Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796.

Bild:
<< vorherige Seite
12.
Francesko an Adriano.

Recht so, Adriano! Sie glauben nicht, in
welche lustige Stimmung mich ihr Brief ver-
setzt hat. Es ist, als seh' ich uns beyde schon
verheirathet, die Bräutigamswochen überstanden
und dann als gesetzte und wohlkonditionirte
Ehemänner. Das ganze menschliche Leben, alle
Pla[e]ne, alle Romane und alles was gedacht und
geträumt wird, läuft am Ende denn doch nur
auf eine einfache, ganz prosaische Heirath hin-
aus. Wir schließen den Roman unsers Lebens
mit dieser alltäglichen, aber stets interessanten
Entwickelung. -- Ich glaube, Sie haben bey
Ihrem Briefe eine Ahndung von meinem Zu-
stande gehabt. Ich habe hier nehmlich ein
Frauenzimmer kennen gelernt, -- ein Frauen-
zimmer, -- verlangen Sie keine Beschreibung
von mir, denn die ist mir viel zu umständlich,
aber wenn ich Ihnen sage, daß ich sie inter-
essant
finde, so hoffe ich, ich habe Ihnen da-

12.
Francesko an Adriano.

Recht ſo, Adriano! Sie glauben nicht, in
welche luſtige Stimmung mich ihr Brief ver-
ſetzt hat. Es iſt, als ſeh' ich uns beyde ſchon
verheirathet, die Braͤutigamswochen uͤberſtanden
und dann als geſetzte und wohlkonditionirte
Ehemaͤnner. Das ganze menſchliche Leben, alle
Pla[ͤ]ne, alle Romane und alles was gedacht und
getraͤumt wird, laͤuft am Ende denn doch nur
auf eine einfache, ganz proſaiſche Heirath hin-
aus. Wir ſchließen den Roman unſers Lebens
mit dieſer alltaͤglichen, aber ſtets intereſſanten
Entwickelung. — Ich glaube, Sie haben bey
Ihrem Briefe eine Ahndung von meinem Zu-
ſtande gehabt. Ich habe hier nehmlich ein
Frauenzimmer kennen gelernt, — ein Frauen-
zimmer, — verlangen Sie keine Beſchreibung
von mir, denn die iſt mir viel zu umſtaͤndlich,
aber wenn ich Ihnen ſage, daß ich ſie inter-
eſſant
finde, ſo hoffe ich, ich habe Ihnen da-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0366" n="359"/>
        <div n="2">
          <head>12.<lb/><hi rendition="#g">Francesko an Adriano</hi>.</head><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#et"><hi rendition="#g">Rom</hi>.</hi> </dateline><lb/>
          <p><hi rendition="#in">R</hi>echt &#x017F;o, Adriano! Sie glauben nicht, in<lb/>
welche lu&#x017F;tige Stimmung mich ihr Brief ver-<lb/>
&#x017F;etzt hat. Es i&#x017F;t, als &#x017F;eh' ich uns beyde &#x017F;chon<lb/>
verheirathet, die Bra&#x0364;utigamswochen u&#x0364;ber&#x017F;tanden<lb/>
und dann als ge&#x017F;etzte und wohlkonditionirte<lb/>
Ehema&#x0364;nner. Das ganze men&#x017F;chliche Leben, alle<lb/>
Pla<supplied>&#x0364;</supplied>ne, alle Romane und alles was gedacht und<lb/>
getra&#x0364;umt wird, la&#x0364;uft am Ende denn doch nur<lb/>
auf eine einfache, ganz pro&#x017F;ai&#x017F;che Heirath hin-<lb/>
aus. Wir &#x017F;chließen den Roman un&#x017F;ers Lebens<lb/>
mit die&#x017F;er allta&#x0364;glichen, aber &#x017F;tets intere&#x017F;&#x017F;anten<lb/>
Entwickelung. &#x2014; Ich glaube, Sie haben bey<lb/>
Ihrem Briefe eine Ahndung von meinem Zu-<lb/>
&#x017F;tande gehabt. Ich habe hier nehmlich ein<lb/>
Frauenzimmer kennen gelernt, &#x2014; ein Frauen-<lb/>
zimmer, &#x2014; verlangen Sie keine Be&#x017F;chreibung<lb/>
von mir, denn die i&#x017F;t mir viel zu um&#x017F;ta&#x0364;ndlich,<lb/>
aber wenn ich Ihnen &#x017F;age, daß ich &#x017F;ie <hi rendition="#g">inter-<lb/>
e&#x017F;&#x017F;ant</hi> finde, &#x017F;o hoffe ich, ich habe Ihnen da-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[359/0366] 12. Francesko an Adriano. Rom. Recht ſo, Adriano! Sie glauben nicht, in welche luſtige Stimmung mich ihr Brief ver- ſetzt hat. Es iſt, als ſeh' ich uns beyde ſchon verheirathet, die Braͤutigamswochen uͤberſtanden und dann als geſetzte und wohlkonditionirte Ehemaͤnner. Das ganze menſchliche Leben, alle Plaͤne, alle Romane und alles was gedacht und getraͤumt wird, laͤuft am Ende denn doch nur auf eine einfache, ganz proſaiſche Heirath hin- aus. Wir ſchließen den Roman unſers Lebens mit dieſer alltaͤglichen, aber ſtets intereſſanten Entwickelung. — Ich glaube, Sie haben bey Ihrem Briefe eine Ahndung von meinem Zu- ſtande gehabt. Ich habe hier nehmlich ein Frauenzimmer kennen gelernt, — ein Frauen- zimmer, — verlangen Sie keine Beſchreibung von mir, denn die iſt mir viel zu umſtaͤndlich, aber wenn ich Ihnen ſage, daß ich ſie inter- eſſant finde, ſo hoffe ich, ich habe Ihnen da-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/366
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/366>, abgerufen am 21.11.2024.