hen, der uns mit Beute fremder Bildung, und Kenntniß des Fremden zurückkehrt; sei es auch eines Nachbarlandes; und Frankreich wird in vielem noch lang unser Vorbild bleiben. Überlege dies alles, und übereile dich wenigstens nicht. Auch hoff' ich noch immer, der Friede soll mich auch nach den Ufern der Seine führen. Ach Gott, welche Sehnsucht nach Frie- den! Müßt' ich auch hierbleiben. Können sich denn die Men- schen nicht verständigen! Ich habe in dem zweiten Brief, den du nun haben mußt, auf alles geantwortet. Wir Alle sind wohl. Unser Zimmer hat des Abends zwei Lichter, wie du es kennst. -- Ich bin ganz vergnügt: mich stört nichts als die vielen Bettler auf der Gasse; für die nun auch bald auf gut Rumford'sch gesorgt wird. Ich theile oft Frühstück und alles mit ihnen. Dir kann ich es wohl sagen. -- Campan, Sohn der Erzieherin, ist sehr wohlerzogen und unterrichtet, Bujac kennst du. Humboldt liest uns was, und ist liebens- würdig. Schick mir das Wenige, was du von Phädra über- setzt hast; vorgestern war stark die Rede davon, Humb. be- griff nicht, warum Schiller nicht treuer übersetzt habe; und ich bin äußerst begierig, ihm deines zu zeigen.
Sonntag, den 15. März 1807.
Es mag mit oder ohne Bedacht geschehen sein, es ist von einem mächtigen Dichter, daß die drei Weiber im Meister, die lieben, Mariane, Aurelie und Mignon, nicht konnten leben bleiben: es ist noch keine Anstalt für solche da.
hen, der uns mit Beute fremder Bildung, und Kenntniß des Fremden zurückkehrt; ſei es auch eines Nachbarlandes; und Frankreich wird in vielem noch lang unſer Vorbild bleiben. Überlege dies alles, und übereile dich wenigſtens nicht. Auch hoff’ ich noch immer, der Friede ſoll mich auch nach den Ufern der Seine führen. Ach Gott, welche Sehnſucht nach Frie- den! Müßt’ ich auch hierbleiben. Können ſich denn die Men- ſchen nicht verſtändigen! Ich habe in dem zweiten Brief, den du nun haben mußt, auf alles geantwortet. Wir Alle ſind wohl. Unſer Zimmer hat des Abends zwei Lichter, wie du es kennſt. — Ich bin ganz vergnügt: mich ſtört nichts als die vielen Bettler auf der Gaſſe; für die nun auch bald auf gut Rumford’ſch geſorgt wird. Ich theile oft Frühſtück und alles mit ihnen. Dir kann ich es wohl ſagen. — Campan, Sohn der Erzieherin, iſt ſehr wohlerzogen und unterrichtet, Bujac kennſt du. Humboldt lieſt uns was, und iſt liebens- würdig. Schick mir das Wenige, was du von Phädra über- ſetzt haſt; vorgeſtern war ſtark die Rede davon, Humb. be- griff nicht, warum Schiller nicht treuer überſetzt habe; und ich bin äußerſt begierig, ihm deines zu zeigen.
Sonntag, den 15. März 1807.
Es mag mit oder ohne Bedacht geſchehen ſein, es iſt von einem mächtigen Dichter, daß die drei Weiber im Meiſter, die lieben, Mariane, Aurelie und Mignon, nicht konnten leben bleiben: es iſt noch keine Anſtalt für ſolche da.
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hen, der uns mit Beute fremder Bildung, und Kenntniß des
Fremden zurückkehrt; ſei es auch eines Nachbarlandes; und
Frankreich wird in vielem noch lang unſer Vorbild bleiben.
Überlege dies alles, und übereile dich wenigſtens nicht. Auch
hoff’ ich noch immer, der Friede ſoll mich auch nach den Ufern
der Seine führen. Ach Gott, welche Sehnſucht nach Frie-
den! Müßt’ ich auch hierbleiben. Können ſich denn die Men-
ſchen nicht verſtändigen! Ich habe in dem zweiten Brief,
den du nun haben mußt, auf alles geantwortet. Wir Alle
ſind wohl. Unſer Zimmer hat des Abends zwei Lichter, wie
du es kennſt. — Ich bin ganz vergnügt: mich ſtört nichts als
die vielen Bettler auf der Gaſſe; für die nun auch bald auf
gut Rumford’ſch geſorgt wird. Ich theile oft Frühſtück und
alles mit ihnen. Dir kann ich es wohl ſagen. — Campan,
Sohn der Erzieherin, iſt ſehr wohlerzogen und unterrichtet,
Bujac kennſt du. Humboldt lieſt uns was, und iſt liebens-
würdig. Schick mir das Wenige, was du von Phädra über-
ſetzt haſt; vorgeſtern war ſtark die Rede davon, Humb. be-
griff nicht, warum Schiller nicht treuer überſetzt habe; und ich
bin äußerſt begierig, ihm deines zu zeigen.
Sonntag, den 15. März 1807.
Es mag mit oder ohne Bedacht geſchehen ſein, es iſt von
einem mächtigen Dichter, daß die drei Weiber im Meiſter, die
lieben, Mariane, Aurelie und Mignon, nicht konnten leben
bleiben: es iſt noch keine Anſtalt für ſolche da.
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/330>, abgerufen am 20.11.2024.
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