Eitheile d. m. d. Embryonalkörper in Verbindung stehen.
c. Die Allantois und die mit ihrer Existenz nothwen- dig verbundenen Membranen und Gebilde des Eies, wie das Endochorion, die mittlere Haut, die Placenta und der Nabelstrang.
Wir kommen zu einem Abschnitte der Lehre des Eies, wel- cher einerseits seiner Wichtigkeit wegen die Aufmerksamkeit fast aller Naturforscher, die sich je mit unserem Gegenstande beschäf- tigt haben, auf sich gezogen, anderseits aber mit so vielen Schwie- rigkeiten verbunden ist, dass manche wesentliche Punkte trotz der Bemühungen so vieler Männer heute noch unerklärt sind. Um auf diesem verwickelten Felde eine möglichst klare Anschauung zu gewinnen, müssen wir daher auch den Gang des Vortrages auf eine eigenthümliche Weise einrichten, da wir sonst nothwen- dig zur Vermehrung der Verwirrung nur beitrügen. Wir werden aber zuvörderst a. die allgemeinen Verhältnisse, wie sich die Al- lantois und die mit ihrer Existenz zusammenhängenden Gebilde darstellen, als allgemeines Resultat vorausschicken, um so einen Anhaltpunkt für die specielleren Facta zu gewinnen. Der Beweis für jenes ist theils fremde Auctorität, theils später noch zu lie- fernde eigene Beobachtung. b. Wir werden kürzlich die wich- tigsten Beobachtungen über die Allantois der Thiere anreihen und c. dasjenige endlich anführen, was von dem Menschen in dieser Rücksicht zu sagen sey.
Einige Zeit nachdem der Darmkanal des Embryo sich als ein Rohr gebildet und abgeschlossen, entsteht an der vorderen Wandung des hintersten Theiles desselben eine Ausstülpung, die Allantois oder Harnhaut. Diese wächst bald über den Embryo hinaus, bis sie die innere Fläche des Chorion bei den Vögeln und den Säugethieren mittelbar oder unmittelbar erreicht. Dadurch aber, dass die Bauchspalte sich bis auf die Nabelöffnung schliesst, entstehen zwei Abtheilungen der Harnhaut, nämlich der dem Eie angehörende und der in dem Embryonalkörper befindliche Theil. Dieser letztere zerfällt allmählig in die nach hinten und unten gelegene Blase und den nach vorn und oben gerichteten Harn- strang oder Urachus. An und für sich ist die Allantois ohne Blutgefässe. Es verlängern sich aber die Hüftnabelgefässe, beson- ders über die nach dem Chorion hinsehende Fläche der Harnhaut. Diese Gefässe, welche Burdach für ein eigenes Blatt ansieht (Phy-
8*
Eitheile d. m. d. Embryonalkörper in Verbindung stehen.
c. Die Allantois und die mit ihrer Existenz nothwen- dig verbundenen Membranen und Gebilde des Eies, wie das Endochorion, die mittlere Haut, die Placenta und der Nabelstrang.
Wir kommen zu einem Abschnitte der Lehre des Eies, wel- cher einerseits seiner Wichtigkeit wegen die Aufmerksamkeit fast aller Naturforscher, die sich je mit unserem Gegenstande beschäf- tigt haben, auf sich gezogen, anderseits aber mit so vielen Schwie- rigkeiten verbunden ist, daſs manche wesentliche Punkte trotz der Bemühungen so vieler Männer heute noch unerklärt sind. Um auf diesem verwickelten Felde eine möglichst klare Anschauung zu gewinnen, müssen wir daher auch den Gang des Vortrages auf eine eigenthümliche Weise einrichten, da wir sonst nothwen- dig zur Vermehrung der Verwirrung nur beitrügen. Wir werden aber zuvörderst a. die allgemeinen Verhältnisse, wie sich die Al- lantois und die mit ihrer Existenz zusammenhängenden Gebilde darstellen, als allgemeines Resultat vorausschicken, um so einen Anhaltpunkt für die specielleren Facta zu gewinnen. Der Beweis für jenes ist theils fremde Auctorität, theils später noch zu lie- fernde eigene Beobachtung. b. Wir werden kürzlich die wich- tigsten Beobachtungen über die Allantois der Thiere anreihen und c. dasjenige endlich anführen, was von dem Menschen in dieser Rücksicht zu sagen sey.
Einige Zeit nachdem der Darmkanal des Embryo sich als ein Rohr gebildet und abgeschlossen, entsteht an der vorderen Wandung des hintersten Theiles desselben eine Ausstülpung, die Allantois oder Harnhaut. Diese wächst bald über den Embryo hinaus, bis sie die innere Fläche des Chorion bei den Vögeln und den Säugethieren mittelbar oder unmittelbar erreicht. Dadurch aber, daſs die Bauchspalte sich bis auf die Nabelöffnung schlieſst, entstehen zwei Abtheilungen der Harnhaut, nämlich der dem Eie angehörende und der in dem Embryonalkörper befindliche Theil. Dieser letztere zerfällt allmählig in die nach hinten und unten gelegene Blase und den nach vorn und oben gerichteten Harn- strang oder Urachus. An und für sich ist die Allantois ohne Blutgefäſse. Es verlängern sich aber die Hüftnabelgefäſse, beson- ders über die nach dem Chorion hinsehende Fläche der Harnhaut. Diese Gefäſse, welche Burdach für ein eigenes Blatt ansieht (Phy-
8*
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0143"n="115"/><fwplace="top"type="header">Eitheile d. m. d. Embryonalkörper in Verbindung stehen.</fw><lb/><divn="4"><head>c. <hirendition="#g">Die Allantois und die mit ihrer Existenz nothwen-<lb/>
dig verbundenen Membranen und Gebilde des Eies, wie<lb/>
das Endochorion, die mittlere Haut, die Placenta und<lb/>
der Nabelstrang</hi>.</head><lb/><p>Wir kommen zu einem Abschnitte der Lehre des Eies, wel-<lb/>
cher einerseits seiner Wichtigkeit wegen die Aufmerksamkeit fast<lb/>
aller Naturforscher, die sich je mit unserem Gegenstande beschäf-<lb/>
tigt haben, auf sich gezogen, anderseits aber mit so vielen Schwie-<lb/>
rigkeiten verbunden ist, daſs manche wesentliche Punkte trotz der<lb/>
Bemühungen so vieler Männer heute noch unerklärt sind. Um<lb/>
auf diesem verwickelten Felde eine möglichst klare Anschauung<lb/>
zu gewinnen, müssen wir daher auch den Gang des Vortrages<lb/>
auf eine eigenthümliche Weise einrichten, da wir sonst nothwen-<lb/>
dig zur Vermehrung der Verwirrung nur beitrügen. Wir werden<lb/>
aber zuvörderst a. die allgemeinen Verhältnisse, wie sich die Al-<lb/>
lantois und die mit ihrer Existenz zusammenhängenden Gebilde<lb/>
darstellen, als allgemeines Resultat vorausschicken, um so einen<lb/>
Anhaltpunkt für die specielleren Facta zu gewinnen. Der Beweis<lb/>
für jenes ist theils fremde Auctorität, theils später noch zu lie-<lb/>
fernde eigene Beobachtung. b. Wir werden kürzlich die wich-<lb/>
tigsten Beobachtungen über die Allantois der Thiere anreihen und<lb/>
c. dasjenige endlich anführen, was von dem Menschen in dieser<lb/>
Rücksicht zu sagen sey.</p><lb/><p>Einige Zeit nachdem der Darmkanal des Embryo sich als<lb/>
ein Rohr gebildet und abgeschlossen, entsteht an der vorderen<lb/>
Wandung des hintersten Theiles desselben eine Ausstülpung, die<lb/>
Allantois oder Harnhaut. Diese wächst bald über den Embryo<lb/>
hinaus, bis sie die innere Fläche des Chorion bei den Vögeln und<lb/>
den Säugethieren mittelbar oder unmittelbar erreicht. Dadurch<lb/>
aber, daſs die Bauchspalte sich bis auf die Nabelöffnung schlieſst,<lb/>
entstehen zwei Abtheilungen der Harnhaut, nämlich der dem Eie<lb/>
angehörende und der in dem Embryonalkörper befindliche Theil.<lb/>
Dieser letztere zerfällt allmählig in die nach hinten und unten<lb/>
gelegene Blase und den nach vorn und oben gerichteten Harn-<lb/>
strang oder Urachus. An und für sich ist die Allantois ohne<lb/>
Blutgefäſse. Es verlängern sich aber die Hüftnabelgefäſse, beson-<lb/>
ders über die nach dem Chorion hinsehende Fläche der Harnhaut.<lb/>
Diese Gefäſse, welche Burdach für ein eigenes Blatt ansieht (Phy-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">8*</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[115/0143]
Eitheile d. m. d. Embryonalkörper in Verbindung stehen.
c. Die Allantois und die mit ihrer Existenz nothwen-
dig verbundenen Membranen und Gebilde des Eies, wie
das Endochorion, die mittlere Haut, die Placenta und
der Nabelstrang.
Wir kommen zu einem Abschnitte der Lehre des Eies, wel-
cher einerseits seiner Wichtigkeit wegen die Aufmerksamkeit fast
aller Naturforscher, die sich je mit unserem Gegenstande beschäf-
tigt haben, auf sich gezogen, anderseits aber mit so vielen Schwie-
rigkeiten verbunden ist, daſs manche wesentliche Punkte trotz der
Bemühungen so vieler Männer heute noch unerklärt sind. Um
auf diesem verwickelten Felde eine möglichst klare Anschauung
zu gewinnen, müssen wir daher auch den Gang des Vortrages
auf eine eigenthümliche Weise einrichten, da wir sonst nothwen-
dig zur Vermehrung der Verwirrung nur beitrügen. Wir werden
aber zuvörderst a. die allgemeinen Verhältnisse, wie sich die Al-
lantois und die mit ihrer Existenz zusammenhängenden Gebilde
darstellen, als allgemeines Resultat vorausschicken, um so einen
Anhaltpunkt für die specielleren Facta zu gewinnen. Der Beweis
für jenes ist theils fremde Auctorität, theils später noch zu lie-
fernde eigene Beobachtung. b. Wir werden kürzlich die wich-
tigsten Beobachtungen über die Allantois der Thiere anreihen und
c. dasjenige endlich anführen, was von dem Menschen in dieser
Rücksicht zu sagen sey.
Einige Zeit nachdem der Darmkanal des Embryo sich als
ein Rohr gebildet und abgeschlossen, entsteht an der vorderen
Wandung des hintersten Theiles desselben eine Ausstülpung, die
Allantois oder Harnhaut. Diese wächst bald über den Embryo
hinaus, bis sie die innere Fläche des Chorion bei den Vögeln und
den Säugethieren mittelbar oder unmittelbar erreicht. Dadurch
aber, daſs die Bauchspalte sich bis auf die Nabelöffnung schlieſst,
entstehen zwei Abtheilungen der Harnhaut, nämlich der dem Eie
angehörende und der in dem Embryonalkörper befindliche Theil.
Dieser letztere zerfällt allmählig in die nach hinten und unten
gelegene Blase und den nach vorn und oben gerichteten Harn-
strang oder Urachus. An und für sich ist die Allantois ohne
Blutgefäſse. Es verlängern sich aber die Hüftnabelgefäſse, beson-
ders über die nach dem Chorion hinsehende Fläche der Harnhaut.
Diese Gefäſse, welche Burdach für ein eigenes Blatt ansieht (Phy-
8*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/143>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.