Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746.

Bild:
<< vorherige Seite

behaupten, indem sie sagen, daß die Sele das
Hertz bewege, allein dieses geschehe nur durch
den Intellectum Purum, welches eben dieieni-
ge Kraft der Sele ist, die ich ietzo beschrieben.
Man siehet demnach mehr als zu wol ein, daß
ein Stahlianer kein Feind der Mechanisten und
daß diese auch keine Feinde der Stahlianer
seyn können. Hiervon sind aber freylich die-
ienigen Mechanisten ausgenommen, welche
glauben, das Hertz sey ein Druckwerck, und
habe vor ienen nicht das mindeste zum Voraus.
Allein ich glaube, dieses werden auch wol nur
die kleinen Mechanisten seyn, welche sich gegen
die andern etwan verhalten werden, wie die
kleinen Geister gegen die grossen.

§. 53.

Jch kan meinen geehrtesten Lesern nunmehro
einen kurtzen Abriß von dem machen, was ich in ge-
genwärtiger Schrift vorgetragen. Sie werden
hieraus zu gleicher Zeit erkennen, warum ich diese
Blätter geschrieben, ob sie etwas neues enthalten,
und wie die Gedancken darin zusammenhängen.
Jch habe in denen erstern §§. die verschie-
denen Meinungen theils von unsrer Sele
selbst, theils von der Uebereinstimmung ihrer
Veränderungen mit denen Veränderun-
gen des Körpers angeführet. Die Egoi-
sten, Jdealisten und Materialisten han-
deln allein von dem Wesen der Sele; al-
lein die Occasionalisten, Harmonisten
und Jnfluxionisten bemühen sich ihre

Ueber-

behaupten, indem ſie ſagen, daß die Sele das
Hertz bewege, allein dieſes geſchehe nur durch
den Intellectum Purum, welches eben dieieni-
ge Kraft der Sele iſt, die ich ietzo beſchrieben.
Man ſiehet demnach mehr als zu wol ein, daß
ein Stahlianer kein Feind der Mechaniſten und
daß dieſe auch keine Feinde der Stahlianer
ſeyn koͤnnen. Hiervon ſind aber freylich die-
ienigen Mechaniſten ausgenommen, welche
glauben, das Hertz ſey ein Druckwerck, und
habe vor ienen nicht das mindeſte zum Voraus.
Allein ich glaube, dieſes werden auch wol nur
die kleinen Mechaniſten ſeyn, welche ſich gegen
die andern etwan verhalten werden, wie die
kleinen Geiſter gegen die groſſen.

§. 53.

Jch kan meinen geehrteſten Leſern nunmehro
einen kurtzen Abriß von dem machen, was ich in ge-
genwaͤrtiger Schrift vorgetragen. Sie werden
hieraus zu gleicher Zeit erkennen, warum ich dieſe
Blaͤtter geſchrieben, ob ſie etwas neues enthalten,
und wie die Gedancken darin zuſammenhaͤngen.
Jch habe in denen erſtern §§. die verſchie-
denen Meinungen theils von unſrer Sele
ſelbſt, theils von der Uebereinſtim̃ung ihrer
Veraͤnderungen mit denen Veraͤnderun-
gen des Koͤrpers angefuͤhret. Die Egoi-
ſten, Jdealiſten und Materialiſten han-
deln allein von dem Weſen der Sele; al-
lein die Occaſionaliſten, Harmoniſten
und Jnfluxioniſten bemuͤhen ſich ihre

Ueber-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0162" n="132"/>
behaupten, indem &#x017F;ie &#x017F;agen, daß die Sele das<lb/>
Hertz bewege, allein die&#x017F;es ge&#x017F;chehe nur durch<lb/>
den <hi rendition="#aq">Intellectum Purum,</hi> welches eben dieieni-<lb/>
ge Kraft der Sele i&#x017F;t, die ich ietzo be&#x017F;chrieben.<lb/>
Man &#x017F;iehet demnach mehr als zu wol ein, daß<lb/>
ein Stahlianer kein Feind der Mechani&#x017F;ten und<lb/>
daß die&#x017F;e auch keine Feinde der Stahlianer<lb/>
&#x017F;eyn ko&#x0364;nnen. Hiervon &#x017F;ind aber freylich die-<lb/>
ienigen Mechani&#x017F;ten ausgenommen, welche<lb/>
glauben, das Hertz &#x017F;ey ein Druckwerck, und<lb/>
habe vor ienen nicht das minde&#x017F;te zum Voraus.<lb/>
Allein ich glaube, die&#x017F;es werden auch wol nur<lb/>
die kleinen Mechani&#x017F;ten &#x017F;eyn, welche &#x017F;ich gegen<lb/>
die andern etwan verhalten werden, wie die<lb/>
kleinen Gei&#x017F;ter gegen die gro&#x017F;&#x017F;en.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 53.</head><lb/>
          <p>Jch kan meinen <hi rendition="#fr">geehrte&#x017F;ten Le&#x017F;ern</hi> nunmehro<lb/>
einen kurtzen Abriß von dem machen, was ich in ge-<lb/>
genwa&#x0364;rtiger Schrift vorgetragen. Sie werden<lb/>
hieraus zu gleicher Zeit erkennen, warum ich die&#x017F;e<lb/>
Bla&#x0364;tter ge&#x017F;chrieben, ob &#x017F;ie etwas neues enthalten,<lb/>
und wie die Gedancken darin zu&#x017F;ammenha&#x0364;ngen.<lb/><hi rendition="#fr">Jch habe in denen er&#x017F;tern §§. die ver&#x017F;chie-<lb/>
denen Meinungen theils von un&#x017F;rer Sele<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t, theils von der Ueberein&#x017F;tim&#x0303;ung ihrer<lb/>
Vera&#x0364;nderungen mit denen Vera&#x0364;nderun-<lb/>
gen des Ko&#x0364;rpers angefu&#x0364;hret. Die Egoi-<lb/>
&#x017F;ten, Jdeali&#x017F;ten und Materiali&#x017F;ten han-<lb/>
deln allein von dem We&#x017F;en der Sele; al-<lb/>
lein die Occa&#x017F;ionali&#x017F;ten, Harmoni&#x017F;ten<lb/>
und Jnfluxioni&#x017F;ten bemu&#x0364;hen &#x017F;ich ihre</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Ueber-</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[132/0162] behaupten, indem ſie ſagen, daß die Sele das Hertz bewege, allein dieſes geſchehe nur durch den Intellectum Purum, welches eben dieieni- ge Kraft der Sele iſt, die ich ietzo beſchrieben. Man ſiehet demnach mehr als zu wol ein, daß ein Stahlianer kein Feind der Mechaniſten und daß dieſe auch keine Feinde der Stahlianer ſeyn koͤnnen. Hiervon ſind aber freylich die- ienigen Mechaniſten ausgenommen, welche glauben, das Hertz ſey ein Druckwerck, und habe vor ienen nicht das mindeſte zum Voraus. Allein ich glaube, dieſes werden auch wol nur die kleinen Mechaniſten ſeyn, welche ſich gegen die andern etwan verhalten werden, wie die kleinen Geiſter gegen die groſſen. §. 53. Jch kan meinen geehrteſten Leſern nunmehro einen kurtzen Abriß von dem machen, was ich in ge- genwaͤrtiger Schrift vorgetragen. Sie werden hieraus zu gleicher Zeit erkennen, warum ich dieſe Blaͤtter geſchrieben, ob ſie etwas neues enthalten, und wie die Gedancken darin zuſammenhaͤngen. Jch habe in denen erſtern §§. die verſchie- denen Meinungen theils von unſrer Sele ſelbſt, theils von der Uebereinſtim̃ung ihrer Veraͤnderungen mit denen Veraͤnderun- gen des Koͤrpers angefuͤhret. Die Egoi- ſten, Jdealiſten und Materialiſten han- deln allein von dem Weſen der Sele; al- lein die Occaſionaliſten, Harmoniſten und Jnfluxioniſten bemuͤhen ſich ihre Ueber-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_gedanken_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_gedanken_1746/162
Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_gedanken_1746/162>, abgerufen am 21.11.2024.