Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.sich einmal, erzählt Habermann, daß ein Schuhmacher, der oft aufs Land ging, um Arbeit zu suchen, in einer Nacht etwas angetrunken aus dem Kruge zu Plantikow kam, welches Dorf etwa eine halbe Meile von Daber liegt. Er war kaum eine Viertelstunde gegangen, als er am Wege drei schwarze Pferde sah, die da weideten. Er dachte, die gehörten einem Bauer aus Plantikow zu, und in seinem trunkenen Muthe, und weil ihm das Gehen sauer wurde, machte er sich an sie heran, und setzte sich auf eins, um so nach Hause zu reiten. Aber auf einmal hob sich das Pferd mit ihm in die Höhe, und flog hoch durch die Luft, daß dem Schuhmacher Hören und Sehen verging. Erst an dem Schloßsee ließ es sich mit ihm nieder. Es warf ihn dort ans Ufer ab, und verschwand dann in der Tiefe des Sees. Gleich nachher hörte der Schuhmacher unten im Wasser ein helles Glockengeläute. Die Glocken sprachen dabei ordentlich, denn er hörte deutlich die Worte: Anne Susanne Wust du mit to Lanne? O ne mi Grete, Man immer deepe! Die Leute meinen, daß die drei schwarzen Pferde den drei Fürsten gehört haben; Manche sagen auch, das dritte sey der Teufel selbst gewesen. Es soll auch in der Luft ganz feurig geworden seyn, und lauter Feuer von sich gespieen haben. Mündlich. 149. Die Grafen von Eberstein bei Retztow. Vor Zeiten lebte in Sachsen ein vornehmes und mächtiges Geschlecht, das der Grafen von Eberstein. In der Mitte des dreizehnten Jahrhunderts aber wurde Graf Dietrich von Eberstein von dem Herzoge von Braunschweig sich einmal, erzählt Habermann, daß ein Schuhmacher, der oft aufs Land ging, um Arbeit zu suchen, in einer Nacht etwas angetrunken aus dem Kruge zu Plantikow kam, welches Dorf etwa eine halbe Meile von Daber liegt. Er war kaum eine Viertelstunde gegangen, als er am Wege drei schwarze Pferde sah, die da weideten. Er dachte, die gehörten einem Bauer aus Plantikow zu, und in seinem trunkenen Muthe, und weil ihm das Gehen sauer wurde, machte er sich an sie heran, und setzte sich auf eins, um so nach Hause zu reiten. Aber auf einmal hob sich das Pferd mit ihm in die Höhe, und flog hoch durch die Luft, daß dem Schuhmacher Hören und Sehen verging. Erst an dem Schloßsee ließ es sich mit ihm nieder. Es warf ihn dort ans Ufer ab, und verschwand dann in der Tiefe des Sees. Gleich nachher hörte der Schuhmacher unten im Wasser ein helles Glockengeläute. Die Glocken sprachen dabei ordentlich, denn er hörte deutlich die Worte: Anne Susanne Wust du mit to Lanne? O ne mi Grete, Man immer deepe! Die Leute meinen, daß die drei schwarzen Pferde den drei Fürsten gehört haben; Manche sagen auch, das dritte sey der Teufel selbst gewesen. Es soll auch in der Luft ganz feurig geworden seyn, und lauter Feuer von sich gespieen haben. Mündlich. 149. Die Grafen von Eberstein bei Retztow. Vor Zeiten lebte in Sachsen ein vornehmes und mächtiges Geschlecht, das der Grafen von Eberstein. In der Mitte des dreizehnten Jahrhunderts aber wurde Graf Dietrich von Eberstein von dem Herzoge von Braunschweig <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0219" n="187"/> sich einmal, erzählt Habermann, daß ein Schuhmacher, der oft aufs Land ging, um Arbeit zu suchen, in einer Nacht etwas angetrunken aus dem Kruge zu Plantikow kam, welches Dorf etwa eine halbe Meile von Daber liegt. Er war kaum eine Viertelstunde gegangen, als er am Wege drei schwarze Pferde sah, die da weideten. Er dachte, die gehörten einem Bauer aus Plantikow zu, und in seinem trunkenen Muthe, und weil ihm das Gehen sauer wurde, machte er sich an sie heran, und setzte sich auf eins, um so nach Hause zu reiten. Aber auf einmal hob sich das Pferd mit ihm in die Höhe, und flog hoch durch die Luft, daß dem Schuhmacher Hören und Sehen verging. Erst an dem Schloßsee ließ es sich mit ihm nieder. Es warf ihn dort ans Ufer ab, und verschwand dann in der Tiefe des Sees. Gleich nachher hörte der Schuhmacher unten im Wasser ein helles Glockengeläute. Die Glocken sprachen dabei ordentlich, denn er hörte deutlich die Worte:</p> <lg type="poem"> <l>Anne Susanne</l><lb/> <l>Wust du mit to Lanne?</l><lb/> <l>O ne mi Grete,</l><lb/> <l>Man immer deepe!</l><lb/> </lg> <p>Die Leute meinen, daß die drei schwarzen Pferde den drei Fürsten gehört haben; Manche sagen auch, das dritte sey der Teufel selbst gewesen. Es soll auch in der Luft ganz feurig geworden seyn, und lauter Feuer von sich gespieen haben.</p> <listBibl> <bibl>Mündlich.</bibl><lb/> </listBibl> </div> <div n="2"> <head>149. Die Grafen von Eberstein bei Retztow.</head><lb/> <p>Vor Zeiten lebte in Sachsen ein vornehmes und mächtiges Geschlecht, das der Grafen von Eberstein. In der Mitte des dreizehnten Jahrhunderts aber wurde Graf Dietrich von Eberstein von dem Herzoge von Braunschweig </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [187/0219]
sich einmal, erzählt Habermann, daß ein Schuhmacher, der oft aufs Land ging, um Arbeit zu suchen, in einer Nacht etwas angetrunken aus dem Kruge zu Plantikow kam, welches Dorf etwa eine halbe Meile von Daber liegt. Er war kaum eine Viertelstunde gegangen, als er am Wege drei schwarze Pferde sah, die da weideten. Er dachte, die gehörten einem Bauer aus Plantikow zu, und in seinem trunkenen Muthe, und weil ihm das Gehen sauer wurde, machte er sich an sie heran, und setzte sich auf eins, um so nach Hause zu reiten. Aber auf einmal hob sich das Pferd mit ihm in die Höhe, und flog hoch durch die Luft, daß dem Schuhmacher Hören und Sehen verging. Erst an dem Schloßsee ließ es sich mit ihm nieder. Es warf ihn dort ans Ufer ab, und verschwand dann in der Tiefe des Sees. Gleich nachher hörte der Schuhmacher unten im Wasser ein helles Glockengeläute. Die Glocken sprachen dabei ordentlich, denn er hörte deutlich die Worte:
Anne Susanne
Wust du mit to Lanne?
O ne mi Grete,
Man immer deepe!
Die Leute meinen, daß die drei schwarzen Pferde den drei Fürsten gehört haben; Manche sagen auch, das dritte sey der Teufel selbst gewesen. Es soll auch in der Luft ganz feurig geworden seyn, und lauter Feuer von sich gespieen haben.
Mündlich.
149. Die Grafen von Eberstein bei Retztow.
Vor Zeiten lebte in Sachsen ein vornehmes und mächtiges Geschlecht, das der Grafen von Eberstein. In der Mitte des dreizehnten Jahrhunderts aber wurde Graf Dietrich von Eberstein von dem Herzoge von Braunschweig
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |