postscript>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>An Ludwig Robert, in Baden.</head><lb/>
          <opener> <hi rendition="#c">(In der Ur&#x017F;chrift mit jüdi&#x017F;chen Lettern.)<lb/>
Es i&#x017F;t ein &#x017F;ehr guter Brief.</hi> </opener><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#et">Berlin, den 13. Augu&#x017F;t 1827.<lb/>
Montag. Sturmwetter. <hi rendition="#g">Lies alles allein</hi>.</hi> </dateline><lb/>
          <p>Nun will ich &#x017F;ehn, ob du wirklich mein Freund bi&#x017F;t. Ob<lb/>
alles wahr i&#x017F;t, was wir gelebt haben. Es war ein Todes-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[279/0287] können einem durch Stellung und Verhältniſſe zur Plage wer- den, wenn ſie dieſe nicht einſehn; oder nicht geſchickt berück- ſichtigen: ich gelobe Ihnen dies hier mit Bedacht ausführlich, zu thun. Der Himmel geſegne Ihnen Dresden! beſonders mit Ihrer Aller Geſundheit. Die Freunde ſind ja dort: die Er- kenner und Bewunderer finden ſich nach dem Maße ihres eige- nen Werthes und ihrer ganzen Brauchbarkeit unwiderſprechlich ein. Mama aber bedaure ich äußerſt, daß ſie nicht dicht am Hauſe Grünes haben ſoll! Und gewiß noch eine große Treppe! Auf vier Wochen müßte nur Einmal eine vornehme Fee alle Hinderniſſe wegräumen! daß man ſich erholte, und erführe, ob wir ein vollſtändiges — nur hieſiges — Leben anſtändig ertrügen. Je vous laisse! ſagen die höflichen Franzoſen: ein- ſehend wie nöthig das öfters iſt. Ich empfehle mich dem ver- ehrten Vater und der glorreichen Schweſter. Weßwegen ſie mir glorreich erſcheint, mündlich! Rein, und unangetaſtet: und ſo geliebt. Im Element der Liebe lebend. — Ihre ge- treue Friederike Varnhagen. Es ſtürmt heftig. An Ludwig Robert, in Baden. (In der Urſchrift mit jüdiſchen Lettern.) Es iſt ein ſehr guter Brief. Berlin, den 13. Auguſt 1827. Montag. Sturmwetter. Lies alles allein. Nun will ich ſehn, ob du wirklich mein Freund biſt. Ob alles wahr iſt, was wir gelebt haben. Es war ein Todes-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/287
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/287>, abgerufen am 20.11.2024.