Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815.

Bild:
<< vorherige Seite

junge Bullen verkaufen. Mein Vieh war in
dem herrlichsten Stande, hatte die gesundeste
Futterung und Weide gehabt, bis mir im Herbst
ein zum Schlachten eingekaufter Ochse die Lun-
genseuche auf den Hof brachte. Zwei junge Bul-
len, die ihm zunächst im Stalle gestanden hat-
ten, fingen an zu keuchen, ohne daß man arg
daraus hatte, zumal da der größte Theil der Thier-
ärzte der Meinung ist, daß diese Krankheit nicht
ansteckend sey. Ich war nicht hier; wie sich aber
die Krankheit im Ochsenstall verbreitete, machte
man doch alle Anstalt zur Trennung des kran-
ken Viehes. Aber zu spät; die Ochsen gingen
alle darauf, entweder an der hitzigen Krankheit,
oder an der daraus entstehenden Lungenschwind-
sucht. Der möglichsten Separation ohnerachtet
kam nun die Krankheit auch in den Kuhstall.
Es wurden die bisher empfohlnen Mittel, größ-
tentheils reizender Art, bei Kranken und als Vor-
bauung gebraucht, allem Vieh Haarseile gelegt.
Ich kam her, sahe den Zustand und überzeugte
mich, daß er zu Anfange rein inflammatorisch
sey. Es wurde also dem kranken Vieh stark Blut
abgelassen. Den schon seit acht Tagen erkrank-
ten half es nicht. Aber den kürzlich befallenen
half es auf der Stelle. Der Athem ward gleich

junge Bullen verkaufen. Mein Vieh war in
dem herrlichſten Stande, hatte die geſundeſte
Futterung und Weide gehabt, bis mir im Herbſt
ein zum Schlachten eingekaufter Ochſe die Lun-
genſeuche auf den Hof brachte. Zwei junge Bul-
len, die ihm zunaͤchſt im Stalle geſtanden hat-
ten, fingen an zu keuchen, ohne daß man arg
daraus hatte, zumal da der groͤßte Theil der Thier-
aͤrzte der Meinung iſt, daß dieſe Krankheit nicht
anſteckend ſey. Ich war nicht hier; wie ſich aber
die Krankheit im Ochſenſtall verbreitete, machte
man doch alle Anſtalt zur Trennung des kran-
ken Viehes. Aber zu ſpaͤt; die Ochſen gingen
alle darauf, entweder an der hitzigen Krankheit,
oder an der daraus entſtehenden Lungenſchwind-
ſucht. Der moͤglichſten Separation ohnerachtet
kam nun die Krankheit auch in den Kuhſtall.
Es wurden die bisher empfohlnen Mittel, groͤß-
tentheils reizender Art, bei Kranken und als Vor-
bauung gebraucht, allem Vieh Haarſeile gelegt.
Ich kam her, ſahe den Zuſtand und uͤberzeugte
mich, daß er zu Anfange rein inflammatoriſch
ſey. Es wurde alſo dem kranken Vieh ſtark Blut
abgelaſſen. Den ſchon ſeit acht Tagen erkrank-
ten half es nicht. Aber den kuͤrzlich befallenen
half es auf der Stelle. Der Athem ward gleich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0085" n="68"/>
junge Bullen verkaufen. Mein Vieh war in<lb/>
dem herrlich&#x017F;ten Stande, hatte die ge&#x017F;unde&#x017F;te<lb/>
Futterung und Weide gehabt, bis mir im Herb&#x017F;t<lb/>
ein zum Schlachten eingekaufter Och&#x017F;e die Lun-<lb/>
gen&#x017F;euche auf den Hof brachte. Zwei junge Bul-<lb/>
len, die ihm zuna&#x0364;ch&#x017F;t im Stalle ge&#x017F;tanden hat-<lb/>
ten, fingen an zu keuchen, ohne daß man arg<lb/>
daraus hatte, zumal da der gro&#x0364;ßte Theil der Thier-<lb/>
a&#x0364;rzte der Meinung i&#x017F;t, daß die&#x017F;e Krankheit nicht<lb/>
an&#x017F;teckend &#x017F;ey. Ich war nicht hier; wie &#x017F;ich aber<lb/>
die Krankheit im Och&#x017F;en&#x017F;tall verbreitete, machte<lb/>
man doch alle An&#x017F;talt zur Trennung des kran-<lb/>
ken Viehes. Aber zu &#x017F;pa&#x0364;t; die Och&#x017F;en gingen<lb/>
alle darauf, entweder an der hitzigen Krankheit,<lb/>
oder an der daraus ent&#x017F;tehenden Lungen&#x017F;chwind-<lb/>
&#x017F;ucht. Der mo&#x0364;glich&#x017F;ten Separation ohnerachtet<lb/>
kam nun die Krankheit auch in den Kuh&#x017F;tall.<lb/>
Es wurden die bisher empfohlnen Mittel, gro&#x0364;ß-<lb/>
tentheils reizender Art, bei Kranken und als Vor-<lb/>
bauung gebraucht, allem Vieh Haar&#x017F;eile gelegt.<lb/>
Ich kam her, &#x017F;ahe den Zu&#x017F;tand und u&#x0364;berzeugte<lb/>
mich, daß er zu Anfange rein inflammatori&#x017F;ch<lb/>
&#x017F;ey. Es wurde al&#x017F;o dem kranken Vieh &#x017F;tark Blut<lb/>
abgela&#x017F;&#x017F;en. Den &#x017F;chon &#x017F;eit acht Tagen erkrank-<lb/>
ten half es nicht. Aber den ku&#x0364;rzlich befallenen<lb/>
half es auf der Stelle. Der Athem ward gleich<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[68/0085] junge Bullen verkaufen. Mein Vieh war in dem herrlichſten Stande, hatte die geſundeſte Futterung und Weide gehabt, bis mir im Herbſt ein zum Schlachten eingekaufter Ochſe die Lun- genſeuche auf den Hof brachte. Zwei junge Bul- len, die ihm zunaͤchſt im Stalle geſtanden hat- ten, fingen an zu keuchen, ohne daß man arg daraus hatte, zumal da der groͤßte Theil der Thier- aͤrzte der Meinung iſt, daß dieſe Krankheit nicht anſteckend ſey. Ich war nicht hier; wie ſich aber die Krankheit im Ochſenſtall verbreitete, machte man doch alle Anſtalt zur Trennung des kran- ken Viehes. Aber zu ſpaͤt; die Ochſen gingen alle darauf, entweder an der hitzigen Krankheit, oder an der daraus entſtehenden Lungenſchwind- ſucht. Der moͤglichſten Separation ohnerachtet kam nun die Krankheit auch in den Kuhſtall. Es wurden die bisher empfohlnen Mittel, groͤß- tentheils reizender Art, bei Kranken und als Vor- bauung gebraucht, allem Vieh Haarſeile gelegt. Ich kam her, ſahe den Zuſtand und uͤberzeugte mich, daß er zu Anfange rein inflammatoriſch ſey. Es wurde alſo dem kranken Vieh ſtark Blut abgelaſſen. Den ſchon ſeit acht Tagen erkrank- ten half es nicht. Aber den kuͤrzlich befallenen half es auf der Stelle. Der Athem ward gleich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/85
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/85>, abgerufen am 28.11.2024.