beschwerlich seyn muß. So wie man ihn losließe, würde er gleich tief in den Boden hineingehen.
Der Karrhaa- ken.4) Der Karrhaaken. Dieses Instrument geht auf Rädern, und bedarf, wenn es einmal in den Boden eingesetzt worden, keiner Haltung; vielmehr setzt sich der Führer darauf oder auf ein Pferd, und fährt damit fort. Es ist in der Weich- selniederung in dem allerzähesten und schwersten Boden gebräuchlich, und für solchen in einer vom Wasser angeschwemmten Ebene im Vergleich gegen schlechte Pflüge sehr nutzbar. Indessen konnte ein festgefahrner Boden nicht damit bezwungen werden, den gleich nachher ein Baileyscher Pflug, mit zwei Ochsen bespannt, umbrach. Ist es aber zum ersten Umbruch eines zähen Bodens nicht geeignet, so kann in der Ruhrfurche ein Haaken Meklenburgischer Art dasselbe thun.
§. 127.
Die Kultiva- tors.Die dritte Gattung von Werkzeugen sind diejenigen, wodurch man, mit großer Ersparung von Kraft und Zeit, den Erdboden zwar nicht herumwendet, auch nicht sehr tief rührt, aber doch die Oberfläche auf zwei, drei bis vier Zoll kräftig bearbeitet, sie fein pulvert, bis zu dieser Tiefe gleichmäßig durcheinander mengt, Un- krautsaamen an die Luft und zum Keimen bringt, sodann aber zerstört, auch die Wur- zeln des Unkrauts entweder heraushebt, oder durch oft wiederholtes Abschneiden und Rühren tödtet. Die Instrumente dieser Art sind bei uns erst in den neuesten Zeiten bekannt geworden, und wir haben sie hauptsächlich den Engländern zu verdanken, deren für die mechanische Kunst reger Sinn auch das Ackerbaugewerbe dadurch unge- mein bereicherte. Diese Werkzeuge sind in England höchst mannigfaltig, indem ein jeder nach der Art seines Bodens, nach dem besondern Zwecke, den er damit hat und oftmals nach einer bloßen Idee Veränderungen damit vornimmt, die aber im Wesent- lichen nicht viel verändern. Ein jeder, der ein solches Werkzeug erfindet, oder nach- ahmend abändert, giebt ihm einen besondern Namen, und sogar das unveränderte Werkzeug bekömmt ihn durch Zufall an einem andern Orte. Man muß daher nicht glauben, daß ein Werkzeug mit einem andern Namen, welches sehr gerühmt wird, etwas neues oder unbekanntes sey, sondern erst nach einer genauern Beschreibung forschen, wo man dann finden wird, daß es mit andern Werkzeugen dieser Art we- nigstens die größte Aehnlichkeit habe. Man kann die Abarten dieser Instrumente etwa unter folgenden Gattungen begreifen:
Die Ackerwerkzeuge.
beſchwerlich ſeyn muß. So wie man ihn losließe, wuͤrde er gleich tief in den Boden hineingehen.
Der Karrhaa- ken.4) Der Karrhaaken. Dieſes Inſtrument geht auf Raͤdern, und bedarf, wenn es einmal in den Boden eingeſetzt worden, keiner Haltung; vielmehr ſetzt ſich der Fuͤhrer darauf oder auf ein Pferd, und faͤhrt damit fort. Es iſt in der Weich- ſelniederung in dem allerzaͤheſten und ſchwerſten Boden gebraͤuchlich, und fuͤr ſolchen in einer vom Waſſer angeſchwemmten Ebene im Vergleich gegen ſchlechte Pfluͤge ſehr nutzbar. Indeſſen konnte ein feſtgefahrner Boden nicht damit bezwungen werden, den gleich nachher ein Baileyſcher Pflug, mit zwei Ochſen beſpannt, umbrach. Iſt es aber zum erſten Umbruch eines zaͤhen Bodens nicht geeignet, ſo kann in der Ruhrfurche ein Haaken Meklenburgiſcher Art daſſelbe thun.
§. 127.
Die Kultiva- tors.Die dritte Gattung von Werkzeugen ſind diejenigen, wodurch man, mit großer Erſparung von Kraft und Zeit, den Erdboden zwar nicht herumwendet, auch nicht ſehr tief ruͤhrt, aber doch die Oberflaͤche auf zwei, drei bis vier Zoll kraͤftig bearbeitet, ſie fein pulvert, bis zu dieſer Tiefe gleichmaͤßig durcheinander mengt, Un- krautſaamen an die Luft und zum Keimen bringt, ſodann aber zerſtoͤrt, auch die Wur- zeln des Unkrauts entweder heraushebt, oder durch oft wiederholtes Abſchneiden und Ruͤhren toͤdtet. Die Inſtrumente dieſer Art ſind bei uns erſt in den neueſten Zeiten bekannt geworden, und wir haben ſie hauptſaͤchlich den Englaͤndern zu verdanken, deren fuͤr die mechaniſche Kunſt reger Sinn auch das Ackerbaugewerbe dadurch unge- mein bereicherte. Dieſe Werkzeuge ſind in England hoͤchſt mannigfaltig, indem ein jeder nach der Art ſeines Bodens, nach dem beſondern Zwecke, den er damit hat und oftmals nach einer bloßen Idee Veraͤnderungen damit vornimmt, die aber im Weſent- lichen nicht viel veraͤndern. Ein jeder, der ein ſolches Werkzeug erfindet, oder nach- ahmend abaͤndert, giebt ihm einen beſondern Namen, und ſogar das unveraͤnderte Werkzeug bekoͤmmt ihn durch Zufall an einem andern Orte. Man muß daher nicht glauben, daß ein Werkzeug mit einem andern Namen, welches ſehr geruͤhmt wird, etwas neues oder unbekanntes ſey, ſondern erſt nach einer genauern Beſchreibung forſchen, wo man dann finden wird, daß es mit andern Werkzeugen dieſer Art we- nigſtens die groͤßte Aehnlichkeit habe. Man kann die Abarten dieſer Inſtrumente etwa unter folgenden Gattungen begreifen:
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[46/0068]
Die Ackerwerkzeuge.
beſchwerlich ſeyn muß. So wie man ihn losließe, wuͤrde er gleich tief in den Boden
hineingehen.
4) Der Karrhaaken. Dieſes Inſtrument geht auf Raͤdern, und bedarf,
wenn es einmal in den Boden eingeſetzt worden, keiner Haltung; vielmehr ſetzt ſich
der Fuͤhrer darauf oder auf ein Pferd, und faͤhrt damit fort. Es iſt in der Weich-
ſelniederung in dem allerzaͤheſten und ſchwerſten Boden gebraͤuchlich, und fuͤr ſolchen
in einer vom Waſſer angeſchwemmten Ebene im Vergleich gegen ſchlechte Pfluͤge ſehr
nutzbar. Indeſſen konnte ein feſtgefahrner Boden nicht damit bezwungen werden, den
gleich nachher ein Baileyſcher Pflug, mit zwei Ochſen beſpannt, umbrach. Iſt es aber
zum erſten Umbruch eines zaͤhen Bodens nicht geeignet, ſo kann in der Ruhrfurche
ein Haaken Meklenburgiſcher Art daſſelbe thun.
Der Karrhaa-
ken.
§. 127.
Die dritte Gattung von Werkzeugen ſind diejenigen, wodurch man,
mit großer Erſparung von Kraft und Zeit, den Erdboden zwar nicht herumwendet,
auch nicht ſehr tief ruͤhrt, aber doch die Oberflaͤche auf zwei, drei bis vier Zoll kraͤftig
bearbeitet, ſie fein pulvert, bis zu dieſer Tiefe gleichmaͤßig durcheinander mengt, Un-
krautſaamen an die Luft und zum Keimen bringt, ſodann aber zerſtoͤrt, auch die Wur-
zeln des Unkrauts entweder heraushebt, oder durch oft wiederholtes Abſchneiden und
Ruͤhren toͤdtet. Die Inſtrumente dieſer Art ſind bei uns erſt in den neueſten Zeiten
bekannt geworden, und wir haben ſie hauptſaͤchlich den Englaͤndern zu verdanken,
deren fuͤr die mechaniſche Kunſt reger Sinn auch das Ackerbaugewerbe dadurch unge-
mein bereicherte. Dieſe Werkzeuge ſind in England hoͤchſt mannigfaltig, indem ein
jeder nach der Art ſeines Bodens, nach dem beſondern Zwecke, den er damit hat und
oftmals nach einer bloßen Idee Veraͤnderungen damit vornimmt, die aber im Weſent-
lichen nicht viel veraͤndern. Ein jeder, der ein ſolches Werkzeug erfindet, oder nach-
ahmend abaͤndert, giebt ihm einen beſondern Namen, und ſogar das unveraͤnderte
Werkzeug bekoͤmmt ihn durch Zufall an einem andern Orte. Man muß daher nicht
glauben, daß ein Werkzeug mit einem andern Namen, welches ſehr geruͤhmt wird,
etwas neues oder unbekanntes ſey, ſondern erſt nach einer genauern Beſchreibung
forſchen, wo man dann finden wird, daß es mit andern Werkzeugen dieſer Art we-
nigſtens die groͤßte Aehnlichkeit habe. Man kann die Abarten dieſer Inſtrumente etwa
unter folgenden Gattungen begreifen:
Die Kultiva-
tors.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/68>, abgerufen am 27.07.2024.
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