Ich vereinige meine mit Amaliens Bitten, um Sie zu bewegen, uns mit Ihrer Schwester hier auf einige Tage zu besuchen. Ich finde mich hier außerordentlich glücklich und froh. -- Ach, lieber Freund, folgen Sie meinem Beyspiele, verlieben Sie sich, und heirathen Sie dann, dies ist die schönste Epoche, das fühl' ich jetzt innig, die der Mensch erleben kann. Mag man doch vom Genusse der Philosophie und von den wunderbaren Empfindungen, die uns das Stu- dium der schönen Wissenschaften gewähren soll, sprechen, was man will, es giebt immer Au- genblicke im Leben, in denen der Mensch die Leere fühlt, die ihn dabey umgiebt, wie wenig alle seine Beschäfftigungen mit ihm selbst zusam- menhängen. Aber wenn zwey Seelen mit ein- ander verbunden sind, und der eine den andern mit jedem Tage mehr versteht, und sich ihr Band immer fester schlingt, wenn man selbst
6. Mortimer an Eduard Burton.
Roger — place in Hampſhire.
Ich vereinige meine mit Amaliens Bitten, um Sie zu bewegen, uns mit Ihrer Schweſter hier auf einige Tage zu beſuchen. Ich finde mich hier außerordentlich gluͤcklich und froh. — Ach, lieber Freund, folgen Sie meinem Beyſpiele, verlieben Sie ſich, und heirathen Sie dann, dies iſt die ſchoͤnſte Epoche, das fuͤhl’ ich jetzt innig, die der Menſch erleben kann. Mag man doch vom Genuſſe der Philoſophie und von den wunderbaren Empfindungen, die uns das Stu- dium der ſchoͤnen Wiſſenſchaften gewaͤhren ſoll, ſprechen, was man will, es giebt immer Au- genblicke im Leben, in denen der Menſch die Leere fuͤhlt, die ihn dabey umgiebt, wie wenig alle ſeine Beſchaͤfftigungen mit ihm ſelbſt zuſam- menhaͤngen. Aber wenn zwey Seelen mit ein- ander verbunden ſind, und der eine den andern mit jedem Tage mehr verſteht, und ſich ihr Band immer feſter ſchlingt, wenn man ſelbſt
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6.
Mortimer an Eduard Burton.
Roger — place
in Hampſhire.
Ich vereinige meine mit Amaliens Bitten, um
Sie zu bewegen, uns mit Ihrer Schweſter hier
auf einige Tage zu beſuchen. Ich finde mich
hier außerordentlich gluͤcklich und froh. — Ach,
lieber Freund, folgen Sie meinem Beyſpiele,
verlieben Sie ſich, und heirathen Sie dann,
dies iſt die ſchoͤnſte Epoche, das fuͤhl’ ich jetzt
innig, die der Menſch erleben kann. Mag man
doch vom Genuſſe der Philoſophie und von den
wunderbaren Empfindungen, die uns das Stu-
dium der ſchoͤnen Wiſſenſchaften gewaͤhren ſoll,
ſprechen, was man will, es giebt immer Au-
genblicke im Leben, in denen der Menſch die
Leere fuͤhlt, die ihn dabey umgiebt, wie wenig
alle ſeine Beſchaͤfftigungen mit ihm ſelbſt zuſam-
menhaͤngen. Aber wenn zwey Seelen mit ein-
ander verbunden ſind, und der eine den andern
mit jedem Tage mehr verſteht, und ſich ihr
Band immer feſter ſchlingt, wenn man ſelbſt
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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796/248>, abgerufen am 21.11.2024.
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