eine gewisse innere Vollständigkeit besitzen. Es muß allein für sich vorhanden seyn, und also die fühlende Seele während des Gewahrnehmens so ganz ausfüllen können, daß kein anderes größeres und weiter sich ver- breitendes Gefühl, welches jenes in sich schließet, als gleichzeitig vorhanden bemerket werde.
Seitdem Aristoteles diesen Begrif in die Philoso- phie gebracht, haben die Philosophen unter Substanz ein solches Ding verstanden, welches ohne Rücksicht auf un- sere Jdee, für sich allein und abgesondert ein wirkliches Ganze seyn kann. Ein deutlich bestimmter Begrif da- von kostet den Metaphysikern viele Mühe. Aber in dem gemeinen Verstande ist eine Substanz, und ein Objekt für sich allein, Eins und dasselbige.
Wenn mehrere Substanzen als verschiedene Ob- jekte, davon jedes ein Ding für sich ist, gedacht werden, so sind sie außer einander. Die Abstraktion von die- ser Beziehung ist einerley mit dem Begrif von der Ver- schiedenheit auf den Begrif von Substanzen angewendet.
VII. Eine Anmerkung gegen die Jdealisten aus dem Ursprung unserer Urtheile über die äußere Wirklichkeit der Dinge, aus welchen Em- pfindungen zunächst die Jdee von der äu- ßern Existenz entstanden sey.
Sind nun einmal diese Abstraktionen durch die verei- nigte Wirkung des Gefühls, der vorstellenden Kraft und der Denkkraft in der Seele vorhanden, so können Urtheile über die Existenz der Dinge in uns und außer uns gefället werden. Um aber hiebey die Art des Ver- fahrens in der Denkkraft, und den Ursprung und die Gründe der Zuverlässigkeit dieser Urtheile völlig deutlich zu erkennen, muß folgendes in Betracht gezogen werden.
Jn
V. Verſuch. Ueber den Urſpr. unſerer
eine gewiſſe innere Vollſtaͤndigkeit beſitzen. Es muß allein fuͤr ſich vorhanden ſeyn, und alſo die fuͤhlende Seele waͤhrend des Gewahrnehmens ſo ganz ausfuͤllen koͤnnen, daß kein anderes groͤßeres und weiter ſich ver- breitendes Gefuͤhl, welches jenes in ſich ſchließet, als gleichzeitig vorhanden bemerket werde.
Seitdem Ariſtoteles dieſen Begrif in die Philoſo- phie gebracht, haben die Philoſophen unter Subſtanz ein ſolches Ding verſtanden, welches ohne Ruͤckſicht auf un- ſere Jdee, fuͤr ſich allein und abgeſondert ein wirkliches Ganze ſeyn kann. Ein deutlich beſtimmter Begrif da- von koſtet den Metaphyſikern viele Muͤhe. Aber in dem gemeinen Verſtande iſt eine Subſtanz, und ein Objekt fuͤr ſich allein, Eins und daſſelbige.
Wenn mehrere Subſtanzen als verſchiedene Ob- jekte, davon jedes ein Ding fuͤr ſich iſt, gedacht werden, ſo ſind ſie außer einander. Die Abſtraktion von die- ſer Beziehung iſt einerley mit dem Begrif von der Ver- ſchiedenheit auf den Begrif von Subſtanzen angewendet.
VII. Eine Anmerkung gegen die Jdealiſten aus dem Urſprung unſerer Urtheile uͤber die aͤußere Wirklichkeit der Dinge, aus welchen Em- pfindungen zunaͤchſt die Jdee von der aͤu- ßern Exiſtenz entſtanden ſey.
Sind nun einmal dieſe Abſtraktionen durch die verei- nigte Wirkung des Gefuͤhls, der vorſtellenden Kraft und der Denkkraft in der Seele vorhanden, ſo koͤnnen Urtheile uͤber die Exiſtenz der Dinge in uns und außer uns gefaͤllet werden. Um aber hiebey die Art des Ver- fahrens in der Denkkraft, und den Urſprung und die Gruͤnde der Zuverlaͤſſigkeit dieſer Urtheile voͤllig deutlich zu erkennen, muß folgendes in Betracht gezogen werden.
Jn
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V. Verſuch. Ueber den Urſpr. unſerer
eine gewiſſe innere Vollſtaͤndigkeit beſitzen. Es muß
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Seele waͤhrend des Gewahrnehmens ſo ganz ausfuͤllen
koͤnnen, daß kein anderes groͤßeres und weiter ſich ver-
breitendes Gefuͤhl, welches jenes in ſich ſchließet, als
gleichzeitig vorhanden bemerket werde.
Seitdem Ariſtoteles dieſen Begrif in die Philoſo-
phie gebracht, haben die Philoſophen unter Subſtanz ein
ſolches Ding verſtanden, welches ohne Ruͤckſicht auf un-
ſere Jdee, fuͤr ſich allein und abgeſondert ein wirkliches
Ganze ſeyn kann. Ein deutlich beſtimmter Begrif da-
von koſtet den Metaphyſikern viele Muͤhe. Aber in dem
gemeinen Verſtande iſt eine Subſtanz, und ein Objekt
fuͤr ſich allein, Eins und daſſelbige.
Wenn mehrere Subſtanzen als verſchiedene Ob-
jekte, davon jedes ein Ding fuͤr ſich iſt, gedacht werden,
ſo ſind ſie außer einander. Die Abſtraktion von die-
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Eine Anmerkung gegen die Jdealiſten aus dem
Urſprung unſerer Urtheile uͤber die aͤußere
Wirklichkeit der Dinge, aus welchen Em-
pfindungen zunaͤchſt die Jdee von der aͤu-
ßern Exiſtenz entſtanden ſey.
Sind nun einmal dieſe Abſtraktionen durch die verei-
nigte Wirkung des Gefuͤhls, der vorſtellenden Kraft
und der Denkkraft in der Seele vorhanden, ſo koͤnnen
Urtheile uͤber die Exiſtenz der Dinge in uns und außer
uns gefaͤllet werden. Um aber hiebey die Art des Ver-
fahrens in der Denkkraft, und den Urſprung und die
Gruͤnde der Zuverlaͤſſigkeit dieſer Urtheile voͤllig deutlich
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/460>, abgerufen am 21.11.2024.
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