verdient, daß Sie meinetwegen Ihre Faulheit -- die ich ehre -- überwinden? Wenn Sie mich auch nur so gescholten haben, wie Sie thaten. Ich verstehe nur meine unbegreifliche Lang- muth nicht, Ihnen zu schreiben. -- Leben Sie wohl; Sie sind unglücklich genug, daß ich nicht bei Ihnen bin; wenn Sie sich auch nichts aus mir machen.
Adieu Röschen. Küß Mama die Hände; reist sie wohl noch mit mir nach Zehdenik, wenn ich zu rechter Zeit komme? Meinen faulen Markus -- er hat Recht -- grüß' ich auch; und meine abgöttische Hanne. Die soll was Schönes kriegen. Moritz soll sich waschen, es ist gewiß nöthig. Achard macht sich doch etwas aus einem Gruß. Ich grüß' ihn. Der Schul- zen schicke ich die Ohrringe.
An David Veit, in Paris.
Berlin, den 15. November 1798.
Sie werden Addresse, Format, Hand, nichts mehr erken- nen; und es sind Ihre zwei Lieblinge, die Ihnen schreiben. Lindner und ich. Wie liebt er Sie! verliebt ist er noch immer. Vorige Woche trat er zu mir in's Zimmer; unser zweites Wort war Veit, und dabei blieb's. Ich machte gleich den Vorschlag zu schreiben, er that es gleich, ich jetzt. Wie schmerzlich, mein Freund, vermissen wir Sie! Wir ha- ben uns immer lieber, und denken dadurch ein Drittes her- vorzubringen, und das sind Sie. Wie gegenwärtig sind Sie uns auch! wie sind unsere Gedanken immer bei Ihnen; ach! so gewiß, und Sie fühlen's doch nicht, bis Sie diesen Brief
verdient, daß Sie meinetwegen Ihre Faulheit — die ich ehre — überwinden? Wenn Sie mich auch nur ſo geſcholten haben, wie Sie thaten. Ich verſtehe nur meine unbegreifliche Lang- muth nicht, Ihnen zu ſchreiben. — Leben Sie wohl; Sie ſind unglücklich genug, daß ich nicht bei Ihnen bin; wenn Sie ſich auch nichts aus mir machen.
Adieu Röschen. Küß Mama die Hände; reiſt ſie wohl noch mit mir nach Zehdenik, wenn ich zu rechter Zeit komme? Meinen faulen Markus — er hat Recht — grüß’ ich auch; und meine abgöttiſche Hanne. Die ſoll was Schönes kriegen. Moritz ſoll ſich waſchen, es iſt gewiß nöthig. Achard macht ſich doch etwas aus einem Gruß. Ich grüß’ ihn. Der Schul- zen ſchicke ich die Ohrringe.
An David Veit, in Paris.
Berlin, den 15. November 1798.
Sie werden Addreſſe, Format, Hand, nichts mehr erken- nen; und es ſind Ihre zwei Lieblinge, die Ihnen ſchreiben. Lindner und ich. Wie liebt er Sie! verliebt iſt er noch immer. Vorige Woche trat er zu mir in’s Zimmer; unſer zweites Wort war Veit, und dabei blieb’s. Ich machte gleich den Vorſchlag zu ſchreiben, er that es gleich, ich jetzt. Wie ſchmerzlich, mein Freund, vermiſſen wir Sie! Wir ha- ben uns immer lieber, und denken dadurch ein Drittes her- vorzubringen, und das ſind Sie. Wie gegenwärtig ſind Sie uns auch! wie ſind unſere Gedanken immer bei Ihnen; ach! ſo gewiß, und Sie fühlen’s doch nicht, bis Sie dieſen Brief
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verdient, daß Sie meinetwegen Ihre Faulheit — die ich ehre —
überwinden? Wenn Sie mich auch nur ſo geſcholten haben,
wie Sie thaten. Ich verſtehe nur meine unbegreifliche Lang-
muth nicht, Ihnen zu ſchreiben. — Leben Sie wohl; Sie ſind
unglücklich genug, daß ich nicht bei Ihnen bin; wenn Sie
ſich auch nichts aus mir machen.
Adieu Röschen. Küß Mama die Hände; reiſt ſie wohl
noch mit mir nach Zehdenik, wenn ich zu rechter Zeit komme?
Meinen faulen Markus — er hat Recht — grüß’ ich auch;
und meine abgöttiſche Hanne. Die ſoll was Schönes kriegen.
Moritz ſoll ſich waſchen, es iſt gewiß nöthig. Achard macht
ſich doch etwas aus einem Gruß. Ich grüß’ ihn. Der Schul-
zen ſchicke ich die Ohrringe.
An David Veit, in Paris.
Berlin, den 15. November 1798.
Sie werden Addreſſe, Format, Hand, nichts mehr erken-
nen; und es ſind Ihre zwei Lieblinge, die Ihnen ſchreiben.
Lindner und ich. Wie liebt er Sie! verliebt iſt er noch
immer. Vorige Woche trat er zu mir in’s Zimmer; unſer
zweites Wort war Veit, und dabei blieb’s. Ich machte
gleich den Vorſchlag zu ſchreiben, er that es gleich, ich jetzt.
Wie ſchmerzlich, mein Freund, vermiſſen wir Sie! Wir ha-
ben uns immer lieber, und denken dadurch ein Drittes her-
vorzubringen, und das ſind Sie. Wie gegenwärtig ſind Sie
uns auch! wie ſind unſere Gedanken immer bei Ihnen; ach!
ſo gewiß, und Sie fühlen’s doch nicht, bis Sie dieſen Brief
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/186>, abgerufen am 21.12.2024.
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