oben ein -- auf Ihren Lorbeern ruhen können. Da nur wür- den meine erblüht sein. Allein kann ich mir jetzt diesmal nicht helfen. Es muß mir nach langem Krankheits- (von mir und Andern) Ungemach, Hülfe von außen kommen, als Glück gedeihen; daß ich gedeihe! Es ist mir sehr zu lange kein Glücksfall begegnet, der einige grüne Lebensblätter ent- faltete: dies allein bedingt am Ende Krankheit. Diesmal, meine edle Vertraute! kann ich nicht einsam in fremdem Hause, in fremder Stadt isolirt bleiben, oder die Aufgabe, die An- strengung haben, mir eine Gesellschaft zu bilden, zu unterhal- ten, zu bewirthen. -- Krank -- Abendthau-Erkältung -- wir ich heute bin, lasse ich mich doch von Dresden nicht abschrek- ken. Wenn Varnh. reist: d. h. den Tag: den werd' ich wohl auch abreisen: und dann gradezu nach dem Ihnen am näch- sten Wirthshause, in Dresden. Soll ich schon nicht dicht ne- ben Ihnen wohnen, so ist mir ein Wirthshaus das Schick- lichste was ich gebrauche. Illimitirte Zeit; wie ein Vogel aus dem Neste flieg' ich davon! Komme ich so spät, daß Sie nur noch einige Wochen bleiben, flieg' ich noch etwas mit Ihnen; so, daß ich mit einem Umweg quelconque, nach Hause komme. Sehe ich, daß sich dergleichen nicht für Alle gut gestaltet; lass' ich es: und fahre etwas nach Weimar; nach Töplitz, die Clary'sche Familie besuchen; oder was es sei. Ich habe Ihren Beifall, ich weiß es. Und Sie können sich auf meine Diskretion verlassen, was sich nicht für Alle schickt, das unternehme ich nicht: Sie kennen mich ja schon lange; unbe- merkt Flügel einziehn, das verstehe ich. Ihnen dies deutlich sagen, ist nicht unnöthig: die liebsten Freunde und Menschen
oben ein — auf Ihren Lorbeern ruhen können. Da nur wür- den meine erblüht ſein. Allein kann ich mir jetzt diesmal nicht helfen. Es muß mir nach langem Krankheits- (von mir und Andern) Ungemach, Hülfe von außen kommen, als Glück gedeihen; daß ich gedeihe! Es iſt mir ſehr zu lange kein Glücksfall begegnet, der einige grüne Lebensblätter ent- faltete: dies allein bedingt am Ende Krankheit. Diesmal, meine edle Vertraute! kann ich nicht einſam in fremdem Hauſe, in fremder Stadt iſolirt bleiben, oder die Aufgabe, die An- ſtrengung haben, mir eine Geſellſchaft zu bilden, zu unterhal- ten, zu bewirthen. — Krank — Abendthau-Erkältung — wir ich heute bin, laſſe ich mich doch von Dresden nicht abſchrek- ken. Wenn Varnh. reiſt: d. h. den Tag: den werd’ ich wohl auch abreiſen: und dann gradezu nach dem Ihnen am näch- ſten Wirthshauſe, in Dresden. Soll ich ſchon nicht dicht ne- ben Ihnen wohnen, ſo iſt mir ein Wirthshaus das Schick- lichſte was ich gebrauche. Illimitirte Zeit; wie ein Vogel aus dem Neſte flieg’ ich davon! Komme ich ſo ſpät, daß Sie nur noch einige Wochen bleiben, flieg’ ich noch etwas mit Ihnen; ſo, daß ich mit einem Umweg quelconque, nach Hauſe komme. Sehe ich, daß ſich dergleichen nicht für Alle gut geſtaltet; laſſ’ ich es: und fahre etwas nach Weimar; nach Töplitz, die Clary’ſche Familie beſuchen; oder was es ſei. Ich habe Ihren Beifall, ich weiß es. Und Sie können ſich auf meine Diskretion verlaſſen, was ſich nicht für Alle ſchickt, das unternehme ich nicht: Sie kennen mich ja ſchon lange; unbe- merkt Flügel einziehn, das verſtehe ich. Ihnen dies deutlich ſagen, iſt nicht unnöthig: die liebſten Freunde und Menſchen
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oben ein — auf Ihren Lorbeern ruhen können. Da nur wür-
den meine erblüht ſein. Allein kann ich mir jetzt diesmal
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mir und Andern) Ungemach, Hülfe von außen kommen, als
Glück gedeihen; daß ich gedeihe! Es iſt mir ſehr zu lange
kein Glücksfall begegnet, der einige grüne Lebensblätter ent-
faltete: dies allein bedingt am Ende Krankheit. Diesmal,
meine edle Vertraute! kann ich nicht einſam in fremdem Hauſe,
in fremder Stadt iſolirt bleiben, oder die Aufgabe, die An-
ſtrengung haben, mir eine Geſellſchaft zu bilden, zu unterhal-
ten, zu bewirthen. — Krank — Abendthau-Erkältung — wir
ich heute bin, laſſe ich mich doch von Dresden nicht abſchrek-
ken. Wenn Varnh. reiſt: d. h. den Tag: den werd’ ich wohl
auch abreiſen: und dann gradezu nach dem Ihnen am näch-
ſten Wirthshauſe, in Dresden. Soll ich ſchon nicht dicht ne-
ben Ihnen wohnen, ſo iſt mir ein Wirthshaus das Schick-
lichſte was ich gebrauche. Illimitirte Zeit; wie ein Vogel
aus dem Neſte flieg’ ich davon! Komme ich ſo ſpät, daß
Sie nur noch einige Wochen bleiben, flieg’ ich noch etwas mit
Ihnen; ſo, daß ich mit einem Umweg quelconque, nach Hauſe
komme. Sehe ich, daß ſich dergleichen nicht für Alle gut
geſtaltet; laſſ’ ich es: und fahre etwas nach Weimar; nach
Töplitz, die Clary’ſche Familie beſuchen; oder was es ſei. Ich
habe Ihren Beifall, ich weiß es. Und Sie können ſich auf
meine Diskretion verlaſſen, was ſich nicht für Alle ſchickt, das
unternehme ich nicht: Sie kennen mich ja ſchon lange; unbe-
merkt Flügel einziehn, das verſtehe ich. Ihnen dies deutlich
ſagen, iſt nicht unnöthig: die liebſten Freunde und Menſchen
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/286>, abgerufen am 22.11.2024.
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