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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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III. Das Ei während der Fruchtentwickelung.
nicht in Weingeist löslicher Materie und freiem milchsaueren
phosphorsaueren, schwefelsaueren und salzsaueren Natron und et-
was Kali. Nach Brande (Kühn l. c. S. 134.) ist sie frisch durch-
sichtig, trübt sich aber an der Luft und bildet einen weissen,
flockigen Niederschlag. Im frischen Zustande färbt sie die Veil-
chentinktur grün, wirkt aber nicht auf Lacmus. Dieses wird je-
doch nach Kurzem schwach geröthet, weil sich bald Schwefel-
wasserstoff entwickelt. Durch die Hitze werden trübe Flocken
geronnenen Eiweisses niedergeschlagen. Eben so entsteht durch
Säuren ein Niederschlag, während Alkalien gar nicht einwirken.
Im Ueberschuss die letzteren zugesetzt, entwickelt sich Ammo-
niak. Am elektrischen negativen Pole sammelt sich Eiweiss und
Natron, an dem positiven dagegen Salzsäure. Nach Frommherz
und Gugert (Gmelin l. c. S. 1408. Berzelius l. c. S. 531.) ist
der liquor amnii gelb, unklar, von fadem Geschmacke und Ge-
ruche, reagirt vermöge seines Ammoniakgehaltes stark alkalisch
und hinterlässt nach dem Verdampfen 3 % festen Rückstandes.
Siedhitze und Alkohol erzeugen Coagula; starke bringt die Sal-
peter- und die Salzsäure, schwache dagegen die Essigsäure her-
vor. Kali causticum schlägt grauweisse Flocken nieder. Durch
Quecksilberchlorid entsteht ein bald sich rosenroth färbendes,
durch Gallapfeltinctur ein gelbes Präcipitat. Es besteht aus Ei-
weiss, Käsestoff, Speichelstoff, Osmazom, Harnstoff, durch Kali
fällbarer, sauerstoffhaltiger Materie, hydrothionsauerem und koh-
lensauerem Ammonium, benzoesauerem, kohlensauerem, phosphor-
sauerem und schwefelsauerem Natrum, phosphorsauerem und schwe-
felsauerem Kalke und Spuren von Kalisalzen. -- Was nun die
Amnionsflüssigkeit der Säugethiere betrifft, so enthält, nach Las-
saigne (Gmelin l. c. S. 1409.) die der Stute etwas Eiweissstoff,
Mucus, Osmazom, gelbe Materie, Chlorkalium, Chlornatrium, koh-
lensaueres Natrum und phosphorsaueren Kalk. An dem liquor
amnii
der Kuh findet sich (Gmelin l. c. S. 1409. Berzelius l. c.
S. 534.) in den ersten Monaten nach Prout und Dzondi Eiweiss-
stoff 0,26, Osmazom und milchsaueres Alkali 1,66, Milchzucker
und in Weingeist nicht lösliche Salze 0,38 und Wasser 97,70,
und in dem fünften bis achten Monat nach Lassaigne Eiweissstoff,
Mucus (Speichelstoff? G.), gelbe der Galle ähnliche Materie, Chlor-
kalium, Chlornatrium, kohlensaueres Natrum und phosphorsauerer
Kalk.

III. Das Ei während der Fruchtentwickelung.
nicht in Weingeist löslicher Materie und freiem milchsaueren
phosphorsaueren, schwefelsaueren und salzsaueren Natron und et-
was Kali. Nach Brande (Kühn l. c. S. 134.) ist sie frisch durch-
sichtig, trübt sich aber an der Luft und bildet einen weiſsen,
flockigen Niederschlag. Im frischen Zustande färbt sie die Veil-
chentinktur grün, wirkt aber nicht auf Lacmus. Dieses wird je-
doch nach Kurzem schwach geröthet, weil sich bald Schwefel-
wasserstoff entwickelt. Durch die Hitze werden trübe Flocken
geronnenen Eiweiſses niedergeschlagen. Eben so entsteht durch
Säuren ein Niederschlag, während Alkalien gar nicht einwirken.
Im Ueberschuſs die letzteren zugesetzt, entwickelt sich Ammo-
niak. Am elektrischen negativen Pole sammelt sich Eiweiſs und
Natron, an dem positiven dagegen Salzsäure. Nach Frommherz
und Gugert (Gmelin l. c. S. 1408. Berzelius l. c. S. 531.) ist
der liquor amnii gelb, unklar, von fadem Geschmacke und Ge-
ruche, reagirt vermöge seines Ammoniakgehaltes stark alkalisch
und hinterläſst nach dem Verdampfen 3 % festen Rückstandes.
Siedhitze und Alkohol erzeugen Coagula; starke bringt die Sal-
peter- und die Salzsäure, schwache dagegen die Essigsäure her-
vor. Kali causticum schlägt grauweiſse Flocken nieder. Durch
Quecksilberchlorid entsteht ein bald sich rosenroth färbendes,
durch Gallapfeltinctur ein gelbes Präcipitat. Es besteht aus Ei-
weiſs, Käsestoff, Speichelstoff, Osmazom, Harnstoff, durch Kali
fällbarer, sauerstoffhaltiger Materie, hydrothionsauerem und koh-
lensauerem Ammonium, benzoesauerem, kohlensauerem, phosphor-
sauerem und schwefelsauerem Natrum, phosphorsauerem und schwe-
felsauerem Kalke und Spuren von Kalisalzen. — Was nun die
Amnionsflüssigkeit der Säugethiere betrifft, so enthält, nach Las-
saigne (Gmelin l. c. S. 1409.) die der Stute etwas Eiweiſsstoff,
Mucus, Osmazom, gelbe Materie, Chlorkalium, Chlornatrium, koh-
lensaueres Natrum und phosphorsaueren Kalk. An dem liquor
amnii
der Kuh findet sich (Gmelin l. c. S. 1409. Berzelius l. c.
S. 534.) in den ersten Monaten nach Prout und Dzondi Eiweiſs-
stoff 0,26, Osmazom und milchsaueres Alkali 1,66, Milchzucker
und in Weingeist nicht lösliche Salze 0,38 und Wasser 97,70,
und in dem fünften bis achten Monat nach Lassaigne Eiweiſsstoff,
Mucus (Speichelstoff? G.), gelbe der Galle ähnliche Materie, Chlor-
kalium, Chlornatrium, kohlensaueres Natrum und phosphorsauerer
Kalk.

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[114/0142] III. Das Ei während der Fruchtentwickelung. nicht in Weingeist löslicher Materie und freiem milchsaueren phosphorsaueren, schwefelsaueren und salzsaueren Natron und et- was Kali. Nach Brande (Kühn l. c. S. 134.) ist sie frisch durch- sichtig, trübt sich aber an der Luft und bildet einen weiſsen, flockigen Niederschlag. Im frischen Zustande färbt sie die Veil- chentinktur grün, wirkt aber nicht auf Lacmus. Dieses wird je- doch nach Kurzem schwach geröthet, weil sich bald Schwefel- wasserstoff entwickelt. Durch die Hitze werden trübe Flocken geronnenen Eiweiſses niedergeschlagen. Eben so entsteht durch Säuren ein Niederschlag, während Alkalien gar nicht einwirken. Im Ueberschuſs die letzteren zugesetzt, entwickelt sich Ammo- niak. Am elektrischen negativen Pole sammelt sich Eiweiſs und Natron, an dem positiven dagegen Salzsäure. Nach Frommherz und Gugert (Gmelin l. c. S. 1408. Berzelius l. c. S. 531.) ist der liquor amnii gelb, unklar, von fadem Geschmacke und Ge- ruche, reagirt vermöge seines Ammoniakgehaltes stark alkalisch und hinterläſst nach dem Verdampfen 3 % festen Rückstandes. Siedhitze und Alkohol erzeugen Coagula; starke bringt die Sal- peter- und die Salzsäure, schwache dagegen die Essigsäure her- vor. Kali causticum schlägt grauweiſse Flocken nieder. Durch Quecksilberchlorid entsteht ein bald sich rosenroth färbendes, durch Gallapfeltinctur ein gelbes Präcipitat. Es besteht aus Ei- weiſs, Käsestoff, Speichelstoff, Osmazom, Harnstoff, durch Kali fällbarer, sauerstoffhaltiger Materie, hydrothionsauerem und koh- lensauerem Ammonium, benzoesauerem, kohlensauerem, phosphor- sauerem und schwefelsauerem Natrum, phosphorsauerem und schwe- felsauerem Kalke und Spuren von Kalisalzen. — Was nun die Amnionsflüssigkeit der Säugethiere betrifft, so enthält, nach Las- saigne (Gmelin l. c. S. 1409.) die der Stute etwas Eiweiſsstoff, Mucus, Osmazom, gelbe Materie, Chlorkalium, Chlornatrium, koh- lensaueres Natrum und phosphorsaueren Kalk. An dem liquor amnii der Kuh findet sich (Gmelin l. c. S. 1409. Berzelius l. c. S. 534.) in den ersten Monaten nach Prout und Dzondi Eiweiſs- stoff 0,26, Osmazom und milchsaueres Alkali 1,66, Milchzucker und in Weingeist nicht lösliche Salze 0,38 und Wasser 97,70, und in dem fünften bis achten Monat nach Lassaigne Eiweiſsstoff, Mucus (Speichelstoff? G.), gelbe der Galle ähnliche Materie, Chlor- kalium, Chlornatrium, kohlensaueres Natrum und phosphorsauerer Kalk.

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/142>, abgerufen am 27.04.2024.