Willkührs, nicht aber des sinnlichen. Mithin giebt es unzählige (sinnlich) willkührliche Bewegungen, die nicht freywillige sind.
§. 336.
Anstatt daß bey den sinnlichen Begierden und Ver- abscheuungen, besonders bey den Trieben, weder die sinn- lichen Reizungen, noch die Befriedigung derselben in der Gewalt der Seele stehen, §. 292. so hat sie bey den verständigen Begierden und Verabscheuungen, in so fern damit nicht sinnliche Reizungen und Begierden ver- bunden, oder die Gegenstände äußere Empfindungen, oder davon auf nähere Weise abhängig sind, §. 333. 81. die Macht, beyde selbst zu bestimmen, §. 110. und es sind demnach unter ihren Begierden und Verab- scheuungen die verständigen eben so eigenmächtige Vor- stellungen, als die Vorstellungen des Verstandes unter ihren Erkenntnissen. §. 27. 76. Jndem sich also die Seele die gute Seite einer Sache mit Ueberlegung er- kieset, oder Zwecke vorsetzet, in deren Beziehung sie die- selbe betrachtet, kann sie verursachen, daß sie ihr gefalle, mithin daß sie sie begehre, und so im Gegentheile, daß sie ihr misfalle, und daß sie dieselbe verabscheue. Jn- dem sie sich solche Vorstellungen zu Gegenständen der Begierden und Verabscheuungen wählet, deren Hervor- bringung völlig in ihrer Macht steht, z. E. die Mus- keln zu den willkührlichen Bewegungen zu regen, §. 283. befriediget sie ihre Begierden augenblicklich bey ihrem Entstehen, und wenn diese Vorstellungen in den mecha- nischen Maschinen Seelenwirkungen (freywillige Bewe- gungen) hervorbringen, so erfolgen diese, sobald sie sie nur begehret. Dieß ist der Grund, warum die frey- willigen Bewegungen, wie alle willkührliche überhaupt, §. 283. den Gedanken der Seele so zu Gebote stehen, daß das bloße Belieben derselben zu ihrer Hervorbrin-
gung
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des Willens.
Willkuͤhrs, nicht aber des ſinnlichen. Mithin giebt es unzaͤhlige (ſinnlich) willkuͤhrliche Bewegungen, die nicht freywillige ſind.
§. 336.
Anſtatt daß bey den ſinnlichen Begierden und Ver- abſcheuungen, beſonders bey den Trieben, weder die ſinn- lichen Reizungen, noch die Befriedigung derſelben in der Gewalt der Seele ſtehen, §. 292. ſo hat ſie bey den verſtaͤndigen Begierden und Verabſcheuungen, in ſo fern damit nicht ſinnliche Reizungen und Begierden ver- bunden, oder die Gegenſtaͤnde aͤußere Empfindungen, oder davon auf naͤhere Weiſe abhaͤngig ſind, §. 333. 81. die Macht, beyde ſelbſt zu beſtimmen, §. 110. und es ſind demnach unter ihren Begierden und Verab- ſcheuungen die verſtaͤndigen eben ſo eigenmaͤchtige Vor- ſtellungen, als die Vorſtellungen des Verſtandes unter ihren Erkenntniſſen. §. 27. 76. Jndem ſich alſo die Seele die gute Seite einer Sache mit Ueberlegung er- kieſet, oder Zwecke vorſetzet, in deren Beziehung ſie die- ſelbe betrachtet, kann ſie verurſachen, daß ſie ihr gefalle, mithin daß ſie ſie begehre, und ſo im Gegentheile, daß ſie ihr misfalle, und daß ſie dieſelbe verabſcheue. Jn- dem ſie ſich ſolche Vorſtellungen zu Gegenſtaͤnden der Begierden und Verabſcheuungen waͤhlet, deren Hervor- bringung voͤllig in ihrer Macht ſteht, z. E. die Mus- keln zu den willkuͤhrlichen Bewegungen zu regen, §. 283. befriediget ſie ihre Begierden augenblicklich bey ihrem Entſtehen, und wenn dieſe Vorſtellungen in den mecha- niſchen Maſchinen Seelenwirkungen (freywillige Bewe- gungen) hervorbringen, ſo erfolgen dieſe, ſobald ſie ſie nur begehret. Dieß iſt der Grund, warum die frey- willigen Bewegungen, wie alle willkuͤhrliche uͤberhaupt, §. 283. den Gedanken der Seele ſo zu Gebote ſtehen, daß das bloße Belieben derſelben zu ihrer Hervorbrin-
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Willkuͤhrs, nicht aber des ſinnlichen. Mithin giebt
es unzaͤhlige (ſinnlich) willkuͤhrliche Bewegungen, die
nicht freywillige ſind.
§. 336.
Anſtatt daß bey den ſinnlichen Begierden und Ver-
abſcheuungen, beſonders bey den Trieben, weder die ſinn-
lichen Reizungen, noch die Befriedigung derſelben in
der Gewalt der Seele ſtehen, §. 292. ſo hat ſie bey
den verſtaͤndigen Begierden und Verabſcheuungen, in ſo
fern damit nicht ſinnliche Reizungen und Begierden ver-
bunden, oder die Gegenſtaͤnde aͤußere Empfindungen,
oder davon auf naͤhere Weiſe abhaͤngig ſind, §. 333.
81. die Macht, beyde ſelbſt zu beſtimmen, §. 110. und
es ſind demnach unter ihren Begierden und Verab-
ſcheuungen die verſtaͤndigen eben ſo eigenmaͤchtige Vor-
ſtellungen, als die Vorſtellungen des Verſtandes unter
ihren Erkenntniſſen. §. 27. 76. Jndem ſich alſo die
Seele die gute Seite einer Sache mit Ueberlegung er-
kieſet, oder Zwecke vorſetzet, in deren Beziehung ſie die-
ſelbe betrachtet, kann ſie verurſachen, daß ſie ihr gefalle,
mithin daß ſie ſie begehre, und ſo im Gegentheile, daß
ſie ihr misfalle, und daß ſie dieſelbe verabſcheue. Jn-
dem ſie ſich ſolche Vorſtellungen zu Gegenſtaͤnden der
Begierden und Verabſcheuungen waͤhlet, deren Hervor-
bringung voͤllig in ihrer Macht ſteht, z. E. die Mus-
keln zu den willkuͤhrlichen Bewegungen zu regen, §. 283.
befriediget ſie ihre Begierden augenblicklich bey ihrem
Entſtehen, und wenn dieſe Vorſtellungen in den mecha-
niſchen Maſchinen Seelenwirkungen (freywillige Bewe-
gungen) hervorbringen, ſo erfolgen dieſe, ſobald ſie ſie
nur begehret. Dieß iſt der Grund, warum die frey-
willigen Bewegungen, wie alle willkuͤhrliche uͤberhaupt,
§. 283. den Gedanken der Seele ſo zu Gebote ſtehen,
daß das bloße Belieben derſelben zu ihrer Hervorbrin-
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/353>, abgerufen am 21.12.2024.
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