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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834.

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wissen, wie ich das hasse: Sie wollen diese Bekanntschaft
nicht, ich muß es glauben, denn sonst hätten Sie's mir ver-
schweigen
müssen, wenn sie verschlossen wäre. Ich werde
ihr keine Avancen machen, und träf' ich sie in allen Bädern
der Welt zugleich, und in sonst noch geselligen Paradiesen:
einer Verschlossenen muß das lieb sein, und als Ihre Freun-
din kann ich mich nicht enthalten, ihr die Cour zu machen.
Leben Sie wohl, mein lieber Brinckmann. Mittwoch seh' ich
Sie, da will ich so dankbar sein, als ich kann, um wenig-
stens dem vielen, was Sie für mich gethan haben, mit ruhi-
gem Gewissen in die Augen zu sehen. Ihre göttlich geschrie-
bene Stadtgeschichte hab' ich goutirt, das ist bei der der beste
Dank. Adieu. Grüßen Sie Mayers.



An Gustav von Brinckmann, in Berlin.


Vor einer Viertelstunde war ich noch im Bette, um mich
zu trocknen, da bekam ich Ihren ersten Brief, jetzt beantworte
ich ihn noch während dem schönsten Bade-Schwindel; das
zur Strafe Ihres stummen Charlotten- und Chiffres-Lebens:
denn so oft Sie geschrieben hätten, so oft hätt' ich geantwor-
tet. Wie denn der Mensch auf alles verfällt -- und ich be-
sonders alles möglich glaube -- so -- dacht' ich sogar, Sie
wären böse; -- ich schloß also, und schloß falsch: schon sieben
Meilen machen, daß man nicht sehen kann, schließen muß,
und also leicht und oft falsch schließt; und doch will man
aus der Welt klug werden. Ich hoffe bald ganz dumm dar-

wiſſen, wie ich das haſſe: Sie wollen dieſe Bekanntſchaft
nicht, ich muß es glauben, denn ſonſt hätten Sie’s mir ver-
ſchweigen
müſſen, wenn ſie verſchloſſen wäre. Ich werde
ihr keine Avancen machen, und träf’ ich ſie in allen Bädern
der Welt zugleich, und in ſonſt noch geſelligen Paradieſen:
einer Verſchloſſenen muß das lieb ſein, und als Ihre Freun-
din kann ich mich nicht enthalten, ihr die Cour zu machen.
Leben Sie wohl, mein lieber Brinckmann. Mittwoch ſeh’ ich
Sie, da will ich ſo dankbar ſein, als ich kann, um wenig-
ſtens dem vielen, was Sie für mich gethan haben, mit ruhi-
gem Gewiſſen in die Augen zu ſehen. Ihre göttlich geſchrie-
bene Stadtgeſchichte hab’ ich goutirt, das iſt bei der der beſte
Dank. Adieu. Grüßen Sie Mayers.



An Guſtav von Brinckmann, in Berlin.


Vor einer Viertelſtunde war ich noch im Bette, um mich
zu trocknen, da bekam ich Ihren erſten Brief, jetzt beantworte
ich ihn noch während dem ſchönſten Bade-Schwindel; das
zur Strafe Ihres ſtummen Charlotten- und Chiffres-Lebens:
denn ſo oft Sie geſchrieben hätten, ſo oft hätt’ ich geantwor-
tet. Wie denn der Menſch auf alles verfällt — und ich be-
ſonders alles möglich glaube — ſo — dacht’ ich ſogar, Sie
wären böſe; — ich ſchloß alſo, und ſchloß falſch: ſchon ſieben
Meilen machen, daß man nicht ſehen kann, ſchließen muß,
und alſo leicht und oft falſch ſchließt; und doch will man
aus der Welt klug werden. Ich hoffe bald ganz dumm dar-

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[73/0087] wiſſen, wie ich das haſſe: Sie wollen dieſe Bekanntſchaft nicht, ich muß es glauben, denn ſonſt hätten Sie’s mir ver- ſchweigen müſſen, wenn ſie verſchloſſen wäre. Ich werde ihr keine Avancen machen, und träf’ ich ſie in allen Bädern der Welt zugleich, und in ſonſt noch geſelligen Paradieſen: einer Verſchloſſenen muß das lieb ſein, und als Ihre Freun- din kann ich mich nicht enthalten, ihr die Cour zu machen. Leben Sie wohl, mein lieber Brinckmann. Mittwoch ſeh’ ich Sie, da will ich ſo dankbar ſein, als ich kann, um wenig- ſtens dem vielen, was Sie für mich gethan haben, mit ruhi- gem Gewiſſen in die Augen zu ſehen. Ihre göttlich geſchrie- bene Stadtgeſchichte hab’ ich goutirt, das iſt bei der der beſte Dank. Adieu. Grüßen Sie Mayers. An Guſtav von Brinckmann, in Berlin. Freienwalde, Dienstag den 15. Juli 1794. Vor einer Viertelſtunde war ich noch im Bette, um mich zu trocknen, da bekam ich Ihren erſten Brief, jetzt beantworte ich ihn noch während dem ſchönſten Bade-Schwindel; das zur Strafe Ihres ſtummen Charlotten- und Chiffres-Lebens: denn ſo oft Sie geſchrieben hätten, ſo oft hätt’ ich geantwor- tet. Wie denn der Menſch auf alles verfällt — und ich be- ſonders alles möglich glaube — ſo — dacht’ ich ſogar, Sie wären böſe; — ich ſchloß alſo, und ſchloß falſch: ſchon ſieben Meilen machen, daß man nicht ſehen kann, ſchließen muß, und alſo leicht und oft falſch ſchließt; und doch will man aus der Welt klug werden. Ich hoffe bald ganz dumm dar-

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/87>, abgerufen am 20.11.2024.