schlag für mich, als du diesen Frühling schriebst, du würdest diesen Winter nicht kommen. Jetzt aber wirst du kommen. Mein theures Röberken! Ich habe zweihundert Thaler in ei- nem Sack zu liegen, auf welchem steht, daß das Geld dir gehört. Von dieser Summe weißt nur du und ich. Ich habe sie von kleinen Privatinteressen zurückgelegt, um mir einmal! ein persönliches Vergnügen zu machen. Diese Zeit ist nun gekommen. Du mußt zu diesem Winter kommen. Zweihun- dert Thaler machen für zehn Monat jeden zwanzig Thaler. Da ist also dein Quartiergeld. Vierunddreißig Thaler liegen, wie du weißt, noch bereit, die P. oder F. dir bringen sollten. Mit denen kannst du kleine Einrichtungen für's Haus machen. Antworte mir auf der Stelle. -- Dieser Tage schreibe ich dir über deine Oper. Für diese Lettern ist mir das zu schwer. Sogar mein Stil, wirst du sehn, leidet darunter. Auch Rike soll von dem Gelde nichts wissen. Sehr gut könnt' ich's Au- gust sagen. Ich will nur nicht, daß er erfahre, daß ich eine Summe allein hatte. Sonst denkt er, ich bin ein Millionair, und habe ewig und immer Geld; und verlernt Ökonomie. Daß ich's dir gebe, würde ihn entzücken. Ich soll mir ja Schals und Ketten dafür kaufen. Ich gebe aber immer so viel weg. Und sammle mir zum Glück, anstatt zum Plaisir. Du schreibst ostensibel, dir wäre unvermuthet eine Schuld ein- gegangen; und nun kämst du diesen Winter. Du steigst wenige Häuser von mir ab, in einem guten Wirthshaus, wo ich dir Quartier mache: und ihr miethet euch hernach selber eins. Zieht ihr es vor, miethe ich eines. Ihr esset bei mir, natürlich. Mach mich glücklich! Wie lange lebt man denn,
ſchlag für mich, als du dieſen Frühling ſchriebſt, du würdeſt dieſen Winter nicht kommen. Jetzt aber wirſt du kommen. Mein theures Röberken! Ich habe zweihundert Thaler in ei- nem Sack zu liegen, auf welchem ſteht, daß das Geld dir gehört. Von dieſer Summe weißt nur du und ich. Ich habe ſie von kleinen Privatintereſſen zurückgelegt, um mir einmal! ein perſönliches Vergnügen zu machen. Dieſe Zeit iſt nun gekommen. Du mußt zu dieſem Winter kommen. Zweihun- dert Thaler machen für zehn Monat jeden zwanzig Thaler. Da iſt alſo dein Quartiergeld. Vierunddreißig Thaler liegen, wie du weißt, noch bereit, die P. oder F. dir bringen ſollten. Mit denen kannſt du kleine Einrichtungen für’s Haus machen. Antworte mir auf der Stelle. — Dieſer Tage ſchreibe ich dir über deine Oper. Für dieſe Lettern iſt mir das zu ſchwer. Sogar mein Stil, wirſt du ſehn, leidet darunter. Auch Rike ſoll von dem Gelde nichts wiſſen. Sehr gut könnt’ ich’s Au- guſt ſagen. Ich will nur nicht, daß er erfahre, daß ich eine Summe allein hatte. Sonſt denkt er, ich bin ein Millionair, und habe ewig und immer Geld; und verlernt Ökonomie. Daß ich’s dir gebe, würde ihn entzücken. Ich ſoll mir ja Schals und Ketten dafür kaufen. Ich gebe aber immer ſo viel weg. Und ſammle mir zum Glück, anſtatt zum Plaiſir. Du ſchreibſt oſtenſibel, dir wäre unvermuthet eine Schuld ein- gegangen; und nun kämſt du dieſen Winter. Du ſteigſt wenige Häuſer von mir ab, in einem guten Wirthshaus, wo ich dir Quartier mache: und ihr miethet euch hernach ſelber eins. Zieht ihr es vor, miethe ich eines. Ihr eſſet bei mir, natürlich. Mach mich glücklich! Wie lange lebt man denn,
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ſchlag für mich, als du dieſen Frühling ſchriebſt, du würdeſt
dieſen Winter nicht kommen. Jetzt aber wirſt du kommen.
Mein theures Röberken! Ich habe zweihundert Thaler in ei-
nem Sack zu liegen, auf welchem ſteht, daß das Geld dir
gehört. Von dieſer Summe weißt nur du und ich. Ich habe
ſie von kleinen Privatintereſſen zurückgelegt, um mir einmal!
ein perſönliches Vergnügen zu machen. Dieſe Zeit iſt nun
gekommen. Du mußt zu dieſem Winter kommen. Zweihun-
dert Thaler machen für zehn Monat jeden zwanzig Thaler.
Da iſt alſo dein Quartiergeld. Vierunddreißig Thaler liegen,
wie du weißt, noch bereit, die P. oder F. dir bringen ſollten.
Mit denen kannſt du kleine Einrichtungen für’s Haus machen.
Antworte mir auf der Stelle. — Dieſer Tage ſchreibe ich dir
über deine Oper. Für dieſe Lettern iſt mir das zu ſchwer.
Sogar mein Stil, wirſt du ſehn, leidet darunter. Auch Rike
ſoll von dem Gelde nichts wiſſen. Sehr gut könnt’ ich’s Au-
guſt ſagen. Ich will nur nicht, daß er erfahre, daß ich eine
Summe allein hatte. Sonſt denkt er, ich bin ein Millionair,
und habe ewig und immer Geld; und verlernt Ökonomie.
Daß ich’s dir gebe, würde ihn entzücken. Ich ſoll mir ja
Schals und Ketten dafür kaufen. Ich gebe aber immer ſo
viel weg. Und ſammle mir zum Glück, anſtatt zum Plaiſir.
Du ſchreibſt oſtenſibel, dir wäre unvermuthet eine Schuld ein-
gegangen; und nun kämſt du dieſen Winter. Du ſteigſt
wenige Häuſer von mir ab, in einem guten Wirthshaus, wo
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/288>, abgerufen am 22.11.2024.
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