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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796.

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8.
William Lovell an Rosa.


Ich habe mich nirgends aufgehalten, und dar-
um haben Sie bis jetzt noch keinen Brief von
mir erhalten, hier aber will ich nun mehrere
Tage von den Beschwerlichkeiten der Reise
ruhn.

Ich hätte nicht noch jenen lustigen Abend
bey unserm Franzesko genießen sollen, denn die
Einsamkeit, die Entfernung von Ihnen und al-
len unsern Freunden drückt mich nun um so
schmerzhafter. Schon unter der Munterkeit,
unter dem lauten Lachen sah ich in Gedanken
meinen einsamen Wagen zwischen düstern Ber-
gen fahren, und nun sitz ich hier in einer frem-
den Stadt, so ganz abgesondert, tief in Be-
trachtungen und Erinnerungen mancherley Art
versenkt.

Ich wollte vor meiner Abreise noch Bianka
besuchen, allein halb war es unmöglich, halb
hab' ich es vergessen. Nichts ist für mich wi-
driger und betrübter als jeder Abend vor ei-

8.
William Lovell an Roſa.


Ich habe mich nirgends aufgehalten, und dar-
um haben Sie bis jetzt noch keinen Brief von
mir erhalten, hier aber will ich nun mehrere
Tage von den Beſchwerlichkeiten der Reiſe
ruhn.

Ich haͤtte nicht noch jenen luſtigen Abend
bey unſerm Franzesko genießen ſollen, denn die
Einſamkeit, die Entfernung von Ihnen und al-
len unſern Freunden druͤckt mich nun um ſo
ſchmerzhafter. Schon unter der Munterkeit,
unter dem lauten Lachen ſah ich in Gedanken
meinen einſamen Wagen zwiſchen duͤſtern Ber-
gen fahren, und nun ſitz ich hier in einer frem-
den Stadt, ſo ganz abgeſondert, tief in Be-
trachtungen und Erinnerungen mancherley Art
verſenkt.

Ich wollte vor meiner Abreiſe noch Bianka
beſuchen, allein halb war es unmoͤglich, halb
hab’ ich es vergeſſen. Nichts iſt fuͤr mich wi-
driger und betruͤbter als jeder Abend vor ei-

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[389/0395] 8. William Lovell an Roſa. Chambery. Ich habe mich nirgends aufgehalten, und dar- um haben Sie bis jetzt noch keinen Brief von mir erhalten, hier aber will ich nun mehrere Tage von den Beſchwerlichkeiten der Reiſe ruhn. Ich haͤtte nicht noch jenen luſtigen Abend bey unſerm Franzesko genießen ſollen, denn die Einſamkeit, die Entfernung von Ihnen und al- len unſern Freunden druͤckt mich nun um ſo ſchmerzhafter. Schon unter der Munterkeit, unter dem lauten Lachen ſah ich in Gedanken meinen einſamen Wagen zwiſchen duͤſtern Ber- gen fahren, und nun ſitz ich hier in einer frem- den Stadt, ſo ganz abgeſondert, tief in Be- trachtungen und Erinnerungen mancherley Art verſenkt. Ich wollte vor meiner Abreiſe noch Bianka beſuchen, allein halb war es unmoͤglich, halb hab’ ich es vergeſſen. Nichts iſt fuͤr mich wi- driger und betruͤbter als jeder Abend vor ei-

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796/395>, abgerufen am 21.11.2024.