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Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815.

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freier, das Keuchen verwandelte sich in einem
ordentlichen Husten mit Auswurf, die Thiere fin-
gen bald an wiederzukäuen und besserten sich
schnell. Es wurden 2 -- 3 Pfund Blut gelas-
sen. Das Blut hatte eine solche Gerinnbarkeit,
daß sich in der Ader gleich ein Propf setzte,
der weggenommen werden mußte, damit das Blut
ferner fließe. Es setzte gleich eine dicke, gelbliche
Lederhaut ab. Folgte nicht genugsame Erleich-
terung, so ward der Aderlaß nach 12 -- 18 Stun-
den wiederholt. Seitdem ist kein Thier gestor-
ben; aber der größte Theil der Kühe verkalbte
doch dabei. Diese haben sich doch vollkommen
erholt und geben jetzt, obwohl sie wieder träch-
tig sind, so viel Milch, als hätten sie ordentlich
ihre Zeit ausgegangen. Erst im Frühjahr kam
das Uebel nach Königshof unter das Jungvieh.
Weil dieses aber gleich zur Ader gelassen wurde,
ward es bald wieder besser, ohne allen Verlust.

Mein Milchviehstand ist dadurch auf 28
vermindert, und Ochsen sind theils um ein Jahr
früher von eigener Zucht angespannt -- der ei-
gentliche diesjährige Einschuß war leider schon im
Herbst heraufgebracht -- theils in Pommern von
schwachem Schlage angekauft. Die starken Och-
sen waren mir im Frühjahr zu theuer.

freier, das Keuchen verwandelte ſich in einem
ordentlichen Huſten mit Auswurf, die Thiere fin-
gen bald an wiederzukaͤuen und beſſerten ſich
ſchnell. Es wurden 2 — 3 Pfund Blut gelaſ-
ſen. Das Blut hatte eine ſolche Gerinnbarkeit,
daß ſich in der Ader gleich ein Propf ſetzte,
der weggenommen werden mußte, damit das Blut
ferner fließe. Es ſetzte gleich eine dicke, gelbliche
Lederhaut ab. Folgte nicht genugſame Erleich-
terung, ſo ward der Aderlaß nach 12 — 18 Stun-
den wiederholt. Seitdem iſt kein Thier geſtor-
ben; aber der groͤßte Theil der Kuͤhe verkalbte
doch dabei. Dieſe haben ſich doch vollkommen
erholt und geben jetzt, obwohl ſie wieder traͤch-
tig ſind, ſo viel Milch, als haͤtten ſie ordentlich
ihre Zeit ausgegangen. Erſt im Fruͤhjahr kam
das Uebel nach Koͤnigshof unter das Jungvieh.
Weil dieſes aber gleich zur Ader gelaſſen wurde,
ward es bald wieder beſſer, ohne allen Verluſt.

Mein Milchviehſtand iſt dadurch auf 28
vermindert, und Ochſen ſind theils um ein Jahr
fruͤher von eigener Zucht angeſpannt — der ei-
gentliche diesjaͤhrige Einſchuß war leider ſchon im
Herbſt heraufgebracht — theils in Pommern von
ſchwachem Schlage angekauft. Die ſtarken Och-
ſen waren mir im Fruͤhjahr zu theuer.

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[69/0086] freier, das Keuchen verwandelte ſich in einem ordentlichen Huſten mit Auswurf, die Thiere fin- gen bald an wiederzukaͤuen und beſſerten ſich ſchnell. Es wurden 2 — 3 Pfund Blut gelaſ- ſen. Das Blut hatte eine ſolche Gerinnbarkeit, daß ſich in der Ader gleich ein Propf ſetzte, der weggenommen werden mußte, damit das Blut ferner fließe. Es ſetzte gleich eine dicke, gelbliche Lederhaut ab. Folgte nicht genugſame Erleich- terung, ſo ward der Aderlaß nach 12 — 18 Stun- den wiederholt. Seitdem iſt kein Thier geſtor- ben; aber der groͤßte Theil der Kuͤhe verkalbte doch dabei. Dieſe haben ſich doch vollkommen erholt und geben jetzt, obwohl ſie wieder traͤch- tig ſind, ſo viel Milch, als haͤtten ſie ordentlich ihre Zeit ausgegangen. Erſt im Fruͤhjahr kam das Uebel nach Koͤnigshof unter das Jungvieh. Weil dieſes aber gleich zur Ader gelaſſen wurde, ward es bald wieder beſſer, ohne allen Verluſt. Mein Milchviehſtand iſt dadurch auf 28 vermindert, und Ochſen ſind theils um ein Jahr fruͤher von eigener Zucht angeſpannt — der ei- gentliche diesjaͤhrige Einſchuß war leider ſchon im Herbſt heraufgebracht — theils in Pommern von ſchwachem Schlage angekauft. Die ſtarken Och- ſen waren mir im Fruͤhjahr zu theuer.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/86>, abgerufen am 26.04.2024.