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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796.

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22.
Emilie Burton an Amalie
Wilmont
.


Sie verlangen also durchaus und unbedingt
meine Meynung? -- Nun gut, so kann ich
nichts weiter thun, als Ihnen sagen, wie ich
an Ihrer Stelle handeln würde. Ich darf Sie
wohl nicht erst daran erinnern, liebe Freundinn,
daß das im Grunde sehr wenig gesagt ist, denn
der wichtigste Umstand ist eben der, daß Sie
nicht Emilie sind. Indeß wir wollen den Ver-
such wagen, da es Ihr Wille ist.

Lovell hat Sie gänzlich vergessen, und Mor-
timer liebt sie: beides gestehn Sie selber ein.
Mortimer kann durch Sie glücklich werden, Lo-
vell nicht mehr: Sie schätzen Lovell nicht mehr,
wie ehedem, sondern lieben im Grunde Morti-
mer aufrichtiger, als ihn; -- mich dünkt, hier
sollte keine lange Untersuchung der Frage ent-
stehen: Was zu thun sey? Die Erinnerungen,
die Sie quälen, sollten Sie vielmehr durch Ihre
Vernunft unterdrücken, als ihnen nachhängen;

22.
Emilie Burton an Amalie
Wilmont
.


Sie verlangen alſo durchaus und unbedingt
meine Meynung? — Nun gut, ſo kann ich
nichts weiter thun, als Ihnen ſagen, wie ich
an Ihrer Stelle handeln wuͤrde. Ich darf Sie
wohl nicht erſt daran erinnern, liebe Freundinn,
daß das im Grunde ſehr wenig geſagt iſt, denn
der wichtigſte Umſtand iſt eben der, daß Sie
nicht Emilie ſind. Indeß wir wollen den Ver-
ſuch wagen, da es Ihr Wille iſt.

Lovell hat Sie gaͤnzlich vergeſſen, und Mor-
timer liebt ſie: beides geſtehn Sie ſelber ein.
Mortimer kann durch Sie gluͤcklich werden, Lo-
vell nicht mehr: Sie ſchaͤtzen Lovell nicht mehr,
wie ehedem, ſondern lieben im Grunde Morti-
mer aufrichtiger, als ihn; — mich duͤnkt, hier
ſollte keine lange Unterſuchung der Frage ent-
ſtehen: Was zu thun ſey? Die Erinnerungen,
die Sie quaͤlen, ſollten Sie vielmehr durch Ihre
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[109/0115] 22. Emilie Burton an Amalie Wilmont. Bonſtreet. Sie verlangen alſo durchaus und unbedingt meine Meynung? — Nun gut, ſo kann ich nichts weiter thun, als Ihnen ſagen, wie ich an Ihrer Stelle handeln wuͤrde. Ich darf Sie wohl nicht erſt daran erinnern, liebe Freundinn, daß das im Grunde ſehr wenig geſagt iſt, denn der wichtigſte Umſtand iſt eben der, daß Sie nicht Emilie ſind. Indeß wir wollen den Ver- ſuch wagen, da es Ihr Wille iſt. Lovell hat Sie gaͤnzlich vergeſſen, und Mor- timer liebt ſie: beides geſtehn Sie ſelber ein. Mortimer kann durch Sie gluͤcklich werden, Lo- vell nicht mehr: Sie ſchaͤtzen Lovell nicht mehr, wie ehedem, ſondern lieben im Grunde Morti- mer aufrichtiger, als ihn; — mich duͤnkt, hier ſollte keine lange Unterſuchung der Frage ent- ſtehen: Was zu thun ſey? Die Erinnerungen, die Sie quaͤlen, ſollten Sie vielmehr durch Ihre Vernunft unterdruͤcken, als ihnen nachhaͤngen;

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796/115>, abgerufen am 21.11.2024.