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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
nischen Maschinen des Körpers. §. 332. Jst aber der
Gegenstand des Wollens und Nichtwollens eine Vor-
stellung, die in die mechanischen Maschinen wirken wür-
de, so werden durch die Begierden und Verabscheuun-
gen des Willens auch solche materielle Jdeen derselben
unvollständig im Gehirne gewirket, die auf diese mecha-
nischen Maschinen einen Einfluß haben; §. 96. und so
haben die Begierden und Verabscheuungen des Willens
in den mechanischen Maschinen einige Seelenwirkungen.
§. 104. 110. So äußert sich z. E. die Begierde des
Willens, eine gewisse Wahrheit deutlich zu begreifen,
durch keine Seelenwirkungen außerhalb dem Gehirne:
hingegen machet der Vorsatz eine gewisse Handlung des
Körpers zu verrichten, z. E. aufzustehen um etwas zu
ergreifen, daß man die Füße oder Hände, kurz die
Glieder, die sich bewegen sollen, in die Lage bringt, die
zur Verrichtung, zum Aufstehen oder Ergreifen, erfo-
dert wird. Die Seelenwirkungen, welche verständige
Begierden oder Verabscheuungen unmittelbar durch die
Nerven in den mechanischen Maschinen hervorbringen,
heißen freywillige Bewegungen. Also bringen eini-
ge Begierden und Verabscheuungen des Willens frey-
willige Bewegungen hervor. Wenn die Hervorbrin-
gung der vollständigen Vorstellung zu freywilligen Be-
wegungen gänzlich in der Macht des Willens der Seele
steht, so erfolgen sie wirklich vollständig und allein durch
die Bestrebungen des Willens: und es sind also in sol-
chem Falle auch die Befriedigungen dieser verständigen
Begierden und Verabscheuungen freywillige Bewe-
gungen.

Anmerkung. Man verwechselt fast durchgängig
die freywilligen mit den willkührlichen Bewegun-
gen überhaupt. Der Willkühr kann sowohl sinn-
lich, als verständig seyn. Die freywilligen Bewe-
gungen sind nur Seelenwirkungen des verständigen

Will-

I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
niſchen Maſchinen des Koͤrpers. §. 332. Jſt aber der
Gegenſtand des Wollens und Nichtwollens eine Vor-
ſtellung, die in die mechaniſchen Maſchinen wirken wuͤr-
de, ſo werden durch die Begierden und Verabſcheuun-
gen des Willens auch ſolche materielle Jdeen derſelben
unvollſtaͤndig im Gehirne gewirket, die auf dieſe mecha-
niſchen Maſchinen einen Einfluß haben; §. 96. und ſo
haben die Begierden und Verabſcheuungen des Willens
in den mechaniſchen Maſchinen einige Seelenwirkungen.
§. 104. 110. So aͤußert ſich z. E. die Begierde des
Willens, eine gewiſſe Wahrheit deutlich zu begreifen,
durch keine Seelenwirkungen außerhalb dem Gehirne:
hingegen machet der Vorſatz eine gewiſſe Handlung des
Koͤrpers zu verrichten, z. E. aufzuſtehen um etwas zu
ergreifen, daß man die Fuͤße oder Haͤnde, kurz die
Glieder, die ſich bewegen ſollen, in die Lage bringt, die
zur Verrichtung, zum Aufſtehen oder Ergreifen, erfo-
dert wird. Die Seelenwirkungen, welche verſtaͤndige
Begierden oder Verabſcheuungen unmittelbar durch die
Nerven in den mechaniſchen Maſchinen hervorbringen,
heißen freywillige Bewegungen. Alſo bringen eini-
ge Begierden und Verabſcheuungen des Willens frey-
willige Bewegungen hervor. Wenn die Hervorbrin-
gung der vollſtaͤndigen Vorſtellung zu freywilligen Be-
wegungen gaͤnzlich in der Macht des Willens der Seele
ſteht, ſo erfolgen ſie wirklich vollſtaͤndig und allein durch
die Beſtrebungen des Willens: und es ſind alſo in ſol-
chem Falle auch die Befriedigungen dieſer verſtaͤndigen
Begierden und Verabſcheuungen freywillige Bewe-
gungen.

Anmerkung. Man verwechſelt faſt durchgaͤngig
die freywilligen mit den willkuͤhrlichen Bewegun-
gen uͤberhaupt. Der Willkuͤhr kann ſowohl ſinn-
lich, als verſtaͤndig ſeyn. Die freywilligen Bewe-
gungen ſind nur Seelenwirkungen des verſtaͤndigen

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[328/0352] I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan. niſchen Maſchinen des Koͤrpers. §. 332. Jſt aber der Gegenſtand des Wollens und Nichtwollens eine Vor- ſtellung, die in die mechaniſchen Maſchinen wirken wuͤr- de, ſo werden durch die Begierden und Verabſcheuun- gen des Willens auch ſolche materielle Jdeen derſelben unvollſtaͤndig im Gehirne gewirket, die auf dieſe mecha- niſchen Maſchinen einen Einfluß haben; §. 96. und ſo haben die Begierden und Verabſcheuungen des Willens in den mechaniſchen Maſchinen einige Seelenwirkungen. §. 104. 110. So aͤußert ſich z. E. die Begierde des Willens, eine gewiſſe Wahrheit deutlich zu begreifen, durch keine Seelenwirkungen außerhalb dem Gehirne: hingegen machet der Vorſatz eine gewiſſe Handlung des Koͤrpers zu verrichten, z. E. aufzuſtehen um etwas zu ergreifen, daß man die Fuͤße oder Haͤnde, kurz die Glieder, die ſich bewegen ſollen, in die Lage bringt, die zur Verrichtung, zum Aufſtehen oder Ergreifen, erfo- dert wird. Die Seelenwirkungen, welche verſtaͤndige Begierden oder Verabſcheuungen unmittelbar durch die Nerven in den mechaniſchen Maſchinen hervorbringen, heißen freywillige Bewegungen. Alſo bringen eini- ge Begierden und Verabſcheuungen des Willens frey- willige Bewegungen hervor. Wenn die Hervorbrin- gung der vollſtaͤndigen Vorſtellung zu freywilligen Be- wegungen gaͤnzlich in der Macht des Willens der Seele ſteht, ſo erfolgen ſie wirklich vollſtaͤndig und allein durch die Beſtrebungen des Willens: und es ſind alſo in ſol- chem Falle auch die Befriedigungen dieſer verſtaͤndigen Begierden und Verabſcheuungen freywillige Bewe- gungen. Anmerkung. Man verwechſelt faſt durchgaͤngig die freywilligen mit den willkuͤhrlichen Bewegun- gen uͤberhaupt. Der Willkuͤhr kann ſowohl ſinn- lich, als verſtaͤndig ſeyn. Die freywilligen Bewe- gungen ſind nur Seelenwirkungen des verſtaͤndigen Will-

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/352>, abgerufen am 21.11.2024.