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Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692.

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Vorrede.
Monats Unterredungen/ und sonsten hin
und wieder in denenselben mich grob ge-
nung/ und zuweilen dergestalt tractiret/
daß es ein Thüringischer Bauer nicht
härter machen können. Ja ich habe mich
nichtgereget/ ob er schon seinen Unterre-
dungen einen offenbahren Paßquill wie-
der mich einverleibet/ und denselben
zu meiner mehrern Beschimpffung sei-
ner Intention auch in das Teutsche
übersetzet. Und hätte dannenhero mich
versehen/ durch diese meine Gedult ihn
zum wenigsten dahin zu disponiren/ daß
er in denen Dingen/ davon er gantz kei-
nen Verstand hat/ sich mit seinem einfäl-
tigen Judicio für der vernünfftigen Welt
nicht ferner prostituiren solte; massen
denn seine Unterredungen insgesamt be-
zeugen/ daß er zwar ein Mann sey/ der
viel Bücher gelesen/ und der in historicis
und antiquitate des ihm gehörigen
Ruhms nicht zu berauben ist; aber der
hierbey in Philosophia reali so wol Theo-
logica
als Practica das allerwenigste ver-
stehe und gelernet habe/ sondern wenn er
darauff fällt/ nicht anders als ein offen-

bahrer

Vorrede.
Monats Unterredungen/ und ſonſten hin
und wieder in denenſelben mich grob ge-
nung/ und zuweilen dergeſtalt tractiret/
daß es ein Thuͤringiſcher Bauer nicht
haͤrter machen koͤnnen. Ja ich habe mich
nichtgereget/ ob er ſchon ſeinen Unterre-
dungen einen offenbahren Paßquill wie-
der mich einverleibet/ und denſelben
zu meiner mehrern Beſchimpffung ſei-
ner Intention auch in das Teutſche
uͤberſetzet. Und haͤtte dannenhero mich
verſehen/ durch dieſe meine Gedult ihn
zum wenigſten dahin zu diſponiren/ daß
er in denen Dingen/ davon er gantz kei-
nen Verſtand hat/ ſich mit ſeinem einfaͤl-
tigen Judicio fuͤr der vernuͤnfftigen Welt
nicht ferner proſtituiren ſolte; maſſen
denn ſeine Unterredungen insgeſamt be-
zeugen/ daß er zwar ein Mann ſey/ der
viel Buͤcher geleſen/ und der in hiſtoricis
und antiquitate des ihm gehoͤrigen
Ruhms nicht zu berauben iſt; aber der
hierbey in Philoſophia reali ſo wol Theo-
logica
als Practica das allerwenigſte ver-
ſtehe und gelernet habe/ ſondern wenn er
darauff faͤllt/ nicht anders als ein offen-

bahrer
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[0029] Vorrede. Monats Unterredungen/ und ſonſten hin und wieder in denenſelben mich grob ge- nung/ und zuweilen dergeſtalt tractiret/ daß es ein Thuͤringiſcher Bauer nicht haͤrter machen koͤnnen. Ja ich habe mich nichtgereget/ ob er ſchon ſeinen Unterre- dungen einen offenbahren Paßquill wie- der mich einverleibet/ und denſelben zu meiner mehrern Beſchimpffung ſei- ner Intention auch in das Teutſche uͤberſetzet. Und haͤtte dannenhero mich verſehen/ durch dieſe meine Gedult ihn zum wenigſten dahin zu diſponiren/ daß er in denen Dingen/ davon er gantz kei- nen Verſtand hat/ ſich mit ſeinem einfaͤl- tigen Judicio fuͤr der vernuͤnfftigen Welt nicht ferner proſtituiren ſolte; maſſen denn ſeine Unterredungen insgeſamt be- zeugen/ daß er zwar ein Mann ſey/ der viel Buͤcher geleſen/ und der in hiſtoricis und antiquitate des ihm gehoͤrigen Ruhms nicht zu berauben iſt; aber der hierbey in Philoſophia reali ſo wol Theo- logica als Practica das allerwenigſte ver- ſtehe und gelernet habe/ ſondern wenn er darauff faͤllt/ nicht anders als ein offen- bahrer

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungsittenlehre_1692/29>, abgerufen am 27.04.2024.