Ich kann mir das große Vergnügen machen, dich mit einer hellglänzenden, gutkleidenden, goldenen, ziemlich langen Kette zu beschenken. Ich schicke sie dir, damit du sie früher hast, und trägst, und damit das Vergnügen mich zu sehen und die Kette zu bekommen, nicht wie Dinte und Wasser zusammen fließt; in dir meine ich; jedes wird reiner und stärker: und es kann Einer dem Andern nicht genug Genüsse verschaffen. Es wird dich um so mehr freuen, da sie von mir kommt, da dir niemand dergleichen schenkt, und niemand es so mit Wonne thun kann; und ich bis jetzt noch nie im Stande war, der- gleichen zu thun. Sage nur, ich hätte sie mit noch einer an- dern geschenkt bekommen. Ich habe sie eingetauscht; entre nous für den Ring. Sage Hans viel Zärtliches von mir! Heute habe ich die Bonnets bekommen, ich danke so schön als sie sind. Schreibt Otterstedt niemanden? Mir nicht. Möllen- dorf soll nur kommen, der soll schön haben! Walter (Gual- tieri) ist noch böse?! der soll wieder schöne Dinge geschwatzt haben! Sag' ihm, wie so er noch Geld heraus haben wollte? "Pourquoi n'y-a-t-il plus rien de commun entre nous?" N'y-a-t-il plus rien de commun entre nous, Walter? ne me repondez pas, car je ne vous ecris pas; je ne veux point de reponse, j'ai voulu avoir une lettre. So gemein sind Sie noch, daß Sie gegrüßt sein wollen? Sie verdienen nicht, daß ich Ihnen schreibe, was de Ligne von Ihnen sagt. Hab' ich nie
An Roſe, in Berlin.
Töplitz, den 21. Juli 1798.
Ich kann mir das große Vergnügen machen, dich mit einer hellglänzenden, gutkleidenden, goldenen, ziemlich langen Kette zu beſchenken. Ich ſchicke ſie dir, damit du ſie früher haſt, und trägſt, und damit das Vergnügen mich zu ſehen und die Kette zu bekommen, nicht wie Dinte und Waſſer zuſammen fließt; in dir meine ich; jedes wird reiner und ſtärker: und es kann Einer dem Andern nicht genug Genüſſe verſchaffen. Es wird dich um ſo mehr freuen, da ſie von mir kommt, da dir niemand dergleichen ſchenkt, und niemand es ſo mit Wonne thun kann; und ich bis jetzt noch nie im Stande war, der- gleichen zu thun. Sage nur, ich hätte ſie mit noch einer an- dern geſchenkt bekommen. Ich habe ſie eingetauſcht; entre nous für den Ring. Sage Hans viel Zärtliches von mir! Heute habe ich die Bonnets bekommen, ich danke ſo ſchön als ſie ſind. Schreibt Otterſtedt niemanden? Mir nicht. Möllen- dorf ſoll nur kommen, der ſoll ſchön haben! Walter (Gual- tieri) iſt noch böſe?! der ſoll wieder ſchöne Dinge geſchwatzt haben! Sag’ ihm, wie ſo er noch Geld heraus haben wollte? „Pourquoi n’y-a-t-il plus rien de commun entre nous?” N’y-a-t-il plus rien de commun entre nous, Walter? ne me répondez pas, car je ne vous écris pas; je ne veux point de réponse, j’ai voulu avoir une lettre. So gemein ſind Sie noch, daß Sie gegrüßt ſein wollen? Sie verdienen nicht, daß ich Ihnen ſchreibe, was de Ligne von Ihnen ſagt. Hab’ ich nie
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0185"n="171"/><divn="2"><head>An Roſe, in Berlin.</head><lb/><dateline><hirendition="#et">Töplitz, den 21. Juli 1798.</hi></dateline><lb/><p>Ich kann mir das große Vergnügen machen, dich mit einer<lb/>
hellglänzenden, gutkleidenden, goldenen, ziemlich langen Kette<lb/>
zu beſchenken. Ich ſchicke ſie dir, damit du ſie früher haſt,<lb/>
und trägſt, und damit das Vergnügen mich zu ſehen und die<lb/>
Kette zu bekommen, nicht wie Dinte und Waſſer zuſammen<lb/>
fließt; <hirendition="#g">in dir</hi> meine ich; jedes wird reiner und ſtärker: und<lb/>
es kann Einer dem Andern nicht genug Genüſſe verſchaffen.<lb/>
Es wird dich um ſo mehr freuen, da ſie von mir kommt, da<lb/>
dir niemand dergleichen ſchenkt, und niemand es ſo mit Wonne<lb/>
thun kann; und ich bis jetzt noch nie im Stande war, der-<lb/>
gleichen zu thun. Sage nur, ich hätte ſie mit noch einer an-<lb/>
dern geſchenkt bekommen. Ich habe ſie eingetauſcht; <hirendition="#aq">entre<lb/>
nous</hi> für den <hirendition="#g">Ring</hi>. Sage Hans viel Zärtliches von mir!<lb/>
Heute habe ich die Bonnets bekommen, ich danke ſo ſchön als<lb/>ſie ſind. Schreibt Otterſtedt niemanden? Mir nicht. Möllen-<lb/>
dorf ſoll nur kommen, der ſoll ſchön haben! Walter (Gual-<lb/>
tieri) iſt noch böſe?! der ſoll wieder ſchöne Dinge geſchwatzt<lb/>
haben! Sag’ ihm, wie ſo er noch Geld heraus haben wollte?<lb/><hirendition="#aq">„Pourquoi n’y-a-t-il plus rien de commun entre nous?”<lb/>
N’y-a-t-il plus rien de commun entre nous, Walter? ne me<lb/>
répondez pas, car je ne vous écris pas; je ne veux point de<lb/>
réponse, j’ai voulu avoir une lettre.</hi> So gemein ſind Sie noch,<lb/>
daß Sie gegrüßt ſein wollen? Sie verdienen nicht, daß ich<lb/>
Ihnen ſchreibe, was de Ligne von Ihnen ſagt. Hab’ ich nie<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[171/0185]
An Roſe, in Berlin.
Töplitz, den 21. Juli 1798.
Ich kann mir das große Vergnügen machen, dich mit einer
hellglänzenden, gutkleidenden, goldenen, ziemlich langen Kette
zu beſchenken. Ich ſchicke ſie dir, damit du ſie früher haſt,
und trägſt, und damit das Vergnügen mich zu ſehen und die
Kette zu bekommen, nicht wie Dinte und Waſſer zuſammen
fließt; in dir meine ich; jedes wird reiner und ſtärker: und
es kann Einer dem Andern nicht genug Genüſſe verſchaffen.
Es wird dich um ſo mehr freuen, da ſie von mir kommt, da
dir niemand dergleichen ſchenkt, und niemand es ſo mit Wonne
thun kann; und ich bis jetzt noch nie im Stande war, der-
gleichen zu thun. Sage nur, ich hätte ſie mit noch einer an-
dern geſchenkt bekommen. Ich habe ſie eingetauſcht; entre
nous für den Ring. Sage Hans viel Zärtliches von mir!
Heute habe ich die Bonnets bekommen, ich danke ſo ſchön als
ſie ſind. Schreibt Otterſtedt niemanden? Mir nicht. Möllen-
dorf ſoll nur kommen, der ſoll ſchön haben! Walter (Gual-
tieri) iſt noch böſe?! der ſoll wieder ſchöne Dinge geſchwatzt
haben! Sag’ ihm, wie ſo er noch Geld heraus haben wollte?
„Pourquoi n’y-a-t-il plus rien de commun entre nous?”
N’y-a-t-il plus rien de commun entre nous, Walter? ne me
répondez pas, car je ne vous écris pas; je ne veux point de
réponse, j’ai voulu avoir une lettre. So gemein ſind Sie noch,
daß Sie gegrüßt ſein wollen? Sie verdienen nicht, daß ich
Ihnen ſchreibe, was de Ligne von Ihnen ſagt. Hab’ ich nie
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/185>, abgerufen am 09.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.