ville fanden sich die Franzosen der verschiedensten Epo¬ chen und Richtungen hier beisammen, ein Refugie, ein Emigrant und ein Kaisersoldat, deren gemeinsames Wesen alle Klüfte, welche durch Zeit und Welt zwischen sie eingeschoben lagen, noch immer leicht genug für den Augenblick überschwebte. Nach kurzem Beisammensein, da die Jahreszeit täglich mahnender wurde, ergriffen Chamisso und ich den Wanderstab, empfingen von Fou¬ que und Neumann, der am nächsten Tage nach Ber¬ lin zurückkehren wollte, noch das Geleit bis halbwege Rathenau, und erreichten mit zweien Märschen Perle¬ berg und die Straße nach Hamburg, die wir, bald der Langsamkeit und des Ungemachs einer Fußreise in die¬ ser Jahreszeit und Gegend überdrüßig, mit der Post vollends zurücklegten.
Hamburg 1807.
Die Herrschaft der Franzosen waltete auch hier mit verhaßter, unterdrückender Gewalt; ohne weitere Recht¬ fertigung und Anfrage, bloß weil es ihm so gefiel, hatte der französische Kaiser sich der Hansestädte be¬ mächtigt, hielt sie besetzt, und ließ sie durch seine Pro¬ konsuln drücken und aussaugen. Doch dem klugen und gewinnreichen Handelsgeiste waren die List und Gewandt¬ heit der Napoleonischen Polizei nicht gewachsen, und jener fand Begünstigung, Nachsicht und Gewinntheil¬ nehmer in denen selbst, welche mit den strengen Hem¬
ville fanden ſich die Franzoſen der verſchiedenſten Epo¬ chen und Richtungen hier beiſammen, ein Réfugié, ein Emigrant und ein Kaiſerſoldat, deren gemeinſames Weſen alle Kluͤfte, welche durch Zeit und Welt zwiſchen ſie eingeſchoben lagen, noch immer leicht genug fuͤr den Augenblick uͤberſchwebte. Nach kurzem Beiſammenſein, da die Jahreszeit taͤglich mahnender wurde, ergriffen Chamiſſo und ich den Wanderſtab, empfingen von Fou¬ qué und Neumann, der am naͤchſten Tage nach Ber¬ lin zuruͤckkehren wollte, noch das Geleit bis halbwege Rathenau, und erreichten mit zweien Maͤrſchen Perle¬ berg und die Straße nach Hamburg, die wir, bald der Langſamkeit und des Ungemachs einer Fußreiſe in die¬ ſer Jahreszeit und Gegend uͤberdruͤßig, mit der Poſt vollends zuruͤcklegten.
Hamburg 1807.
Die Herrſchaft der Franzoſen waltete auch hier mit verhaßter, unterdruͤckender Gewalt; ohne weitere Recht¬ fertigung und Anfrage, bloß weil es ihm ſo gefiel, hatte der franzoͤſiſche Kaiſer ſich der Hanſeſtaͤdte be¬ maͤchtigt, hielt ſie beſetzt, und ließ ſie durch ſeine Pro¬ konſuln druͤcken und ausſaugen. Doch dem klugen und gewinnreichen Handelsgeiſte waren die Liſt und Gewandt¬ heit der Napoleoniſchen Polizei nicht gewachſen, und jener fand Beguͤnſtigung, Nachſicht und Gewinntheil¬ nehmer in denen ſelbſt, welche mit den ſtrengen Hem¬
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ville fanden ſich die Franzoſen der verſchiedenſten Epo¬
chen und Richtungen hier beiſammen, ein Réfugié, ein
Emigrant und ein Kaiſerſoldat, deren gemeinſames
Weſen alle Kluͤfte, welche durch Zeit und Welt zwiſchen
ſie eingeſchoben lagen, noch immer leicht genug fuͤr den
Augenblick uͤberſchwebte. Nach kurzem Beiſammenſein,
da die Jahreszeit taͤglich mahnender wurde, ergriffen
Chamiſſo und ich den Wanderſtab, empfingen von Fou¬
qué und Neumann, der am naͤchſten Tage nach Ber¬
lin zuruͤckkehren wollte, noch das Geleit bis halbwege
Rathenau, und erreichten mit zweien Maͤrſchen Perle¬
berg und die Straße nach Hamburg, die wir, bald der
Langſamkeit und des Ungemachs einer Fußreiſe in die¬
ſer Jahreszeit und Gegend uͤberdruͤßig, mit der Poſt
vollends zuruͤcklegten.
Hamburg 1807.
Die Herrſchaft der Franzoſen waltete auch hier mit
verhaßter, unterdruͤckender Gewalt; ohne weitere Recht¬
fertigung und Anfrage, bloß weil es ihm ſo gefiel,
hatte der franzoͤſiſche Kaiſer ſich der Hanſeſtaͤdte be¬
maͤchtigt, hielt ſie beſetzt, und ließ ſie durch ſeine Pro¬
konſuln druͤcken und ausſaugen. Doch dem klugen und
gewinnreichen Handelsgeiſte waren die Liſt und Gewandt¬
heit der Napoleoniſchen Polizei nicht gewachſen, und
jener fand Beguͤnſtigung, Nachſicht und Gewinntheil¬
nehmer in denen ſelbſt, welche mit den ſtrengen Hem¬
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/55>, abgerufen am 20.11.2024.
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