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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796.

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habe oft jene bekannten tugendhaften Bücher
gelesen, um mir die Sache recht nahe zu brin-
gen, aber weder Poesie noch Prosa haben in
mir etwas angeschlagen, ob ich mir gleich jene
armseeligen gequälten Menschen ziemlich deut-
lich vorstellen kann.

Doch ich werde wirklich zu weitläuftig,
und Du verstehst mich am Ende doch nicht ganz;
ich will daher hier mehrere Jahre übergehen,
um mich dem Schlusse meiner Erzählung zu
nähern.

Geheime Gesellschaft.

Als ich etwas älter geworden war, fand
ich mich damit nicht beruhigt, daß mich die
Menschen nicht betrügen konnten. Jeder Mensch
hat irgend ein Spielwerk, ein Steckenpferd,
dem er sich mit ganzer Seele hingiebt, und da
jetzt bey mir der Trieb zur Thätigkeit erwachte,
so wünschte ich mir auch irgend etwas einzu-
richten, worinn ich mit Vergnügen arbeiten
könnte. Ich hatte von je einen großen Hang
zu Seltsamkeiten in mir verspürt, und so war
es auch jetzt die Idee eines geheimen Ordens,

habe oft jene bekannten tugendhaften Buͤcher
geleſen, um mir die Sache recht nahe zu brin-
gen, aber weder Poeſie noch Proſa haben in
mir etwas angeſchlagen, ob ich mir gleich jene
armſeeligen gequaͤlten Menſchen ziemlich deut-
lich vorſtellen kann.

Doch ich werde wirklich zu weitlaͤuftig,
und Du verſtehſt mich am Ende doch nicht ganz;
ich will daher hier mehrere Jahre uͤbergehen,
um mich dem Schluſſe meiner Erzaͤhlung zu
naͤhern.

Geheime Geſellſchaft.

Als ich etwas aͤlter geworden war, fand
ich mich damit nicht beruhigt, daß mich die
Menſchen nicht betruͤgen konnten. Jeder Menſch
hat irgend ein Spielwerk, ein Steckenpferd,
dem er ſich mit ganzer Seele hingiebt, und da
jetzt bey mir der Trieb zur Thaͤtigkeit erwachte,
ſo wuͤnſchte ich mir auch irgend etwas einzu-
richten, worinn ich mit Vergnuͤgen arbeiten
koͤnnte. Ich hatte von je einen großen Hang
zu Seltſamkeiten in mir verſpuͤrt, und ſo war
es auch jetzt die Idee eines geheimen Ordens,

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[442/0449] habe oft jene bekannten tugendhaften Buͤcher geleſen, um mir die Sache recht nahe zu brin- gen, aber weder Poeſie noch Proſa haben in mir etwas angeſchlagen, ob ich mir gleich jene armſeeligen gequaͤlten Menſchen ziemlich deut- lich vorſtellen kann. Doch ich werde wirklich zu weitlaͤuftig, und Du verſtehſt mich am Ende doch nicht ganz; ich will daher hier mehrere Jahre uͤbergehen, um mich dem Schluſſe meiner Erzaͤhlung zu naͤhern. Geheime Geſellſchaft. Als ich etwas aͤlter geworden war, fand ich mich damit nicht beruhigt, daß mich die Menſchen nicht betruͤgen konnten. Jeder Menſch hat irgend ein Spielwerk, ein Steckenpferd, dem er ſich mit ganzer Seele hingiebt, und da jetzt bey mir der Trieb zur Thaͤtigkeit erwachte, ſo wuͤnſchte ich mir auch irgend etwas einzu- richten, worinn ich mit Vergnuͤgen arbeiten koͤnnte. Ich hatte von je einen großen Hang zu Seltſamkeiten in mir verſpuͤrt, und ſo war es auch jetzt die Idee eines geheimen Ordens,

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/449>, abgerufen am 30.12.2024.