Ihre Anle- gung.Was die Anlegung dieser Beete anbetrifft, und alle dazu nöthigen Operationen, so verweise ich auf das oben angeführte klassische Werk von Schwerz, welches nothwendig ein jeder besitzen muß, der eine solche Kultur einführen wollte: um so mehr, da ich sie selbst nach eigener Erfahrung nicht kenne.
§. 157.
Richtung der Beete.Wenn in Beeten gepflügt wird, so muß in Ansehung der Richtung derselben, wenn diese anders willkührlich ist, vor allem auf den Abhang gesehen werden, so daß sich die Furchen des Wassers entledigen können. Ist dieses aber gleichgültig, so müs- sen erhobene Beete, sie seyen breit oder schmal, von Norden nach Süden gelegt wer- den, damit beide Seiten gleichmäßig von der Sonne Licht und Wärme durchdrungen werden, weil sonst der nördliche Abhang gegen den südlichen zurücksteht, wie die Er- fahrung oft augenscheinlich zeiget. Sonst hielt man es für besser, von Osten nach Westen zu pflügen, weil das Sonnenlicht auf die umgelegten Streifen, so lange der Boden in rauher Furche liegt, von den Sonnenstrahlen dann vertikaler fällt, und selbige mehr davon auffangen.
§. 158.
An abhangen- den Feldern.Bei denen an Abhängen und Bergen liegenden Feldern findet man die Anlage der Beete mehrentheils sehr fehlerhaft, so daß sie die Anhöhe gerade hinauf und her- ablaufen. So ist es wenigstens fast in allen gemischten Feldern; wahrscheinlich weil bei der ersten Theilung keiner den obern Theil, wovon sich die Fruchtbarkeit zu den untern herabzieht, allein haben, und den untern Theil, der noch so viele andere Vorzüge hat, dem andern lassen wollte.
Diese fehlerhafte Einrichtung ist von großer Bedeutung. Das Erdreich wird hier bei starken Regengüssen leicht weggespült, und es erfolgen sehr beträchtliche Ein- risse in den höheren, und Versandungen oder Ueberschlemmungen auf den unteren Theilen. Bei wenigem Regen zieht sich die Feuchtigkeit in den Furchen gleich hinab, und der obere Theil leidet schnell an Dürre. Das Aufwärtspflügen greift das Zug- vieh gewaltig an; das unthätige muß heftig angetrieben werden, das willigere erhitzt sich, so daß es seiner Gesundheit leicht nachtheilig wird. Es kann also nur die Zer- stückelung der Ländereien eine solche Beetanlage entschuldigen.
Darum
Die Arbeit der Beackerung.
§. 156.
Ihre Anle- gung.Was die Anlegung dieſer Beete anbetrifft, und alle dazu noͤthigen Operationen, ſo verweiſe ich auf das oben angefuͤhrte klaſſiſche Werk von Schwerz, welches nothwendig ein jeder beſitzen muß, der eine ſolche Kultur einfuͤhren wollte: um ſo mehr, da ich ſie ſelbſt nach eigener Erfahrung nicht kenne.
§. 157.
Richtung der Beete.Wenn in Beeten gepfluͤgt wird, ſo muß in Anſehung der Richtung derſelben, wenn dieſe anders willkuͤhrlich iſt, vor allem auf den Abhang geſehen werden, ſo daß ſich die Furchen des Waſſers entledigen koͤnnen. Iſt dieſes aber gleichguͤltig, ſo muͤſ- ſen erhobene Beete, ſie ſeyen breit oder ſchmal, von Norden nach Suͤden gelegt wer- den, damit beide Seiten gleichmaͤßig von der Sonne Licht und Waͤrme durchdrungen werden, weil ſonſt der noͤrdliche Abhang gegen den ſuͤdlichen zuruͤckſteht, wie die Er- fahrung oft augenſcheinlich zeiget. Sonſt hielt man es fuͤr beſſer, von Oſten nach Weſten zu pfluͤgen, weil das Sonnenlicht auf die umgelegten Streifen, ſo lange der Boden in rauher Furche liegt, von den Sonnenſtrahlen dann vertikaler faͤllt, und ſelbige mehr davon auffangen.
§. 158.
An abhangen- den Feldern.Bei denen an Abhaͤngen und Bergen liegenden Feldern findet man die Anlage der Beete mehrentheils ſehr fehlerhaft, ſo daß ſie die Anhoͤhe gerade hinauf und her- ablaufen. So iſt es wenigſtens faſt in allen gemiſchten Feldern; wahrſcheinlich weil bei der erſten Theilung keiner den obern Theil, wovon ſich die Fruchtbarkeit zu den untern herabzieht, allein haben, und den untern Theil, der noch ſo viele andere Vorzuͤge hat, dem andern laſſen wollte.
Dieſe fehlerhafte Einrichtung iſt von großer Bedeutung. Das Erdreich wird hier bei ſtarken Regenguͤſſen leicht weggeſpuͤlt, und es erfolgen ſehr betraͤchtliche Ein- riſſe in den hoͤheren, und Verſandungen oder Ueberſchlemmungen auf den unteren Theilen. Bei wenigem Regen zieht ſich die Feuchtigkeit in den Furchen gleich hinab, und der obere Theil leidet ſchnell an Duͤrre. Das Aufwaͤrtspfluͤgen greift das Zug- vieh gewaltig an; das unthaͤtige muß heftig angetrieben werden, das willigere erhitzt ſich, ſo daß es ſeiner Geſundheit leicht nachtheilig wird. Es kann alſo nur die Zer- ſtuͤckelung der Laͤndereien eine ſolche Beetanlage entſchuldigen.
Darum
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Die Arbeit der Beackerung.
§. 156.
Was die Anlegung dieſer Beete anbetrifft, und alle dazu noͤthigen Operationen,
ſo verweiſe ich auf das oben angefuͤhrte klaſſiſche Werk von Schwerz, welches
nothwendig ein jeder beſitzen muß, der eine ſolche Kultur einfuͤhren wollte: um ſo
mehr, da ich ſie ſelbſt nach eigener Erfahrung nicht kenne.
Ihre Anle-
gung.
§. 157.
Wenn in Beeten gepfluͤgt wird, ſo muß in Anſehung der Richtung derſelben,
wenn dieſe anders willkuͤhrlich iſt, vor allem auf den Abhang geſehen werden, ſo daß
ſich die Furchen des Waſſers entledigen koͤnnen. Iſt dieſes aber gleichguͤltig, ſo muͤſ-
ſen erhobene Beete, ſie ſeyen breit oder ſchmal, von Norden nach Suͤden gelegt wer-
den, damit beide Seiten gleichmaͤßig von der Sonne Licht und Waͤrme durchdrungen
werden, weil ſonſt der noͤrdliche Abhang gegen den ſuͤdlichen zuruͤckſteht, wie die Er-
fahrung oft augenſcheinlich zeiget. Sonſt hielt man es fuͤr beſſer, von Oſten nach
Weſten zu pfluͤgen, weil das Sonnenlicht auf die umgelegten Streifen, ſo lange der
Boden in rauher Furche liegt, von den Sonnenſtrahlen dann vertikaler faͤllt, und
ſelbige mehr davon auffangen.
Richtung der
Beete.
§. 158.
Bei denen an Abhaͤngen und Bergen liegenden Feldern findet man die Anlage
der Beete mehrentheils ſehr fehlerhaft, ſo daß ſie die Anhoͤhe gerade hinauf und her-
ablaufen. So iſt es wenigſtens faſt in allen gemiſchten Feldern; wahrſcheinlich weil
bei der erſten Theilung keiner den obern Theil, wovon ſich die Fruchtbarkeit zu den
untern herabzieht, allein haben, und den untern Theil, der noch ſo viele andere
Vorzuͤge hat, dem andern laſſen wollte.
An abhangen-
den Feldern.
Dieſe fehlerhafte Einrichtung iſt von großer Bedeutung. Das Erdreich wird
hier bei ſtarken Regenguͤſſen leicht weggeſpuͤlt, und es erfolgen ſehr betraͤchtliche Ein-
riſſe in den hoͤheren, und Verſandungen oder Ueberſchlemmungen auf den unteren
Theilen. Bei wenigem Regen zieht ſich die Feuchtigkeit in den Furchen gleich hinab,
und der obere Theil leidet ſchnell an Duͤrre. Das Aufwaͤrtspfluͤgen greift das Zug-
vieh gewaltig an; das unthaͤtige muß heftig angetrieben werden, das willigere erhitzt
ſich, ſo daß es ſeiner Geſundheit leicht nachtheilig wird. Es kann alſo nur die Zer-
ſtuͤckelung der Laͤndereien eine ſolche Beetanlage entſchuldigen.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/102>, abgerufen am 03.03.2025.
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