Ihren Brief habe ich erst jetzt bey meiner Zu- rückkunft gefunden. Sie haben Recht, und ich habe nach Ihrem Rathe gehandelt, ohne ihn zu kennen.
Ich bin noch wie im Traume, es ist Nacht, indem ich Ihnen schreibe, und ich weiß noch immer nicht, was morgen geschehen wird. Seit einer Stunde bin ich von einer kleinen Reise zurück gekommen, ich bin müde und kann doch nicht schlafen. -- Die Ankunft Pietro's hatte mir alle Laune verdorben; ich wußte den Weg, den er kommen, und wann er anlangen würde. Ich ritt auf die Straße nach Neapel; bey Ro- salinen schützte ich eine nothwendige Arbeit vor, die ich in der Stadt zu Ende bringen müßte. Hinter Sezza liegt ein einzelnes einsames Haus, dort erwartete ich den Bösewicht, den ich schon im innersten Herzen haßte, noch ehe ich ihn gesehn hatte. Er wollte gestern Abend dort ankommen, und kam nicht. Endlich that
49. William Lovell an Roſa.
Rom.
Ihren Brief habe ich erſt jetzt bey meiner Zu- ruͤckkunft gefunden. Sie haben Recht, und ich habe nach Ihrem Rathe gehandelt, ohne ihn zu kennen.
Ich bin noch wie im Traume, es iſt Nacht, indem ich Ihnen ſchreibe, und ich weiß noch immer nicht, was morgen geſchehen wird. Seit einer Stunde bin ich von einer kleinen Reiſe zuruͤck gekommen, ich bin muͤde und kann doch nicht ſchlafen. — Die Ankunft Pietro’s hatte mir alle Laune verdorben; ich wußte den Weg, den er kommen, und wann er anlangen wuͤrde. Ich ritt auf die Straße nach Neapel; bey Ro- ſalinen ſchuͤtzte ich eine nothwendige Arbeit vor, die ich in der Stadt zu Ende bringen muͤßte. Hinter Sezza liegt ein einzelnes einſames Haus, dort erwartete ich den Boͤſewicht, den ich ſchon im innerſten Herzen haßte, noch ehe ich ihn geſehn hatte. Er wollte geſtern Abend dort ankommen, und kam nicht. Endlich that
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49.
William Lovell an Roſa.
Rom.
Ihren Brief habe ich erſt jetzt bey meiner Zu-
ruͤckkunft gefunden. Sie haben Recht, und ich
habe nach Ihrem Rathe gehandelt, ohne ihn zu
kennen.
Ich bin noch wie im Traume, es iſt Nacht,
indem ich Ihnen ſchreibe, und ich weiß noch
immer nicht, was morgen geſchehen wird. Seit
einer Stunde bin ich von einer kleinen Reiſe
zuruͤck gekommen, ich bin muͤde und kann doch
nicht ſchlafen. — Die Ankunft Pietro’s hatte
mir alle Laune verdorben; ich wußte den Weg,
den er kommen, und wann er anlangen wuͤrde.
Ich ritt auf die Straße nach Neapel; bey Ro-
ſalinen ſchuͤtzte ich eine nothwendige Arbeit vor,
die ich in der Stadt zu Ende bringen muͤßte.
Hinter Sezza liegt ein einzelnes einſames
Haus, dort erwartete ich den Boͤſewicht, den
ich ſchon im innerſten Herzen haßte, noch ehe
ich ihn geſehn hatte. Er wollte geſtern Abend
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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796/186>, abgerufen am 21.12.2024.
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